Hebräische Sprache studieren

vom 26.05.2009, 16:00 Uhr

Ich spiele schon länger mit dem Gedanken, Judaistik, sprich jüdische Studien zu studieren. Hab zu der Sprache allerdings Fragen.

Wie schwer ist die Sprache wirklich? Ist es für einen Anfänger möglich, der erst mit 20 mit der Sprache anfängt, nach ein paar Jahren die Sprache gut zu beherrschen und zu sprechen und nach 3-5 Jahren intensivster Sprachausbildung mit Leuten mitzuhalten, die die Sprache als Muttersprache haben, und ist man wirklich soweit, dass man auf wissenschaftlicher Basis arbeiten kann? Sie haben bei der Studienberatung zwar gesagt, dass man bei null anfängt im ersten Semester, aber ist es alles machbar und wie sieht es später bei der rabbinischen Literatur aus? Kommt man da mit? Oder ist es sehr schwierig?

Ich habe mir ein Buch mit dem Titel" hebräisch Wort für Wort" vor ein paar Wochen aus der Bibliothek geholt und schon mal ein wenig angefangen. Ging soweit ganz gut. Kam damit klar. Und will jetzt einen 10-wöchigen Anfängerkurs machen, der 1x in der Woche wäre, für 1,5 Std.

Das bringt mir einen gewissen Vorteil. Aber mein Onkel weist mich auf die Gefahr dieses Studienfachs hin, nämlich auf die hebräische Sprache, die man in keinster Weise unterschätzen sollte und außerdem weist er mich auf die Zeit nach dem Studium hin, dass es vergeudete Zeit wäre, dass man sich mit dem Judentum in all seinen Facetten in der Freizeit beschäftigen könne und dass man stattdessen etwas "Anständiges" lernen solle, wie Medizin und Lehramt usw.

Ihr versteht mich schon (war nicht böse von ihm gemeint, aber er macht sich eben Sorgen und will, dass sein Neffe eine Zukunft hat) könnt ihr mir bitte helfen und mir eure Meinung zu dem Thema sagen. Ich mache mir nämlich gerade so viele Sorgen, dass alles schiefgeht und dass es doch nicht das Richtige ist!

» khiladi » Beiträge: 26 » Talkpoints: 0,16 »



Zunächst mal, muss ich dir als Wirtschaft Student sagen, dass dein Onkel recht hat. Wahrscheinlich wirst du mit Judaistik keinen wirklich gut bezahlten Arbeitsplatz finden. Das ist wahrscheinlich der Fall mit vielen Fächern wie Philosophie, Religionswissenschaften etc. Das solltest du dir bewusst sein.

Weiterhin gibt es zwei Arten von Hebräisch: Einerseits gibt es das biblische Hebräisch, das vor 2000-3000 Jahren gesprochen wurde und in dem die meisten Primärquellen verfasst sein werden, mit denen du dich im Studium auseinandersetzen wirst. Ich bezweifle, dass es zur Zeit Menschen gibt, die Muttersprachler in dieser Sprache ist

Und es gibt anderseits das Moderne Hebräisch, das im Staat Israel gesprochen wird. Soweit ich das weiß, wird dieses Hebräisch eher weniger gelernt. Ich kenne einige Menschen, die Judaistik studieren und wie ich das mitbekomme ist Hebräisch kein großen Problem.

» haseena » Beiträge: 8 » Talkpoints: 5,87 »


Zunächst mal: Hebräisch ist eine recht einfache Sprache. Sie hat einen vergleichsweise sehr kleinen Wortschatz, keine Deklinationen und bei Verbkonjugationen lächerlich wenige Ausnahmen. Hebräisch lässt sich sehr gut nach System lernen, weil eben generell kaum Ausnahmen zu allgemeinen Regeln bestehen.

Deutsch-Muttersprachler haben sehr gute Voraussetzungen, um Hebräisch beinahe akzentfrei sprechen zu lernen, da viele Laute auch im Deutschen existieren. Englisch- oder französischsprachige Menschen haben es da zum Beispiel viel schwerer.

Was natürlich eine Schwierigkeit im Vergleich zu gängigen Fremdsprachen darstellt, ist die Tatsache, dass Hebräisch mit einem anderen Alphabet geschrieben wird. Abgesehen von den vollkommen anderen Buchstaben, gibt es im Hebräischen keine Vokale. Es gibt ein Vokalsystem, das aus Punkten und Strichen, die den Buchstaben hinzugefügt werden, besteht. Dieses wird aber fast ausschließlich in Übungstexten und Kinderbüchern verwendet, in biblischen oder talmudischen Texten existiert es nicht.

Wie haseena bereits sagte, gibt es modernes und altes Hebräisch. Die beiden sind nicht vollkommen verschieden. Wer modernes Hebräisch beherrscht, kann sich in Texten, die in altem Hebräisch verfasst sind, zumindest zurechtfinden, einige Ausdrücke wird er aber beim besten Willen nicht verstehen. Wer altes Hebräisch gelernt hat, kann sich zum Beispiel im modernen Israel auch zurechtfinden, wird aber vermutlich teilweise merkwürdig angeschaut werden, weil er sich eben sehr altertümlich ausdrückt. Wenn man eines der beiden kann, lässt sich die andere Version recht schnell erlernen, zumal die größte wahrscheinlich bei beiden die Schrift ist.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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