Deutsche Studenten fühlen sich überfordert

vom 06.10.2007, 01:17 Uhr

Laut einer Umfrage der Universität Konstanz fühlt sich die Mehrheit der deutschen Studenten von den jetzigen Bedingungen überfordert – viele leiden unter Leistungsdruck, (massiver) Prüfungsangst und (finanzielle) Zukunftssorgen, so die Studie. Viele Studenten plagt momentan auch der Gedanke, nach dem Studium keinen Job und kein ausreichendes Auskommen zu haben.

Dies sei auch die Ursache für psychische Probleme, die momentan unter Studenten grassieren – angefangen bei mangelndem Selbstwertgefühl bis hin zu Depressionen oder (massiven) Versagensängsten.

Dass das keineswegs nur einen kleinen Anteil der Studenten trifft, wissen vielleicht viele Studis aus eigener Erfahrung – ich sehe immer mehr lange Gesichter und laut Uni Verwaltung bei uns hat die psychologische Beratungsstelle der Universität immer mehr zu tun.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ja das kann ich mir auch gut vorstellen. Die ganzen Studiengänge werden ja jetzt auch auf Bachelor/Master umgestellt, was für die Studenten in der Regel einen höheren Arbeitsaufwand, stärkeren Leistungsdruck und zum Teil schwierigere und unflexiblere Studienbedingungen bedeutet.
Und dann kommt noch dazu, dass an den meisten Universitäten die Studiengbühren eingeführt wurden. Also noch eine weitere Hürde.

» Jack R » Beiträge: 1229 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also bei den massiven Versagenängsten kann ich mich bedenkenlos einreihen. Insbesondere habe ich immer das Problem, finanziell kurz vorm Abgrund zu stehen, dafür aber mit dem Studium zurechtzukommen oder nebenbei zu arbeiten, so aber die 'Uni zu vernachlässigen.
Nett ist auch immer, wenn die so etwa Mitte 30jährigen auf mich zukommen und meinen mir sagen zu müssen, wie locker doch das Studentenleben ist und die es einfach nicht ernst nehmen, dass manche Dinge sich wirklich geändert haben :twisted:

» Saturn1985 » Beiträge: 445 » Talkpoints: -0,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ja die Sprüche kenne ich auch - vor allem ist es eine echte Motivation, wahrlich!

Ich frage mich immer - na und? Früher war halt vieles anders, da durfte man auch noch einiges und es war vieles Gang und gebe, was heute unvorstellbar ist Und über mangelnden Leistungsdruck kann man sich nicht beklagen - von der Wirtschaft hört man ständig, nur die besten haben Chancen auf Karriere, von den Mitstudenten und Profs ebenfalls. Klar dass man da bei jeder verhauenen Arbeit gleich am Zittern ist, wenn man dran denkt, "Schaff ich jetzt mein Studium jetzt noch gut genug?". Hallo Versagensangst.

Mal abgesehen davon, dass man am Beispiel vieler ja sieht, dass die Dauerlaufbahn als Praktikant oder Arbeitsloser nach dem Studium ja kaum erstrebenswert ist - da freut man sich auch darauf, dann das BaföG abzubezahlen. Und wenn ich neben dem Studium her arbeiten würde, würde ich das Studium lange vor mir herbummeln lassen. Von Beruf Sohn bin ich leider auch nicht, dass läuft bei meinen Eltern als "Selbstständigkeit lernen", wo man wieder beim Thema Leistungsdruck und Erwartungshaltungen wäre.

Generell finde ich auch, dass die Gangart an Unis deutlich härter geworden ist - man muss mehr leisten und hat weniger davon, die Partys am Anfang und Ende des Semesters sind, wenn überhaupt die Regel, in der Leidensphase dazwischen und bis zum Beginn eines neuen Semesters hat jeder genug zu tun und genug um die Ohren, um sich mit soetwas zu beschäftigen, wenn man was erreichen will. Die wenigen Partygötter und Göttinen im Seminar, die einen immer fragen: "Kommste heute mit" haben auch einen aus meiner Sicht eher bedenklichen Schnitt von 3 und drunter.

Und da frage ich mich oft genug: Wie soll man sich da noch motivieren und die Depressionen bzw. depressiven Phasen ausklammern: Habe schon oft genug vor einem Berg Hausarbeiten gesessen und geadcht: Das kann doch nicht die Wahrheit sein, ich komm mir vor wie Bill Murray in "Und täglich grüßt das Murmeltier...", täglich die gleiche Mühle, durch die man gedreht und gemahlen wird. Und dann die dummen Sprüche nebenher, manchmal habe ich da echte Mühe ruhig zu bleiben.

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ganz genauso geht es mir auch.
Ich hatte zum Beispiel gleich im ersten Semester 26 Wochenstunden, am Ende direkt 10 schriftliche und drei mündliche Prüfungen innerhalb von 10 Tagen.
In der Zeit habe ich mich gefühlt wie in Trance, bin nur noch mit nem Buch vor der Nase rumgelaufen und hatte etwa drei Wochen keinerlei soziale Kontakte.

Da fragt man sich schonmal, "Wenn jetzt nicht der Burn-out kommt, wann dann?" Und das ist nicht so spaßig gemeint, wie es sich vielleicht anhört. Es kann schließlich auch nicht gesund sein, acht Stunden am Stück Prüfungen zu schreiben, drei Wochen lang aber höchstens fünf Stunden pro Nacht zu schlafen.

Und dann sagt ein Dozent zu einem:"Wieso haben Sie sich auch so viel aufgehalst? Das ist doch gar nicht zu schaffen?" Was soll man da erwidern, wenn der Studiengang es so vorsieht, beziehungsweise es sich einfach wegen bestimmten Regelungen es einfach nicht anders ging?!

An Parties und so ist tatsächlich nicht zu denken - ich bin ja schon fruh um jedes bisschen Zerstreuung, dass ich mir unter der Woche erkämpfe. Und am Ende des Semesters habe ich dann gar keinen Bock mehr zu feiern, weil ich die ganzen Gesichter nicht mehr sehen kann und möglichst nicht mehr an die Uni erinnert werden will.

Aber im Großen und Ganzen ist ja doch alles okay :roll:

» Saturn1985 » Beiträge: 445 » Talkpoints: -0,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ja das kommt mir bekannt vor. Ich hatte im ersten und zweiten Semester eine sogenannte Monstervorlesung. Die bestand aus 6 Fächern und die Klausur die dann geschrieben wurde hatte die Geschichte des ganzen Mittelmeerraumes und teilweise drüber hinaus zum Inhalt. Das mit den drei Wochen keine sozialen Kontakte kenn ich nur zu gut. Man lernt den ganzen Tag und meist noch die halbe Nacht, schläft dann drei Stunden, steht wieder auf, weil man ja noch zur Uni muss und die Monstervorlesung weitergeht. (Der dann neue Inhalt, war natürlich auch noch Gegenstand der Klausur). Dann lernt man wieder und so weiter und so fort. Wachhalten kann man sich im Grunde nur mit Megaportionen Zucker und Koffein in allen möglichen Varianten. An schlafen ist je näher man der Klausur kommt sowieso nicht mehr zu denken. Der Trancezustand ist mir ebenfalls nur allzu gut bekannt. Am Ende kann man sich noch glücklich schätzen, wenn man noch weiß wer man ist und wie man zur Klausur gekommen ist. Die Durchfallquote dieser war erstaunlich hoch...woran dass wohl gelegen hat!? Glücklich kann sich dann derjenige schätzen, der danach zumindest die vorlesungsfreie Zeit genießen kann und diese nicht vollgestopft hat mit anstehenden Praktika und Hausarbeiten.
Hinzukommen die üblichen Sorgen, wie etwa die im nächsten Monat anstehende Miete zu bezahlen. Summa summarum ist man am Schluß seines Studiums nur noch Wrack, nicht mehr fähig eigenständig zu denken und alleine zu überleben. :? Aber ansonsten gehts uns doch allen Prima. :wink:

» blueberlin49 » Beiträge: 198 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich glaube die Angst, dass man keine Arbeit nach dem Studium bekommt hängt vom Studiengang und von der Person selbst ab. Es gibt Studiengänge, die total überfüllt sind, da hätte ich natürlich auch Angst nach dem Studium irgendwo eine Arbeitsstelle zu finden. Wenn man z.B. lange studiert hat oder schlechte Noten hat, dann ist es auch verständlich, dass man Angst hat schlechter als andere Mitbewerber zu sein.

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» Äcktschenbruhß » Beiträge: 206 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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