Kastration bei Hunden

vom 04.06.2009, 07:42 Uhr

Hallo!

Heutzutage wird eine Kastration bei Hunden und Hündinnen oft aus Routine gemacht. Bei Rüden, damit sie angeblich ruhiger werden und bei Hündinnen, damit sie nicht mehr heiss werden und nicht alles versauen. Die Leute stehen in der Tierklinik Schlange um ihren Hund kastrieren zu lassen.

Warum macht man es wirklich? Warum vor allen Dingen macht ein Tierarzt das ohne medizinisch notwendige Diagnose? Bei Kleintieren kann ich die Kastration verstehen. Aber bei Hunden ist es doch so, dass man da als Besitzer auch aufpassen kann, dass nichts passiert. Wenn man ein Weibchen hat, dann lässt man den Hund alleine eben nicht raus und von der Leine, wenn die kritischen Tage da sind und hat man einen Rüden, dann muss man halt auch aufpassen, dass er keine Hündin besteigt.

Wir hatten bisher nur rüden und ich habe nicht einen Hund kastrieren lassen. Denn ich muss sagen, dass ich es nciht als Notwendig sehe einem gesunden Hund etwas abzuschneiden oder rauszunehmen, nur, damit man als Halter weniger Arbeit hat.

Im Tierschutzgesetz steht drin, dass man keinem gesunden Tier irgendwas ohne medizinisch notwendige Diagnose abschneiden oder amputieren darf. Darunter zählt ja auch das abschneiden der Ohren und des Schwanzes. Aber ist eine Kastration nicht noch viel schlimmer, als wenn man dem Tier die Ohren kupiert? Das ist schon schlimm genug, aber ich finde es wirklich grausam, wenn man Hunde kastriert, ohne, dass es medizinisch notwendig ist.

Ich frage mich, warum die Tierärzte das so ohne weiteres machen. Man braucht blos anzurufen und sich einen Kastrationstermin geben lassen und schon kann man seinen Hund entmannen oder der Hündin die Weiblichkeit nehmen. Sind die Tierärzte da wirklich nur aufs Geld aus? Gibt es bei euch noch Tierärzte, die ohne medizinischen Befund keine Kastration vornehmen? Wofür soll eine Kastration denn nun wirklich gut sein? Ich sehe da nur Vorteile bei dem Besitzer und keine beim Hund und sollte man nicht in erster Linie an den Hund denken?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Hallo,

ich habe zwei Hündinnen.

Die jüngere, Trixie, ist nicht kastriert und ich habe auch nicht vor, sie kastrieren zu lassen, auch wenn unser kleiner Wirbelwind vielleicht dann etwas ruhiger werden würde :lol: .

Mein älteres Mädel, Marcéla, habe ich aus einer spanischen Tötungsstation. Dort werden die die Hunde standardmässig kastriert, um die Verbreitung von Strassenhunden einzudämmen. Zudem lag bei Marcéla auch eine medizinische Indikation vor, da sie LM+ ist.

Warum so viele Hundebesitzer ihre Hunde ohne Notwendigkeit kastrieren lassen, weiss ich leider auch nicht. Für mich käme das ohne triftigen Grund - und Unruhe oder Unsauberkeit ist, wie ich finde, kein Grund - jedenfalls nicht in Frage. Denn dies kann man auch mit Hilfe eines guten Hundetrainers abstellen.

Hinzu kommt ja auch, dass kastrierte Hündinnen im Alter eher inkontinent werden als unkastrierte.

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» celticdragon » Beiträge: 111 » Talkpoints: 37,08 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo Diamante!

Ich habe auch einen Rüden, der nicht kastriert ist. Als Kinder hatten wir auch immer nur Rüden zu Hause. Mein Hund ist so ein unkomplizierter und lieber Rüde, dass für mich eine Kastration gar nicht in Frage kommt. Er weint auch nie oder jault, wenn eine Hündin läufig ist. Und auch das. wäre noch kein Grund für mich, ihn kastrieren zu lassen.

Ich kann schon verstehen, wenn Halter ihre Hündin kastrieren lassen. Man kann ja nicht immer genau aufpassen und verhindern, dass ein Rüde bei einer läufigen Hündin zum Zuge kommt. Daher werden doch die meisten Halter ihre Hündin kastrieren lassen. Und auch, weil immer gesagt wird, dass es Mamatumore vorbeugen würde. Ob das stimmt, kann ich leider nicht beurteilen. Wenn einen Rüden und eine Hündin zusammenhalten würde, dann würde ich auch wohl einen der Beiden kastrieren lassen. Oder der Hündin eben die Pille geben. Aber ich muss sagen, dass ich bis Kurzem nicht wusste, dass es die Pille für den Hund gibt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich kenne nur sehr wenige Rüden, die ohne triftigen Grund kastriert wurden. Ganz im Gegenteil habe ich eher erlebt, dass sich die Besitzer mit Händen und Füßen gegen eine Kastration gewehrt haben. Gerade in Rüden werden dabei gerne mal menschliche Gefühle hinein interpretiert, sogar wenn dabei wirklich das Leben des Hundes riskiert wurde.

Ich habe zwar auch schon erlebt, dass gerade weibliche Tierärzte gerne kastrieren. Allerdings kenne ich auch einen männlichen Tierarzt, der auch bei einem Meerschweinchen erstmal Gründe haben will, warum man das Böckchen nicht mit einem anderen Bock zusammen setzen kann, sondern ihn dem Narkoserisiko aussetzen will (was ja bei Kleintieren erheblich höher ist als bei Hunden). Deshalb gehe ich davon aus, dass es hier nicht nur ums Geld geht, sondern einfach um die persönliche Einstellung des jeweiligen Tierarztes.

Natürlich gibt es bei einer Kastration hauptsächlich Vorteile für den Besitzer. Vor allem Hündinnen werden meist sofort kastriert. Natürlich geht das auch anders und die meisten Hündinnen haben keine Probleme bei der Läufigkeit. Wenn der Hund allerdings nachts jault, kann es schon zum Problem werden. Bevor ich da mit meinem Hund aufs Land ziehe oder ihn gar abgebe, würde ich ihn auch kastrieren lassen.

Unser Hund wurde mit vier Jahren aus medizinischen Gründen kastriert (dauernde Prostatavergrößerung, die ständig medikamentös behandelt werden musste und der TA schließlich zur Kastration riet). Da musste ich mir so einiges anhören: der Hund würde depressiv werden, andere Hunde akzeptieren ihn nicht mehr, Hund wird fett und faul, lieber tot als kastriert etc. Und was soll ich sagen: am Verhalten des Hundes hat sich absolut nichts geändert.

Darunter zählt ja auch das abschneiden der Ohren und des Schwanzes. Aber ist eine Kastration nicht noch viel schlimmer, als wenn man dem Tier die Ohren kupiert? Das ist schon schlimm genug, aber ich finde es wirklich grausam, wenn man Hunde kastriert, ohne, dass es medizinisch notwendig ist.

Das Kupieren, also eine reine Schönheitsoperation, ist meiner Meinung nach nicht mit einer Kastration zu vergleichen. Da könnte man ja auch mit dem Gegenargument kommen: ist es nicht genauso grausam, die Hunde immer wieder auseinander zu halten und an ihrem natürichen Fortpflanzungstrieb zu hindern? Leidet ein Rüde nicht, wenn er nachts jault, oder eine Hündin, wenn sie scheinträchtig ist?

Außerdem frage ich mich: wenn es grausam ist, einen Hund zu kastrieren, warum werden dann Kaninchen, Meerschweinchen etc. ohne Probleme andauernd kastriert? Ist es bei denen weniger grausam? Wir haben früher die Meerschweinchen einfach in männlich und weiblich unterteilt, und da gab es nie blutige Beißereien o.ä. Ist es da nicht einfach auch der Unwille, noch Platz für einen großen Käfig zu entbehren?

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» Studia » Beiträge: 1182 » Talkpoints: 2,44 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Studia hat geschrieben:Außerdem frage ich mich: wenn es grausam ist, einen Hund zu kastrieren, warum werden dann Kaninchen, Meerschweinchen etc. ohne Probleme andauernd kastriert? Ist es bei denen weniger grausam? Wir haben früher die Meerschweinchen einfach in männlich und weiblich unterteilt, und da gab es nie blutige Beißereien o.ä. Ist es da nicht einfach auch der Unwille, noch Platz für einen großen Käfig zu entbehren?

Hallo!

Ich meine, dass man das so nicht vergleichen kann. Meerschweinchen und Kaninchen werden schnell zu Brutmaschinen missbraucht, wenn Züchter oder Tierheime ihre Tiere unkastriert abgeben. Denn bei so kleinen Tieren wird es noch mehr als Niedlichkeitsfaktor gesehen, wenn man ständig Jungtiere hat und man erhofft sich damit einen Nebenverdienst. Kaninchenhaltung ist auch meist nur möglich, wenn man Rammler und Weibchen zusammenhält und da muss ja der Rammler kastriert werden, damit das arme Weibchen nicht Dauerträchtig wird. Die Tragzeit bei Kaninchen ist nun mal auch nicht sehr lang und da ist es schon aus Tierschutzgründen nötig, Kleintiere zu kastrieren, damit man ihnen ein artgerechtes Leben bieten kann.

Bei Hunden ist die Trächtigkeit nicht zu jeder Zeit möglich und man kann als Halter doch aufpassen, dass ncihts passiert. Selbst, wenn man mit einer läufigen Hündin spazieren geht und ein freilaufender Rüde kommt und will drauf. Da kann man bis es zum eigentlichen Zeugungsakt kommt schon eingreifen. Denn erst, wenn der Rüde hängenbleibt ist der eigentliche Akt und erst dann kann was passieren und das dauert mitunter sehr lange.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Okay, mit Kaninchen kenne ich mich weniger aus. Aber bei Meerschweinchen ist es meiner, zugegeben schon lange zurückliegenden, Erfahrung nach problemlos möglich, Böckchen zusammenzuhalten. Ich persönlich habe überhaupt nichts dagegen, jegliches Tier kastrieren zu lassen. Mir ging es hier jetzt mehr um die Benutzung des Wortes "grausam". Wenn ich eine Praxis bei einer Tierart grausam nenne, ist es bei einer anderen Tierart doch genauso grausam.

Vielleicht reagiere ich auf dieses Thema auch deshalb eher "pro-Kastration", weil ich eben in unserem Bekanntenkreis eher erlebt habe, dass Kastrationen auf Teufel komm raus vermieden wurden. Gerade bei einigen Rüden war/ist es so, dass sie an die Leine müssen, nachdem wir beim Gassigehen eine läufige Hündin gesehen haben, weil sie sonst zurück rennen würden. Wenn mein Hund das machen würde, würde ich ihn ohne Bedenken kastrieren lassen, weil da für mich der negative Aspekt für den Hund selbst überwiegt. Für seinen natürlichen Trieb wird er da gewissenmaßen mit Leinenzwang "bestraft".

Meine Bekannten, die gegen Kastrationen sind, interpretieren meistens menschliche Gefühle in die Tiere. Das trifft aber bei Hunden meiner Meinung nach nicht zu. Wenn man die Sache aber schon vom menschlichen Standpunkt aus betrachten will, kann man sich fragen, was besser ist: zu wollen, aber immer an einer Leine zurückgerissen zu werden, oder einfach keinen Fortpflanzungstrieb zu haben? Bei Hunden verändert sich das Aussehen ja nicht in dem Maße wie bei Menschen ohne die Hormone. Und selbst wenn, ist es im Umgang mit Artgenossen nicht wichtig.

Einen gesunden Rüden, dem man läufige Hündinnen in der Nachbarschaft nicht anmerkt, würde ich auch nicht ohne Grund kastrieren lassen. Allerdings wäre für mich nachts jaulen oder nichts fressen schon ein Grund. Da "leidet" der Hund wegen etwas, das er nie ausleben wird. Eine Hündin würde ich kastrieren lassen. Nicht nur, weil ich mir selbst die Mühe mit der Läufigkeit erspare, sondern auch, um ihr die Mühe und den Leinenzwang zweimal im Jahr zu ersparen.

Man sollte natürlich sein bestes tun, um ein Tier artgerecht zu halten. Aber da sich Tiere in unserer Gesellschaft nicht bedenkenlos fortpflanzen dürfen, weil eine natürliche Selektion eben nicht mehr möglich ist, gehört für mich das Behalten von Hoden und Eierstöcken definitiv nicht dazu.

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» Studia » Beiträge: 1182 » Talkpoints: 2,44 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Studia hat geschrieben:Und selbst wenn, ist es im Umgang mit Artgenossen nicht wichtig.

Meine Hündin reagiert auf kastrierte Rüden ähnlich wie auf Weibchen. Kastraten riechen nicht mehr männlich. Als geschlechtsneutraler Hund kann es vorkommen, dass man von anderen Rüden vermehrt bestiegen und gemobbt wird. Wenn ich ein Paar halten würde und entscheiden müsste, würde ich trotz größerem Eingriff die Hündin kastrieren lassen.

Für mich macht es keinen Unterschied ob man Kleintiere oder Hunde, Katzen und Co kastriert. Der Eingriff in den Hormonhaushalt ist derselbe. Einzig die Haltung in Gruppen von Kleintieren, wo es wirklich ständig zu unkontrollierten Würfen kommen würde, ist es einigermaßen nachvollziehbar. Trotzdem stehe ich vor allem Frühkastrationen bei allen Tierarten skeptisch gegenüber.

Kein Tierarzt, der einen gesunden Hund kastriert, macht sich strafbar. Es gibt wie so oft Lücken, die man gerne nutzt. Im Tierschutzgesetz steht unter §6, dass Kastrationen unter anderem dann erlaubt sind, wenn eine unkontrollierte Vermehrung vermieden werden soll.

Für einige Halter scheint eine Kastration ein Wundermittel zu sein. Man glaubt, dass damit gerade bei Rüden alle Erziehungsprobleme verschwinden. Das Wesen kann sich ändern, keine Frage aber man sollte sich nicht zuviel davon versprechen. Mir hat ein Züchter mal gesagt, dass er niemals eine ängstliche Hündin kastrieren lassen würde. Das Verhalten könne sich danach wohl noch verschlimmern.

Bei einigen Leuten wünsch ich mir manchmal, dass Kastrationen für private Halter Pflicht wären. Wildes Vermehren um etwas Geld zu machen, weil Welpen so süß sind oder die Hündin angeblich ein Mal im Leben Welpen haben sollte, müsste gestoppt werden.

Meine Hündin wurde mit 9 Jahren, kurz vor der Vermittlung bzw als ein Heim gefunden wurde, kastriert. Ich fand es einfach nur schrecklich einen alten Hund noch so einem Risiko auszusetzen. Da man den Leuten aber nur vor den Kopf gucken kann, sehen die Orga-Leiter wohl keine andere Möglichkeit um Nachwuchs zu vermeiden. Ihre Blase kann sie zum Glück noch richtig kontrollieren. Da hab ich schon einige andere Fälle erlebt.

Ein Nachbar, der eigentlich gegen Kastrationen ist, sah bei seinem Rüden keine andere Möglichkeit mehr. Sobald eine läufige Hündin in der Nachbarschaft gewesen ist, hat komplett das Futter verweigert und saß nur noch jaulend vor der Türe. So ein Zustand ist für alle Beteildigten unzumutbar. Seit die Klöten ab sind reagiert er zwar noch interessiert bei läufigen Damen (schnuppern), wird aber nicht mehr von seinem Trieb gequält.

Es gibt einige Vor- aber auch Nachteile. Ob der Eingriff notwendig ist, muss jeder mit sich selber ausmachen. Wenn man aber sein Tier kastrieren lassen will dann bitte nicht zu früh. Gerade bei Hunden bin ich der Meinung, dass man diese erstmal erwachsen werden lassen sollte. Bei den Amis ist es ja schon ein Trend so früh wie möglich zu kastrieren, damit ihre Hunde länger etwas welpenhaftes behalten und verspielter sind.

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» Sonty » Beiträge: 1997 » Talkpoints: 20,24 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo,
wir haben einen Rüden, der wurde (zum Glück) kastriert, als ich noch kleiner war. Da ließ er richtig den Chef raushängen, sprang mich um usw. und war einfach viel zu wild. Wird hatten Freunde befragt, die auch Hunde haben und die meinten: "Da hilft es,den Hund zu kastrieren".

Also sind wir zum Tierarzt gegangen und haben ihm erzählt, was los ist. Der hat dann natürlich eine Voruntersuchung gemacht und geschaut, ob alles beim Hund in Ordnung ist und dann konnte operiert werden. Er war ca. einen halben Tag beim Tierarzt, dann konnten wir ihn wieder abholen. 2 Tage danach mussten wir zur "Nachuntersuchung", 1 Woche später nochmal.

Jetzt habe ich einen tollen (kastrierten) Rüden, der sich von mir auch mal etwas sagen lässt ;). (Was früher gar nicht der Fall war!)

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» Lilliane » Beiträge: 45 » Talkpoints: 0,43 »


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