Kritik an der Evolutionstheorie

vom 13.09.2007, 16:04 Uhr

vonZitzebitz hat geschrieben:- 10 % der angehenden Biologielehrer glauben, dass des Menschen Aussehen und Form von einem höheren Wesen geschaffen wurde


Spätestens hier würde ich aber gewaltig an der Quelle und an der Ernsthaftigkeit dieser Umfrage zweifeln. Mein Bekanntenkreis besteht zu größten Teilen aus den genannten angehenden Biologie-Lehrern, Medizin-Studenten und Neurowissenschaftlern. In diesen Runden werden häufiger evolutionäre Fragestellungen besprochen, aber obiger zitierter Satz traf bis heute noch nicht zu. Mir ist kein einziger Biologie-Student bekannt, der solch eine Aussage von sich geben würde. Ich möchte hier natürlich niemanden meine Worte in den Mund legen, aber ich bin mir sicher, dass ich im Namen meiner Freunde sprechen darf und diese 'Studie' zumindest aus Sicht der Biologen als Unsinn erkläre.

Dass Studenten berechtigte Zweifel haben will ich nicht bezweifeln oder ankreiden, das ist jedermanns gutes Recht, aber ich bin mir sicher, dass diese Studie keinesfalls repräsentativ ist.

Ps möchte ich noch anmerken, dass ich kein Gegner der Schöpfungstheorie bin, beide Theorien sollen gerne gelehrt werden, und jeder Mensch soll durch seinen Verstand gegeben seine Wahl treffen. Meine Kritik richtet sich hier speziell an diese ominöse Umfrage, diese grenz an Diffamierung. Mich würde wirklich interessieren wer konkret diese Umfrage durchgeführt hat.

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» schneetiger » Beiträge: 28 » Talkpoints: 1,92 »



Ich habe kürzlich ein Interview mit dem Professor gelesen, der die Befragung durchführte. Dieses Interview hat auch eine Frage geklärt, die mich interessiert hat - den Grund für die Zweifel: Wer nicht versteht wie Wissenschaft funktioniert (wie wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden, ob Wissenschaft endgültige Wahrheiten verkündet), der hat auch die Evolutionstheorie eher abgelehnt. Verständlich - wenn man glaubt, dass die Evolutionstheorie ein Dogma ist, der wird natürlich auch an dieser zweifeln.

Ein weiterer interessanter Fakt: die Schöpfungsgeschichte lernen viele Kinder schon im Kindergartenalter, die Evolutionstheorie dagegen erst viel später kennen, nämlich gegen Ende der Schullaufbahn. Es fehlt also eine Ausgewogenheit. Und wer als Teenager eingefleischter Kreationist (Anhänger der Schöpfungsgeschichte) ist, der tut sich schwer damit die Alternative als solche zu akzeptieren.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Tja, diejenigen, die an der Theorie zweifen und lieber von Gott, Adam und Eva und so weiter erzählen, werden dann später hoffentlich Lehrer für Religion, aber keine für das Fach Biologie.

Ich würde es fatal finden, wenn ein Lehrer mit derartigen Ansichten mein Kind in Biologie unterrichtet. Ich würde mein Kind vom Religionsunterricht befreien lassen, denn das was dort gepredigt wird, kann man auch später in den Märchenbüchern nachlesen.

» matze2406 » Beiträge: 18 » Talkpoints: 4,37 »



Ich denke, ein sehr sehr großes Problem ist die Darstellung des Menschen in den verschiedenen Berichten (Evolution vs. Schöpfung). Und das ist wohl auch ein Grund, warum viele die Evolutionstheorie (wobei ich nicht nur von der biologischen, sondern auch von der kosmologischen Evolution spreche) total ablehnen.

Der Mensch wird laut dem ersten Buch Mose als Ebenbild Gottes geschaffen, nicht als Diener, sondern der übrigen Schöpfung übergeordnet. Er erfährt eine Aufwertung durch die Erschaffung nicht allein durch Gottes Wort, so wie die restliche Schöpfung, sondern durch die Formung seiner selbst durch Gottes Hände und die Erhaltung von Gottes Atem als „Lebenshauch“, er ist somit einzigartig und erhält die ihn auszeichnende und auch im Grundgesetz verankerte unantastbare Menschenwürde.

Gott wird in der Schöpfungsgeschichte als ordnende Kraft beschrieben, er schafft die Ordnung aus dem Chaos („Tohuwabohu“), er ordnet nach Plan und überlässt nichts dem Zufall. Was er schafft, das erhält er, er kümmert sich und wertet das Erschaffene als „gut“, doch erst nach der Erschaffung des Menschen wird alles "sehr gut".

Nun also, wer ist der Mensch? Laut Bibel ein erhabenes, würdiges, allem anderen überlegenes Wesen, von Gott geschaffen, das sich den Tod selbst zu Schulden hat kommen lassen. Der Sinn des Lebens besteht darin, mit anderen Menschen in Nächstenliebe zu leben und ansonsten auf Gott zu vertrauen, sein Leben in seine Hände zu legen, zu ihm zu beten und sich von ihm leiten zu lassen.

Die Evolutionstheorie bietet uns eine vergleichsweise nüchterne Darstellung der Lebensform Mensch, sachlich und ohne Aufwertung. Im Gegenteil, die Lehre der Evolution scheint den Menschen sogar herabzusetzen. Sie entthront den Menschen als Krone der Schöpfung und macht ihn statt Gott dem Affen ebenbildlich. Der Mensch an sich ist nichts Besonderes. Am Anfang war dort allein ein primitives, sich aus niederen Wirbeltieren entwickelndes, Wesen, das Gott gar nicht kannte und somit auch zu einer Ur- und Erbsünde gar nicht fähig war.

Der Mensch ist zwar einzigartig, jedoch nicht „besonderer“ als andere Tiere und Pflanzen, seine Entwicklung war naturgesetzmäßig und notwendig, aber eben ganz und gar zufällig. Folgt man der Evolutionstheorie, so wird ein göttliches Wirken dabei überflüssig gemacht. Der Mensch wurde nicht als fertiges Geschöpf geschaffen sondern befindet sich in ständiger Weiterentwicklung, wobei er die Probleme der Zukunft selbst in die Hand nehmen muss – er ist ganz und gar sich selbst überlassen, muss vor niemandem Rechenschaft darüber ablegen, wie er mit der ihn umgebenden (Nicht-)Schöpfung umgeht.

Für welche der beiden Theorien (neben unzähligen anderen) man sich schlussendlich entscheidet, das bleibt wohl jedem selbst überlassen. Viele Menschen sind sich jedoch einfach zuviel wert, um den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zu folgen und sich als Produkt des Zufalls, der „Nicht-Absicht“ zu sehen.

Es gab viele Versuche, die verschiedenen Lehren zu kombinieren, jedoch sollte man nicht versuchen, naturwissenschaftliche Beweise aus der Bibel herauszuarbeiten (z.B. die sechs Tage der Schöpfung interpretieren als Schöpfung in 600 Milliarden Tagen), sondern einzig das für Leben und Glauben Unverzichtbare. Die beiden Theorien sind keineswegs miteinander zu harmonisieren, sie widersprechen sich aber auch nicht. Die biblischen Schöpfungsgeschichten bieten keine naturwissenschaftlichen Fakten, sondern deuten diese bloß für das menschliche Leben und Handeln.

Jedoch lässt sich auch nicht sagen, man müsste die beiden Theorien komplett voneinander getrennt betrachten, denn die Evolution schließt, naturwissenschaftlich gesehen, einen Gott als Schöpfer bzw. Urheber und ein letztes Sinn-Ziel weder ein noch aus, auch wenn bei der Weiterentwicklung des Lebens ein Eingreifen Gottes unnötig wäre.

Naturwissenschaft und Religion haben beide ihre Eigenständigkeit: Die Religion kann die Evolution als Schöpfung interpretieren. Die Naturwissenschaft kann die Schöpfung als evolutionären Prozess konkretisieren. Und schlussendlich kann die Religion der Evolution einen Sinn zuschreiben, den die Naturwissenschaft nicht in ihr sieht und bestenfalls vermuten kann.

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» koeniglich » Beiträge: 370 » Talkpoints: 0,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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