Klassisches Beziehungsmuster zu konservativ?

vom 15.08.2009, 00:17 Uhr

Hallo,

ich habe mich mit Freunden desöfteren darüber unterhalten, ob die Menschen überhaupt für monogame Beziehungen geschaffen sind. Ist dieses Beharren auf Treue und Monogamie nicht veraltet und konservativ? Kann man nicht mehrere Personen lieben? Ich finde den Gedanken sehr toll, dass man einfach lockere und offene Beziehungen mit mehreren Menschen führt. Es wäre kein Problem in der eigentlichen Beziehung und man erzählt sich alles. Jeder könnte jeden lieben und mit jedem Sex haben. Der Partner kann mit machen oder es sein lassen, worauf auch immer er Lust hat.

Oder man führt eine Dreier-/ Vierer-... Beziehung. Alles sehr ernsthaft und erhrlich, nur halt mit mehr als einer Person. Obwohl ich die Vorstellung sehr reizend finde, bin ich da in der Realität wohl zu "uncool". Ich wäre eifersüchtig und kann mir schwer vorstellen, dass ich mich dann nicht von meinem Partner distanzieren würde.

Was denkt ihr? Sind die Menschen monogam oder doch eher polygam veranlagt? Machen wir es uns mit unseren Normen und Werten unnötig schwer? Habt ihr selbst Erfahrungen mit ungewöhnlichen Beziehungsmodellen? Haben sie funktioniert?

» adexa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Midgaardslang am 15.08.2009, 11:46, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Hallo!

Wenn man sich mal anschaut wie viele Menschen in Beziehungen fremdgehen, könnte man meinen, dass es einfacher sei eine offene Beziehung zu führen, wie du sie beschrieben hast. Offen und ehrlich. Ich denke nur, dass wir es uns damit eher unnötig schwer machen, da viele Menschen auf Dauer nicht damit leben könnten und wie du selber sagst, eifersüchtig würden. ich denke eher, dass diese erzwungene "coolness" in einer Beziehung, in der man zu dulden hat, egal was der Partner mit wemmacht, viel schwerer durchzuhalten wäre als eine monogame Beziehung.

Ich hatte auch schon eine dieser offenen und ehrlichen Beziehungen und es hat gut geklappt. Wir haben dem anderen von den anderen erzählt und es war nie wirklich ein Problem. Manchmal war er dann ein bisschen angefressen, aber das hat sich auch wieder gelegt. Eigentlich hatte er nur mit einem Probleme, weil der ihm vom Typ her ähnlich war und auch sehr gut aussah und er befüchtet hat, dass ich ihn bevorzugen könnte.

Aber seit ich mit meinem jetzigen Freund (und Verlobten) zusammen bin, habe ich kein Bedürfnis irgendwas mit einem anderen anzufangen. Hätte ich selber kaum geglaubt, aber ist so :-) Ich denke, dass jeder selber wissen muss, was gut für ihn ist. In verschiedenen Beziehungen mit verschiedenen Menschen muss man immer wieder aufs Neue sehen wie die Beziehung am besten funktioniert. Viele meiner Freundinnen könnten sich eine offene Beziehung übrigens nie vorstellen. Eifersucht und vielleicht auch die Angst ihn an eine der anderen zu verlieren wären zu groß. Vielleicht ist eine ordentlich Portion Selbstbewusstsein schon mal Grundlage.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht wirklich was besser ist - monogam oder polygam. Wahrscheinlich ist das von jedem einzelnen abhängig und auch dem Partner und den Gefühlen, die man für ihn hat.

» SabrinaMuc » Beiträge: 788 » Talkpoints: 15,76 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Grundsätzlich denke ich, dass auch Polyamory beziehungsweise Polygamie nicht verteufelt werden sollte. Es gibt so viele verschiedene Beziehungsmodelle und keines davon ist für alle Menschen passend. Menschen sind eben individuell und man kann nicht alle Menschen über einen Kamm scheren – auch nicht auf Beziehungsebene. Manche Menschen sind für eine monogame Beziehung geschaffen, während andere eher polygame Beziehungen mit festen oder auch wechselnden Partnern führen.

Dir erscheint ein polygames Beziehungsmodell optimal, während es für andere Leute der reinste Alptraum wäre. Ich denke nicht, dass man pauschal ein monogames Beziehungsmodell als veraltet und konservativ bezeichnen kann, während das polygame Modell dann automatisch den Idealzustand darstellen würde.

Ich selbst könnte nicht in einer polygamen Beziehung leben, in der sich alle untereinander lieben und jeder auch mit jedem Sex hat. Grundsätzlich mag ich offene Beziehungsmodelle, allerdings in einer anderen Form. Wenn man eine schöne und solide Beziehung zu einem festen Partner aufgebaut hat, finde ich es durchaus nicht abwegig, wenn beide Partner gewisse sexuelle Phantasien auch außerhalb der Beziehung mit anderen Menschen ausleben. Allerdings ist emotionale Treue für mich sehr wichtig und ich hätte ein Problem damit, wenn ich die Liebe, die mein Partner mir entgegenbringt, mit jemandem teilen müsste. Körperliche Treue ist mir bei weitem nicht so wichtig wie die emotionale Treue, solange ich weiß, woran ich bin und mich die temporärer körperliche Untreue meines Partners nicht belasten würde. Wenn einer der beiden Partner darunter leidet, sollte man sich auch Gedanken machen, ob man die Beziehung lieber als treue, monogame Beziehung weiterführt, oder ob jeder seine eigenen Wege geht.

Ich finde es wichtig, dass jeder Mensch seinen Weg findet – ganz unabhängig von Normen und Werten, die nur von der Gesellschaft diktiert werden. Ich denke, dass sicher mehr Menschen in offeneren Beziehungsmodellen leben würden, wenn die Gesellschaft offener und toleranter wäre und die Menschen dadurch offener aufwachsen würden – ohne Moralvorstellungen, die weder Hand noch Fuß haben.

Ich weiß nicht, ob ich persönlich zwei Menschen wirklich lieben könnte. Natürlich könnte ich mich für zwei Menschen begeistern, allerdings denke ich, dass es immer einen geben würde, für den ich stärkere Gefühle habe als für den anderen. Grundsätzlich gibt es aber sicher Menschen, die zwei Menschen lieben können, auch wenn ich persönlich es mir nicht vorstellen kann. Aber jeder Mensch ist anders und es gibt auch Leute, die sich nur in einem eher unkonventionellen Beziehungsmuster wirklich wohlfühlen.

Eifersucht ist sicher bei vielen Leuten ein Problem und führt gerade in offenen Beziehungen sicher in vielen Fällen zu Streit und/oder Misstrauen. Wenn man sich auf eine solche Konstellation einlässt, sollte man nicht allzu sehr klammern und den anderen Beteiligten auch vertrauen können.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich könnte mir eine so extrem offene Beziehung nicht vorstellen und möchte so eine auch selber nicht führen. Ich denke das eine monogame Beziehung alles andere als konservativ ist und durchaus noch Bestand hat. Ich selber hätte auch große Probleme damit wenn meine Freundin auf so eine Idee kommen würde.

Anders als früher wird so etwas heute jedoch viel besser akzeptiert und ist auch durchaus ok wenn jemand meint er müsste so leben und eine Beziehung führen. Ist heute keine Seltenheit mehr, dass Paare mal etwas neues probieren und gerne mal einen Dreier oder Vierer probieren um dabei selbst zu schauen ob das zu ihnen passt. Beziehung würde ich das allerdings nicht nennen.

Die meißten, so denke ich, wünschen sich noch immer eine monogame Beziehung in der alles gut funktioniert und man nur für den einen Partner da ist und keine weiteren hat die man lieben würde.

» stang2k » Beiträge: 161 » Talkpoints: 5,22 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich muss sagen, dass ich ehrlich gesagt auch nicht glaube, dass Menschen zur Monogamie geboren sind, ich meine, dass ist an sich ja offensichtlich. Andererseits denke ich aber auch, dass ein anderes Modell bei uns in der Gesellschaft nur schwer zu vertreten wäre, weil das eine große Umgewöhnung bedeuten würde, vor allem aber auch deswegen, weil normalerweise die Eifersucht direkt vorprogrammiert ist, wenn man einen Partner liebt und dieser dann Sex mit jemandem anderen hat. Ich muss sagen, dass ich auf der einen Seite meinerseits schon gerne Sex mit anderen Personen haben würde, aber wenn mein Partner das tun würde, dann wäre ich verletzt. Dies zeigt zum einen, dass wir für die Monogamie an sich nicht geschaffen sind, für das Gegenteil interessanterweise aber scheinbar auch nicht unbedingt.

Wie auch immer, ich denke, dass sich das monogame Beziehungsmodell bei uns nun mal einfach festgelebt hat und das jetzt zu ändern, würde viel Arbeit erfordern und ich denke, dass die Bereitschaft dazu nicht da ist, weil viele dieses Modell ja auch fest vertreten und der Ansicht sind, dass es kultiviert ist, so zu leben und das alles andere tierisch, unsozial und unmenschlich wäre. Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass ich mir eine offene Beziehung inzwischen auch nur noch schlecht vorstellen kann. Ich habe zu Beginn meiner Beziehung zu meinem jetzigen Freund eine offene Beziehung gewollt, weil ich bisexuell bin und mich auch einfach ein bisschen ausleben wollte, aber wir haben das nicht lange durchgehalten, weil wir am Ende eben beide dagegen waren. Irgendwie kommt dann wieder die Liebe ins Spiel und steht einer polygamen Beziehung mächtig im Wege.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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