Opel und ???

vom 05.05.2009, 14:23 Uhr

Opel braucht einen Partner, sagen zumindest alle, die was von der Automobilwirtschaft verstehen. Und dieser Partner sollte nicht Fiat sein, meinen zumindest die gleichen Experten. Dies sind übrigens auch die Experten, die mit ihren Absatzzahlen in den letzten Jahren regelmäßig daneben lagen.

Warum sind eigentlich alle gegen Fiat? Fiat-Chef Marchionne sieht in dem Werk in Kaiserslautern ein Problem: Kosten zu hoch, Überkapzität. Nun, Überkapazitäten gibt es überall, also müssen diese auch erstmal verschwinden bevor wieder rentabel produziert werden kann. Auch jeder andere Investor würde vor dem Problem stehen und müsste eine schlankere Linie wählen.

Der nächste Kritikpunkt ist, dass sich die Modellprogramme zu ähnlich sind und man im gleichen Kundenkreis sich selbst die Käufer abjagen würde. Als Seat Arosa und VW Lupo, Seat Ibiza und VW Polo eigentlich nur von aussen ein bißcehn unterschiedlich waren, da hat auch niemand bei Volkswagen gejammert, dass man sich damit die Kunden selbst abjagt. Ganz im Gegenteil, Corsa und Punto auf einer Plattform wäre eine riesige Ersparnis für beide.

Magna würde vom Zulieferer zum Hersteller werden, damit fallen im Prinzip alle Lieferverträge an andere Hersteller weg. Magna hätte also ein riesiges Problem: wohin mit den ganzen Kapazitäten? Volkswagen oder Daimler würden sicherlich kein einziges Teil mehr dort einkaufen, wenn Opel zu Magna gehört. Ob an dieser Frage letztlich sogar der ganze Konzern pleite gehen würde hat noch niemand gefragt.

Hinter Magna sollen auch russische Milliarden stecken. zumindest für mich stellt sich da auch die moralische Frage: woher kommen diese Milliarden?

Und bei all diesen Überlegungen sollte man nicht vergessen: nicht die Bundesregierung hat das letzte Wort, sondern GM muss entscheiden, wer Opel bekommt und ob Opel überhaupt als Gnazes verkauft wird!

PS: was ganz vergessen wird: FIAT würdegerne auch das Südamerikageschäft übernehmen. Daran sieht man, dass FIAT deutlich weiter denkt.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Eigentlich schön dargelegt das ganze. nur wer fragt denn, woher Fiat die ganzen Millionen, wenn nicht sogar Milliarden herholen will? Selber hoch verschuldet und groß auf Einkaufstour? Irgendetwas stimmt da nicht so ganz.

Ich versteh beispielsweise auch nicht, wieso die Opelhändler nicht mehr beachtet werden. Die wollten doch einen Teil der Firma Opel übernehmen, einziges Probleme wäre da nur, sie wollen mehr Mitspracherecht. Was ist daran so schlimm? Sie verkaufen ja letztendlich auch das Produkt Opel.

Irgendwie wird immer wer auf der Strecke bleiben, egal wer gewinnt oder verliert. GM hat übrigens nicht so viel zu sagen, was die "Abgabe" von Opel betrifft. Wenn GM seinen Sanierungsplan nicht schlüssig genug darlegt, dann wird nämlich dafür das Insolvenzverfahren eingeleitet durch den amerikanischen Staat. :P

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» Mandylein » Beiträge: 1521 » Talkpoints: 10,39 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


betty hat geschrieben:Dies sind übrigens auch die Experten, die mit ihren Absatzzahlen in den letzten Jahren regelmäßig daneben lagen.

Welcher Analyst lag denn bitte letztes Jahr überhaupt richtig? Selbst die, die alles pessimistisch eingestuft haben waren rückblickend noch am überbewerten, denn die Krise hat so niemand erwartet - nicht einmal die, die vor dem Subprimerisiko gewarnt haben.

betty hat geschrieben:Der nächste Kritikpunkt ist, dass sich die Modellprogramme zu ähnlich sind und man im gleichen Kundenkreis sich selbst die Käufer abjagen würde. Als Seat Arosa und VW Lupo, Seat Ibiza und VW Polo eigentlich nur von aussen ein bißcehn unterschiedlich waren, da hat auch niemand bei Volkswagen gejammert, dass man sich damit die Kunden selbst abjagt. Ganz im Gegenteil, Corsa und Punto auf einer Plattform wäre eine riesige Ersparnis für beide.

Mal ganz abgesehen vom wegfallendem Werk - alle wird man sowieso nicht erhalten können, das ist utopisch - bedient VW mit seiner Palette zwar ähnliche Kunden, aber in teils völlig anderen Regionen und versucht da auch wenig zu unternehmen um sich selbst Konkurrenz zu machen.

Bei Fiat sieht das völlig anders aus: Volkswagen hat damals in Firmen investiert die auf Marktplätzen agierten in denen sie selbst kaum vertreten waren und hat sein Engagement infolge auch nicht dort verstärkt um sich eben nicht selbst Konkurrenz zu machen. Fiat hingegen ist überall dort vertreten wo auch Opel ist, mal von einigen Nischen abgesehen. Man baut sich also nicht einmal unbedingt eine eigene Konkurrenz auf, man kauft sie sozusagen ein. Fiat redet sich ja damit raus, dass man Opel vor allem für andere Länder optimieren möchte, größtenteils Entwicklungs- und Schwellenländer. Dass hier eine Verlagerung in risikobehaftete Märkte und eine Auslagerung der Konkurrenz in heimischen Märkten besteht ist klar.

Dumm ist das ganze nur für Opel, da hier zulande lang etablierte und aufgebaute Präsenz abgebaut werden würde und man sich woanders einen neuen Namen unter starkem Konkurrenzdruck machen müsste. Für ein angeschlagenes Unternehmen mit ordentlich Schieflage ist das mehr als ein enormes Risiko, hier kann man zweifelsohne von einem Todesmarsch ausgehen bei dem am Ende sehr wenig übrigbleiben wird.

Das deckt sich auch mit den geforderten Sicherheiten seitens des Staates, denn wenn im schlechtesten Fall der Karren in den Dreck gefahren wird hat Fiat Marktanteile gewonnen, einen Konkurrenten vernichtet und im Grunde nur wenig verloren, wenn das Vorhaben klappt im Gegenzug Marktanteile in neuen Gebieten erobert - langfristig im Grunde für Fiat eine Win-Win Situation, egal wie es läuft.

betty hat geschrieben:Magna würde vom Zulieferer zum Hersteller werden, damit fallen im Prinzip alle Lieferverträge an andere Hersteller weg. Magna hätte also ein riesiges Problem: wohin mit den ganzen Kapazitäten? Volkswagen oder Daimler würden sicherlich kein einziges Teil mehr dort einkaufen, wenn Opel zu Magna gehört. Ob an dieser Frage letztlich sogar der ganze Konzern pleite gehen würde hat noch niemand gefragt.

Also das ist wirklich Unfug, denn Magna ist zwar einer der größten Zulieferer - aber längst nicht für alles! Und umgedreht gilt das genauso: Einfach mal so den Zulieferer wechseln klappt vielleicht bei Supermärkten, aber nicht bei Automobilherstellern wo es eingefahrene Wege gibt die man nicht über Nacht verlassen kann. Durch das Engagement von Magna könnte Opel vor allen Dingen eines werden: billiger! Und im Grunde sind günstige Fahrzeuge das was auf dem Massenmarkt ziehen würde, die wenigsten kaufen jetzt oder in den nächsten 5 Jahren noch nach Marken ein, Mittelklassewagen sind bereits jetzt ein Ladenhüter.

Magna würde Opel mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Billigmarke mit Qualität ausbauen wollen um sich so gegenüber anderen besser postieren zu können. Und selbst wenn hinter Magna die Russen stecken und Magna ähnliche Wege wie Fiat (außer dem Abbau des etablierten Geschäftes, was ich Fiat mal unterstelle) einleiten möchte so sind sie, zynisch aber eben wahr, mit russischer Rückendeckung in Osteuropa deutlich besser aufgestellt - wir wissen ja alle, wie der Hase in Russland läuft und wie da Geschäfte gemacht und eigene Produkte geschützt werden :wink:.

betty hat geschrieben:Hinter Magna sollen auch russische Milliarden stecken. zumindest für mich stellt sich da auch die moralische Frage: woher kommen diese Milliarden?

Eine Frage die vielleicht berechtigt ist aber ganz ehrlich niemanden interessiert. Denn im Interesse der Regierung liegt der Erhalt, im Interesse des Unternehmens der Profit, jedesmals geht es um`s Geld. Und traurig aber wahr: Die Moral muss immer dahinter zurückstecken.

betty hat geschrieben:Und bei all diesen Überlegungen sollte man nicht vergessen: nicht die Bundesregierung hat das letzte Wort, sondern GM muss entscheiden, wer Opel bekommt und ob Opel überhaupt als Gnazes verkauft wird!

Das wird immer gern gesagt, aber stimmt auch nur zur Hälfte: Klar sagt im Endeffekt GM wo es lang geht und durch einen möglichen Einstieg von Fiat bei GM kann dort auch ordentlich Stimmung für Fiat gemacht werden. Nur die andere Seite ist, dass GM und der amerikanische Staat keine Garantien und Absicherungen für Opel stellen werden, dass macht im Fall des Falles nur die deutsche Regierung. Und wenn denen der Deal nicht passt und keine gestellt werden, tja, dann gibt es auch keine Übernahme - dieses Risiko würde niemand freiwillig eingehen oder sich so einen Mühlstein wie Opel freiwillig um den Hals hängen!

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich fände beide Kandidaten gar nicht schlecht, wobei mir Magna eher gefallen würde. Anderseits finde ich es nicht so gut, dass die Russen da mitspielen, aber eigentlich muss das ja nichts Schlechtes sein.

Die Position von Magna als Lieferant hat eigentlich Vorteile. Sie können dadurch sicherlich die Preise für die Endprodukte niedrig halten, oder die Qualität bei einem gewissen Preis steigern. Auf jeden Fall sind sie daran interessiert, dass Opel einen guten Ruf hat und gut Gewinne macht. Dadurch werden Zulieferpraktiken, die früher bei Opel wohl üblich waren, verhindert. Es wurde seitens Opel anscheinend immer wieder Druck auf die Zulieferer ausgeübt, damit die Preise sinken. Allerding litt dadurch immer wieder die Qualität. Einen solchen Druck wird es dann wohl nicht mehr geben.

Und ich glaube nicht, dass Magna alle Kunden verlieren wird. Klar, wo es möglich ist, werden vielleicht andere Konzerne teilweise Magna meiden, aber der Markt basiert nicht auf persönlichen Gefühlen. Wenn es gute Argumente gibt (Preis, Qualität), dann wird auch beim größten Feind eingekauft.

Wichtig für Opel wäre es, von einem maroden Konzern wegzukommen. Eigentlich dürfte das Unternehmen gar nicht so schlecht laufen. Und die Frage ist halt, ob Fiat wirklich so gut dasteht. Wie schon erwähnt wurde haben die ja auch Milliardenschulden.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Magna bringt ziemlich viele Vorteile mit sich aber die ganzen russischen Partner bringen Opel gar nichts, denn die sitzen selber ganz schon tief im Dreck. GAZ hatte im letzten Jahr 120 Millionen € Verlust in der Automobilbranche.

Die Russen wollen nur an die gute Deutsche Technik. Opel ist jetzt schon sehr beliebt in Russland. Allerdings dort noch nicht zu erwerben. Bei Produktionsbeginn des Astra 2009 soll der dann alte Astra im russischen Wolga Werk dann weiter für den russischen Markt gefertigt werden. Der GAZ Chef erhofft sich so 180000 Autos mehr zu verkaufen. Das ist eine ganz schöne Menge.

Aber bis jetzt ist ja sowieso noch nichts beschlossen und es kann sich noch sehr viel ändern. :lol:

» prostreet » Beiträge: 14 » Talkpoints: 3,70 »


Die Verhandlungen sind scheinbar doch noch völlig offen. Der Finanzinvestor Ripplewood scheint immer noch im Rennen zu sein, denn es wurden Verhandlungen zwischen Ripplewood und General Motors bekannt. GM stört vor allem die - aus Sicht des Konzerns - zu frühe Festlegung auf Magna und die russische Sberbank. Damit verliert GM womöglich etliche Millionen, denn für Opel sollte durchaus ein vernünftiger Kaufpreis möglich sein.

Vielleicht stehen die Chancen für FIAT oder FIAT und dem Finanzinvestor Ripplewood zusammen gar nicht so schlecht. FIAT möchte schließlich das Südamerikageschäft von GM mit übernehmen, ein Markt in dem FIAT bereits gut vertreten ist damit seine MArktposition dort gut festigen könnte. Ripplewood könnte das zusätzlich benötigte Kapital liefern, mit Standortschließungen könnten beide Kozerne Überkapazitäten abbauen und effizienter arbeiten. Für Opel würde ich mir das wünschen!

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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