Letzter Schultag vor den Ergebnissen wirklich feiern?

Die die aus der Schule sind werden es wohl kennen: man feiert den letzten Schultag. Mein Bruder ist jetzt auch schon in der zwölften Klasse und bereitet seinen doch tatsächlich jetzt schon vor.

Bei uns war es damals so, dass wir den letzten Schultag hatten und dann erst wesentlich später unsere Abiturergebnisse bekommen haben. Sprich, wir wussten noch gar nicht, ob das wirklich unser letzter Schultag ist und ob wir das Abitur überhaupt in der Tasche haben. Natürlich kann man Vermutungen anstellen, aber man weiß ja nie, wie es kommt, wenn es dumm gelaufen ist.

Ein Teil von uns konnte also den letzten Schultag, der ordentlich gefeiert werden sollte mit Programm in der Schule und allem drum und dran, gar nicht richtig genießen. Es wäre wohl sinnvoller gewesen, wenn der später stattgefunden hätte. Das war so natürlich gar nicht möglich. Im Nachhinein finde ich es fast schaden, wenn ich zu dem Zeitpunkt schon meine Ergebnisse gewusst hätte, hätte ich wesentlich mehr gefeiert und so ging es einigen.

Wir findet ihr es denn, erst zu feiern, wenn man noch gar nicht die Ergebnisse kennt und damit auch gar nicht weiß, ob man einen Grund zum feiern hat?

In einem Roman habe ich mal ein Zitat gelesen, da ging es zwar um Siegesfeiern bei Schlachten, aber das lässt sich wohl auch auf Prüfungen anwenden: "Wenn alles gut ausgeht, dann haben wir schon vorher gefeiert, das ist auch Recht. Sollten wir aber verlieren, dann haben wir eben ein Fest zu viel gefeiert, was macht das? Es gibt schlimmeres!"

Ich denke das stimmt schon. Natürlich können einige die Party dann nicht richtig genießen, weil sie sie Sorgen machen. Aber die meisten können ganz gut abschalten und einfach die Tatsache feiern, dass die Prüfungen erstmal überstanden sind, unabhängig vom Ergebnis. Ich finde das nicht schlimm und hätte sicher begeistert mirgefeiert, auch wenn es bei uns so war, dass die Party erst nach der Verkündung der Ergebnisse statt fand.

Feiern, die man nur veranstalten, weil man das Gefühl hat, dass es gerade passend wäre, kann man doch wirklich höchstens als symbolisch bezeichnen, und eben solche Feiern haben doch in Wirklichkeit gar keinen Wert. Warum also auf Krampf so etwas erzwingen wollen, eben indem man es nur tut wenn man auch wirklich glaubt, einen Grund dafür zu haben?

Wir haben, um genau zu sein, ungefähr eine Woche vor Verkündigung der Ergebnisse angefangen zu feiern, und gut anderthalb Wochen danach dann damit aufgehört. Naja, genau genommen nur, um auf Abifahrt zu gehen, was dann nochmal eine Woche gedauert hat und eigentlich auch nichts anderes als eine einzige große Party war.

Dabei hat es keinen gestört was für Ergebnisse er tatsächlich gehabt hat oder wie die Prüfungen gelaufen sind, sprich mit welchen Ängsten er sich eventuell herumzuplagen hatte. Im Gegenteil! Das ganze feiern war eine mehr als willkommende Ablenkung von eben diesen Gedanken und die Stimmung dementsprechend auch ziemlich ausgelassen.

Allerdings ist unsere Schule da vielleicht auch ein wenig speziell gewesen. Diese ausgelassenen Feste zum Ende haben nicht nur eine lange Tradition, der schlechteste Abiturient in unserer Geschichte hatte einen Schnitt von 2.7. Die Lernhaltung an unserer Schule ist einfach eine ausgesprochen gute, und auch deswegen waren die Partys ziemlich willkommen. Außerdem musste sich keiner Sorgen machen, ob er das Abitur bestanden hat. Diejenigen, die von Anfang an wussten, dass sie etwas studieren wollen, für das sie einen besonders guten Schnitt benötigen würden, haben sich auch von Anfang an so ins Zeug gelegt, dass sie sich ihres guten Abschlusses sicher sein konnten und alle anderen wurden dann zur Bekanntgabe der Ergebnisse fast nur positiv überrascht.

Und wie Sorcya schon meinte, ein Fest zuviel hat sicher noch keinem geschadet.