Bewerbung: Wie kreativ sollte sie ausfallen, wie nicht?
Ich hab es ja schon in einem anderen Thread angedeutet, dass ich im Sinne des beruflichen Vorankommens ins Auge gefasst habe, langfristig meine Firma zu wechseln und bei einer unterzukommen, wo ich noch echte Aufstiegsmöglichkeiten habe.
Mein Problem: Meine letzte Bewerbung liegt Jahre zurück und damals hat eine konservative Bewerbung im Grunde gereicht bzw. war das Maß aller Dinge. Heute scheint man damit ja nicht mehr viel zu reißen, weil es ständig heißt, man soll für sich werben und keine 08/15 Bewerbung abgeben und bei der Bewerbung kreativ sein um Arbeitgeber und Personaler direkt anzusprechen. Schön und gut, nur was heißt das bitte? Was heißt in dem Kontext genau "kreativ sein"? Wie soll das aussehen und was sollte man besser vermeiden bzw. wo fängt es an und wo hört es auf?
Das eine Bewerbung heute nicht mehr 08/15 sein sollte ist ja wohl klar. Die Unternehmen bekommen so viele Bewerbungen rein, dass da eine Standart - Bewerbung kaum auffallen würde.
Ich würde dir empfehlen, dich bei dem Unternehmen, bei dem du dich bewirbst mal auf deren Internetseite schlau zu machen, vielleicht gibt es dort einen Ansprechpartner der dafür zuständig ist, an den du auch dann persönlich deine Bewerbung schicken kannst. Was ich vermeiden würde, wäre eine schwarze Bewerbungsmappe. Das wirkt sehr unspektakulär und fällt nicht unbedingt auf. Nimm doch eine rote oder grüne Mappe mit Klarsichtfolie, wo du gleich dein Anschreiben darauflegen kannst. Somit stichst du aus der Masse gleich viel mehr raus.
Ich finde, dass eine Bewerbung in erster Linie gut strukturiert, übersichtlich und fehlerfrei sein muss. Das Anschreiben sollte natürlich möglichst individuell sein, also direkt die Firma, bei der man sich bewirbt, ansprechen. Standardtexte sollte man möglichst vermeiden.
Kreativ im Sinne von ungewöhnlichen Ideen würde ich eher nicht bringen; zumindest nicht bei Berufen, bei denen es nicht so sehr auf die Kreativität ankommt. Wenn man sich als Designer oder Fotograph oder Ähnliches bewirbt, kann man vielleicht über "verrückte" Ideen nachdenken, aber ansonsten wirkt es meiner Meinung nach eher unangebracht.
Hast Du überhaupt verstanden was ich meine? Ich denke mal nicht, denn nur eine bunte Mappe nehmen, soviel habe ich auch schon mitbekommen, fällt garantiert nicht unter "Kreativität"!
Mir geht es vor allem darum, wie die Bewerbung an sich aufgemacht sein sollte und was vielleicht im Text erwähnt werden sollte und was nicht - oder ob man vielleicht auf neue Medien setzen sollte. Im Betrieb habe ich z. B. mitbekommen, dass andere sich per Video oder per Internetseite bewerben (wo ich ehrlich gesagt keine Idee habe, wie man das aufziehen soll, also so, dass der andere nicht gelangweilt davon Abstand nimmt).
Eine Bewerbung heutzutage muss auf jeden Fall etwas über dich aussagen. Bewerbungen in denen die Alibi-Hobbies stehen, wie Radfahren und Schwimmen landen gleich mal ganz unten in der Ablage, da man diese in der Regel nur dann schreibt, wenn einem sonst nichts einfällt. Da sollte man heute schon konkreter werden, was man genau mit seiner Freizeit anstellt, gerade hier kann man punkten.
Da ich dich und deine Stärken nicht kenne nehme ich mal mich als Beispiel.
Beispiel 1:
Hobbies: Wandern, Computer, Filme, Malen
Beispiel 2:
Hobbies: Rucksack-Trekkingtouren (bisher bewandert: Deutschland, Schweden, Frankreich, Schweiz, Spanien), Zusammenbau von Computersystemen und Systemoptimierung, Filmproduktionen (als Szenenbildner), bemalen von Miniaturen aller Art / Bemalung von Filmrequisiten.
Die Frage welche der beiden Varianten du eher zu einem Vorstellungsgespräch einladen würdest muss ich wohl nicht stellen. Sicher klingt Beispiel 2 etwas großspurig, aber es macht dich auch interessant, möglicherweise sogar so interessant, dass man dich alleine deswegen zum Vorstellungsgespräch einladen wird. Bei mir kann man z. B. rauslesen, dass ich schon in vielen europäischen Ländern gewesen bin durch meine Trekkingtouren, das kann je nach Job den du haben willst eine ganz essentielle Vorraussetzung sein, dass du Auslandserfahrungen hast. Auch bei meinen Filmproduktionen kann ich punkten. Das zeigt dass ich fähig bin im Team zu arbeiten, auch wenn ich nicht dazu gezwungen werde. Dass ich Computersysteme zusammenbaue zeigt dass ich technisch interessiert bin und auch ein gewissen Grad von Wissen haben mit Computern allgemein. Das bemalen der Miniaturen zeigt, dass ich Geduld habe, auch bei längeren Aufgaben, ebenfalls eine Eigenschaft, die heute fast überall gefordert wird.
Wie du siehst, habe ich meinen potenziellen Arbeitgeber alleine mit der Umformulierung der Hobbies einen ganzen Haufen Informationen gegeben. Und ich habe nichtmal gelogen dabei oder die Unwahrheit gesagt, sondern die Sachen einfach mehr konkretisiert und mich damit interessanter für mein Gegenüber gemacht.
Wie du aber im Endeffekt nun deine Bewerbung schreiben sollst, das kann dir hier wohl niemand im Detail sagen. Eine Bewerbung ist immer eine sehr persönliche Sache und fast genau so Formfrei wie ein Brief an deine Tante aus Nimbuktu. Eine Bewerbung ist DEINE Handschrift, das kann dir außer ein paar Tipps wie diesem hier niemand wirklich abnehmen.
Überlege dir, was dich für andere Leute interessant machen könnte, wo deine Stärken liegen und warum du der Richtige für diesen Job bist. Schreib von mir aus eine Liste, mit allen Stärken die dir in den Sinn kommen und versuche das subtil in den Bewerbungtext einzuarbeiten.
Ok, danke - die Antwort hilft mir wirklich etwas mehr auf die Sprünge, in welche Richtung das gehen soll. Also: Ausformulieren und Konkretisieren.
Klar, wenn ich das so lese stimmt es natürlich, dass sich Trekkingtouren wesentlich interessanter und "aktueller" liest als Wandern. Ich hab zwar nicht so ausgefallene Hobbies (keine Kritik), aber ich hab schon eine Ahnung, wie ich da ein paar meiner eher eintönigen etwas aufhübschen kann.
Sollte man das gleiche bei den Tätigkeiten im bisherigen Beruf versuchen, oder hier das ganze lieber kürzer fassen, damit es nicht zu lang wird? Hier habe ich in verschiedenen Ratgebern gelesen, dass es nicht eine DIN A4 Seite übersteigen sollte und man das wichtigste nennen sollte.
Auf jeden Fall solltest du immer noch sachlich bleiben. Ich glaube übertriebene Aussagen über dich selbst kommen nicht gut an. Dann hält man dich vielleicht für eingebildet oder nennt es übersteigertes Selbstbewusstsein. Auch sollte die Bewerbung nicht allzu lang sein, da kein Arbeitgeber Lust hat erst Romane zu lesen. Schreib einfach was dich ausmacht und warum du der/die Richtige bist ohne dabei zu übertreiben.
Oftmals ist es auch von Vorteil Referenzen von früheren Arbeitgebern zu haben, darauf sehen viele. Darauf könntest du im Anschreiben hinweisen.
Ich habe eine recht mutig-kreative Bewerbung an IKEA geschrieben, weil man bei der Bewerbungsflut wohl sonst eh komplett untergehen würde. Ich dachte nach dem Motto, entweder ihnen fällt es positiv auf und ich kriege die Ausbildung genau DESWEGEN, oder ihnen ist es zu wenig förmlich und dann klappt es eben nicht aber mit einer Standardbewerbung hätte es so oder nicht geklappt.
Ich finde sie leider gerade auf meinem PC nicht, sonst hätte ich mal einen kleinen Auszug gepostet, aber vielleicht mache ich das ja bei Gelegenheit mal.
Ich denke jedenfalls, dass es heutzutage sehr wichtig ist, sich bei Bewerbungen aus der Masse heraus zu heben, denn diese Standardfloskeln haben so langsam alle satt, meine Meinung.
Unter einem kreativen Bewerbungsschreiben verstehe ich persönlich nun, dass du einfach etwas schreibst, was nicht so veraltet und verstaubt klingt, wie die Vorlagen der Bewerbungen, die man eben früher so genutzt hat. Dazu gehört, dass du dich anders, lockerer und erfreulicher verabschiedest, also beispielsweise das ''Mit freundlichen Grüßen'' weg lässt und einfach etwas eigenes schreibst, etwas was nach dir klingt, nicht zu salopp, aber eben vom formalen etwas abweichend. Das Bewerbungsschreiben selbst darf auch etwas anders aufgebaut sein, du solltest mehr darauf eingehen, wieso man ausgerechnet dich nehmen sollte und nicht die anderen, beschreibe deine Vorzüge und wieso du unbedingt dort arbeiten möchtest.
Aufhören sollte man mit der Kreativität, was eben den Aufbau der Bewerbung angeht. Unternehmen wollen nach wie vor eine gut strukturierte Bewerbung mit anständiger Anordnung der Anlagen und keinem Chaos, wie sich das durchaus der eine oder andere zu leisten meint. Wichtig ist es einfach, dass jemand der sich deine Bewerbung durchliest merkt, aha, das ist nicht von irgendwo kopiert oder so, sondern das ist einfach eine Persönlichkeit, die sich da bewirbt, die auf eigene Stärken setzt und in Sachen Bewerbung auch mal was neues probiert.
Ich finde, dass man das vom Beruf selbst abhängig machen sollte, für den man sich bewirbt. Wenn man eher einen Job im kreativen Sektor sucht finde ich, dass die Bewerbung sehr kreativ gestaltet werden sollte, weil das ansonsten abschreckend wirkt. Bei einem Bankangestellten oder bei einem Anwalt würde ich keine kreative Bewerbung erwarten, sondern eher eine standardisierte und schon fast "langweilig"-konservative Bewerbung. Ich finde nicht, dass man das pauschal sagen kann.
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