Zivildiensteinführungslehrgang = Unsinn?!
Ich war die komplette auf einem Einführungslehrgang für den Zivildienst in Sondershausen. Wir haben dort unter anderem, auf Wunsch eines Zivildienstleistenden, über den Sinn und Unsinn des Einführungslehrgangs gesprochen.
Meiner Meinung nach macht es schon Sinn einen Einführungslehrgang durchzuführen, um seine Rechte und Pflichten kennenzulernen. Allerdings ist alles andere drum herum völlig sinnlos. Es werden Themen behandelt, die für den Job des Zivildienstleistenden völlig unwichtig sind. Wenn ich mich für ein solches Thema, wie zum Beispiel "Kommunikation im Alltag" interessieren würde, dann würde ich es selber nachgucken. Für diesen 5-tägigen Lehrgang hätten meiner Meinung nach 1-2 Tage gereicht, um alles sinnvolle zu besprechen. So werden nicht so viele Steuergelder aus dem Fenster geschmissen, wie an 5 Tagen Verpflegung und Unterkunft.
Was haltet ihr von solchen Lehrgängen? Denkt ihr nicht auch, dass es sinnvoller wäre, nur die wichtigen Sachen, die direkt im Zusammenhang zum Zivildienst stehen, zu besprechen?
Ich selber bin derzeit auch noch Zivi und muss sagen, dass mein Lehrgang eigentlich extrem nüzlich war. Dadurch, dass ich im Patientenfahrdienst des Rettungsdienstes meinen Dienst abgeleistet habe, durfte ich 4 Wochen auf Lehrgang gehen (Rettungssanitäterlehrgang, jedoch nur bis zu Zwischenprüfung zum Rettungshelfer) und muss sagen, dass die 4 Wochen sehr Hilfreich aber viel zu Kurz waren, da es so viel Stoff war, dass man diesen in 4 Wochen nicht komplett begreiffen konnte.
Wie du siehst, gibt es verschiedene Lehrgänge und nicht alle sind Sinnlos. Soweit ich von meinem Freundeskreis gehört habe, mussten diese 2 Wochen Lehrgang machen und haben dort teilweise auch noch mal einen Erste Hilfe Kurs machen müssen.
Wenn du dich gerne selber Weiterbilden möchtest, so hast du die Möglchkeit dies auch zu tun (Sprich dir Kurse zu suchen) und kannst durch das Bundesamt für Zivildienst eine Förderung in Höhe von ca. 600€ holen.
Ich denke es kommt auch darauf an, in welchem Einsatzgebiet man als Zivildienstleistender arbeitet und auch auf das Alter. Wie Flyer schon schrieb, wenn man mit Patienten zu tun hat und die durch die Gegend fährt, ist ein Rettungskurs oder Erste- Hilfe- Kurs sicherlich nützlich.
Genauso wie es für einen Zivi der zum Beispiel bei alten und/ oder kranken Menschen putzt und für diese einkauft, sicherlich nicht sinnlos, wenn man da die Grundzüge der menschlichen Kommunikation kann. Klar hat jeder Zivi schon Kontakt zu Menschen gehabt. Ob nun in der Schule, in der Freizeit oder halt in der Familie. Es ist aber was anderes, wenn man nun einem älteren Menschen, mit dem man nicht verwandt ist, gegen über steht. Oder auch wenn man im Bereich Pflege arbeitet und da schwerkranke Menschen trifft. Mit denen redet man schon anders als mit Menschen aus dem Freundes- und Verwandtschaftskreis. Da ist ein solcher Kommunikationslehrgang sicherlich nicht schlecht.
Und es sollte in meinen Augen nicht ausschliesslich um die Rechte und Pflichten des Zivis gehen. Bleiben wir mal bei den alten Menschen. Die haben ihre Gewohnheiten und sicherlich auch ihre Macken. Da kann man dann nicht einfach hingehen und sagen, bei mir daheim oder im Elternhaus habe ich das aber immer so gemacht. Da sollte man schon auf die älteren Menschen eingehen können.
@LittleSister
Das ist eine schöne Wunschvorstellung, aber wenn ich das lese merkt man schon, dass Du nie auf so einem Lehrgang warst oder weißt, wie es da zugeht. Was Du da schreibst hat rein gar nichts mit der Realität zu tun.
Ich kam als Zivi in den Genuss beider Lehrgänge, die man so mitnehmen kann: Einmal der obligatorische Rechte und Pflichten Lehrgang (5 Tage) und der erweiterte 10tägige Lehrgang für diejenigen, die in bestimmten Einrichtungen (Altenheim, Krankenhaus usw.) arbeiten. Meiner Erfahrung nach sind beide Lehrgänge für die Katz, nicht umsonst werden diese als reiner "Zusatzurlaub für Zivis" verstanden.
Der Rechte und Pflichten Lehrgang kommt oft viel zu spät, wir hatten Zivis da, die hatten nicht einmal mehr einen Monat Dienst, die meisten hatten schon die halbe Dienstzeit hinter sich, und wurden da belehrt, welche Rechte sie haben auf die sie natürlich mangels Kenntnis fast während des gesamten Dienstes verzichtet haben, denn oft werden Zivis (gerade im Krankenhaus und Altenheim) natürlich weit darüber hinaus eingesetzt was zulässig ist. Davon kann man wirklich nur 2 Tage als sinnvoll betrachten, der Rest der Zeit ist nur Urlaub oder Sonderschulunterricht - wir haben über die heutigen Medien "diskutiert" (sprich: jeder durfte reihum seine Meinung sagen und fertig) und anschließend eine DIN A3 Collage basteln, für die man 1 Tag (!) Zeit hatte. Der letzte Tag wurde für alle dazu genutzt, um eine Stadtbesichtigung zu machen. Als ich als Zivi noch in verschiedenen Ziviforen unterwegs war kam da auch raus, dass es andere kaum anders erlebt haben.
Der 10tägige Kurs für Zivis in Altenheimen und Krankenhäusern war genauso für die Katz - das hätte man auch locker in 2 Tagen abwickeln können. Im Grunde gab es nur zwei Teile:
- 1. Teil: Ein Erste Hilfe Kurs wo einem Wissen vermittelt wurde, was man spätestens nach 3 Wochen "im Job" sowieso drauf hatte (und wer zu dämlich dafür war, hatte es auch da nicht kapiert).
- 2. Teil: Psychologie am Krankenbett, was für die meisten mit etwas Erziehung völlig überflüssig war oder was man eben sowieso durch den Job mitbekam - und auch hier: Wer es vorher schon nicht konnte, hatte es auch jetzt nicht kapiert!
Achso, auch hier das obligatorische Collagen basteln auf Sonderschulniveau und Ausflüge mit der Gruppe in der Gegend. Der relevante Teil, das waren im Ganzen vielleicht auch hier 2 - 3 (wenn man sehr großzügig ist) Tage.
Das ganze wird zusätzlich dadurch unterstrichen, dass nur Anwesenheit bewertet wird und nicht etwa, ob man es verstanden hat. Dass der Großteil unser Gruppe daher nur gelangweilt rumsaß, kaum aufgepasst hatte und auf Nachfrage nicht sagen konnte worum`s überhaupt ging passte dazu. Das einem teilweise falsches Wissen vermittelt wurde (was durch die Praxis in den Krankenhäusern schon überholt war) kam aus meiner Sicht erschwerend hinzu wie auch der Fakt, dass auch hier alles dabei war: Wenige Neulinge, viele im 4. oder 5. Dienstmonat und einige kurz vor der Entlassung.
Klar, das ist im Grunde reine Geldverschwendung - ich hab mich über die zusätzliche Vergütung gefreut - und Zeitverschwendung. Das hat man bei meiner Dienststelle kaum anders gesehen auf Nachfrage, ob das nicht totaler Mist sei und ob ich mich nicht freistellen lassen könnte, weil ich halt vor Ort gebraucht werde (was übrigens nicht möglich ist). Dazu kommt, dass man völlig wahllos ausgewählt wird - manche müssen beide Lehrgänge mitmachen, manche nur einen (gleicher Dienst) und wenige waren nicht einmal beim eigentlich (meines Wissens nach) verbindlichen Rechte und Pflichten Lehrgang. Aber sieh es so: Als Zivi (meiner Erfahrung nach) ist man öfter stärker eingebunden als es die Vorschriften zulassen und "darf" mehr machen als man soll - da ist der "zusätzliche" Urlaub in Form der weitestgehend sinnfreien Lehrgänge mehr oder weniger eine Entschädigung .
Also ich habe damals nur den obligatorischen 5 Tage-Lehrgang machen müssen/dürfen. Ich persönlich empfand ihn als total überflüssig. Die Pflichten und Rechte wurden glaube ich an einem Tag, naja eigentlich ist es ja meist nur den Vormittag, länger als 5-6 Stunden ging da nie was bei uns, abgehandelt. Das meiste davon wusste ich aber sowieso schon. Wenn man nun nicht gerade Hauptschüler ist, weiß man sich ja auch so über die Wichtigsten Dinge zu informieren, wenn man anfangen sollen zu arbeiten.
Zuminest hatte ich das Glück, diesen Kurs noch recht früh machen zu können, nach 2 Monaten oder so. So hätte ich zumindest theoretisch die Chance gehabt von neuen Erkenntnissen noch im Zivildienst zu profitieren. Aber die wenigen neuen Sachen, die ich dort gelernt habe, waren für mich irrelevant. Ich weiß nicht mehr genau um was es ging, aber irgendwann gab es wohl mal einen Zivi, der einen Haufen Oldtimer geerbt hatte und davon nur einen zugelassen und für die restlichen konnte er sich die Garagenmiete bezahlen lassen. Ja ist doch toll, aber welcher Zivi braucht sowas denn schon?
Dann gab es lustige Thementage, bei denen einige einen Vortrag gemacht haben (ähnlich wie bei Subbotnik auf Sonderschulniveau) und einige Gruppen sind 3 Stunden durch den Wald spaziert. Wahnsinn oder?
Die einzig positiven Sachen waren, dass man eine ganz entspannte Woche erlebt hat, neue Leute kennengerlernt hat und ich habe etwas Braunschweig kennengelernt, weil ich dort vorher erst einmal war. Abends sollte durften wir normalerweise nur bis 22 Uhr raus, aber es gab eine Liste bei der wir dann reinschreiben sollte, dass wir uns die Kultur in Braunschweig angucken wollen, dann können wir auch länger raus. Solche Regeln haben da perfekt dazu gepasst. So haben sich einige mit den Trinkgeflogenheiten bekannt gemacht, ich habe mir einen Abend die Braunschweiger Fussballkultur zur Genüge geführt usw. Und in der Zivildienstschule stand sogar ein Bierautomat. Irgendwie wie im Kindergarten...
Und den extra Lehrgang brauchte ich nicht machen, obwohl ich im Krankenhaus meinen Zivildienst absolviert habe. Der wurde ein oder zwei Jahre vor mir von der Trägergesellschaft abgeschafft, weil sie ihn nutzlos und zu teuer fanden und die Zivis auch alle ohne diesen Kurs klar gekommen sind. Zwei Jahre später haben sie den dann wieder eingeführt und ein Freund von mir hatte die Ehre diesen Kurs zu besuchen. Er meinte da auch, dass er für den Zivildienst dort überhaupt nichts gelernt hat, was er gebrauchen könnte. Aber dafür haben sie zwei Wochen lang jeden Abend ordentlich gefeiert.
Also aus meinen Erfahrungen und den meiner Freunde, waren sind die Kurse zwar meistens lustig, aber bringen für den Zivildienst selbst überhaupt nichts.
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