Einfach aufgeben, nur weil es der Tierarzt sagt?
Hallo
Ich möchte gern wissen, ob ihr einfach aufgebt, wenn ein Tierarzt euch sagt, dass euer Meerschweinchen/Hase/Hund oder sonstiges Tier nicht mehr lange zu leben hat, weil es nicht mehr richtig fressen kann. Gebt ihr wirklich auf oder versucht ihr, eine Lösung zu finden?
Hintergrund ist meine eigene Geschichte. Ich habe ein junges Meerschweinböckchen geschenkt bekommen, das sich anfangs völlig normal entwickelte. Irgendwann aber nahm es an Gewicht irgendwie drastisch ab und fraß kaum noch. Noch dazu schien es fressen zu wollen, konnte aber offensichtlich nicht.
Natürlich bin ich mit dem Tierchen zu meinem Lieblingsveterinär, der eigentlich ein Meister seines Faches ist. Er hat es untersucht und festgestellt, dass die Backenzähnchen brückenartig zusammengewachsen waren und hat das kleine Kerlchen dann unter Narkose behandelt, indem er die Zähnchen gekürzt hat.
Mit dem Hinweis, dass es wieder passieren könne und ich darauf achten solle, hat er mich dann entlassen.
Einige Zeit später fraß mein Schweinchen schon wieder nicht, ich dachte sofort an die Beißerchen und bin nochmal zum Tierarzt. Der hat festgestellt, dass die Backenzähnchen nun komplett verschwunden waren, wir wissen nicht, warum, und mir dann gesagt, dass das kleine magere Kerlchen so nicht mehr richtig fressen und das Heu zermahlen könne. Es hätte nicht mehr lang zu leben und ich solle es tun lassen, was es mag.
Ich habe gedacht: "Aufgeben? Nicht mit mir!" Ich hatte ja ohnehin nichts mehr zu verlieren, denn falls der Tierarzt Recht behalten hätte, wäre Eddie, das Meerschweinchen, ohnehin bald gestorben. Aber ich wollte nicht so einfach aufgeben, schließlich war der kleine Kerl ja noch ziemlich jung.
Ich habe mir überlegt, was ich machen kann. Also habe ich alles zusammengekauft, was Meerlis dick machen kann, Sonnenblumenkerne, Karotten, Mais vom Bauern und solche Sachen. Dieses ganze Zeug habe ich in meiner alten Kaffeemühle portionsweise kleingemahlen, dazu eingeweichte Grünrollis gemischt und diesen Braps dem kleinen Kerl vorgesetzt. Einmal am Tag kam auch Babybrei aus dem Gläschen dazu, natürlich Frühkarotte ohne Salzzusatz.
Eddie hat sich regelrecht daraufgestürzt, und sein Kumpel Brownie gleich mit. Was Eddie vorher zu wenig gefressen hat, fraß er nun nachträglich! Das Porzellanschüsselchen wurde jeden Tag ratzfatz leergeschleckt und Eddies Lebensgeister wurden wieder hellwach.
Heute ist der kleine Kerl fett und rund, frisst auch wieder Heu, warum auch immer, und letztens hatte ich ihn als Begleiter für Brownie mit beim Tierarzt, um ihm sein Aufgebeschweinchen mal zu zeigen. Mein Tierarzt fiel aus allen Wolken, hätte das niemals geglaubt, dass der Kleine überleben würde. Dann hat er gefragt, wie ich das gemacht habe. Ich habe es ihm erklärt und dazu gesagt, dass ich nie daran denke, aufzugeben, wenn es nicht wirklich sein muss.
Ich meine, bei schweren Krankheiten oder Verletzungen, die kaum noch zu behandeln ist, müsste man wohl aufgeben, aber doch nicht bei so einem Futterdefizit, oder? Was meint ihr, würdet ihr die zusätzliche Arbeit und die kleine Sauerei in der Küche, die durch die ganze Mahlerei und Schnippelei anfällt, auf euch nehmen, um so ein Tierchen zu retten? Oder würdet ihr einfach auf euren Tierarzt hören und den Dingen ihren Lauf lassen?
Hallo!
Ich gehe schon Jahre lang in eine Tierklinik, wenn mit meinen Tieren was ist und ich weiß auch, dass ich mich zu 100 % auf deren Meinung und Rat verlassen kann. Sie haben mir noch nie dazu geraten, ein Tier einschläfern zu lassen, wenn es nicht wirklich nötig war. Ich denke, dass es schon selten ist, dass man einen Tierarzt findet, dem man wirklich so großes Vertrauen schenken kann.
Aber ich denke, dass man auf jeden Fall noch eine zweite Meinung einholen sollte, wenn man selbst ein komisches Gefühl hat, was die Diagnose des Tierarztes und seinen Behandlungsvorschlag angeht. Dabei ist es egal, ob es sich um eine medikamentöse Therapie handelt oder eben um eine Einschläferung. Wenn ich Zweifel bekommen würde, dann würde ich mit meinem Tier lieber nochmal einen anderen Tierarzt aufsuchen.
Das Thema finde ich schwierig. Ich frage mich aber, wieso du den Tierarzt nicht wechselst, denn offenbar scheint der sich ja in seinem Beruf nicht so wirklich auszukennen, oder? Ich jedenfalls würde den mal dringend wechseln, weil ich einfach Angst hätte vor Fehldiagnosen.
Zum Aufgeben: Ab einem gewissen Punkt finde ich das sehr egoistisch. Ich finde einfach, dass man selbst vielleicht Power hat und selbst nicht aufgeben will, aber das ist natürlich sehr leicht gesagt, wenn du ja nicht das Lebewesen bist, das krank ist und Schmerzen hat. Ich kann ja auch nicht zu jemandem, der Krebs hat, sagen, dass ICH an seiner Stelle nicht aufgeben würde. Ich denke nicht, dass man sowas beurteilen und fremdentscheiden kann.
In deinem Fall ging es jetzt gut. Aber wäre es letztendlich besser gewesen, wenn das Kleine verhungert wäre?! Nur mal als Beispiel jetzt. Ich finde es ja gut, dass du für deine Tiere kämpfst, aber man sollte das nicht übertreiben. Ein Tier immer aufpeppeln zu wollen obwohl es vielleicht wirklich unter starken Schmerzen leidet, die es nicht einmal zeigen kann (und das ist bei Meerschweinchen ja so. Das sieht und hört man nicht), ist oft nicht der richtige Weg. Trotzdem finde ich es schön, dass bei euch alles gut gegangen ist.
Dass das Tier aus deinem Beispiel überlebt hat und sich wieder gut erholt hat, ist zwar sehr schön für dich, allerdings kann man diese Situation nicht verallgemeinern.
Ein Tierarzt entscheidet in der Regel ja nicht leichtfertig über Leben und Tod eines Tieres, sondern anhand seiner fundierten medizinischen Kenntnisse und der Erfahrungswerte, die es zu den einzelnen Bereichen gibt. Vielleicht war dein Meerschweinchen einfach ein Sonderfall und die meisten ähnlich erkrankten Tiere wären trotz deiner Bemühungen gestorben.
Generell würde ich dem Arzt vertrauen, mir aber bei einer Unsicherheit eine zweite Meinung einholen. Viele Leute fühlen sich ja als Hobbymediziner und haben den Eindruck, immer alles besser zu wissen als die behandelnden Ärzte. Dies ist teilweise recht gefährlich. Auch bei Tieren ist die Meinung des Halters oft eine andere als die des Arztes.
Wie hier schon angesprochen wurde, ist es oftmals eine Entscheidung aus Egoismus, wenn ein Halter sein Tier möglichst lange am Leben erhalten will. Oft wird nicht das Wohl des Tieres in den Vordergrund gestellt sondern die eigene Angst vor der Trennung von dem Tier.
Ein anderer wichtiger Punkt, den man bedenken sollte, ist der, dass der Tierarzt letztendlich auch nur ein Mensch ist. Fehldiagnosen sind generell selten, können aber leider immer mal wieder vorkommen. Einem Arzt wegen einer mehr oder weniger falschen Diagnose seine Kompetenz abzusprechen, finde ich ziemlich vermessen.
Hallo
Natürlich kann ich dem Urteil meines Tierarztes sonst voll vertrauen. Er hat ja auch nicht gesagt, dass ich einschläfern lassen soll, sondern dass ich, so lang Eddie noch Lebenswillen zeigt und selbst nicht aufgibt, alles so lassen soll, wie es ist und er fressen darf, was er mag.
Ich nehme an, dass mein Tierarzt leider viele Kunden hat, die sich nicht auf ein bisschen Mehrarbeit einlassen mögen, und ich denke, dass mein Tierarzt glaubt, weil ich so viele Schweinchen habe, dass ich da die Mehrarbeit nicht verkrafte. Leichtfertig aufgeben tut er eigentlich sonst auch nicht, und er war froh, dass ich in diesem Fall ein bisschen Eigeninitiative ergriffen habe.
Ich finde das kann man nicht so verallgemeinern. Klar kann das mal gut gehen, dss man für das Lebenn seines Tieres kämpft und alles wieder gut geht, obwohl der Tierarzt einem quasi keine Hoffnung macht. Allerdings sollte man dabei auch immer abwägen welchen Sinn es für das Tier macht. Wenn danach nur noch ein Leben mit Schmerzen oder schweren Einbußen der Lebensqualität möglich ist, sollte man wirklich überlegen ob es nciht nur egoistische Beweggründe sind, die man dabei verfolgt.
Meine Mutter war mit ihrem Kater beim Tierarzt, er hatte einen Tumor. Aufgrund der Größe sagte die Tierärztin, dass die Chancen dafür, dass der Tumor gutartig sei ziemlich gering und eine Operation nicht viel Sinn machen würde. Wenn er schon die Lunge erreicht hätte, wäre kaum noch was zu machen. Sie stellte meine Mutter also vor die Wahl, den Kater operieren zu lassen und den Tumor zu entfernen und die Gefahr einzugehen, dass er irgendwann schlimmere Beschwerden bekommt, oder ihn direkt einschläfern zu lassen. Sie meinte auch, dass sie ihrem Kater das wohl nciht zumuten würde.
Meine Mutter war fix und fertig und übelegte lange. Als sie beim Tierarzt anrief um ihre Entscheidung mitzuteilen, wusste sie eigentlich noch nicht, was sie sagen sollte. Sie entschied spontan während dem Telefonat. Der Kater sollte operiert werden und je nachdem, ob die Lunge betroffen sei, sollte dann die Ärztin entzscheiden ob noch etwas zu machen sei. Er wurde operiert und der Tumor wurde entfernt. Nach Einschicken der Gewebeprobe auch das Ergebnis dass der Tumor gutartig war. Mittlerweile ist er wieder topfit. In diesem Falle also eine gute Entscheidung.
Allerdings habe ich bei meinem Praktikum beim Tierarzt auch schon eine Frau mit ihrer 16 Jahre alten Katze erlebt, die Nierenprobleme hatte, täglich Medizin bekommen hatte und zweimal in der Woche eine Dialyse bekommen hatte. Die Ärztin erzählte mir hinterher, dass die Katze niemals mehr eine Möglichkeit hätte ein normales Leben zu führen und es in diesem Alter sehr anstrengend für die Katze sei. Die Besitzerin wollte aber auf jeden Fall an dem Tier festhalten.
Eine Katze von uns früher mussten wir auch einschläfern lassen. Sie hatte eine chronische Zahnfleischentzündung, die in immer kürzeren Abständen wiederkam. Wir haben sehr viel probiert und den Hinweis des Arztes öfters ignoriert dass eine Erlösung für die Katze wohl das beste sei. Als sie dann in immer kürzeren Abständen Spritzen bekommen musste, und täglich Tabletten (was schon immer eine Qual war) um überhaupt wieder fressen zu können und sie schon sehr abgemagert war, mussten wir unseren Kampf aufgeben, und dem Rat des Aztes folgen, dem Willen des Tieres zuliebe.
Ich fühle mich in unserer Tierklinik immer sehr gut beraten und bei schwierigen Situationen holt der behandelnde Tierarzt meistens von selbst einen Kollegen dazu. Wenn eins unserer Tiere so krank war, dass es sterben würde bzw. eingeschläfert werden musste, wurde uns bis jetzt immer erklärt, wie die Chancen genau stehen und welche Möglichkeiten es gibt. Erst auf Nachfrage sagten die Ärzte, was sie persönlich machen würden.
Bis jetzt hatten unsere Tiere allerdings immer schwerwiegende Sachen, also handelte es sich da nicht um ein Futterdefizit. Es wäre natürlich keine Frage, dass ich ein Tier aufpäpple, wenn es nur nicht fressen kann und sonst topfit ist. Wie lange ich das versuche, hängt davon ab, ob das Tier "mitmacht". Wenn es fröhlich den Brei aufschleckt, kann man es ja länger so füttern.
Dass dir der Tierarzt das Meerschweinchen einfach so "zum Verhungern lassen" mitgegeben hat, finde ich auch etwas ungewöhnlich. Ich denke, da hätten die meisten dazu geraten, das Tier entweder gleich einschläfern zu lassen oder eben aufzupäppeln. Aber wie schon gesagt, auch ein Arzt ist nicht frei von Fehlern. Außerdem hat der Arzt vielleicht auch gedacht, dass du schon wissen wirst, was du tust, wenn er weiß, dass du viele Schweinchen hast. Ich freue mich jedenfalls für dich und Eddie, dass alles gut gegangen ist.
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