Wegen Schulden auswandern

Mein Mann bekam vor einem halben Jahr einen Job in Schweden. Meine Kinder und ich wohnen noch in Deutschland, möchten dies aber schnellstens ändern. Leider gibt es noch viele Dinge, die wir klären müssen. Der für mich wichtigste Punkt sind die Schulden beim Auswandern. Wir haben hier ein keines Haus gekauft, das wir jetzt wieder verkaufen, dennoch glaube ich, dass noch ein großer Betrag der Schulden auf unserem Konto stehen bleibt.

Was passiert denn mit den Schulden wenn wir ins Ausland gehen? Wie können wir diese weiter abbezahlen?

Natürlich kannst du diese ganz weiter abbezahlen. Warum solltest du das nicht können? Du kannst auch aus dem Ausland überweisen. Im Zweifelsfalle kostet das ein paar mehr Gebühren, aber innerhalb der EU ist das alles kein Problem. Zur Not kannst du das Geld in einen Briefumschlag packen und hinschicken.

Bestehen bleiben dir die Schulden sowieso, trotz Auswandern. Dein Gläubiger kommt auch im Ausland an deine Adresse. Und auch dort kann er im Zweifelsfall ein Gerichtsverfahren betreiben. Das kostet unter Umständen etwas mehr, aber im Endeffekt hast du als Schuldner die Kosten zu tragen.

Wenn du im Vorfeld mit deinem Gläubiger einen Ratenvertag abschließt, kannst du den ohne Probleme aus dem Ausland bedienen. Deinem Gläubiger ist es egal aus welchem Land das Geld kommt. Du musst dich nur kümmern. Am besten mit Gläubiger und neuer Bank reden, dann bist du auf der sicheren Seite.

Ihr könntet mit den Behörden im Ausland Schwierigkeiten bekommen, wenn ihr hier in Deutschland Schulden hinterlasst.

Klar müsst ihr sie dann immer noch abzahlen. Ihr müsstet mit der Bank reden, wo ihr euren neuen Wohnsitz habt und mit ihr das abklären. Aber so einfach ist ein Auswandern mit Schulden nicht, wie ihr euch das vorstellt. Ihr solltet euch da genau erkundigen. Sonst bekommt ihr mit den ausländischen Behörden große Schwierigkeiten und sie können euch wieder ausweisen.

Zur Not kannst du das Geld in einen Briefumschlag packen und hinschicken.

thisnamewasfree hat geschrieben:Abgesehen davon, wie kommst du bei einem Brief mit Bargeld (selbst wenn der wirklich ankommt) zu deiner Quittung? Mit einem Mindestmass an krimineller Energie wird der Empfänger sagen er habe den Brief nie erhalten. Und dann?

Solche Vorschläge sind ja geradezu grobfahrlässig! Unglaublich!

Schweden ist ein EU Land und damit ändert sich herzlich wenig. Der neue Wohnsitz muss der Bank mitgeteilt werden, Überweisungen von Schweden nach Deutschland sind problemlos möglich (von der Bank deren IBAN erfragen, das ist die internationale Kennzeichnung der Banken) und auch kostenlos.

Wegen Schulden kann man als EU Bürger auch nicht wieder ausgewiesen werden - innerhalb der EU gilt wie innerhalb Deutschlands die Freizügigkeit. Informieren müsste man sich über Sozialversicherungsgeschichten im Falle der Arbeitslosigkeit oder Versicherungspflichten - die sind EU weit noch nicht einheitlich. Auch bzgl. Kindergeld u.ä. müsstest du noch Informationen einholen. Wenn's nach Australien gegangen wäre, läge die Situation anders.

Ich habe gerade relativ ernsthafte Pläne, nach Australien auszuwandern, habe aber noch über 10.000 Euro Schulden beim Finanzamt: Weil es hier schon kurz angesprochen wurde: Was ist denn bei Australien anders, was eine Schulden-Situation angeht? Kann da einer etwas praxisgerechtes dazu sagen?

Ich bin selbständig, habe einen Kunden, der ein Produkt produziert, was auch in Australien einen Markt hätte, was es dort noch nicht gibt und ich überlege, im Idealfall mit einem australischen Partner, der aus der entsprechenden Branche sein sollte, eine Vertriebsfirma eben für dieses Produkt zu gründen. Für genau diese Firma würde ich von meinem Kunden wohl auch einen kleinen Vorschuss kriegen und würde mir bei geschickten Verhandlungen auch zutrauen, den australischen Partner dazu zu bewegen, etwas in die Gründung und Infrastruktur zu investieren, denn er kriegt danach ja den Exklusiv-Vertrieb für ein Produkt, das nachweislich und seriös in Europa in einigen Ländern Marktführer ist.

Mit dem Finanzamt habe ich hier einen Ratenplan vereinbart und den könnte ich auch von Australien aus weiter abzahlen, denke ich mal. Oder gibt es eine generelle Regel, dass man mit Schulden nicht auswandern darf?

Auswandern und Schulden, da sehe ich persönlich kein Problem. Zudem ich einen Umzug von einem EU-Land in ein anderes ja nicht mehr als klassisches Auswandern sehe. Da ist durch das Zusammenwachsen des kleinen Europas ja kein großes Ding mehr. Gerade die zwischenstaatlichen Abkommen haben ja die Ebene bereitet um einen leichteren Umzug zu ermöglichen, auch unter dem Umstand dass eben auf dem Konto ein Minus ist. Schulden sind keine Schande, aber kriminelle Energie schon!

Wer sein Glück in einem anderen (EU-)Land sucht, der sollte sich an eine alte Weisheit klammern! Das Neue beginnt so, wie man das Alte hinterlässt. Wer sich also denkt dass er Chaos und Unordnung hinterlassen kann steht unter enormen Druck, auch wenn es keine Rechtsabkommen gibt oder die neu gewählte Heimat trotz entsprechendem Rechtsabkommen juristisch nicht verfolgt, muss mit der Tatsache rechnen, dass eine mögliche Rückkehr schwer wiegende Folgen hat bzw. haben wird. Denn hier gilt, dass auf Grund des Auslandsaufenthalts, die Verjährungszeit gehemmt ist, sprich, also nicht weiterläuft. Und wer von den Auswanderern kann denn heute schon sagen ob er in zehn oder fünfzehn Jahren nicht doch die Nase voll hat und heim will, in die gute alte geliebte Heimat. Wäre doch so schön, wenn da nicht diese dumme Geschichte mit diesen sitzen gelassenen Gläubigern wäre. Also, mein Ratschlag lautet schlicht und einfach Offenheit.

Wenn jemand in einem anderen Land seine Brötchen verdient kann man das ja dem Gläubiger mitteilen. Dieser hat ja auch ein vernünftiges wirtschaftliches Interesse an einer soliden Lebensführung seines Schuldners. Denn dadurch ist dem Gläubiger auch gewährleistet dass seine Forderungen beglichen werden. Dann steht auch einer Rückkehr zu einem späteren Zeitpunkt kein Hinderniss mehr im Wege! Also dann, viel Glück im der neu gewählten Heimat!