Eigenes Kind wird ständig vom Opa versetzt
Im Moment bin ich wirklich ratlos. Aber um meine Situation verstehen zu können, muß ich etwas über meine Familie erzählen. Ich habe einen leiblichen Vater, der über 500 Kilometer weit entfernt lebt. Es herrschte zwischen uns lange Eiszeit. Aber in den letzten paar Jahren, auch Dank meines Sohnes, haben wir wieder mehr oder weniger geregelten, meist telefonischen Kontakt.
Er führt sein eigenes Leben und das akzeptieren wir auch. Glücklicherweise haben mein Sohn und ich noch ein sehr liebevolles Familienmitglied, nämlich meinen Stiefvater. Der behandelt meinen Sprößling und mich, als hätten wir das gleiche Blut. Aber nun zurück zu dem anderen Opa.
Auch er spielt eine gewisse Rolle in unserem Leben. Besonders für meinen sechs Jahre alten Sohn, scheint er wichtig zu sein. Diese Situation begrüße ich und man kann behaupten, dass ich den Kontakt auch fördere. Denn leider ist es so, dass sich der Großvater manchmal in längeren Abständen nicht meldet. Jedoch für meinen Kleinen, rennen ich ihm gerne hinterher. Er ist oft auf Reisen, privat und geschäftlicher Natur. Eigentlich ist der Mann Rentner, aber er ist ein Workaholic und stark in der "fremd" familiären Firma, seiner Lebensgefährtin eingebunden.
Dadurch hat er nicht so viel Zeit für seinen einzigen Enkel. Manche stecken ihre Prioritäten einfach anders als andere. Aber was mich rasend machen kann, ist wenn er dem Kind verspricht zu einer gewissen Uhrzeit anzurufen und es dann nicht macht. Wer glaubt er ruft dann etwas später an, der irrt. Es kommt gar kein Anruf mehr, bis ich wieder zum Hörer greife. Nur ganz selten ruft er in der laufenden Woche an. Wenn ich ihn das nächste mal dann darauf hinweise, sagt er oft, er habe es vergessen oder es sei ihm ein wichtiger Termin dazwischen gekommen. Er bittet mich auch meist darum, daß es seine Lage meinem Sohn erklären soll. Das mache ich dann auch. Natürlich sage ich meinem Kind auch, dass der Opa es niemals böse meint und eben viel zu tun hat. Der kleine Mann zeigt, zwar mit enttäuschtem Blick, Verständnis.
Jedoch gestern hat es dem Fass den Boden raus gehauen. Mein Sohn hatte seinen Opa nach der Schule kontaktiert. Leider blieb den Beiden nicht genug Zeit, um ausgiebig telefonieren zu können, da mein Sohn zum Sport musste. Zumindest empfand mein Kind das so. Also verabredeten wir auf den Abend eine Uhrzeit, damit das Gespräch weiter geführt werden hätte können. Mein Sohn ging zum Handballtraining, freute sich aber schon sehr auf den kommenden Gesprächstermin mit seinem Opa. Er beeilte sich so sehr pünktlich zu Hause zu sein.
Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass mein Vater mein Kind auch dieses Mal versetzten könnte, da er zu Hause war und mit der betrieblichen Arbeit für diese Woche abgeschlossen hatte. Also half ich meinem Kind und beobachtete seine Euphorie. Normalerweise versuche ich genau die im Zaum zu halten und ihn vorsichtig auf den Fall vorzubereiten, dass Opa möglicherweise keine Zeit hat. Dann ist er nicht ganz so enttäuscht. Doch diesmal gingen wir alle davon aus, dass es klappen müsste.
Was soll ich sagen. Wir versuchten den ganzen Abend auf dem Festnetz und auf dem Handy den besagten Großvater zu erreichen. Umsonst! Wie traurig mein Kind war, kann man sich bestimmt gut vorstellen. Wieder sagte ich ihm, dass es der Opa ganz bestimmt nicht böse meint und er ihn lieb hätte. Aber innerlich kochte ich. Allerdings weiß ich nicht so richtig, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Es ist gut möglich, dass aus meinem vorsichtigen Hinweis, er hätte sein Enkel mal wieder versetzt, ein übles Streitgespräch entsteht. Nun ist es eben so, dass wir sowieso kaum Kontakt zu ihm haben. Soll ich diese Gefahr eingehen oder mir sagen, dadurch dass eh kaum ein Kontakt vorhanden ist, sollte man diesen nicht auch noch gefährden oder mit Streit belasten. Wie würdet ihr euch verhalten?
Hallo!
Ich würde dem Großvater des Jungen ganz klar mal sagen, wie sehr er seinen Enkel mit seinen Handlungen verletzt. Und sich sein Enkel auf die Telefonate freut und sich dann extra beeilt und eben nicht versteht, wieso der Opa dann nicht anruft. Sage ihm doch, dass du es satt hast, immer den Opa verteidigen zu müssen und deinem Sohn zu erklären, dass er es nicht böse meint und ihn liebt hat.
Du musst ja nicht gleich wütend werden und ausfallen. Du solltest so lange warten, bis du dich beruhigt hast und den Opa dann mal anrufen und mit ihm darüber reden. Er wird doch wohl einsehen können, dass es für einen kleinen Jung nur schwer zu verstehen ist, wenn er dauernd versetzt wird.
Hallo!
Konntest du deinen Vater, den Opa des Jungen mittlerweile erreichen? Nicht, dass da was passiert ist. Das wären meine ersten Gedanken, wenn ich jemanden über Stunden nicht erreichen kann. Wenn du ihn erreichen konntest, dann suche das Gespräch mit ihm. Sage ikhm dass dein Sohn sehr unter dieser Situation leidet und dass er sich immer freut von ihm zu hören. Sage ihm das, was du uns hier erzählt hast. Vielleicht ist deinem Vater das gar nicht so sehr bewußt.
Ich kenne auch einen Menschen, dem seine Arbeit über alles geht und er alles rund um sich vergisst, wenn er nur arbeiten kann. Es geht bei ihm auch soweit, dass er die Leute versetzt und er würde aber nie jemanden abblitzen lassen, der seine Hilfe braucht. Vielleicht kannst du deinem Vater ja mal einladen, dass er euch bei irgendwas behilflich ist und er das Gefühl hat wirklich gebraucht zu werden und zwar von euch. Dann sieht er seinen Enkel auch und kann sich selber ein Bild davon machen, wie sehr sein Enkel ihn vermisst.
Also ehrlich gesagt finde ich es fast besser, wenn man den Kontakt gar nicht mehr pflegt. Was soll das bringen? Entweder hat der Opa Interesse an seinem Enkel, oder er hat kein Interesse. Und das würde ich diesem auch so sagen. Es bringt absolut nichts, wenn dein Sohn sich ständig auf die Anrufe freut und der kümmert sich einen Dreck darum, wie der Kleine vor dem Telefon wartet und am Ende jedes Mal enttäuscht wird. Solche Menschen ändern sich in der Regel auch nicht mehr im Alter.
Ihm ist die Arbeit wichtig und das ist auch nachvollziehbar und ich kann es aber nicht verstehen, wie man da nicht mal 20 Minuten am Abend Zeit für seinen Enkel haben kann - das ist nicht viel und wenn man das wollte, dann kann man das auch immer einrichten.
Ich hab selbst so komische Großeltern. Und da hat sich herausgestellt, dass sie lieber keinen Kontakt haben wollen. Damit kann ich wirklich leben, da weiß man wenigstens woran man ist. Letztens meinte mein Vater tatsächlich, ich solle meinen "Opa" zum Geburtstag gratulieren, weil ich doch immer was bekommen würde Ich habe vor Jahren was zum 18. bekommen und davor oder danach nie wieder. Das ist kein "Opa" für mich. Nicht weil ich nichts bekommen,sondern weil er eben nie gefragt hat, wie es mir geht oder Zeit für mich hatte.
Erstmal vielen Dank für eure Zuschriften. Ich habe extra den Tag abgewartet, ob er sich von alleine meldet. War aber nicht so! Aufgrund der Sorgen, die ich mir nun auch noch angefangen habe zu machen, der Teufel ist ein Eichhörnchen, habe ich mir ein Herz gefaßt und selber angerufen.
Er war freundlich, erwähnte von sich aus aber den gestrigen Abend nicht. Ich blieb auch nett und hörte mir erstmal an, was er zu erzählen hatte. Dann sagte ich ihm, daß der Kleine heute gar nicht bei uns schläft und er ihn somit nicht sprechen könne. Dann sprach ich das vereinbarte Telefongespräch an. Er beteuerte, daß er im Garten gewesen sei und den Anruf nicht gehört hätte. Gleichzeitig fügte er aber hinzu, daß er das Klingeln normalerweise hören würde.
Ich weiß auch nicht wie ich die Situation beurteilen soll. Vorsichtig sagte ich ihm, daß sein Enkel über eine Stunde lang versucht hätte, ihn zu erreichen, da er seinen Opa u.a. etwas vorsingen wollte. Irgendwie hatte ich leider nicht das Gefühl, daß ihm die Enttäuschung meines Sohnes wirklich interessiert hätte.
Da ich weiß, wie gerne mein Kind seinen Opa das Lied vortragen und überhaupt mit ihm Plaudern wollte, fragte ich, ob er nächste Woche wieder anrufen könnte. Darauf ging er ein. Der Großvater erkundigte sich nach einen konkreten Termin, an dem er seinen Enkel erreichen kann.
Im Moment hoffe ich weiterhin auf eine Besserung und vor allem, daß er an dem vereinbarten Termin anruft. Einen kleinen Hinweis, daß er sich nicht ganz korrekt verhält habe ich ihn noch gegeben. Und zwar erzählte ich meinem Vater, daß ich meinem Kind besser nichts von dem Anruf erzählen würde, damit er sich nicht wieder umsonst freut. Allerdings wiedersprach der Opa mir und sagte, ich könne ihm gerne sagen, daß er sich melden würde. Ich hoffe es sehr für mein Kind und natürlich auch für mich. Die traurigen Augen meines Sohnes, sind wie ein Stich ins Herz für mich.
Hallo Fabienne!
Dein Ärger über das Verhalten des Opas und den Frust darüber kann ich sehr gut nachvollziehen. Gerade den letzten Punkt, den du eben selbst angesprochen hast, würde ich nochmal überdenken. Du hast selbst überlegt, deinem Sohn diesmal nichts von dem angekündigten Telefonat zu erzählen und so würde ich es auch tun, auch wenn der Opa gern möchte, dass du es deinem Kleinen erzählst. Die Wahrscheinlichkeit, dass er euch wieder versetzt, scheint aufgrund der Erfahrungen rund ums Telefonieren ja erhöht und ich würde die Enttäuschung und Traurigkeit des Kindes nicht wieder riskieren. Da dein Sohn ja noch jung ist, ist es ja auch zuverlässig, wenn du sagst, dass er dann zu Hause ist, da er wohl kaum allein mal eben irgendwo hin gehen wird. Für diesen Tag würde ich es so planen, dass er zu Hause ist und etwas mit dir unternimmt, ein Spiel spielt, o.ä. Wenn der Opa dann tatsächlich anruft, ist die Freude noch viel größer und du riskierst nicht, dass dein Sohn traurig wird, denn er hat so oder so schöne Erlebnisse an diesem Nachmittag, entweder mit dir oder am Telefon mit seinem Opa!
Als ich deine Beiträge gelesen habe, habe ich aber auch das Gefühl bekommen, dass das ziemlich viel Aufwand ist für Telefonate, die dann meistens garnicht stattfinden. Siehst du seinen Opa denn auch mal oder telefoniert ihr ausschließlich? Fahrt ihr euch zu Festen o.ä. besuchen? Ich kann mir denken, dass ein Face-to-Face-Gespräch sehr fruchtend sein kann, denn vielleicht flüchtet er sich dort nicht in verm. Ausreden, sondern geht auf die Bedürfnisse des Kindes ein.
Aufgrund der Entfernung kann ein persönliches Gespräch natürlich sehr schwierig sein und euch bleibt nur die Kommunikation per Telefon. Kannst du ihn dort nicht mal konfrontieren mit euren Gefühlen? Ich verstehe, dass du dich dort etwas schützen willst und Angst hast, das zarte Band wieder zu zerstören, allerdings ist dies deinem Vater vielleicht mehr als bewusst? Vielleicht ist ihm klar, dass du keinen riesigen Aufstand wegen seinem Verhalten machen würdest, weil er deine Dankbarkeit für den Kontakt zu ihm spürt? Ich denke, dass es zur Sprache kommen sollte, denn es ist doch sehr wahrscheinlich, dass sich dieses Verhaltensmuster auch in den nächsten Jahren so wiederfinden wird. Ich kann mir auf diese Weise kein gesundes Verhältnis vorstellen.
Was mich auch interessieren würde: Weisst du, worüber Opa und Sohn bei ihren Telefonaten sprechen? Ob er sich wirklich freut und liebevoll mit dem Sohn redet oder ob er es für eine Pflicht ansieht, weil er mit dir Kontakt haben möchte und denkt, deswegen müsse er auch mit ihm Kontakt haben?
Ich denke, dass irgendwas "im Busch" ist und geklärt werden sollte, denn sonst würde er wahrscheinlich auch selbst mehr an den Kleinen denken und anrufen. Er scheint ja eher zuverlässig zu sein und scheint Sachen nicht zu schnell zu vergessen, sonst würde er kaum für die Arbeit im Betrieb der Frau eingesetzt werden, oder?
Ich wünsche dir, dass der Opa den Kleinen wirklich anruft und ihr euch mal ausprechen könnt!
@unicorn
Ich habe es auch vorgezogen meinem Kind nichts von dem zu erwartenden Anruf zu erzählen. Sein Opa ist einfach zu unzuverlässig. Aber meinem Sohn sind die Gespräche sehr wichtig. Er fragt auch oft, ob er seinen Großvater anrufen darf. Eigentlich nimmt der sich dann auch die Zeit, um mit ihm zu reden. Und das auch, wenn er in der Firma ist. Nur mit dem Zurückrufen, nimmt der Mann es nicht so ernst.
Er hat noch nie so wahnsinnigen Wert auf Familie gelegt. INur seine "Frauen" waren ihm immer wichtig. Der Rest scheint ihm irgendwie nach einer Weile eher lästig zu werden. Aber die Gespräche, die er mit seinem Enkel führt sind für beide Seiten angenehm. Manchmal spielen sie miteinander, dafür bringt der Opa wirklich viel Geduld auf. Und ein anderes Mal rechnen sie oder sprechen Englisch. Mein Sohn will unbedingt diese Sprache lernen, er ist, wie man so schön sagt, ein ziemlich begabtes Kind. Aber das ist ein anderes Thema.
Bei vielen Gesprächen unterhalten sie sich fast schon wie Erwachsene. Mein Sohn ist zwar erst sechs, bald sieben, aber er interessiert sich für viele wissenschaftliche Dinge. Die zwei tauschen sich gegenseitig aus, denn auch mein Vater hat ein sehr üppiges Allgemeinwissen, verfügt über eine sehr hohe Bildung und hat einige Jahre in Amerika gewohnt. Die Beiden ergänzen ihr Wissen, das macht beiden sehr großen Spaß. Keine Ahnung, ob er sich mit einem gänzlich "kindlichem" Kind, auch so abgeben würde. Ich möchte ihm nichts unterstellen, aber manchmal habe ich so meine Zweifel. Immerhin erlebte ich selber einen Teil meiner Kindheit mit ihm. Ich war nicht so begabt, wie mein Kind.
Was ich dir versuche zu sagen ist, daß sich Opa und Enkel gut verstehen. Sie albern auch herum. Und wenn sie sich, ungefähr einmal im Jahr sehen, dann stimmt die Chemie auch. Mein Vater hat dann auch sichtlich Freude an den Besuchen. Natürlich weiß der Mann auch, daß er in näherer Zukunft wieder seine Ruhe haben wird. Ich glaube nicht, daß unsere Beziehung funktionieren würde, wenn er hier um die Ecke wohnen könnte. Ich befürchte, daß sein Interesse an meinem Kind und mir, schwinden würde. Aber das werde ich nie mit Gewißheit sagen können.
Von Gefühlen, die nicht seine eigenen sind, hat der Opa auch nur begrenzt Ahnung. Man könnte es auf seine Kindheit schieben. Vielleicht ist es auch sein Naturell. Ich weiß es nicht. Aber aus eigener schmerzlicher Erfahrung, weiß ich wozu er fähig war. Manchmal erschreckt er mich noch heute mit seinen Äußerungen. Ich glaube gut abschätzen zu können, daß auch ein Gespräch unter vier Augen, nicht wirklich effektiv wäre. Nun hat er auch schon ein gewisses Alter. Er wird sich nicht mehr um großartig ändern. Ich bin ja schon froh, daß es so ist, wie es ist. Daran wäre vor einigen Jahren noch nicht mal zu denken gewesen.
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