Heutige Auffassung von Rockmusik

vom 06.12.2008, 00:03 Uhr

Ich staune immer wieder, wenn ich in letzter Zeit mitbekomme, wie irgendwelche Magazine, Zeitungen oder Fernsehsendungen über Rockmusik (oder besser: was sie dafür halten) berichten. Da wird als "Rock" oder gar "Hard Rock" oder "Heavy Metal" bezeichnet, was nicht ansatzweise Rock ist, sondern bloß seichter Mainstream-Pop mit einer Gitarre im Hintergrund. Dabei geht es mir nicht um das Gehabe oder Äußere der besprochenen Musiker, weil das für mich bei Musik einfach zweitrangig ist, sondern um den Klang der Musik an sich.

Natürlich waren Genrebezeichnungen schon oft und in allen Szenen streitig. Ich weiß aus dem Metal-Bereich, dass sich einige Menschen fast gegenseitig die Schädel einschlagen (natürlich im übertragenen Sinn), ob eine Band nun diesem oder jenem bestimmten Metal-Subgenre angehört. Darum geht es mir nun aber auch gar nicht. Auch weiß ich, dass der Begriff "Popmusik" im Grunde ursprünglich nur bezeichnet, dass ein Lied populär ist oder war.

Aber ich finde es schon seltsam, wenn bestimmte sehr seichte Musik den Massen als "Rockmusik" oder gar "Heavy Metal" verkauft wird, obwohl zu "echtem" Rock oder Metal keinerlei Ähnlichkeit besteht. Irgendwie ist es für mich einfach Etikettenschwindel und je unähnlicher sich diese Genres eigentlich sind, umso lächerlicher finde ich solche Aktionen.

Habt ihr auch schon beobachtet, dass Popmusik ein "böses" Heavy-Metal-Image durch die Medien verpasst wurde? Was glaubt ihr, steckt dahinter: Ist es einfach nur Unwissenheit oder eine Marketing-Strategie? Findet ihr solche Aktionen gut oder lehnt ihr sie eher ab? Denkt ihr, dass es irgendwelche Folgen hat, entweder für "echte" Rockmusik oder aber für die gesellschaftliche Akzeptanz dieser? Oder glaubt ihr gar, dass der Begriff von Rock und Metal sich mittlerweile einfach verändert hat?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Da schreibst du mir tatsächlich aus der Seele. ich habe auch etwas das Gefühl, dass Rockmusik heute ein wenig verweichlicht wird. Jeder zweite Popsong in dem mal eine Gitarre zu hören ist, wird derzeit als "Rock" bezeichnet.

Für mich hat Rockmusik etwas mit selbstgemachter, handgemachter Musik zu tun und nicht mit Castingsternchen wie Thomas Godoj, die ja "achso harte Rocker" darstellen. Aber da die "Kids" anscheinend darauf abfahren und es wohl cooler ist "Rock" statt Popmusik zu hören, werden immer mehr Popsongs als rockig bezeichnet, obwohl sie damit absolut nichts zu tun haben.

» sunny4590 » Beiträge: 132 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich bin zwar kein richtiggehender Rockfan, dazu kenne ich mich mit Rock nicht gut genug aus, aber, dass das, was da in den Charts als Rock verkauft wird, keiner ist, das entspricht auch meiner Meinung.

Die wahren Rockbands existierten doch eher in den 70ern und 80ern, seit den 90ern finde ich ist Rockmusik im eigentlichen Sinne doch kaum mehr vorhanden, und in den Charts schon gleich gar nicht.

Momentan höre ich gerne Jethro Tull, das geht ja teilweise auch in die Folk-Richtung, aber für mich persönlich ist das richtige Rockmusik, nicht dieses aufgesetzte Pop-Gedudel, wo ein paar Gitarren-Riffs reingemixt wurden. :uebel:

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Selbstverständnlich ist es alles lediglich eine Marketingstrategie. Wenn diese Anastacia (oder wie sie heißt) als "Rockröhre" bezeichnet wird, oder Avril Lavigne als "Punk Girl", dann versuchen die Verantwortlichen damit, eine spezifische Zielgruppe anzusprechen, und all dies ist natürlich auch nur denkbar, weil Rock in der Tat Einzug in den populären Mainstream gehalten hat.

Man muss sich der Tatsache stellen, dass vieles, was wir früher als "alternative" Musik bezeichneten, heute absolut nichts Alternatives mehr an sich hat und völliger Bestandteil der Populärkultur geworden ist. Green Day sind da nur ein beeindruckendes Beispiel (ob im positiven oder negativen Sinne beeindruckend muss jeder für sich selbst entscheiden - ich halte es für negativ). Aber da gibt es noch weitaus mehr Beispiele.

Rockmusik, sowie das ganze "Rockimage" (was auch immer das sein soll) ist heute populär und verkauft sich gut. Keine Frage, es gibt Leute, die auch einfach keine Ahnung haben und Green Day als Punk Rock bezeichnen, weil sie als solcher ab und zu noch verkauft werden. Oder Sum41 oder Blink damals. Letztendlich ist Power Pop wohl die beste Umschreibung dafür.

Und wir haben es auch in den anderen Subgenres des Rock erlebt, bis hin zum Metall und Hardcore und Metal Core usw... so ist nunmal der Gang der Zeit und der Industrie.

» noparadigm » Beiträge: 51 » Talkpoints: 0,00 »



Da sprichst du was an, was ich auch schon beobachtet habe Wawa666.

Das was die Branche da macht, ist einfach das zu nehmen was funktioniert und irgendwie mainstreamfähig zu machen. Dabei kommen dann so Pseudo-"Rock"-Pop Bands raus, die tun als würden sie die Gitarren wie ein junger Gott spielen aber vermutlich sonst noch nie ein Tönchen aus einer Gitarre herausgezaubert haben.

Als eingefleischter Rock-Musik-Liebhaber entarnt man solche Bands sehr schnell. Inzwischen gibts davon schon recht viele wo ich immer wieder sagen muss "das klingt mir viel zu poppig". Rock ist halt nicht ein paar Gitarrentöne mit dem Synthesizer zu zaubern, sondern handgemachte Musik die einen berühren sollte..unzwar die die solche Musik mögen und nicht die breite Masse.

Wenn sich dann Künstler wie PINK und wie sie alle heißen als "Rockstar" bezeichnen, muss ich nur schmunzeln.

noparadigm muss ich in einer Hinsicht widersprechen. Alternative rock gibt es heute immer noch, nur hört sich halt der Zeit entsprechend anders an. Man darf da auch nicht pauschalisieren: Nur weil eine Band wie Green Day sehr erfolgreich ist und sich sehr gut verkauft, heißt das noch lange nicht, dass die nun "Pop" machen. Klar ist die Musik massenverträglicher, trotzdem unterscheidet die sich noch sehr stark vom üblichen Pop und kann durchaus noch als "Rock" bezeichnet werden, wenn auch nicht mehr "Alternative".

» Ditschi » Beiträge: 321 » Talkpoints: 0,39 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke auch, dass das meiste was in den Single Charts zu sehen ist, und was als Rock bezeichnet wird, einfach Rock-Pop ist, mit ganz wenigen Ausnahmen. Bei den Album Charts sieht es da schon anders aus, wo man vermehrt wirkliche Rockbands zu sehen bekommt, wie Ac/Dc oder Disturbed.

Dass Popmusik ein böses "Rockmusik-Image" verpasst bekommen hat, habe ich z.B. bei Britney Spears gesehen, als sie das Lied " I love Rock 'n' Roll" gecovert hat, um von ihrem Image als Pop Prinzesschen Weg zu kommen. Oder noch ein Beispiel dafür ist, dass Stefanie Heinzmann, die Gewinner der "Deutschland sucht den Superstar" ähnlichen Sendung von Prosieben, das Lied "The unforgiven" von Metallica gecovert hat, was ich persönlich nicht so toll finde, da vertrau ich lieber auf das echte Lied von Metallica.

Aber sonst hat sich der Begriff des Metals nicht so sehr veränderter, wie der Begriff Rock, oder gab es schon einmal eine Pop Version eines Black Metal Liedes? Dabei ist zu beachten, dass Rock weniger "hart" ist als Metal, und es so auch allgemein massentauglicher ist.

Als echten Rock bezeichne ich Bands wie die alten Guns & Roses, Ac/Dc oder The Ramones, die sehr Gitarren betonte Musik spielen/ bzw. gespielt haben.

» Lord_of_Chaos » Beiträge: 31 » Talkpoints: 0,16 »


Ich habe diese Beobachtung auch gemacht und schließe mich dem Tenor hier an. Das Verkaufen des Rebellentums als Marketingstrategie sieht man ja auch in anderen Bereichen, der Mode und Kosmetik. Das fängt bei Ed Hardy-Shirts an und hört bei Totenkopfbettwäsche im Supermarkt auf.

Rockmusik ist nicht schlecht, nur weil sie berühmter ist, aber ich persönlich mag den Massentauglichere Weichspülrock rein garnicht und ziehe mich musikalisch in immer klarer definierte Nischen zurück. Was mich dabei aber wirklich ankotzt, ist dass plötzlich alle Welt nach eigener Aussage Heavy Metal hört, auch jene, die einen früher dafür milde belächelt haben. Nur weil sie zufällig über Chartsrock gestolpert sind, meinen sie jetzt die ganz Harten zu sein, ohne von der richtigen Szene die geringste Ahnung zu haben. Rein äußerlich sieht man mir meinen Musikgeschmack ja auch nicht an, wenn dann solche Leute meinen, mir was von Metal erzählen zu müssen, kann ich darüber aber meistens einfach lachen.

Ein bisschen weh tut dieser Szeneausverkauf schon, auch schade ist, dass große Festivals vor Touristenandrang viel Flair verlieren. Gute Rock- und Metalmusik findet man aber trotzdem noch, die Musikrichtung boomte schon vorher und lässt sich im Kern nicht von diesen Hypes beeinflussen. Ich denke, dass jedes Musikgenre mal von der Modeindustrie durchgenudelt werden muss, dem Britpop, dem Hiphop usw ging es ja auch nicht anders. Und dass Rock und Metal ziemlich cool ist, wussten wir ja schon vorher.

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» Feuerputz » Beiträge: 1415 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Rock, Musik ist eine Begabung und muss aus dem Gefühl entstehen. Nicht jeder hat diese Begabung und für mich ist deshalb Hiphop oder Techno keine Musik, denn am PC kann jeder herumspielen. Doch E-Gitarre, E-Bass oder Schlagzeug kann man nicht so einfach erlernen.

Vor allem ein sinnvoller Text, der mich anspricht hat etwas mit Musik oder schon fast etwas mit Leidenschaft zu tun. Musik soll einen Ansprechen und ich glaube nicht dass Gangstarap oder Pornorap einen anspricht wenn es heißt "yeah ich fick dich du Alte" Für mich ist Das keine Kunst.

» Simml » Beiträge: 22 » Talkpoints: -1,71 »


Ich muss dir Recht geben, was heute viele als Rock bezeichnen, hat für mich rein gar nichts mit Rock zu tun. Wenn Leute behaupten, dass zum Beispiel Katy Perry rockig ist, kann ich nur lachen. Diese Behauptung habe ich schon öfters gehört und ich frage mich immer wieder, wie die Menschen darauf kommen. Für mich machen "Metallica" oder die "Red Hot Chili Peppers" Rock aber doch keine Katy Perry.

Ich denke mal, dass dies daran liegt, dass Rock zur Zeit im Trend zu sein scheint. Wie oft hört mn zur Zeit das Wort Rock. Und da denke ich mir, dass das Wort Rock für viele eine Masche ist, um sich besser zu verkaufen. Doch die Leute die den "Möchtegern-Rock" kaufen und hören, haben meiner Meinung nach keine Ahnung was Rock ist. Rock ist nicht bloß eine Gitarre, Rock ist viel mehr. Rock ist eine Einstellung. Und diese Einstellung haben die wenigsten "Möchtegern-Rocker".

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» nickyleinchen » Beiträge: 387 » Talkpoints: 3,87 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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