Vertrauen in die Kirche. Glaube an Gott.
Für mich ist ganz klar: Es gibt ein höheres Etwas, eine Macht, die uns erschaffen hat und umgibt. Diese religiöse Erfahrung mache ich ständig, allein schon, wenn ich darüber nachdenke, was der Sinn der EXISTENZ an sich ist. Wieso ist man ? Was ist sein ? Oder wenn ich mir die Großartigkeit der Natur anschaue, hatte ich auch schon ein Gefühl, dass einer transzendenten Erfahrung ähnelt.
Ich bin einfach der Meinung, dass es ETWAS geben muss, ob nun Gott oder Götter, wenigstens das sollte man erkennen. Und außerdem fände ich dir Vorstellung, dass nach dem biologischen Tod nichts kommt, äußert unbefriedigend. Das ein Mensch nachdem er stirbt einfach verschwindet ... wozu sollte man dann überhaupt leben, wenn doch alles aufhört ? Endgültig und für immer ? Schließlich wird die Menschheit auch ohne die Vorstellung des jüngsten Tages irgendwann einmal aufhören zu bestehen.
Der christliche Glaube ist deshalb meine Wahl, da ich zum einen damit aufgewachsen bin und die Religion ist, die mir am meisten zusagt. Das Prinzip der Nächstenliebe ist ein tolles Konzept und wenn mehr Menschen wirklich versuchten, sich danach zu richten, wäre die Welt ein besserer Ort ;-P
Moralisch halte ich es auch für am besten, sich danach zu richten, denn was in die Bibel, Lebensratgeber Gottes für uns, steht, passt auf alle Situationen des Alltags und darüber hinaus. Deshalb schaden diese Tipps auch nicht (siehe Ist Küssen schon fremdgehen ?), schließlich will Gott uns damit ja nicht schaden.
Was die Kirche anbelangt: Ich verabscheue die Vorstellung, die sich über Jahrhunderte des Missbrauchs von Religion als Vorwand für Gräueltaten festgesetzt hat, dass jeder Christ die gleiche Meinung vertritt wie die Institution Kirche.
Vor allem die katholische Kirche hat selbst heute noch ein paar wirklich bekloppte Ansichten, von ihren sonstigen Macken ganz zu schweigen (allein schon das Amt des Papstes). Ich persönlich halte etwa Sex vor der Ehe nicht für verwerflich, wenn er denn in einer Partnerschaft stattfindet, die stark genug ist, ein Kind zu versorgen. Das ist nämlich der Sinn bei der Sache. Beim Geschlechtsverkehr besteht trotz Verhütung immer die Möglichkeit, dass es doch zu einer Befruchtung kommt. Und dann ? Mord ? Adoption ? Es geht hier nicht darum, Menschen den Spaß an der Sexualität zu nehmen, sondern sie an ihre Verantwortung dabei zu erinnern.
Ich könnte so noch Seitenweise weiter machen, aber das soll erstmal genügen. Wer mit mir mal ausgiebig über sowas diskutieren will, bitte, immer zu.
Ich hab mich mit meiner Lehrerin unterhalten als wir zusammen 3 Wochen in Afrika verbracht hatten. Es ging um die Kirche. Sie Ist Wissenschaftlerin und ich dachte immer sie würde nicht glauben da sie nicht in der Kirche ist. Ich kann sie sehr gut leiden allerdings "glaube" ich an Gott und deswegen habe ich das Thema ein wenig angespielt. Dann hat sie etwas sehr interessanten gesagt. "Wenn es keinen Gott gibt und du an ihn glaubst oder nicht ist es egal. Wenn es einen gibt ist er entweder gerecht oder ungerecht. Ist er ungerecht ist er es nicht wert an ihn zu glauben, ist er aber gerecht würde er es uns verzeihen nicht an ihn zu glauben."
Letztendlich meinte sie, sie mache sich darüber keine Gedanken weil sie es eben nicht weiß. Und daher glaubt sie weder an ihn noch nicht an ihn. Das fand ich sehr interessant und nachvollziehbar, deswegen kann ich diese Antwort auch akzeptieren. Bei einfach nur Ungläubigen fällt mir das manchmal sehr schwer.
Ich persönlich kann mich mit der Kirche überhaupt nicht identifizieren und für mich gibt es auch kein "Heil innerhalb der Kirche". Ich finde es schön, wenn andere Halt in der Institution Kirche finden, aber mich kriegt man da außer zu Weihnachten nicht freiwillig hin.
Die Gründe dafür sind sehr einfach: Mir ist das einfach viel, viel zu langweilig dort. Ich sehe nicht ein, warum ich jeden Sonntag um 8 aufstehen soll nur um mir dann das Genörgel dort anzuhören. Die Lieder hören sich alle gleich trist an, die Bibeltexte sind immer dieselben, bei uns darf man nicht mal klatschen, hier und da wird mal aufgestanden und es ist jedesmal ein erleichtertes Seufzen zu hören, wenn man sich wieder setzen darf - noch schöner ist es, wenn alle nach Hause Mittag essen gehen dürfen.
Man spricht in der Kirche von Gott als wäre er ein Oberlangweiler, der irgendwo ganz weit weg auf seinem Chefsessel sitzt und um Himmels Willen ja die Etikette bewahren will.
Ich bin Christ mit Leib und Seele und ich liebe Gott - da will ich doch lachen, tanzen, singen, feiern, einfach für Gott "die Sau raushängen lassen" -- ich verstehe nicht, wie andere Christen diesen tollen, großen Glauben dann ausleben wollen, wenn in der Kirche nur "getrauert" wird.
Ich bin ihm unendlich dankbar für all das, was er mir geschenkt hat, für jeden Stein, den er mir in den Weg gelegt hat, für jeden Menschen, den ich bisher kennen gelernt habe - für einige natürlich ganz besonders - ich bin einfach dankbar, dass er mich zu dem gemacht hat, was ich jetzt bin.
Ich habe einige Steine auf dem Weg gehabt; ich hatte einen prügelnden Vater, der sich noch immer nicht richtig für mich interessiert, eine Mutter mit Messie-Syndrom, die mich nicht lieben kann oder mir ihre Liebe nur nicht zeigen kann; ich war in der Grundschule ein heller Stern, weil zufällig alles gut ging, wer ich wirklich war, wollte keiner wissen - ging im Gymnasium in der Masse unter, man hielt mir von allen Seiten meine Schwestern mit Doktortiteln vor, keiner war bereit Liebe und Zuversicht zu geben - ich ging unter und versank, bekam ab der 4. Klasse erste leichte Depressionen, die sich bis in die 8. Klasse steigerten - habe keinem was erzählt, keiner hat gefragt; ich habe eine Seelenverwandte gefunden, die für mich seit der 9. Klasse Himmel und Hölle - Fluch und Segen - bedeutet; ich habe Freunde gefunden, wurde enttäuscht und hab Freunde verloren; ich habe mich geritzt; manchmal betrunken, musste das Gymnasium schließlich verlassen, weil mir die Haare ausfielen, weil ich nachts nicht mehr schlafen konnte, weil ich nichts mehr tun konnte - hatte zu nichts mehr Elan, habe in Mathe nur noch 5en in Klasse 9 geschrieben, habe krank gemacht und den Schlaf tagsüber nachgeholt, habe nur noch weinen können, bis ich irgendwann leer war und mir im August 2007 vornahm zu sterben.
Ich suchte bei meinem Opa nach Schlaftabletten und dachte plötzlich: das kanns doch jetzt nicht gewesen sein? Da bin ich zu Boden gegangen, habe wieder angefangen zu heulen und zu Gott innerlich aufgeschrien, dass er mir helfen soll, wenn es ihn gibt - es hat sonst keiner helfen wollen, also dann bitte DU - oder nicht und ich sterbe an ner Überdosis. Mir war alles ganz egal in dem Moment, ich hab alles auf eine Karte gesetzt.
Und da geschah dann das für MICH persönlich Unfassbare; von Stund an ging es mir wieder besser. Ganz ohne Therapie oder ähnlichem; es dauerte lange, aber heute steh ich wieder mit beiden Beinen im Leben - habe meinen Abschluss auf der Mittelschule mit 1,4 gemacht - es war ab dem 2. Halbjahr die tollste Zeit meines bisherigen Lebens. Ich habe seitdem nicht einmal wieder an sterben gedacht - obwohl natürlich manches immernoch so ist wie damals, nur komme ich jetzt plötzlich damit klar. Außerdem hab ich meinen Traumberuf: Altenpflegerin gefunden. Das erste Lehrjahr hab ich jetzt mit 1,1 abgeschlossen und für meine wahren Freunde bin ich meistens die erste Ansprechpartnerin - Und darum WEIß ich ganz einfach, dass es Gott gibt. Sonst wäre ich nicht so aus der Geschichte wieder rausgekommen.
Aber ich denke, dass ganz einfach jeder für sich selbst entscheiden muss, ob er an Gott glaubt oder nicht. Insofern er das kann. Ich denke nämlich, dass gerade in der heutigen Zeit auch nicht mehr jedem die Gabe geschenkt ist, noch an etwas zu glauben - und dann auch noch an etwas, dass man nicht unmittelbar sehen kann, sondern einfach spüren muss. Das ist wie mit malen oder singen - entweder man kann es oder man kann es nicht. Ich finde es nicht schlimm; ich habe eigentlich nur Freunde, die entweder nicht glauben oder sich eben irgendwie nicht sicher sind, ob sie es wagen sollen oder nicht. Ich finde es nur traurig und ziemlich schade, dass nicht jeder das fühlen kann, was ich fühle.
Aber ich muss sagen, dass ich einen Menschen, der nicht glaubt (glauben kann?), aber trotzdem wirklich Gutes tut, aufrichtiger finde, als einen Menschen, der glaubt, aber sonst nicht bereit ist, sich für andere einzusetzen und nur damit beschäftigt ist, den Atheisten zu sagen, wie schlimm sie doch sind.
Jetzt wo ich das gerade selber durchdacht habe, glaube ich oder möchte ich glauben, dass Gott das genauso sieht. Das Zitat der Lehrerin aus Tinkes Text hat echt Hand und Fuß. Gott kann eigentlich - wenn er ein gerechter Gott ist - niemanden bestrafen, dem er den Glauben nicht gegeben hat - der aber trotzdem Gutes tut. Vielleicht ist der ganze Streit um Glauben und Nicht-Glauben einfach nur menschlicher Quatsch (ganz sicher), der überhaupt nicht sein muss, weil es vielleicht gar nicht in Gottes Sinn steht, dass alle Menschen einen Namen für ihn finden oder weil es gar nicht sein Wille ist, dass alle Menschen wissen, dass er existiert. Vielleicht wäre es einfach nur sinnvoll - egal ob Glauben oder Nicht-Glauben - wenn man den Streit, der schon viel zu lange um die falsche Frage existiert, endlich beenden würde und einfach nur so lebt, wie es für alle das Beste ist: nämlich bereitwillig gebend; auch mal nehmend, wenn es nirgends schadet; tolerierend; die Welt bestaunend und aufrichtig.
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