Bundesweiter Bildungsstreik 15. - 20. Juni
Schulzeitverkürzung, hohe Studiengebühren, keine Ausbildungsplätze, klischeebehaftete Schulformen.
Das sind Schlagwörter, die das deutsche Bildungssystem erschreckend treffend beschreiben. Nach der Grundschulzeit wird praktisch aussortiert, mit Hauptschulempfehlung geht ein demotivierendes Umfeld einher. Hauptschüler füllen im Politiunterricht Antragsformulare für HartzIV aus. Besucht man das Gymnasium, kann man schon in der fünften Klasse mit Nachmittagsunterricht bis in die achte Stunde rechnen. 12 Jahre bis zum Abitur, anstatt 13 und noch mehr Lernstoff, noch mehr Hausaufgaben. Lehrer sind häufig überfordert, Eltern wissen nicht mehr weiter.
Deutschland investiert nicht in die Bildung, es wird eben da gespart, wo niemand den Mund aufmacht. Doch mit Blick auf die aktuelle Lage in der BRD, stellt sich die Frage: was wird aus Deutschland, wenn niemand laut wird.
In der Schulwoche vom 15. bis zum 20. Juni 2009 gehen Deutschlands Schüler auf Konfrontationskurs. Bundesweit wird gestreikt, teils in Form von Demonstrationen, teils im Stillen. Wortwörtlich, denn geplant ist beispielsweise, einen Schultag komplett zu schweigen.
Stillstand ohne Bildung.
Azubis, Schüler und Studenten gehen gemeinsam auf die Strasse um gegen Deutschlands miserables Bildungssystem anzukämpfen. Um sich stark zu machen gegen die Kommerzialisierung der Bildung in Deutschland, um jedem und jeder eine Ausbildung zu ermöglichen, um der allgegenwärtigen Selektion im dreigliedrigen Schulsystem ein Ende zu bereiten. Schülervertretungen mobilisieren allerorts und leisten beeindruckende Arbeit um Schülern und Schülerinnen die aktuelle Lage in DE näher zu bringen.
Ich hoffe mit diesem Beitrag noch ein wenig Aufmerksamkeit zu erregen, unter Betroffenen, die evtl. noch nicht mit dem Thema konfrontiert wurden.
Außerdem bin ich auf Meinungen und Ergänzungen gespannt. Haben wir evtl Lehrer hier, die ein Statement abegeben wollen? Für Fragen wie zum Beispiel wo, wann und wie gestreikt wird, stehe ich gern zur Verfügung. Speziell im Raum NRW.
Und was erwartet ihr euch davon? So "tolle" Ideen gab es schon zu meiner Schulzeit mit der Konsequenz, dass die einen Lehrer das unterstützten und die anderen eben gern mal ihre Karten gegenüber "streikenden" Schülern ausspielten - natürlich zum Nachteil der Schüler und das zu Recht. Als Schüler hat man vielleicht einige Rechte, aber garantiert kein Streikrecht.
Abgesehen davon nervt mich das Gejammer der neuen G12ler absolut - wer damit ein Problem hat, soll auf die Realschule gehen, das Gymnasium ist kein "Resort & Spa" und andere packen es seit Jahrzehnten erfolgreich (wo mir der Spruch von KrashKidd einfällt, ob die bisherigen G12 in Ostdeutschland einfach nur sehr viel schlauer sind oder die neuen G12 im Westen einfach nur sehr viel dämlicher sind).
Wer keine ALG II Anträge üben möchte, muss mehr machen und die Realschule schaffen - und immerhin ist diese "Vorbereitung auf das spätere Leben" so gesehen sinnvoller als die Schüler ins kalte Wasser zu stoßen und sich selbst zu überlassen. Was sollte man stattdessen ergänzend zu den berufsvorbereitenden Maßnahmen machen - den Hauptschülern erzählen, sie seien Erfolgsmodelle und so als Lehrer den letzten Rest der ohnehin gerade dort geringen Glaubwürdigkeit verlieren?
Und das integrierte / kooperative Gesamtschulen bisher im Vergleich zum dreigliedrigen Schulsystem flächendeckend schlechter abschneiden und nicht besser spricht auch nicht gegen dieses.
Ich gebe Dir Recht, dass die Politik hier mehr tun muss, aber ein Streik der von denen, die etwas zu entscheiden haben nur belächelt wird, für 3 Wochen Aktionismus im Parlament herhält und nur fordert statt konstruktiv Kritik zu üben und Vorschläge zu unterbreiten ist ein Sturm im Wasserglas - eben so wie die Schülerstreiks in der Vergangenheit.
Ansonsten lasse ich mich gerne eines besseren belehren wie denn die konkret ausgearbeiteten Vorschläge und Alternativen so aussehen, denn meckern kann jeder, machen nur die wenigsten.
Da muss ich mich ganz klar Subtonik anschließen. Ich bin zum Beispiel in Sachsen zur Schule gegangen und habe das Gymnasium tatsächlich in 8 Jahren geschafft. Und das ohne bis 20 Uhr in der Schule zu hocken und täglich noch 3-4 Stunden zu lernen. Manchmal kommen mir die Schüler an deutschen Gymnasien kaum belastbar vor.
Sicher läuft die Umsetzung einiger Reformen nicht optimal. Deswegen würde ich aber nicht den grundsätzlichen Sinn z. B. des G8 Modells in Frage stellen. Denn auf lange Sicht sind die Deutschen in Europa einfach zu langsam was das studieren betrifft. Forderungen wie zum Beispiel die Abschaffung der Studiengebühren finde ich dann schon eher sinnvoll.
Mir kommt es aber ganz allgemein eher so vor, als wäre das der Bildungsstreik eine große Party bei der sich lauter Nörgler und Meckerer gegenseitig vorjammern wie schlecht der Status Quo doch ist. Meiner Meinung nach ist das teilweise Jammern auf sehr hohem Niveau.
Ich bin wirklich gespannt, ob Ideen zur Umsetzung da sind, oder ob einfach nur gemeckert wird.
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