Antrag auf Prozesskostenhilfe

Bei mir steht leider eine Scheidung ins Haus und ich brauche dafür doch sicher einen Anwalt. Klar gibt es bei uns nichts zu verteilen aber ich habe gehört dass man auch dann einen eigenen Anwalt mitbringen muss. Ich kann mir das finanziell überhaupt nicht leisten und wollte mal fragen ob man da einen Antrag auf Prozesskostenhilfe stellen kann.

Ich weiß dass es das früher mal gegeben hat aber nicht ob es das heute auch noch gibt. Wisst ihr mehr oder kann ich da einfach mal bei einen Anwalt anrufen, was kann ich da tun?

Hast du vielleicht eine Rechtschutzversicherung? Die übernehmen die Kosten dafür in Regel, sofern man es versichert hat. Normalerweise kann man Prozesskostenbehilfe beim Gericht beantragen. kommt eben darauf an wieviel man verdient.

Solange aber die Fronten der beiden Scheidenden geklärt sind braucht man keinen Anwalt. Sollte aber Eigentum und andere gemeinsame Sachen vorhanden sein ist es in jeden Fall wichtig sich einen Anwalt zu nehmen. Dann ist nämlich zu prüfen wer was bekommt und ob jemand dem anderen Unterhalt zahlen muss. Anders ist es schwer Ansprüche geltend zu machen.

Prozesskostenhilfe gibt es immer noch. Am besten vereinbarst du mal einen Termin bei einem Anwalt und weist gleich darauf hin, dass du ein geringes Einkommen hast. Wenn du z.B. Arbeitslosengeld beziehst, erhältst du auf jeden Fall Prozesskostenbeihilfe.

In Scheidungsangelegenheiten kann es jederzeit zu Streitpunkten kommen und dann wäre es besser, wenn du schon einen Anwalt hast, der mit dem Fall vertraut ist.

Ich gehe mal davon aus, dass Du in Deutschland wohnst.

Das ganz wichtige zuerst: Eine Rechtsschutzversicherung zahlt nur für eine Beratung im Rahmen der Ehescheidung. Für außergerichtliche Angelegenheiten (also bevor der Scheidungsantrag ans Gericht geht und Dein Partner zu diesem Zeitpunkt angeschrieben wird vom Anwalt) heißt es nicht Prozeßkostenhilfe sondern Beratungshilfe. Im Scheidungsverfahren muss nur der Antragssteller einen Rechtsanwalt haben, der Antragsgegner nicht.

Wenn Du mit Deinem Partner trotz der Scheidung noch gut klar kommst, wäre zu überlegen, wer von Euch eher Prozesskostenhilfe bekommt, der sollte dann als Antragssteller fungieren. Die Prozesskostenhilfe wird nach Einkommenshöhe bewilligt, da gibt es entsprechende Grenzen, frag mich jetzt aber nicht, wie die sind, das weiß ich nicht mehr.

Natürlich, wenn Ihr Euch eher "die Köpfe einschlagt" und über jedes Teil vom Hausrat zofft, wäre es besser, wenn jeder von Euch einen Anwalt hat. Übrigens, einigt Euch nach Möglichkeit über so viel wie möglich vom Hausrat ohne Anwalt, das spart auch nochmal Geld, da die Anwaltsgebühren nach dem Gesamtwert der Sachen, über die verhandelt bzw. geschrieben werden, berechnet werden. Das Sorgerecht für gemeinsame minderjährige Kinder wird auf jeden Fall neben der eigentlichen Scheidung vom Gericht geregelt werden, genauso der Zugewinnausgleich, sprich die Renten, die Ihr Euch während Eurer Ehezeit erarbeitet habt, werden quasi halbe-halbe gemacht.

Das Ende der Ehezeit ist hier der Monat des Scheidungsantrages, sonst natürlich ab Scheidungsurteil. Kindesunterhalt und Ehegattenunterhalt (nach Scheidung) bzw. Ehegattentrennungsunterhalt (vor Scheidung) wird nur auf besonderen Antrag vom Gericht geregelt, da müsstest Ihr Euch von einem Anwalt beraten lassen, falls dieses Thema bei Euch akut sein sollte. Kindesunterhalt muss auf jeden Fall gezahlt werden, da kann nicht der Ehepartner darauf verzichten, er darf auch nicht mit Ehegattenunterhalt oder sonstigen Sachen verrechnet werden. Erst das volljährige noch unterhaltsberechtigte Kind kann hierauf verzichten.

Ich habe lange bei einem Anwalt gearbeitet, weiß also einigermaßen Bescheid und hoffe, dass ich Dir etwas weiterhelfen konnte.