Selbständigkeit: was sollte man beachten?

vom 05.07.2009, 20:35 Uhr

Mein Mann möchte sich, wenn alles gut läuft, demnächst Selbständig machen. Er hat schon ein Konzept und ein Laden im Auge. Ich könnte mir gut vorstellen das sein Vorhaben klappt, obwohl ein Risiko immer dabei ist. Aber ich denke wenn man das Risiko nicht eingeht weiß man nie ob es gut gegangen wäre. Vielleicht können wir dann irgendwann mal besser leben als jetzt.

Ich wollte mal fragen was man alles beachten sollte wenn man sich Selbständig macht und vor allem welche Hilfestellungen es vom Staat gibt. Ich habe gehört das man dann im ersten Jahr dann keine Steuern zahlen muss, um erst mal zu gucken wie der Laden so läuft. Und was ist wenn der Laden nun wirklich nicht laufen sollte, gibt es auch dann unterstützung?

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» lissy02 » Beiträge: 621 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ein harter Brocken. Selbstständigkeit bedeutet, dass man viel aufgibt. Grade was Zuschüsse vom Arbeitgeber angeht, denkt man an Versicherung und Rente, Krankengeld, Urlaubsgeld und Anderes. Es bedeutet auch, dass man kein festes Einkommen mehr hat. Es bedeutet, dass man viel verlieren kann. Es verlangt 110 Prozent Disziplin.

Es bietet die Freiheit selbst zu entscheiden. Es bietet die Möglichkeit, etwas zu schaffen. Wiegt die Vorteile gegen die Nachteile auf - entscheidet gut überlegt.

Wenn ihr den Schritt wagt, dann geht mal zum A-Amt und macht ein Existenzgründerseminar mit. Dort lernt man viele wichtige Sachen, die man Anfangs gar nicht weiß und an die man auch nicht denkt. Ihr werdet euch ab sofort privat versichern müssen - fragt da bei eurer Krankenkasse besser noch einmal nach.

Dann müsst ihr einen Gewerbeschein inklusive eurem Gewerbe (zählt pro Person, nicht Unternehmen) anmelden. Den gibt es für 20 Euro beim Finanzamt. Ich hoffe, ihr kennt euch gut mit Steuererklärungen aus, denn ihr dürft monatlich eine abgeben.

Fassen wir zusammen:
- Existenzgründerseminar - check?
- Privatversicher - chek?
- Gewerbeschein - check?
- Steuererklärungsversiert - check?

Könnt ihr das Alles mit "ja" beantworten, können wir uns den netten Seiten der Selbstständigkeit zuwenden. Erstmal - ihr seid frei. Kein Chef, keine Zwänge - IHR bestimmt. Alles. Dann gibt es noch den sogenannten Existenzgründerzuschuss, welcher ca 9000 Euro beinhaltet und in drei Phasen ausgezahlt wird. Allerdings darf dieses Geld AUSSCHLIEßLICH für das Unternehmen genutzt werden. Steuern - da könnt ihr viel absetzen. Neuer Computer - fürs Unternehmen. Auto? Spritgeld für "Arbeitsfahrten". Essen? Geschäftsessen.

Die Liste ist lang und insofern ihr es mit eurer Arbeit in Verbindung bringen könnt, könnt ihr es Absetzen. Jetzt werden die Meisten sagen, aber dass das nur eine kleine Summe sein wird. FALSCH. Denn nur die wenigsten lassen die Steuer absetzen, die wir alle Zahlen. Die wenigsten sparen 1/5 ihrer Kosten. Ich spreche von der Mehrwertssteuer. Diese kann man KOMPLETT einfordern. 2000 Euro für einen Computer? Ist ein Arbeitsgerät, also 400 Euro gibs wieder. 40 Euro für ein Hemd, das Finanzamt zahlt dir 10 davon. Es ist sogar möglich 70 Prozent seiner Telefonrechnung abzusetzen.

Ihr seht - es lohnt sich schon, wenn das Geschäft läuft. Wenn ihr nicht so viel riskieren wollt, dann könnte ich euch Amway empfehlen. Dabei verkauft man Dinge von Amway an Leute weiter und/oder wirbt neue Verkäufer. Wenn dann ein von euch geworbener Käufer etwas verkauft, bekommt ihr dafür eine Provision. Das Unternehmen existiert schon knapp 70 Jahre - also zukunftssicher. Und hierbei verkauft ihr eben diese Produkte. Um jetzt alles über Amway zu schreiben würde diesen Rahmen sprengen, also informiert euch mal darüber (www.amway.de). Es gibt viele Schulungen bestimmt auch in eurer Nähe.

Vorteil ist, dass ihr hierbei kein Risiko habt und ihr euch auch den Gewerbeschein holen könnt.

» devdeamon » Beiträge: 63 » Talkpoints: 51,45 »


Ich kann devdeamon zwar weitestgehend zustimmen, aber:
- den Gewerbeschein gibt es beim Gewerbeamt, ist in der Regel in weniger als 10 Minuten beantragt
- Steuererklärungen müssen nicht monatlich gemacht werden, das hängt konkret von der Umsatzform ab - jedoch krallt sich das Finanzamt gern monatlich die Vorsteuer
- Steuern: Da kann man schon viel absetzen, man sollte aber auch nicht zu kreativ sein. Sowas geht meist nur bis zur ersten Steuerprüfung durch, und die kommt garantiert irgendwann, meist vor allem dann, wenn man schön viel geltend machen kann ;). Und nichts ist ärgerlicher als vorher "gespartes" Geld wieder zurückzahlen zu müssen, vor allem da das Finanzamt Geld, auf das man einen Anspruch hat, gerne mit Verzögerung auszahlt und die Zahlung verschleppt, aber umgedreht schnell mit der Pfändung bei der Hand ist, wenn man selbst so handelt :wink:.

Amway ist ganz nett, aber bei 90 % der Verkäufer dürfte es aufgrund des mittlerweile zu hohen Provisionsanteils nur eine nebenberufliche Tätigkeit bleiben, so wie auch die wenigsten Tupperverkäufer komplett davon leben können.

Zum Laden: Für mich liest sich das so, als ob ihr da was "um die Ecke" machen wollt. Die Mieten für die meisten Ladenlokale sind natürlich anständig, da geht es ab 2000 Euro in Randlage meist los. Das müsst ihr natürlich mit in die Marge einberechnen. Gerade wenn es am Anfang schleppend läuft (man sagt immer als Bauernregel: 6 Monate kämpft man, 6 überlebt man, danach lebt man) kann eine zu hohe Ladenmiete ein ordentlicher Mühlstein sein.

Das mit der Steuerbefreiung :wink:: Indirekt ja, aber mehr in der Hinsicht dass Du mehr oder weniger erst 2009 wirklich die Steuern für 2008 zahlen musst, wenn der Jahresabschluss durch ist. Trotzdem hält der Staat auch bis dahin die Hand auf, vor allem bei der Vorsteuer, was man zuviel bezahlt bekommt man (langsam) zurück, ansonsten heißt es nachzahlen. Ausnahmen wären z. B. wenn euer Umsatz voraussehbar niedrig ist (Kleinunternehmerregelung) und ihr kaum was absetzen könntet. Würdet ihr da jedoch mal drüber hinauswachsen heißt es nachversteuern, also immer schön Belege sammeln :wink:.

Wenn der Laden nicht läuft, hm. So direkt war ich nie in der Situation, aber in der Regel wird von einem erwartet, dass man mit den Fördermitteln hinkommt. Unterstützung gibt es meines Wissens nur indirekt, z. B. indem Großhändler vielleicht Ratenzahlungen gewähren, der Vermieter ebenfalls usw.. Niemand füttert einen sterbenden Gaul, erst recht nicht das Finanzamt, der Staat ist mit den Banken der gierigste Gläubiger von allen und sichert sich mit am schnellsten seine Pfründe, wenn er glaubt die gehen verloren.

Also wenn Du ungefähr sagen könntest, in welche Richtung es geht kann man Dir mehr helfen - ansonsten fallen mir je nach Gewerbe verschiedene Förderungen und Voraussetzungen die man beachten sollte ein, die es mal gibt und mal nicht.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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