Hilft es beim Trauern, den Toten zu sehen?
Hallo,
Dass jeder Mensch individuell trauert, ist klar. Allerdings haben Wissenschaftler festgestellt, dass es dann doch Tendenzen gibt, die bei den meisten Menschen gleich sind. So soll es Methoden geben, das Trauern zu erleichtern, und auch Dinge, die das Trauern erschweren. Um solche wissenschaftlichen Kenntnisse soll es hier gehen. Und ob es um den Tod eines Tieres oder eines Menschen geht, sollte hier auch mal zweitrangig sein.
Und zwar frage ich mich, ob es beim Trauern hilft, den Toten noch einmal als tot zu sehen zu bekommen. Ich meine, wie sieht die wissenschaftliche Auffassung hierzu aus?
Ich persönlich denke, dass es helfen kann, den Toten als tot zu sehen, sodass man quasi sicher weiß, dass er verstorben ist. Ich persönlich habe den Eindruck, ich kann ohne diese Erkenntnis, die mir vor Augen geführt wurde, weniger schnell akzeptieren, dass eine Person oder ein Tier tatsächlich verstorben ist.
Natürlich gibt es dann aber auch Menschen, die es gar nicht ertragen, jemanden, egal, ob Mensch oder Tier, tot zu sehen, vor Allem nicht so unpräpariert, dass er eben wirklich tot aussieht. Ein oft gehörter Spruch ist beispielsweise, dass man einen Toten nicht sehen möchte, weil man ihn "im Gedächtnis behalten möchte, wie er zuletzt lebend aussah".
Was aber sagen nun Experten dazu, die dieses Thema wissenschaftlich angegangen sind? Da wird es doch sicher Untersuchungen geben.
Und wenn es tatsächlich hilfreich ist, den Verstorbenen ungeschönt zu sehen, wäre es dann nicht eigentlich in der Trauer kontraproduktiv, wenn man Aufgebahrte immer so aufschönt, dass sie noch wie lebendig aussehen? Ich persönlich, aber das ist auch nur meine eigene Empfindung, finde das so eigentlich noch schlimmer, als sonst schon. Dass schwer entstellte Unfallopfer, wenn sie aufgebahrt werden sollen, mehr oder weniger präpariert werden "müssen", sehe ich noch ein, aber wenn da einer vor mir läge, der aussieht, wie lebendig, und der dann so beerdigt oder kremiert werden würde, dann würde ich unterbewusst fühlen, dass da ein Lebender begraben oder verbrannt werden würde, und das wäre ja erst recht richtig schrecklich.
Oder ist es gar allgemein schädlich, wenn man Tote noch als solche betrachten würde, und wären demzufolge Aufbahrungen allgemein schädlich für den Trauerprozess?
Oder haben auch wissenschaftliche Untersuchungen herausgefunden, dass es keine wirklichen "Regeln" gibt, was das Trauern betrifft?
Hallo!
Ich muss sagen, dass ich besser mit der Trauer zurecht komme, wenn ich den Verstorbenen nicht nochmal sehe. Ich habe mich bisher immer dagegen entschieden, den Toten noch einmal zu sehen und muss sagen, dass ich es nie bereut habe. So, habe ich meine Trauer auch besser überwunden und verkraftet. Mir ist es einfach lieber, den Verstorbenen so in Erinnerung zu behalten, wie er im Leben war. Ich denke, dass es schon schockierend sein kann, jemand tot zu sehen, den man lange und gut kannte.
Ich habe eine Bekannte, die nie vergessen konnte, wie ihr Vater aussah, als er gestorben war. Und ich denke, dass solche Bilder, die einem dann immer wieder in den Kopf kommen, eher hinderlich sind, um den Tot schneller zu verarbeiten. Ich denke, dass man irgendwann einfach weiß, ob man sich von dem Toten so noch einmal verabschieden möchte oder es lieber dabei belässt und die Erinnerungen behält, wie er im Leben war. Daher meine ich, dass es wohl von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist und es dafür auch keine wirklich wissenschaftliche Empfehlung gibt, was besser oder schlechter zur Trauerbewältigung ist.
Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch Trauer anders verarbeitet. Einigen mag es helfen den Verstorbenen auch im toten Zustand noch einmal zu sehen, andere würde dieser Anblick eventuell verstören und sie noch mehr herunterziehen. Jeder muss für sich selbst entscheiden was besser für ihn ist.
Ich persönlich hatte noch nie das Bedürfnis einen Verstorbenen noch einmal sehen zu wollen. Ich habe die Menschen die mir viel bedeutet haben und die ich durch ihren Tod verloren habe lieber so in meiner Erinnerung behalten wie sie zu Lebzeiten waren.
Hallo!
Als meine Schwiegermutter gstorben ist, ist eine Welt für mich zusammengefallen und ich habe sie bis zur Beerdigung jeden Tag in der Totenhale "besucht". Das hat mir bei der Trauer sehr geholfen und ich würde mich immer wieder dafür entscheiden,
Sie sah so friedlich schlafend aus und so entspannt und ich konnte so noch einmal mit ihr reden und man hatte das Gefühl, dass sie einem trotzdem zuhört.
Ich konnte so besser Abschied nehmen, weil sie auch von jetzt auf gleich aus dem leben geschieden ist und ich keine Zeit hatte mich richtig zu Lebzeiten zu verabschieden. Ich habe sie tot gefunden. Tot habe ich sie also sowieso schon gesehen. Aber die Besuche in der Totenhalle haben wir viel gebracht.
Ich kann immer nur von mir selber sprechen, da trauern immer eine Sache ist, die nur einen selber angeht. Somit denke ich nicht, dass Trauern Regeln beinhaltet. Man muss immer gucken, wie man selber mit dem Tod von Jemandem umgeht.
Ob es hilft, wenn man sich den Toten noch einmal ansieht, kann man nicht verallgemeinern. Ich kann nur von mir aus sagen, dass es mir nicht geholfen hat, als sich einer meiner besten Freunde Anfang diesen Jahres umgebracht hat. Ich habe echt noch nie so etwas schreckliches erlebt. Es kam glaube ich dadurch, dass er so anders aussah als noch ein paar Tage davor. Ich denke auch mal, dass es so schwer für uns war, weil wir die Letzten gewesen sind, die ihn lebend gesehen haben.
Du musst selber deine Erfahrungen mit dem Tod machen, wie jeder andere denke ich auch. Niemand kann wissen, wie du mit dem Tod umgehst und wie du trauerst. Ich hoffe, dass ich dir helfen konnte.
Hallo,
Also ich habe auch schon einmal eine Person, die ich gut kannte, tot aufgefunden. Das war schrecklich. Sie sah da noch ganz lebendig aus, so war es kaum zu fassen für mich, dass sie tot war. Irgendwie konnte ich das unterbewusst nicht begreifen. Als ich sie dann aber wiedersah, tot und präpariert zwar, aber dennoch sah sie nun tatsächlich tot aus, fühlte ich mich irgendwie besser, beziehungsweise hatte ich das Gefühl, nun hätte ich endlich wirklich verstanden, dass sie tot sei, und damit konnte meine Trauer dann auch wirklich beginnen. Gut, traurig war ich vorher auch, und schockiert, aber von diesem Punkt an, hatte ich das Gefühl, dass da ein Verarbeitungsprozess beginnt, vorher nicht.
Dass das aber bei jedem anders ist, jedenfalls dem Gefühl nach, ist klar. Nur interessierte mich eben doch, ob es da soetwas wie eine "offizielle Meinung" zu gibt, wie man ja beispielsweise in der Psychologie auch eine bestimmte Reihenfolge von Trauerphasen aufgestellt hat, durch die jeder Mensch mehr oder weniger hindurch gehen soll, nach dem Verlust eines Menschens oder Tieres, der oder das ihm etwas bedeutet hat. Die Theorie interessiert mich hierbei. Dass es bestimmt Menschen geben wird, deren Trauer absolut anders verläuft, kann ich mir aber sicher denken.
Meine Mutter ist im Frühjahr 2007 verstorben. Sie war da schon eine zeitlang in einem Hospiz und vorher im Krankenhaus. Im grossen und ganzen war damit zu rechnen das sie bald stirbt. Und doch geschah es doch ein wenig unerwartet, obwohl alles darauf hindeutete am Vortag schon.
Mein Vater blieb die Nacht über bei ihr und rief uns beiden Kinder dann am nächsten Morgen um 6 Uhr rum an und teilte uns mit, das Mama eben verstorben sei. Ich bin dann an sich auch gleich ins Hospiz. War ein wenig komisch. Sie war noch warm. Ich habe der Schwester dort noch geholfen sie zu waschen und sie umzuziehen. Irgendwie war mir das wichtig. Ich habe dabei auch mit meiner Mutter geredet. Die Schwester wies mich dann auch daraufhin, das Mama doch tot sei. Ich sagte ihr aber, das mir das wichtig sei und sie hat es akzeptiert.
Zu ihrer Beerdinung kamen auch ein Teil ihrer Schwestern. Zumindest die beiden Schwestern, zu denen sie mehr Kontakt hatte. Sie war in der Trauerhalle aufgebahrt und wir konnten sie da noch mal sehen. Ich glaube vorallem ihren Schwestern war das wichtig. Ich war da zwar auch drinne, bin aber auch bald wieder raus. Ich hätte sie da gerne noch mal berührt und habe mich nicht getraut. Heute bereue ich, das nicht mehr getan zu haben.
Nach ihrem Tod hat man Mama wohl die Augen nicht richtig geschlossen. Als sie da so im Sarg lag, sah es aus, als wenn sie einen anstarrt. Das fand ich unbehaglich. Als wenn sie einen beobachtet. Den Anblick habe ich immer noch im Kopf. Oder auch das Wissen das sie eine Windel trug, da im Sarg. Wobei sie die Windeln sowas von gehasst hat. Auch wenn sie lange keine gebraucht hatte.
Mir war es wichtig sie noch mal gesehen zu haben. Als mein Grossvater starb, hatten wir Enkelkinder auch die Möglichkeit ihn nochmal aufgebahrt zu sehen vor der Beerdigung. Da fuhren seine Kinder mit uns Enkeln extra an einem Sonntag hin. Bei meiner Grossmutter haben nur die Kinder sie noch mal gesehen. Das finde ich mittlerweile auch schade. Beziehungsweise fand ich es damals schon schade. Vorallem weil ihr Tod für uns auch plötzlich kam.
Meine Grosseltern starben an sich eines natürlichen Todes. Meine Mutter war lange schwer krebskrank. Aber sie starben ohne grosse sichtbare Verletzungen. Aber ich glaube es wäre mir auch nach einem nicht natürlichen Tod, wie zum Beispiel ein Autounfall wichtig gewesen sie noch mal zu sehen.
Durch Suizid haben wir vor 8 Jahren unseren lieben Sohn verloren.
Wir hatten kurz vor der Beerdigung noch einmal die Gelegenheit unseren Sohn in seinem Sarg liegend zu sehen. Es war für uns das wichtigste auf der Welt noch einmal persönlich unseren Sohn anzuschauen um auch die Gewissheit zu haben das unser Sohn es ist den wir hier zu Grabe tragen. Wenn wir ihn an seinem Grab besuchen, tut es immer noch sehr gut, in Gedanken versunken an den letzten Anblick unseres Sohnes zu denken.
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