Kinder in der Schule vom Lehrer diskriminiert?

vom 15.03.2009, 20:13 Uhr

Am Mittwoch ist wieder Elternabend und mich beschäftigt ein Thema und ich weiß nicht ob ich eher übertreibe und deshalb frage ich mal Euch. Also in der Schule wird immer erzählt was sie am Wochenende gemacht haben. Das ist wohl auch im Kindergarten so.

Eigentlich keine schlechte Sache. Aber nun kommt sich mir die Frage auf, ob das nicht bestimmte Kinder diskriminiert? Also ich sage mal von uns das wir einen mittleren Lebenstil halten können. Wir gehen auch mal weg und mache Wochenende halt nicht.

Immer ist das Geld auch nicht so locker, dass wir den Kinder Adventure pur bieten können. Dann ist es wohl ab und an so, dass Kai sagt: Ich war nur draussen und habe gespielt. Aber wenn dann ein anderes Kind kommt und erzählt, dass es im Spassbad oder im Freizeitpark war?

Es gibt sicher auch Familien da ist das nie drin. Wie müssen sich die Kinder erst fühlen. Andererseits weiß ich nicht, ob ich es wirklich mag, dass die Lehrerin weiß was wir so an den Wochenenden treiben. Es geht doch niemand was an. Das ist in meinen Augen Privatsphäre. Wie denkt ihr drüber?

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich verstehe was du meinst und kann deine Gedanken verstehen. Auch wir mussten als Kinder in der Grundschule ständig im Stuhlkreis erzählen, was wir so am Wochenende gemacht haben und was wir so erlebt haben. Heute habe ich dazu eine ziemlich gespaltene Meinung. Auf der einen Seite finde ich es ziemlich gut, dass LehrerInnen so einfach auch erfahren können, wo in den Familie der Kinder vielleicht etwas schief läuft, und zwar auch von Kindern, die sonst von sich auch nicht so viel erzählen.

Kinder sind ja eben meistens sehr ehrlich und direkt und wenn da Kinder dabei sind, die von sich auch natürlich nicht erzählen würden, was sie am Wochenende gemacht haben, tun es so, weil sie eben 'müssen' (auch wenn das blöd klingt!). Wenn ein Kind z.B. am Wochenende erlebt hat, dass Papa betrunken war und es mit Mama ins Krankenhaus musste, weil Papa ihr eine Bierflasche über den Kopf gehauen hat und danach erstmal zur Tante musste und Mama aber gesagt hat, es darf der Tante nichts erzählen und wenn, dann soll es sagen, Mama wäre von der Treppe runtergefallen, dann finde ich es natürlich schon irgendwie hilfreich, dass Lehrkräfte / Erzieherinnen sowas mitbekommen. Von selbst würdne diese Kinder ja sowas nicht erzählen, auch wenn das Beispiel natürlich sehr extrem ist. Aber bei meiner Freundin im Kindergarten passiert es ziemlich oft, dass die Kinder sowas erzählen.

Auf der anderen Seite finde ich es aber auch doof, dass es Kiner gibt, dass ständig mit ihren Eltern in diesem und jenem Vergnügungspark sind und auf irgendwelchen Konzerten und tausend Sachen erleben und so natürlich die Kinder ziemlich traurig und eifersüchtig machen, deren Eltern ihnen sowas finanziell nicht ermöglichen können. Prinzipiell finde ich es eher nicht so geeignet, Kinder dauernd von ihren Wochenenderlebnissen erzählen zu lassen. Nach den Ferien ist das OK, aber nicht jede Woche.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich habe schon in vielen Kindergärten gearbeitet, und fast überall gab es am Montag diese "Was habt ihr am Wochenende gemacht?" - Gesprächs - Runden. Natürlich ist deine Frage gerechtfertigt. Manche Kinder haben das ganze Wochenende Kinderbespaßung gehabt, wie Freizeitpark, Ponyreiten, Schwimmbad, Kirmes, etc. Und andere haben eben an einer Konsole gezockt, das ganze Wochenende Fernseh geschaut, die Großeltern besucht, oder nichts besonderes gemacht. Für mich als Erzieherin ist es schon immer wichtig zu wissen, was die Kinder am Wochenende gemacht haben, denn es erklärt so manchmal das Verhalten der Kinder am Montag in der Einrichtung.

Ein Beispiel: Wenn ein Kind am Montag sehr bewegungsfreudig ist, also völligst am rumzappeln ist, dazu noch eine sehr "vulgäre" Umgangssprache hat, und nicht auf die Erzieherinnen hört, Probleme hat, sich an die Regeln zu halten, dann weiß ich nach der Gesprächsrunde, das es am Wochenende nur vor dem Fernseh saß, nicht altersentsprechende Sachen angeschaut hat, und vielleicht noch an einer Konsole gezockt hat. Ein anderes Kind ist vielleicht ganz still und traurig am Montag Morgen, und bei der Erzählrunde sagt es, das es am Wochenende bei den Großeltern auf dem Bauernhof war, und dort ist dann ein Tier gestorben.

Das Ganze zählt natürlich nicht nur für den Kindergarten, sondern auch für die Schule. Und ob Kinder da so benachteiligt werden, wenn sie hören, das andere etwas anderes gemacht haben, ich weiß nicht. Selbst wenn es keine solchen Erzählrunden gäbe, würden doch die Kinder erzählen, das sie irgendetwas ganz tolles erlebt haben. Und Kinder sollten doch irgendwann lernen, das nicht alle gleich sind, und andere Leute evt etwas mehr Geld haben, und dadurch auch mehr Möglichkeiten haben.

Ich hab es in meiner Arbeit nur einmal erlebt, das ein Kind auf andere Kinder und ihre Wochenenderlebnisse sehr neidisch war. Das lag daran, das das Kind jedes Wochenende nur in der kleinen Wohnung "eingesperrt" war, und es auch nicht so viele Spielsachen hatte. Die Mutter war allein erziehend, hatte wenig Geld, und lag lieber den ganzen Tag auf dem Sofa, anstatt mit ihrem Sohn mal etwas zu Unternehmen. Es gibt ja auch Unternehmungen, die nichts kosten. Und für dieses Kind war es schon ein Highlight, einfach mal im wald spazieren zu gehen und zu toben.

Und nun zur Privatsphäre. Ich denk mal, das ihr nicht irgendwelche Unternehmungen macht, die ein Staatsgeheimnis wären, oder? Natürlich ist es euer Privatleben, was ihr am Wochenende macht, ob Spielen, jemanden besuchen, oder sonstiges. Aber da wirst du wohl nichts gegen unternehmen können. Und aus den oben schon von mir erläuterten Gründen finde ich es als Pädagogin wichtig zu wissen, was die Kinder am Wochenende gemacht haben.

Bei uns im Kindergarten gibt es auch solche Erzählrunden, allerdings können die Kinder da ihre erlebnisse von der ganzen Woche erzählen. Und wir machen nur selten etwas am Wochenende oder in der Woche, ausser zusammen spielen, meine Kinder laden ihre Freundinnen ein, oder die kommen zu uns, wir gehen mal spazieren, oder zusammen einkaufen. Besondere Highlights wie zu den Großeltern, Schwimmbad, etc machen wir nicht regelmässig, sondern so etwa alle 2 Wochen.

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» pepsi77 » Beiträge: 1629 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo!

Ich fand das selber schon in der Schule sehr nervig, weil wir auch nciht das Geld hatten, jedes Wochenende was zu unternehmen. Auch meine Kinder mussten das im Kindergarten über sich ergehen lassen, bis ich das mal am Elternabend angesprochen habe. Vor allem nach den Ferien wurde auch gefragt. "Was habt ihr in den Ferien gemacht. An welchem Urlaubsort ward ihr?" Nicht jeder kann in den Ferien wegfahren oder gar fliegen und so fühlen sich viele Kinder diskriminiert.

Im Kindergarten wurde das auf mein Anregen hin auch abgeschafft. Aber in der Schule waren dann auch viele Eltern dafür, dass die Kinder erzählen sollten. Aber die Lehrerin hat es dann doch etwas im Rahmen gehalten und wenigstens nicht mehr nach den Ferien gefragt.

Wenn die Erziehrin das wissen will, kann sie sich doch mit jedem einzelnen Kind mal beschäftigen. Oder mit einer kleinen Gruppe. Zum Beispiel, wenn die Erzieherin sich mit 3 oder 4 Kindern hinsetzt und einfach mal sagt, dass sie ein Bild malen sollen, was sie am Wochenende gemacht haben. Für die Kinder ist das nicht ganz so peinlich, wenn sie aus "ärmlicheren" Verhältnissen kommen, als wenn sie im großen Kreis das erzählen müssen.

Ich bin selber Erzieherin und wenn ich gesehen habe, dass ein Kind nach dem Wochenende sehr aufgedreht war oder sehr still, dann habe ich das Kind im Spiel einfach mal gefragt, was es alles gemacht hat. Das ist meines Erachtens sinnvoller als vor der gesamten Gruppe.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich denke, wenn kleine Kinder ein Wochenende zuhause verbracht haben und vielleicht mit den Eltern im Park Blumen pflücken waren oder etwas ähnlich kostengünstiges gemacht haben, können sie davon genauso begeistert erzählen wie von einem Ausflug nach Disneyland. Ich selbst empfand die Wochenenderzählungen nie als schlimm und habe auch nie Beschwerden von Kindern meiner Bekannten gehört, obwohl keiner immer was ganz Besonderes gemacht hat.

Der kleine Sohn meiner Freundin wurde neulich beim Elterngespräch in der Kita gelobt, weil er immer so schön erzählt im Stuhlkreis. Dabei machen die auch keine großen Sachen, er ist eben auch von einer Straßenbahnfahrt oder Taubenfüttern begeistert. Es kommt wohl immer auf das Kind selbst bzw. auf das Umfeld an. Ich würde es am Elternabend erwähnen, wenn es meine Kinder stört oder ihnen die Gespräche übers Wochenende unangenehm sind. Da haben die anderen Eltern und die Lehrer/Erzieher hoffentlich auch Verständnis dafür.

Was die Privatsphäre angeht, fände ich es sicher peinlich, wenn mein Kind am Montag im Kindergarten erzählt, "dass die Mama am Wochenende beim Frühstück gepupst hat" oder ähnliches. Aber ansonsten macht man ja meist keine Sachen, die verheimlicht werden müssen.

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» Studia » Beiträge: 1182 » Talkpoints: 2,44 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Bei uns im Kindergarten wird es auch so gehandhabt, dass die Kinder besonders am Montag erzählen, was sie denn am Wochenende so gemacht haben. Mein Sohn fand das zu Anfang immer blöd und hat sich da immer stark zurückgehalten. Ich habe mich dann mit der Erzieherin unterhalten, was mit diesem morgendlichen Gesprächskreis erreicht werden soll. Es soll einfach angeregt werden, dass die Kinder erzählen, weil manch ein Kind sonst einfach nicht dazu kommt und nicht entsprechend gefördert wird. Außerdem sollen die Kinder einfach trainieren, sich zu erinnern, was einigen Kindern auch nicht gerade leicht fällt und so gefördert wird. Natürlich hilft es den Erziehern auch zu verstehen, wieso sich ein Kind so benimmt wie es das tut und im (für das Kind nicht so schönen) Fall eines Falles kann dann auch rechtzeitig Hilfe von außen angeregt werden.

Ich selbst kann meinem Sohn auch nicht jedes Wochenende einen Erlebnisausflug bieten. Allerdings ist das auch nicht weiter schlimm. Das können viele andere auch nicht. Aber meiner Erfahrung nach muss das auch nicht tun können. Wichtiger ist es, dass man die Kinder mit der eigenen Begeisterung ansteckt, dann ist es fast egal, was man am Wochenende unternimmt.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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