Geburten- und Bevölkerungsrückgang
Wir werden immer weniger - allein letztes Jahr um eine Stadt fast so groß wie Mainz geschrumpft. Immerhin um fast 170.000 Menschen beträgt der Bevölkerungsrückgang in Deutschland allein im Jahr 2008.
Dafür gibt es viele Gründe, einer davon ist die geringe Geburtenrate. Auf 1.000 Einwohner kommen in Deutschland nur 8,3 Geburten, dem stehen aber 10,3 Sterbefälle gegenüber. In keinem anderen Land der EU ist der Unterschied so groß und gleichzeitig die Geburtenrate so niedrig. EU-weit liegt die Geburtenrate bei 1.000 Einwohnern im Schnitt bei 10,9 Kindern, Spitzenreiter sind die Iren mit 14,4 Kindern, gefolgt von Frankreich (13,3), Luxemburg (13,1) und den Niederlanden (13,0). Die Sterbeziffer mit 10,1 je 1.000 Einwohnern ist in Deutschland im Vergleich zu den anderen westlichen EU-Mitgliedern am höchsten, nur in den ehemaligen Ost-Block-Ländern gibt es noch höhere Sterberaten. Lettland, Litauen und Estland führen diese Statistik an.
Diese - nicht mehr gerade überraschenden - Zahlen sorgen in Deutschland mal wieder für Aufregung. Familienministerin Ursula von der Leyen wirft den EU-Statistikern vor, dass man dort mit falschen Zahlen gerechnet habe, es zwar einen kleinen Rückgang bei den Geburten gibt, dieser aber statistisch gar nicht mehr erfassbar sei.
Es ist Wahlkampf und da ist scheinbar jedes Mittel recht: das Kindergeld, das von der Leyen in den letzten Jahren so in den Mittelpunkt gestellt hat scheint also doch nicht die gewünschte Wirkung zu zeigen - es gibt eben nicht mehr Kinder, nur weil der Staat (zumindest einigen) mehr zahlt und die Elternzeit um zwei Monate verlängert. Geld allein macht also noch keine Kinder, das Elterngeld ist auch nicht für alle Empfänger sinnvoll, es profitieren vor allem diejenigen davon, die vorher viel verdient haben.
Hallo!
Ich glaube auch, dass es hauptsächlich daran liegt, dass man als Frau in der Berufswelt sehr große Nachteile in Kauf nehmen muss, wenn man sich für Kinder entscheidet - das Geld spielt meiner Meinung nach auch eher eine kleine Rolle.
Bei mir ist es so, dass ich mich bewußt für Kinder entschieden habe - meine berufliche Zukunft ist aber dadurch sehr, sehr viel bescheidener geworden. Ich habe Abitur gemacht und in einer Steuerprüfungskanzlei gearbeitet - jetzt, wo ich nur mehr Teilzeit arbeiten kann, bleibt mir nur noch das Gastgewerbe oder der Handel.
Viele Frauen wollten heutzutage diesen "Verzicht" nicht mehr in Kauf nehmen und entscheiden sich daher gegen eine Familie. Ich glaube, es müsste einfach in Sachen Kinderbetreuung (vor allem auf dem Land) noch sehr viel mehr getan werden, damit die Frauen auch MIT Kindern eine berufliche Zukunft haben.
Hallo!
Meines Erachtens war die Kindergelderhöhung von vorne herein dazu verdammt ihren Zweck nicht zu erfüllen. Ich denke, dass es oft nicht am fehlenden Geld liegt, dass man keine Kinder möchte. Natürlich haben Familien oft zu wenig Geld und auch die Unterstützung vom Staat ist nicht unbedingt grandios (vorsichtig ausgedrückt), aber ich denke, dass das kaum ein Grund ist keine Kinder zu kriegen.
Vor einem Jahr in etwa (vielleicht ist es auch ein bisschen länger her) habe ich mehrfach gelesen, dass besonders bei den Akademikern ein starker Rückgang der Geburten zu verzeichnen ist. Oft ist das Problem, dass man kaum ganztags arbeiten kann, wenn man ein Kind hat, da man dadurch sehr unflexibel wird. In einigen Berufen ist es einfach nicht möglich punkt 5 oder 6 nach Hause zu gehen. Leider wird man als Frau dann auch benachteiligt. Wenn das Kind krank ist, kann es schon sein, dass man mal einen Tag ausfällt. Dementsprechend bekommt man dann nicht so verantwortungsvolle Aufgaben, da man ja immer mal ein oder zwei Tage fehlen kann.
Ich persönlich möchte aus eben diesen Gründen keine Kinder. Das heißt, ich kann mir momentan sowieso nicht vorstellen Kinder zu kriegen, aber das ist etwas, was mich definitiv nochmal darüber nachdenken lassen würde, wenn ich es mir mal anders überlegen sollte. Die Arbeitgeber haben oft ja schon Angst, dass man demnächst schwanger wird, wenn man nur einigermaßen jung und dann auch noch verheiratet ist
Dass die Iren soweit vorn liegen wundert mich nicht bei dem Katholizismus der da wütet und dem immernoch starken Einfluss der katholischen Kirche was die Frage der Verhütung angeht . Die Iren müssen ja viele Kinder haben, wenn sie fromm und nicht abstinent leben wollen . Und abseits dessen: die gute wirtschaftliche Lage in Irland, auch für Familien, gab den Iren ja wenig Gründe in die Hand, keine Kinder zu bekommen und sich nur vom Job abhängig zu machen.
Was Frankreich angeht wundert mich gar nichts - zwar geht es den Franzosen fast so wie uns was die Wirtschaft angeht, nur verfolgt der französische Staat ein völlig anderes Konzept um seine Bürger gebärfreudig zu halten. Während man hier "nur" Geld bekommt, dass denen die es brauchen zuwenig ist und denen die es nicht brauchen nicht Anreiz genug ist, gibt es in Frankreich eine aktive Förderung und Unterstützung der Eltern! Wer in Frankreich ein Kind bekommt hat nicht nur mehr Geld in der Tasche, sondern kann sich auch darauf verlassen, sehr viele Möglichkeiten hinsichtlich der Förderung und Betreuung vom Staat angeboten zu bekommen - also etwas, was man in Deutschland nur noch im Osten von früher her kennt.
In Frankreich gibt es sowohl ausreichende Kindergartenplätze als auch staatlich bezahlte Haushaltshilfen, die junge Eltern anfordern können und die ihnen alle zusätzlichen Arbeiten die durch ihren Nachwuchs anfallen größtenteils abnehmen und es so vor allem Frauen wesentlich leichter und damit attraktiver machen, ihre Arbeit nur kurzzeitig unterbrechen zu müssen (halt um zu werfen) und dann gleich wieder einzusteigen, da zuhause die Haushälterin größtenteils das besorgt was sonst die Mutter tun müsste. Frauen sind in fast jedem EU Land wesentlich besser abgesichert was Betreuung und Förderung angeht als in Deutschland - während hier Kinder kriegen im Grunde schon den Übergang ins Hausfrauendasein markiert ist es in anderen EU Ländern etwas, was man nebenbei machen kann so wie einen Segelschein oder Urlaub und wo persönliche Belastungen durch Kinder sehr überschaubar sind dank der Hilfe des Staates.
Mal sehen, wann das bei unseren Politikern ankommt, dass man mit mehr Geld auch keinen notwendigen Kindergartenplatz / Kinderkrippenplatz bezahlen kann, den es nicht gibt! Aber das wird wohl noch dauernd, solang wir Parteien in der Regierung haben, die das Hausfrauen- und Mutterdasein, obwohl ihre eigene Vorsitzende selbst weder das eine noch das andere ist, als Idealbild hinsichtlich der partnerschaftlichen Rollenverteilung ansehen und als Maximum der Gleichberechtigung und nicht die Frau gleichberechtigt neben dem Mann im Beruf vertreten sehen wollen.
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