Kraken - Exoten mit Anspruch
Hallo Talkterianer,
Ich habe hier mal eine Frage an alle, die sich mit Aquarien und deren Bewohner auskennen. Da bald ein Umzug ansteht, spiele ich mit dem Gedanken, mir ein schönes, großes und geräumiges Aquarium zuzulegen. Allerdings mit eher wenigen Fischen, sondern vielmehr mit einem Kraken. Natürlich nicht mit einem Riesenkraken, sondern den kleineren Varianten.
Mich faszinieren diese unglaublich intelligenten Tiere und ich habe erfahren, dass sie bei regelmäßigem Zuspruch und Training bis zu vier Jahre alt werden können. Und dass sie wirklich sehr lernfähig und clever sind, ist sowieso ein weiteres und gut bekanntes Faszinosum. Mich scheut der Arbeitsaufwand, den diese Tiere wohl bedeuten würden, keinesfalls und auch ein tägliches Training bzw. eine tägliche Beschäftigung für diese Tiere zu finden, wäre kein Problem.
Nur frage ich mich, ob sie denn wirklich als Haustiere geeinget sind? Dass eine artgerechte Haltung nie zu hunderptozent erreicht werden kann, weiß ich. Denn mein Heimaquarium kann keinen großen Ozean ersetzen, in dem das Tier wirklich frei wäre. Aber man könnte ja zumindest versuchen, einen akzeptablen Ersatz zu gestalten, der viel Abwechslung und Raum bietet.
Hat denn einer Erfahrungen mit diesen Tieren? Wisst ihr, ob sie sich in Heimhaltung wohl fühlen? Was gehört denn unbedingt in ein solches Aquarium, um ein möglichst lebensnahes Umfeld zu schaffen? Entfalten sich diese Tiere auch bei heimischer Haltung? Oder sollte das wirklich den Zoos und Tierparks überlasen werden?
Ich bin hin- und hergerissen. Denn einerseits liebe ich diese achtarmigen Gesellen und würde sie gerne bei mir zu Hause haben, andererseits will ich keinesfalls aus purem Egoismus und persönlichem Gefallen ein Tier halten, das in hemischer Haltung leidet. Bei Meeresbewohnern finde ich es besonders schwer, adäquate Bedingugne zu schaffen, daher bin ich sehr skeptisch.
Hallo steffi11191
Ich teile deine Faszination für diese hochintelligenten Tiere, obwohl ich kein aktiver Aquarianer mehr bin. Und meine Erfahrung beschränkt sich auf ganz normale Süsswasseraquarien, Neonfische, Guppies, solche Sachen. Somit kann ich dir nicht wirklich Erfahrung aus erster Hand zukommen lassen, tut mir leid. Aber gerne möchte ich ein paar Gedanken mit dir teilen. Zuerst eine Frage, hast du Erfahrung mit Salzwasseraquarien? Ich nehme an, sonst würde die Frage schon erledigt sein. Denn dann müsstest du dich erst einmal ein paar Jahre mit den Anforderungen eines solchen Salzwasseraquariums vertraut machen.
Aber selbst wenn du die Erfahrung hast, die Haltung von Kraken kann ich mir als Privatperson nicht vorstellen. Einerseits sind die Kraken derart intelligent, dass sie als Ausbruchskünstler berüchtigt sind. Da braucht es schon Erfahrung um damit richtig umgehen zu können. Selbst wirklich kleine Öffnungen können von Kraken ausgenutzt werden. Andererseits halte ich es auch aus moralischen Gründen für nicht angezeigt ein derart intelligentes Tier unter suboptimalen Verhältnissen zu halten. Und es würde sich ja mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um einen Wildfang handeln, ebenfalls eine heikle Sache.
Aber ein Vorschlag, versuch doch mal mit dem Zoo in Kontakt zu kommen. Vielleicht ist es möglich den Betreuer oder die Betreuerin der Kraken ausfindig zu machen, vielleicht können diese dir ein paar gute Tips geben oder kompetenter davon abraten.
Ich habe zu "Höchstzeiten" 4 Süßwasseraquarien gehabt, wobei eins ein Nachzucht-Becken war, aktuell sind es "nur" noch 2. Darin hielt ich durchaus auch anspruchsvollere Fischchen, wie verschiedene Kugelfisch-Arten. Mit Kraken kenne ich mich allerdings nicht aus.
Ich denke jedoch, dass Kraken sehr viel Platz benötigen, das heißt, um ein sehr großes Aquarium würdest du nicht herum kommen. Die Anschaffung eines solchen und vor Allem auch der Betrieb, kostet eine ganze Menge. Auch Kraken an sich kosten viel, solltest du überhaupt jemanden finden, der dir eine zum Kauf anbieten kann, denn so geläufig sind sie als Heimtiere nicht. Bedenken solltest du bei einem sehr großen Aquarium auch, dass es mal verunglücken und daher auslaufen könnte. Das ist schon bei kleineren Aquarien eine Katastrophe, nicht nur für die Fische und das Aquarium selbst. Deswegen wäre ab einer bestimmten Größe eine Haftpflicht-Versicherung angebracht. Aber einige Vermieter verbieten zu große Aquarien gar, eben wegen der Gefahr, dass diese auslaufen, was bei einer großen Größe so katastrophal ist, dass auch der Mieter das nicht mehr lustig findet... Denn so ein Wasserschaden ist nicht ohne, da läuft dann auch gern mal, selbst bei gut konstruierten Wohnungen, das Wasser dem Nachbarn unter dir durch die Decke. Dann müsstest du für dessen Schaden auch noch aufkommen.
Aber wir wollen mal nicht gleich den Teufel an die Wand malen. Dennoch hoffe ich, dass du dir die eventuelle Anschaffung eines Kraken sehr gut überlegst. Es ist ein großer Platzaufwand, kostet auf Dauer auch sehr viel und natürlich bekommst du auch eine Verantwortung für das Wohlergehen des Tieres auferlegt, wenn du dir eines anschaffst.
Mehr Informationen, wie groß das Becken sein müsste, was für eine Ausstattung (Pflanzen, Gestein, bei einem Salzwasserbecken außerdem einen Eiweiß-Aufschäumer und sehr viel andere Apparatur! Außerdem braucht man bei großen Becken auch einen leistungsstarken Filter) du benötigen würdest und woher du überhaupt einen Kraken bekommen könntest (wenn das überhaupt möglich ist, vielleicht stehen sie auch als gefährdete Arten unter Naturschutz und sind gar nicht ohne Sondergenehmigungen zu halten?), erfragst du am besten bei einem Tierpark/Zoo.
Ansonsten könntest du dich auch fragen, was für Tiere, dir du auch magst, du dir sonst halten könntest. Denn leider gibt es immer Arten, die man einfach wunderschön findet (nicht nur optisch), die man sich aber einfach nicht halten kann. An möglichst artgerechter Haltung liegt einem als Liebhaber dieser Tierart ja eigentlich auch einiges. Ich finde beispielsweise auch Rochen sehr sehr schön, aber ich könnte nie ein so großes Becken zur Verfügung stellen, daher wird das ein Traum bleiben.
Grüß dich!
Habe diesen Beitrag durch Zufall gefunden und möchte einige Worte dazu sagen, da ich mich mit der Materie ein wenig auskenne. Unter anderem halte ich mehre Kraken in eigener Meerwasseranlage. Es gibt gegenüber der Haltung von Oktopoden einige Vorurteile, zu denen ich gerne Stellung nehmen möchte:
1. "Kraken werden riesengroß, viel zu groß für ein Aquarium!"
Definitiv falsch, wenn man bedenkt, daß es hunderte von Arten gibt. Einige werden lediglich so groß wie eine 2-Euro-Münze. Ich selbst habe mich auf die kleineren Arten spezialisiert und halte z.B. einen Abdotus zusammen mit einer (sehr giftigen) Blaurinkrake in einem 100-Liter-Becken, was völlig ausreicht. Aber auch größere Arten wie den Oktopus vulgaris kann man in heimischen Becken halten, vorausgesetzt, man ist bereit, sich eine größere Anlage von 400 Litern aufwärts anzsuchaffen. Das ist zwar teuer, aber andererseits auch nicht ungewöhnlich. viele passionierte Aquarianer haben größere Becken. Das Problem ist weniger, einen Kraken zu halten, als vielmehr ihn im Fachhandel zu erwerben.
2. "Kraken brechen ständig aus, man kann sie kaum gefangen halten!"
Das trifft für die größeren Arten teilweise zu, ist aber kein unlösbares Problem. Ein Oktopusbecken sollte natürlich einen extra angefertigten, gut schließenden Deckel haben. Bauanleitungen gibt dazu gibt es im Internet bei Leuten, die sowas schonmal gemacht haben. Wer Seewasseraquaristik betreibt, bastelt sowieso gerne!
3. "Kraken sind so unglaublich intelligent, daß sie sich in einem Aquarium schnell langweilen!"
Es stimmt, daß Kraken für Weichtiere vergleichsweise schlau sind. An die Intelligenz von Hunden oder Papageien reichen sie jedoch nicht einmal ansatzweise heran. Sie mögen es sicher Dinge zu betasten, erkennen den menschen auf der anderen Seite der Scheibe, nehmen Futter aus den Fingern entgegen und spielen auch gerne mal Verstecken. Aber sind sie keine Genies, die den ganzen Tag beschäftigt werden wollen, sondern eher der Typ "mürrischer Einzelgänger".
In einem artgerechten Riffbecken mit vielen Versteckmöglichkeiten zeigt ein Oktopus ein natürliches Verhalten und keine Anzeichen von "Gefängiskoller"
4. "Die leben nur 18 Monate oder weniger".
Stimmt leider und ist kein Gerücht, Oktopusse werden nicht sehr alt. Aber ist das ein Grund, keinen zu halten? Im Gegenteil, das Wissen um die kurze Lebenszeit macht spannende Beobachtungen meiner Meinung nach umso wertvoller. Außerdem, realistisch betrachtet, ebdeutet es etwas weniger Verantwortung und die Möglichkeit, mehrere verschiedene Arten hintereinander zu halten.
5. "Aber Meerwasseraquaristik ist extrem schwierig, teuer und kompliziert".
Da ist leider ebenfalls etwas dran und eigentlich ist die Ausübung Meerwasseraquaristik die einzig große Hürde. Die Planung, der Aufbau und das Einfahren eines Meerwasserbeckens ist eine sehr anspruchsvolle, langwierige und teure Angelegenheit und durchaus nicht mit der üblichen Platyschüssel vergleichbar. Man muss sich viel Wissen anlesen, einige hundert Euro investieren und sollte sich sehr gut von erfahrenen Aquarianern beraten lassen.
Aber sieh' es mal so herum: Andere können es auch und zwar sehr erfolgreich. Jedes Jahr starten hunderte von Menschen in Deutschland sehr erfolgreich dieses tolle Hobby, warum auch nicht du? Ich habe vor anderthalb Jahren damit begonnen. Es war nicht einfach, aber auch kein Hexenwerk und inzwischen habe ich drei Meerwasseraquarien, eines davon mit Kraken darin.
Die beste Seite zum Thema Kopffüßerhaltung ist, wie erwähnt diese. Einstieg in die Meerwasserquaristik sucht man am besten hier.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-48576.html
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