Waren Allergien in der ehemaligen DDR unbekannt?

Wir haben heute mit einigen Leuten aus der ehemaligen DDR zusammengesessen. Mein Mann kommt auch aus der ehemaligen DDR. Alle hatten eine Meinung. Sie meinten, dass man in der ehemaligen DDR keine Allergien kannte. Es war einfach keiner an Heuschnupfen erkrankt oder hatte sonst eine Allergie. Allergien sind erst hier im Westen bekannt geworden und auch die Beschwerden traten auch erst im Westen auf.

Eine, die im Kreis mit saß, hat starke Allergien gegen alles mögliche entwickelt. Sie ist jetzt Mitte 50 und ist seit der Wende im Westen. In der Ex DDR hatte sie nicht eine Allergie und hier fing sie schnell mit Heuschnupfen und Pollenallergien an. Inzwischen hat sie auch Allergien durch einige Nahrungsmittel und nimmt auch starke Medikamente ein. Selbst die Mutter einer Besucherin von heute, die noch im Osten wohnt hat nach der Wende eine Allergie gegen Erdbeeren bekommen, die sie nie hatte.

Mein Mann hat zwar hier auch keine Allergien, aber er bestätigte in der Runde, dass er in der DDR keinen kannte, der irgendeine Allergie hatte und keiner hatte irgendwelche Beschwerden, wenn die Pollen flogen. Ich fand das Gespräch bzw. die Diskussion sehr interessant. Da ich aber im Rheinland aufgewachsen bin konnte ich da nicht mitreden und habe mir das ganze nur angehört.

Hier gibt es doch bestimmt einige , die aus dem Osten kommen und können vielleicht diese Disskusion, die wir heute am Nachmittag hatten mit mir weiterführen können. Hattet ihr zu DDR Zeiten Allergien? Wenn ja, wogegen? Hatten ihr im Osten keine Allergien und die Allergien sind erst nach der Wende entstanden?

Was soll denn das wieder werden? Eine Ost-West-Disskussion? Natürlich waren Allergien bekannt, allerdings weitaus weniger verbreitet. Wenn man sich mal über die Entstehung von Allergien schlau machen würde, weiß man, dass Großstädte nicht gerade gesundheitsfördernd sind, ebensowenig Abgase und dergleichen.

Wissenschaftler gab es auch in der ehemaligen DDR. Und - man mag es sich kaum vorstellen können - wurde bei meiner Mama auch die ein oder andere Allergie diagnostiziert.

Sicher gab es das auch bei uns schon. Nur wie schon gesagt, war es nicht so extrem, wie man es heute kennt. Ich hatte als Kind, müsste so 1982 gewesen sein, eine allergische Reaktion auf das schmutzige Wasser im Oderhaff. Wobei man damals meinte, ich würde keine Tomaten vertragen.

Mein Onkel hat das Leitungswasser bei einer Verwandten im Thüringer Wald nicht vertragen. Er war der einzigste aus der Familie der dort nicht übernachten konnte. Sein Sohn hatte seit frühester Kind Heuschnupfen. Ich habe später gegen Bromexin eine Allergie bekommen. Vor ein paar Jahren kam dann noch eine Insektengiftallerdgie dazu.

Wobei es auch schon seit Jahren bekannt ist, was alles von uns falsch gemacht wird und somit das Ausbreiten von Allergien fördert. Alleine der Hygienewahn, der einem auch durch die Werbung vemittelt wird, tut da einen grossen Teil.

Aber Allergien ansich gab es auch in der DDR, wobei man da auch nicht immer so rumgejammert hat welche Zipperlein einen plagen. Und Allergien können sich eben auch erst später entwickeln, genauso wie man sie auch wieder verlieren kann.

Natürlich waren Allergien auch in der DDR bekannt. So abgeschnitten waren wir nun auch nicht von der Welt. Eines ist allerdings auch fakt. Die Allergien waren nicht so verbreitet. So kannte ich in den 80er Jahren nur eine einzige Person, die unter Heuschnupfen litt. Daher sollte die Frage wohl auch lauten, waren Allergien in der DDR verbreitet oder waren sie eher eine Randerscheinung?

Wie gesagt, ich kannte in den 80er Jahren nur eine Person mit Heuschnupfen und der wurde auch als Allergie bezeichnet. Heute sind es drei Personen. Außerdem wurden bei meinem Bruder und mir in der Kindheit wenige Nahrungsmittelunverträglichkeiten festgestellt. Das hat sich wieder verwachsen. In der heutigen Zeit tendieren viele Menschen dazu, gleich von einer Allergie zu sprechen, obwohl es auch "nur" eine Unverträglichkeit ist. Gleiches gilt für die extreme Reaktion auf Insektenstiche. Das verstärkt sicher auch den Eindruck, dass es in der DDR keine Allergien gegeben hätte.

Allergien gab es eigentlich auch in der ehemaligen DDR, sie waren aber nicht so verbreitet beziehungsweise wussten die Betroffenen meistens auch nichts davon. Was nutzt einem die schönste Orangenschalenallergie wenn es sowieso keine Orangen und Zitrusfrüchte zu kaufen gab. Ich bin auch der Meinung dass nicht jede Unverträglichkeit auf irgendetwas sofort mit einer Allergie in Verbindung gebracht wurde sondern dass man erst einmal dachte das hängt mit der Luftverschmutzung oder irgendwelchen Fremdstoffen die nicht unbedingt ins Essen hören zusammen.

Es ist aber richtig dass Allergien nicht allzuviel Beachtung geschenkt wurde wenn sie nicht allzu deftig waren. Wenn jemand mit Schwermetallen gearbeitet hat und gegenüber Chromaten empfindlich war dann wurde dass von den Betroffenen meist hingenommen und nicht weiter darüber nachgedacht, die angeknabberten Ohren könnten ja auch von der chronischen Schwermetallvergiftung kommen.

Heuschnupfen gab es schon ganz schön oft, es gab allerdings auch Medikamente dafür, aber nicht in dieser Bandbreite wie heute. Ob sie mehr als heute geholfen haben kann ich nicht sagen da ich mich kaum noch erinnern kann wer sich mit solchen Allergien plagen musste. Das ist auch ein Punkt warum man heute vielleicht denkt dass es keine Allergien gab. Die Wende liegt ja nun schon zwanzig Jahre zurück und welcher damals Zwanzigjähriger hat sich denn für die Allergien der älteren Kollegen interessiert? Eigentlich niemand und wenn man jetzt überlegt wer so etwas hatte muss man passen und schlussfolgert vielleicht daraus es so etwas nicht oder nur in sehr geringem Umfang gab.