Bildungsstreik: Warum bedeutet Streik so oft auch Spass?
Heute ist ja mal wieder eine sehr große sogar Bundesweite Streikaktion gegen Studiengebühren, für bessere Lehre, mehr Freiheit, weniger Druck, mehr Studienplätze und und und
Soweit so gut, ich möchte in diesem Thema ehrlich gesagt nicht über die Sache an sich sprechen, sondern mehr mal hinterfragen, warum für so viele Streik = Ausnahmezustand = Spass bedeutet? Ist da nicht irgendwas falsch verstanden worden?
Bei mir an der Uni ist jedenfalls ne ganze Menge los. Unter anderem eben auch ein Zeltlager auf dem Campus. Ok, bei dem Wetter gestern kein Spass, aber generell für mich eher weniger mit der Streiksache verbunden. Genauso wie die dauernde Musikbeschallung. Da steht extra nen halbwegs professioneller DJ (oder gar mehrere auf den Tag verteilt) und bläst ordentlich laut Musik aus den Boxen. Einige Aktivistengrüppchen amüsieren sich, viele Studenten freuen sich in ihren Pausen über etwas Abwechslung in eben diesen, nehmen aber nicht wirklich teil. Und die Meisten gehen einfach ihrer Wege, wie immer.
Warum muss beim Streik immer Musik dabei sein? Warum laut und wild und Party? Muss man so erst auf die Sache aufmerksam machen? Sind die Inhalte doch nicht so überzeugend? Ich würde mich gerne aufklären lassen!
Zum Einen denke ich, dass gerade die Schüler, aber auch einige Studenten, gar nicht über den Ernst des Streikes bewusst sind und sich einfach nur freuen, dass der Unterricht bzw. die Vorlesungen ausfallen. Viele werden sich wahrscheinlich nicht einmal für die Themen interessieren. Aber so schlimm ist das eigentlich auch nicht, denn sie unterstützen passiv die Leute, die hinter diesem Streik stehen und wirklich etwas bewegen wollen.
Zum Anderen ist es aber eben ein Ausnahmezustand. Wieso sollen die Studenten dann die ganze Zeit rumstehen und irgendwelche Reden zuhören, schweigen und ernst bleiben? Ein bisschen gehört es ja zum Demonstrieren dazu, dass man so ein bisschen seine Freiheit auslebt. Allerdings sollte das nicht übertrieben werden, weil sonst der ganze Streik ins Lächerliche gezogen wird. Es ist aber deutlich besser, wenn die Leute ausgelassen feiern, als wenn es zu gewaltsamen Ausschreitungen kommt.
Das erinnert mich indirekt an meine Antwort auf das Thema Bundesweiter Bildungsstreik 15. - 20. Juni bei der die Antwort wohl genau den jetzigen Ist Zustand beschrieben hat - das war im Grunde ja zu erwarten.
Der Streik ist doch an sich schon lächerlich und eine Loveparade 0.5 daraus zu machen verstärkt den Eindruck doch, dass es den meisten hier nur um einen freien Tag und nicht um die Sache an sich geht. Die paar Hanseln die das ernst nehmen sehen müssten bei realistischer Betrachtung ihre Forderungen doch davonschimmen sehen - und das passiert ja ohnehin, denn dieser Streik stellt kein echtes Druckmittel dar. Mich wundert da auch nicht, dass viele Rektoren das ganze ebenfalls als Schulschänzen abstrafen, denn seien wir mal ehrlich und weniger idealistisch: Das ist es doch. Da muss man doch nur mal willkürlich Beteiligte herauspicken und nach den konkreten Zielen fragen - ich glaube nicht dass man da was vernünftiges was auch nur entfernt übereinstimmt zu hören bekommt.
Das war früher so, das wird auch heute kaum anders sein . Ich sehe es wie Herr Lehmann - ein Streik sollte doch mit einer gewissen Ernsthaftigkeit erfolgen wenn man sich nicht selbst lächerlich machen möchte. Und wenn das wirklich nötig sein sollte um genug Teilnehmer anzulocken und zu binden - na dann spricht das wieder für die Sache an sich, denn Streiks sind nunmal keine Volksfeste.
Man kann das ja einfach abwandeln: Würde man ver.di und andere ernst nehmen wenn diese für den Erhalt ihrer Jobs streiken oder für mehr Lohn usw. und sie dann ausgelassen und fröhlich in Partystimmung den Streik abhalten? Am besten noch vor den Fabriktoren? Einige vielleicht, aber alle?
Immer wieder schön mit anzusehen wie man sich gekonnt selbst abschießt - Es muss ja nicht gleich die APO sein und Studentenunruhen, aber so wird das definitiv nichts.
Naja, ganz ins Lächerliche möchte ich die ganze Aktion auch nicht ziehen. Ich bin froh dass es Leute gibt, die sich so idealistisch engagieren und unsere Interessen vertreten. Wenn ich nach dem Bachelor-Master System studieren müsste, würde ich mir auch überlegen mich zu engagieren.
Aber ich sehe den Streik wie gesagt eher idealistisch-unrealistisch. Auch wenn es tolle Aktionen gibt, ich könnte hier quasi die ganze Woche rund um die Uhr Vorträge hören, Arbeitsgruppen zu allen Bildungsaspekten besuchen, könnte mir den Frust von der Seele malen, tanzen, singen - aber wenn ich nicht an den Erfolg glaube oder nicht einfach nur Spass dran habe, bringts eben nichts. Und zu viel Spass verdrängt eben die Glaubwürdigkeit.
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