Störerhaftung - Achtung bei nicht gesicherten Netzwerken

vom 23.07.2009, 09:38 Uhr

Vor ein paar Tagen hab ich einen Brief bekommen der mich fast ins Grab gebracht hätte. Der Brief kam von einer Anwaltskanzlei die für Rechteinhaber tätig ist. Mir wurde eine Urheberrechtsverletzung vorgeworfen - eine Abmahnung also. Schon vor einiger Zeit hiess es, dass der Abmahnwahn gedämpft wird aber dem ist nicht so. Der Fall (es geht um ein Lied) wurde unter gewerbliches Ausmaß eigestuft, weil der Sampler auf welcher dieses sich befindet erst einige Wochen alt ist. Die 100€ Deckelung, die Massenabmahnungen entgegen wirken sollte, greift ebenfalls nicht. Mit Hilfe des Landgerichts wurde also mein Name vom Telefonanbieter rausgegeben.

Das Schlimme an der Sache und der Grund weshalb ich dieses Thema eröffne ist, dass man selbst als Unschuldiger verklagt werden kann. Die Abmahnung geht immer an den Anschlussinhaber (AI), da interessiert es nicht wie viele den Anschluss benutzen. Als AI ist man dafür verantwortlich, dass die Kinder und Besucher nichts illegales machen und auch dafür, dass das WLan Netzwerk gesichert ist. Wird das Netzwerk von einem Fremden mitbenutzt und dieser lädt (wie in meinem Fall) illegales Sachen runter und rauf, ist man als AI haftbar. Erschreckend aber leider wahr.

Mir bleibt nun nur die Möglichkeit die Abmahnsumme zu bezahlen und die Unterlassungsverpflichtungserklärung, an die ich 30 lange Jahre lang gebunden bin, zu unterschreiben. Oder ich ignoriere alles, riskiere eine teure einstweilige Verfügung und werde irgendwann vor Gericht gezerrt. Momentan ist es noch so, dass man als AI keine Chance vor Gericht hat. Ich habe mir in den letzten Tagen einige Urteile durchgelesen und kann nur mit dem Kopf schütteln.

Wer wie ich noch ein Neuling ist und keine Ahnung von W-Lan hat, sollte sich unbedingt Hilfe holen damit euer Netzwerk vernünftig gesichert wird. Ich werde erstmal wieder auf Kabel umsteigen. Die Gefahr, dass mein Verursacher wieder dieses Album mit dem Song des Rechteinhaber hochlädt und ich dann auf die Streitsumme in Höhe von 5001€ verklagt werden kann, ist mir einfach zu hoch.

Man kann nur hoffen, dass sich bald etwas ändert. Ich bin mit meinem Fall kein Einzelfall. Es passiert immer wieder, dass Ahnungslose abgemahnt werden. Natürlich ist man für sein Netzwerk selber verantwortlich aber was die Abmahner selbst gegen Unschuldige in der Hand haben kann einfach nicht rechtens sein. Ich möchte die Raubkopiererei nicht verharmlosen - auf keinen Fall. Wenn es aber gang und gebe ist, dass eine Datei hochgeladen wird und man später genau nach dieser sucht (Hashwert) um die Dummen, die sie verbreiten, auszunehmen, ist es reine Geldmacherei. Da geht es nicht darum die Rechte der Urheber zu schützen. :twisted:

Also liebe Eltern, klärt eure Kids auf bevor IHR wegen einer Jugendsünde selber in den Sumpf gezogen werdet. Wer es nicht glauben kann sollte sich Urteile des Landgerichts Frankfurt raussuchen.

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» Sonty » Beiträge: 1997 » Talkpoints: 20,24 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also das tut mir jetzt wirklich leid für dich, und ich hätte es, denke ich auch so gemacht wie du und ohne zu Mucken bezahlt. Allerdings ist es wirklich so, dass man die Verpflichtung hat sein WLAN zu schützen, da man auch nicht sein Auto geöffnet lassen und sich danach beschweren kann, wenn es gestohlen wird. Wenn jetzt rechtswidrige Handlungen wie bei dir damit durchgezogen werden, ist der Anschlussinhaber schuldig.

Aber hast du dein WLAN wirklich komplett ungeschützt gehabt? Es gibt ja auch bei Routern eine Protokollaufzeichnung über Verbindungen zu welcher Zeit etc. Vielleicht könntest du daraus schließen wer dafür verantwortlich ist und im besten Fall die Summe von ihm zurückverlangen.

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» John-Ass » Beiträge: 442 » Talkpoints: 61,97 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Der Witz des Tages, wirklich! Ich sehe es mal als Paradebeispiel dafür an, wenn man sich mal wieder auf dem "Mir passiert das schon nicht" und "So schlimm wird es schon nicht werden" Trip ist und dann blöd aus der Wäsche guckt, wenn es hart auf hart kommt.

Das Beispiel von John-Ass finde ich hier ganz treffend: Dein Auto lässt Du wohl auch unverschlossen herumstehen im seeligen Vertrauen auf das gute im Menschen und eine Waffe würdest Du auch vor die Haustür legen, weil ja niemand so vermessen sein kann, die mitzunehmen und jemand anderen damit Schaden zuzufügen. Und Du wärst natürlich in beiden Fällen unschuldig, hm? Da lebst Du echt im falschen Staat, wenn Du fahrlässig handelst wider besseres Wissen (weil wir eben nicht im Paradies leben), na dann musst Du auch mit den Konsequenzen leben!

Es wird überall, seit Jahren, darauf hingewiesen, sich ausreichend zu schützen und sein Netzwerk zu sichern - eben genau deswegen! Und die meisten hören auch darauf, mal abgesehen davon, dass es kein großes Kunststück ist, sein WLAN selber so abzusichern, dass da jemand der sich nicht damit auskennt hier sehr große Mühen hat, dass ganze zu umgehen.

Und jetzt das eigene Unvermögen und Versagen auf andere abwälzen: Ja die bösen Abmahnanwälte, die reine Geldmacherei und die persönliche Unschuld, das ganze Grauen und Böse in der Welt.

Du kannst sozusagen noch froh sein, dass hier "nur" wirtschaftliche Schäden entstanden sind, mach Dir mal Gedanken darüber, was wohl wäre, wenn hier jemand Kinderpornographie, verfassungsfeindliches Material oder andere Straftaten im Bereich Computerkriminalität (für die man gerne solche Anschlüsse verwendet, wenn auch nicht vorwiegend) über deinen Anschluss verbreitet hätte. Da würde es nicht beim "freundlichen" Brief vom Anwalt bleiben, da könntest Du dabei zusehen, wie die Herren mit Hut dein Equipment zum Revier tragen und Dir schon einmal einen guten Anwalt suchen.

Sonty hat geschrieben:Wird das Netzwerk von einem Fremden mitbenutzt und dieser lädt (wie in meinem Fall) illegales Sachen runter und rauf, ist man als AI haftbar. Erschreckend aber leider wahr.

Wirklich erschreckend, dass derjenige haftbar ist, der es hier jemand anderen ermöglicht hat Straftaten zu begehen und nicht irgendwelche ominösen Fremden. Dann gäbe es keinen Grund mehr sein WLAN zu sichern, wenn man nicht selbst dafür haftet - warum denn auch? Und dem Staat würde jegliche Möglichkeit zur effektiven Strafverfolgung fehlen. Da würde ich mir auch ein WLAN einrichten und einen LapTop ins Auto legen mit dem ich mir fleißig allen Schund runterlade und kann dann immer schön behaupten: "Oh, das war aber gar nicht ich, dass muss einer diesen bösen Wardriver gewesen sein!".

Und wenn man keine Ahnung hat, dann verschafft man sich welche! Ich reparier doch auch kein Auto nach dem Trial & Error Prinzip oder ohne Plan davon zu haben, genauso wenig wie ich mir irgendetwas anschaffe, wovon ich keinen Plan habe bzw. mich nicht damit beschäftige. Und selbst wenn sollte man wenigstens mal das Handbuch lesen, denn selbst dort wird heuzutage vom Provider / Hersteller usw. deutlich darauf hingewiesen, dass man einfach sein WLAN sichern soll.

Der größte Witz daran ist immer wieder, dass Du Dich allen Ernstes als unschuldig betrachtest, obwohl hier mindestens Fahrlässigkeit (hoch zehn!) in Stein gemeißelt ist, von anderen Sachen will ich da noch gar nicht anfangen.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



So leid es mir für dich tut, so muss ich subbotnik ganz zupflichten. Was ist denn das Erste, was du machst, wenn du dir einen neuen Rechner und eine Internetverbindung zugelegt hast? Du besorgst dir eine vernünftige Firewall, um deinen Rechner komplett nach außen abzuschotten! Dumm nur, dass du dabei dein offenes WLAN vergessen hast.

Nun aber mal ganz ehrlich - wenn du schon überall in deinem Haus ungehindert kabellos ins Internet gehen kannst, glaubst du dann nicht auch, dass Andere das nicht genauso leicht schaffen? Auch als Newbie mit wenig Technikverstand kann man sich doch an 5 Fingern abzählen, wenn ich ins Internet komme, dann bestimmt auch meine Nachbarn. Gelegenheit macht eben Diebe!

Deswegen würde ich aber nicht gleich auf LAN umsteigen. Es gibt mehrere relativ wirkungsvolle Methoden, dein Netzwerk abzuschotten. Angefangen bei der MAC-Adressen-Filterung, der WPA-Verschlüsselung bis hin zum Verbergen des Netzwerkes, um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Nur damit hättest du leider schon deutlich früher anfangen sollen. Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen.

Und so erschreckend, dass der AI für Alles haftbar gemacht wird, finde ich das gar nicht. Auch wenn es dich sehr hart trifft, so finde ich es mehr als fair, was dir widerfahren ist. Denn du bist dafür verantwortlich! Du bist derjenige, der einer anderen Person erst die Möglichkeit geschaffen hat, das zu tun, was sie getan hat. Hättest du von vornherein für Sicherheit gesorgt, wäre absolut Nichts passiert. Ein bisschen mehr Vorsicht ist da schon angebracht. Du fährst ja auch nicht ohne Gurt Auto und sagts dir "Mir passiert schon nichts". Das kann gut gehen. Fragt sich nur wie lang?

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» struppi66 » Beiträge: 567 » Talkpoints: 0,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich müsste mal mein Archiv durchforsten, bin mir aber sicher, dass davor schon vor zwei Jahren gewarnt wurde. Also, dass man sein WLAN gut sichern solle, damit nicht unberechtigt Schindluder getrieben wird. Und das ist in meinen Augen ganz richtig, denn es steht doch zu befürchten, dass viele Anschlussinhaber dann irgendetwas nicht legales tun würden und dann behaupten, ich war es nicht, das war der große Unbekannte. Das kann es ja auch nicht sein.

Ich selbst habe seit über zwei Jahren einen DSL-Anschluss und dafür auch einen Router, der über WLAN-Funktionalität verfügt. Schon bei diesem alten Exemplar war WPA als Verschlüsselung eingestellt. Inzwischen sollte das eigentlich bei allen neuen Routern so sein. Und viel muss man dann auch nicht tun, um das WLAN dann auch nutzen zu können.

Im übrigen verstehe ich nicht, was das mit den Kindern zu tun hat? Diese können auch mit einem gesicherten WLAN oder auch per LAN solche Dummheiten machen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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