Studium bei der Bundeswehr ?

vom 23.03.2007, 09:05 Uhr

Hallo zusammen
ich habe letztens von der Möglichkeit gehört, dass man beim Bund studieren kann. Stimmt das, kann man bei der Bundeswehr ein Studium machen? Und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen? Kann man alle Studiengänge die es an einer normalen Uni gibt auch bei der Bundeswehr belegen oder ist die Auswahl da größer bzw. kleiner?
Greez Bender

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» Bender » Beiträge: 192 » Talkpoints: -0,04 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Nein, die Auswahl der Studiengänge bei der Bundeswehr ist sehr begrenzt. Außerdem musst du dich glaub ich für 12 jahre verpflichten lassen, wenn du beim Bund studieren willst. Und, was zusätzlich dazu kommt, du musst eine Offizierslaufbahn einschlagen. Das wiederum heißt, dass du den Offiziersanwärtertest bestehen musst, wofür du glaub ich höchstens 2 Versuche hast... und der Test hat es anscheinend in sich! Dafür musst du für das Studium bei der Bundeswehr nichts bezahlen und es besteht auch kein NC - wie zum Beispiel für Medizin. Geschenkt wird dir trotzdem nichts - siehe Verpflichtung :-/

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» Zelina » Beiträge: 89 » Talkpoints: 0,04 »


Es kommt auch ganz auf das Studium an, für bestimmte Studiengänge musst Du Dich auch länger verpflichten als für andere.

» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



also, hier mal etwas detailliertere informationen:
die bundeswehr hat zwei unis, eine in hamburg, eine bei münchen. man kann ganz verschiedene fächer studieren, allerdings hauptsächlich welche, die der bundeswehr nutzen, also technische fächer, sport, pädagogik, politikwissenschaften und so in die richtung.

um bei der bundeswehr studieren zu dürfen, muss man sich als soldat auf zeit für zwölf jahre verpflichten um eine offizierslaufbahn einzuschlagen. man fängt aber keineswegs sofort zu studieren an, sondern ist erst einmal 15 monate an der offizierschule der jeweiligen teilstreitkraft und kann dabei auch jederzeit rausfallen, wenn man zu viele lehrgänge nicht besteht oder sich dauerhaft verletzt.

um überhaupt in diese laufbahn reinzukommen, muss man sich beim wehrdienstberater bewerben und alle möglichen unterlagen zur opz (=offizierbewerberprüfzentrale) in köln einschicken. zeugnisse, sportabzeichen, brillenpass, nachweise über außerschulische aktivitäten und zum beispiel auch so eine art kleine sicherheitsüberprüfung, wo man unterschreiben muss, dass man kein mitglied in einer verfassungsfeindlichen organisation ist, keine besonderen verbindungen in gewisse länder hat (nordkorea, iran und solche kandidaten). wenn man dann in die engere auswahl kommt, also zum besten drittel zählt, wird man zu einer dreitägigen prüfung nach köln eingeladen. und die hat es wirklich in sich. es ist strenge disziplin gefragt, aufgestanden wird allerspätestens um 05:30, und ausgeschlafen ist man da auf keinen fall, weil man bis mindestens 22:00 abends damit beschäftigt ist, biographische und psychologische fragebögen auszufüllen. außerdem sind es die meisten nicht gewohnt, mit drei bis fünf fremden leuten auf einer stube zu schlafen.

der test besteht aus verschiedenen einzelteilen, und nach jedem kann man auf der stelle heimgeschickt werden, was auch weit über 50% der anwesenden passiert:

- ein cat-test am computer, also aufgebaut wie ein iq-test, wo technisches verständnis, abstraktes denken, sprachverständnis usw getestet wird.

- verschiedene psychologische tests am computer und danach ein gespräch mit einem psychologen, da sitzen bis zu zwei offiziere und ein psychologe einem gegenüber und befragen einen zu den gemachten angaben, versuchen oft auch, einen in die bredouille zu bringen. das ist übrigens der test, an dem die meisten scheitern. ehrlichkeit heißt hier die devise.

- der mathe-test: dieser ist unter anderem ausschlaggebend für die studieneignung, wird auch am rechner durchgeführt und es kommt der komplette stoff der kollegstufe gymnasium dran. ziemlich happig, aber einige möglichen lösungen kann man meist schon mit gesundem menschenverstand ausschließen, und man kann sich gut drauf vorbereiten.

- ein aufsatz: man muss in iener halben stunde (meist um ca 6 in der früh) zwei seiten zu papier bringen, auf denen man zwei begriffe definiert und voneinander abgrenzt, zum beispiel "soldat und söldner". das papier ist nicht liniert, vermutlich können die psychologen sogar aus dem schriftbild noch was rauslesen.

- eine eingehende ärztliche untersuchung: sehtest, hörtest, drogenscreening, gelenke untersuchen, wiegen, vermessen und und und. auch eine genaue anamnese von vorerkrankungen erfolgt und viele sind geschockt von den diversen diagnosen der ärzte (ich auch :( ).

- die studienberatung und einplanung: relativ gegen ende wird man zum studienberater geschickt. der berät aber keineswegs einen selber, sondern der berät die psychologen-kommission, für welches studium der bewerber geeignet ist. wenn man gut vorbereitet ist, aber kein hindernis. der einplaner verlgeicht dann die eignung mit den vorhandenen stellen, und entweder man kriegt sofort eine zusage oder wird auf die warteliste gesetzt.

- das gruppensituationsgespräch: man kommt in einer kleingruppe vor die prüfkommission und die gruppe bekommt eine aufgabe, zum beispiel einen ausflug für wenig geld zu organisieren. dabei schaun die prüfer darauf, wie man miteinander umgeht, ob man eine führungsrolle übernimmt usw.

- letztendlich der sporttest: das ist der einzige test, den man bei durchfallen wiederholen darf. besteht aus fünf disziplinen: standweitsprung, liegestütze, situps, pendellauf und 12min-dauerlauf. wenn man nicht die totale sportniete ist, kein problem.

wenn man das alles dann hinter sich hat, kriegt man möglicherweise eine einplanung und wenn man sich dann an der offizierschule nicht allzu doof anstellt, darf man dann auch studieren. das studium an der bundeswehr-uni ist allerdings nicht mit dem studentenleben im zivilen zu vergleichen: man hat trimester, der urlaub im sommer wird für wehrübungen und praktika genutzt, man wohnt auf dem campus, einmal die woche ist militärübung angesagt, alles ist sehr straff organisiert und man hat auch weiterhin militärische vorgesetzte. es wird strenger rausgeprüft als an zivilen unis. nach dem studium geht man dann in die truppe und in den auslandseinsatz.
achja, noch was: medizin und pharmazie und tiermedizin kann man auch bei der bundeswehr studieren, wird aber dazu an eine zivile uni geschickt und muss sich für 15 jahre verpflichten.

» kampfkeks » Beiträge: 65 » Talkpoints: -0,47 »



Hallo, ich interessiere mich auch sehr dafür, obwohl ich noch Zeit dafür habe (fange nach den Ferien erst mit der 11 Klasse an) möchte mich aber jetzt schon mal darüber informieren und habe dazu natürlich auch ein paar Fragen.

Wie sieht es mit der Zeit nach dem Studium aus? Danach ist man ja noch für 6 Jahre oder mehr verpflichtet, doch was macht man danach? Wird man danach (nach dem Studium) ganz normal zu Auslandseinsätzen geschickt oder beschäftigen die einen in dem Gebiet den man studiert hat?

Außerdem würde ich gerne erstmal wissen ob mir diese "Umgebung" liegt. Deswegen würde ich gerne wissen, ob man erstmal den Wehrdienst leisten kann, und sich danach wenn man Lust hat, sich dort fürs Studium bewerben. (Hab leider keine Ahnung wie das aussieht mit der Bewerbungsfrist).

Nachtrag: Außerdem würde ich gerne wissen, wie es denn mit der Beschäftigung nach der BW aussieht, ob man dann z.B. sehr gefragt ist auf dem Arbeitsmarkt (interessiere mich sehr für Management).

» bamuk » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,58 »


Ich werde voraussichtlich 2011 mein Abitur machen und müsste dann voraussichtlich den Wehrdienst ableisten. Da ich kein besonders gutes Abitur haben werde (ich erwarte mal einen Schnitt von 2,8), müsste ich für ein Studium meiner Wahl (Medizin) eine Wartezeit von vielen Jahren einplanen - und da ich ja ohnehin den Wehrdienst leisten muss, mir eine anschließende Ausbildung aber nicht zusagt um die Wartezeit zu überbrücken, spiele ich mit dem Gedanken mich als Offizier bei der Bundeswehr zu verpflichten.

Da ein Studium ja Bestandteil der Offizierslaufbahn ist, würde sich das ohnehin anbieten, oder?

Ich würde dann gerne Medizin studieren, aber da die beiden Universitäten der Bundeswehr das ja offenbar nicht anbieten, würde ich dann an eine "normale" Universität kommen, besteht dann noch ein NC (weil ich wäre vermutlich immer noch in der Wartezeit wenn ich die Offiziersausbildung bis zum Studienbeginn durchgezogen hätte)? Beziehungsweise, kann ich es mit meinem Zeugnisschnitt eigentlich schaffen mich für die Karriere als Sanitätsoffizier zu qualifizieren, obwohl der NC für Medizin ja eigentlich auf 1,x lautet?

Und falls das mit Medizin nichts wird, würde ich gerne Politikwissenschaften bei der Bundeswehr studieren, allerdings frage ich mich da doch ein wenig, was es da für die Zeit nach der Bundeswehr (12/15 Jahre Verpflichtung) für Berufsperspektiven gibt.

Und wann bewerbe ich mich? Bei der Musterung? Per Post noch vor der Musterung (ist ja mein letztes Jahr an der Schule und außer den Erfassungsschreiben ist noch nichts gekommen)? Wo bewerbe ich mich ? Mit welchen Unterlagen?

Ich weiß das sind eine Menge Fragen, aber ich hoffe ihr könnt mir dabei helfen!

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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