Wie einer Freundin helfen die sich ritzt?
Hallo,
schon seit längerer Zeit ritzt sich eine gute Freundin von mir. Ich habe sie schon oft drauf angesprochen und sie sagte zu mir sie würde es nie wieder tun, doch es geschah immer wieder. Sie sagt, wenn es ihr wirklich dreckig geht dann nimmt sie die Rasierklinge und ritzt sich den linken Oberarm auf, weil es befreiend wäre.
Ich weiß nicht wie ich ihr helfen soll. Sie meint, wenn sie weint und "Schmerzen" habe, dann hat sie einen wirklich großen Drang sich zu ritzen und wenn sie es getan habe, dass sie sich dann eine Zeit lang besser fühle. Sie tut das, weil sie unzufrieden mit sich selber ist, Liebeskummer hat und ab und zu Auseinandersetzungen mit ihren Eltern hat. Ich weiß nicht mehr wie ich an sie rankommen soll, sie blockt immer ab wenn man sie drauf anspricht und sagt, es seie ja nicht so schlimm. In Therapie geht sie, aber noch nicht allzulange. Weiß jemand, wie ich ihr helfen könnte davon loszukommen? Hat vielleicht jemand ähnliche Erfahrungen gemacht mit einer Freundin oder einem Freund?
Liebe Grüße
Ich kann dir leider nicht wirklich helfen, würde aber empfehlen für sie da zu sein, keine Vorwürfe zu machen. Vielleicht würde ich auch mal mit den Eltern sprechen. Du sagst, sie ist schon in Therapie? Da müsste sich ja dann was tun, vielleicht kannst du sie mal begleiten und mit demTherapeut sprechen, wie du dich verhalten sollst?
Habe so eine Erfahrung zum Glück noch nicht gemacht, sprich auf jeden Fall mit ihr, dass du dir Sorgen machst.
Hallo Marina,
also erstmal von mir ein grosses Lob, denn du scheinst dir wirklich Sorgen um deine Freundin zu machen und man merkt richtig, das du ihr so gerne helfen möchtest. Du hilfst ihr ja auch schon, auch falls du es noch gar nicht so bewusst gemerkt hast, du bist für sie da und hörst ihr zu. Das alleine ist auch schon eine sehr grosse Hilfe.
Da sie ja bereits in der Therapie ist, würde ich ihr mal vorschlagen, das du sie begleitest und da kannst du sicherlich auch noch nützliche Ratschläge von dem Therapeuten bekommen, wie du dich verhalten sollst. Menschen die sich ritzen haben nämlich sehr starke psychische Probleme und es ist einfach eine Art ihren Schmerz zu bewältigen.
Ich finde es einfach klasse von dir, das du dich so kümmerst um sie und ich ziehe meinen Hut vor dir. Respekt und ich hoffe es geht deiner Freundin bald besser.
Auch ich hatte eine gute Freundin, die sich in diversen Gemütslagen geritzt hat. Je nach Lust und Laune an sichtbaren und an, für die meisten Mitmenschen, unsichtbaren Stellen. Sichtbare Stellen wurden dazu genommen, um den Mitmenschen zu zeigen, wie stark sie gerade unter etwas leidet, wie schlecht es ihr zur Zeit geht, womöglich um bei den betroffenen Personen Schuldgefühle hervorzurufen oder zu zeigen, dass sie daran beteiligt sind. Damals war ich in einer ähnlichen Lage, wusste vorerst nicht, wie ich damit umgehen soll, nach einer gewissen Zeit konnte ich mich doch in sie versetzen, sie verstehen oder zumindest mich darum bemühen, für sie da zu sein, wenn es ihr schlecht geht, dass sie jemanden bei sich hat, mit dem sie darüber reden kann, womöglich um eine Erleichterung durch Kommunikation zu zeigen, ohne dass man sich dabei selbst Schmerzen zufügen muss. Sie bekam rasch einen Platz in der Therapie, ich habe sie in den ersten paar Sitzungen begleitet, bis sie gemeint hat, sie komme schon einigermaßen allein zurecht.
Schlussendlich wurde sie auch vorzeitig aus der Therapie entlassen, weil sie als "geheilt und für sich selbst ungefährlich" eingestuft worden ist. Seither konnte ich nichts davon spüren oder sehen, natürlich besteht die Möglichkeit, dass sie sich an Stellen weiterritzt, wo man nicht hinguckt, aber die Therapie hat ihr auf jeden Fall weitergeholfen. Ich würde soweit gehen, dass ich sagen könnte, dass auch ich einiges dazu beigetragen habe. Aus diesem Grund kann ich dir eigentlich nur das anraten, was ich gemacht habe, sei einfach für sie da, versuch mit ihr etwas zu unternehmen, sodass ihr Vertrauen zu dir gestärkt wird, irgendwann wird sie auch darüber reden wollen und hoffentlich auch bemerken, dass es auch andere Wege gibt, die zu einer Erleichterung führen.
Meine beste Freundin hatte sich vor Jahren auch ein Mal geritzt. Sie war zu der Zeit Fan einer Boyband und hatte sich immer den Namen desjenigen eingeritzt, den sie aus der Band so toll fand. Ich selber konnte es nciht verstehen und fragte sie auch immer, warum sie das tut, da es doch weh tut. Mir tut es ja schon weh, wenn ich nur daran denke!
jedenfalls kam es dann so raus, dass sie Probleme hatte wegen der Schule und Familie. Sie fühlte sich einfach missverstanden und konnte es keinem mitteilen. Ich kannte sie da auch erst seit ca. einem halben Jahr. Ich glaube es war auch irgendwie mit Langeweile, weil sie oft zu Hause war und nichts zu tun hatte.
Jedenfalls hatte ich dann auch mit ihr gesprochen und sie hatte mir dann alles erzählt. Einige Zeit später hatten wir es dann geschafft, dass sie es ihren Eltern erzählt und wie sie sich im Moment fühlt. Nach einiger Zeit hörte das ritzen dann auch auf, weil sie einfach eingesehen hat, das es dafür keinen Grund gibt. Sie hat auch ein neues Hobby gefunden, etwas das sie wirklich interessiert und was sie so wohl alleine als auch mit Freunden machen kann. Sie fühlte sich nicht mehr unwohl und missverstanden.
Ich bin auch heute noch froh darüber, dass sie sich nicht mehr ritzt, denn es hinterlässt immer so fiese narben und man kann kaum noch kurze Sachen tragen, weil man sich im Nachhinein dafür schämt.
Wenn sich jemand soetwas an tut, sollte man versuchen, was der Grund dafür ist. Ob Langeweile, Stress mit der Familie, schulische Probleme oder oder oder, es gibt so viele Auslöser und doch weiß man nicht immer einen Rat.
Also Langeweile ist mit Sicherheit kein Auslöser dafür, dass man sich ritzt. Sowas Schwachsinniges habe ich schon lange nicht mehr gelesen, sorry. Aus Langeweile geht man vielleicht im Park laufen oder isst Pommes, aber man ritzt sich nicht die Arme auf, wenn man sonst nichts mit seiner Zeit anzufangen weiss.
Ich hatte früher eine Freundin mit ähnlichen Problemen. Ich denke, du kannst ihr so direkt natürlich nicht helfen, weil du ihn nicht ihre Probleme oder ihre Schmerzen abnehmen kannst. Du kannst ihr dahingehend helfen, dass du ihr eine gute Freundin bist und ihr vielleicht rätst, sich professionelle Hilfe zu suchen. Du kannst ihr sagen, dass sie dich immer anrufen kann, wenn sie Lust hat zu reden oder sich Sorgen macht, dass du für sie da bist und so weiter. Aber direkt helfen als Person, die sich damit ja nicht auskennt, das kannst du nicht. Da muss wirklich jemand ran, der sowas gelernt hat. Biete ihr vielleicht auch an, dass du mit ihr zu einem Psychologen gehst, oder gib ihr Adressen von Selbsthilfegruppen. Das ist schon viel und damit hilfst du ihr sicherlich auch sehr weiter.
Ich habe einige Erfahrungen mit Ritzen. Ich habe es schon selber gemacht und ich hatte einmal eine Klassenkameradin die es getan hat. Ich habe es damals so gut verstecken können, dass es niemand gesehen hat. Bei meiner Klassenkameradin war dies jedoch anders.
Sie litt unter Magersucht und probierte ihre Probleme mit dem Ritzen zu vergessen und sich selbst für alles die Schuld zu geben. Da es in unserer Klasse sowieso jeder wusste, trug sie eine Zeitlang auch T-Shirts und ihr ganzer Arm vom oben bis unten war vollgeritzt. Niemand hat sie darauf angesprochen, da keiner wusste wie man auf so etwas reagiert. Manche haben Abstand von ihr genommen und andere haben sie genauso behandelt, wie sie es immer getan haben. Eines Tages fing sie jedoch an, sich bei einer Klassenarbeit neben mir zu Ritzen und Texte zu schreiben, welche voller Selbstmordgedanken waren.
Ich hielt es einfach nicht mehr aus, da sie mir schon wichtig war und ich wusste, wie man sich in ihrer Situation fühlt. So ging ich nach der Klassenarbeit raus und erklärte all dies meiner Klassenlehrerin. Ich wusste in diesem Moment einfach nicht was ich tun sollte. Erstmal hatte ich Angst, dass sie nun total sauer auf mich ist, aber sie verstand mich. Sie rief mich eines Tages an und wir telefonierten stundenlang. Ich erklärte ihr, dass auch ich Erfahrungen mit dem Ritzen hatte und dass sie immer zu mir kommen kann, wenn sie reden möchte.
ich zeigte ihr also einfach nur, dass ich für sie da bin. Ich wusste, dass sie nicht sofort anfangen wird zu reden, da sie wirklich psychisch sehr labil war. Dennoch tat sie es irgendwann. Mein Telefon klingelte und sie sagte mir, dass sie gerne mit mir reden will. So bin ich also zu ihr gefahren und wir haben über ihre Probleme geredet und sie war froh darüber, dass sie einfach jemanden hatte, der sie mal in den Arm nehmen kann und der sie versteht und sie nicht gleich als krank darstellt.
Mit meiner Erfahrung will ich dir eigentlich nur sagen, dass du deiner Freundin einfach zeigen musst, dass du für sie da bist. Sag ihr, dass sie immer zu dir kommen kann und mit dir über alles reden kann. Sag ihr außerdem, dass du sie mit Sicherheit verstehen wirst und dass du immer zu ihr halten wirst, egal was passiert.
So etwas hilft Leuten die Ritzen, da sie sich so nicht zu nah angegriffen fühlen, sondern einfach nur das Gefühl verspüren, dass jemand für sie da ist.
Wenn sie sich jedoch immer mehr verschließt, dann würde ich mir an deiner Stelle professionelle Hilfe hinzu holen Pro Familia ist da immer eine super Anlaufstelle!
Ich denke es wäre auch wichtig zu wissen, wieso sie sich ritzt, denn das kann viele Ursachen haben und es gibt kein "Universalrezept", um allen mit ihren kleinen oder auch großen Problemen zu helfen.
Einen generellen Tipp kann ich allerdings geben: Zeig, dass man dir wirklich vertrauen kann. Eventuell ist es schwer, ihr vertrauen zu erlangen, aber das heißt nicht, dass sie niemanden braucht, dem sie ihre Geheimnisse und Gedanken anvertrauen kann. Oft fühlt man sich nach einem ausgiebigen Gespräch besser bzw. man denkt zumindest über seine aktuelle Situation nach. Geh mit Verständnis an die ganze Sache ran, denn mit Vorwürfen machst du es unter Umständen nur schlimmer und vor allem schadet das dem Vertrauen sehr.
Wenn du ihre Probleme kennst helfen Aussagen wie "Es liegt doch nur an dir, ändere das doch einfach mal" definitiv nicht, sowas sind dämliche Standardsprüche, die zeigen, dass die helfende Person nicht versteht, was in einem vorgeht, denn meistens kann man sowas nicht "einfach so" ändern. Es kann hingegen helfen, die Ursachen für die Probleme zu finden, auch wenn das teilweise nur schwer zu verwirklichen ist.
Ich möchte erst einmal sagen: "Hut ab, dass du noch eine Freundin für sie bist!" Die meisten Menschen wollen ja mit solchen Menschen gar nichts zu tun haben, weil sie denken, diese Menschen müssten immer im Mittelpunkt stehen oder bräuchten Aufmerksamkeit. Oft ist es aber leider so, dass diese Menschen sich ritzen, um den Schmerz, den sie in der Seele spüren, weil sie Probleme haben, für kurze Zeit zu vergessen, weil sie sich ganz auf ihren Körper konzentrieren können. Es ist wirklich schwer, in so einer Zeit, eine Freundin zu sein und auch beizustehen und nicht die Geduld zu verlieren.
Am Besten informierst du dich über Möglichkeiten der Therapie und schleifst deine Freundin einfach einmal zufällig mit. Bei uns gibt es nämlich zum Beispiel eine soziale private Einrichtung, die Jugendlichen kostenlos Beratungen und Therapien anbietet. Als ich Jugendlich war, hatte ich ebenfalls große Probleme und ich suchte mit einer Freundin diese Beratungsstelle auf. Mir wurde dort sehr geholfen. Vielleicht kannst du deiner Freundin ähnlich helfen? Versuche, die Wunden, die sie sich macht, zu ignorieren und einfach nur zu zu hören. Versuche ihr, wie früher, eine gute Freundin zu sein. Ich wünsche dir viel Kraft!
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