CD / DVD: Evisceration Plague von "Cannibal Corpse"

vom 02.02.2009, 22:40 Uhr

"Evisceration Plague" ist das neunte Studio Album der US-amerikanischen Death Metal Band Cannibal Corpse und erschien Anfang 2009. Es enthält in der Standardversion 12 Titel und in der Limited Edition 13 Titel sowie eine "Making Of"-DVD. Die Aufnahmen erfolgten im "Village Productions"-Studio in Tornillo, Texas. Die Laufzeit der Scheibe beträgt 38:47 beziehungsweise 40:57 Minuten. Das LineUp sieht wie folgt aus:

George 'Corpsegrinder' Fisher - Gesang
Pat O'Brien - Gitarre
Rob Barrett - Gitarre
Paul Mazurkiewicz - Schlagzeug
Alex Webster - Bass

Zudem hat Erik Rutan, der Produzent des Albums und Mitglied bei Hate Eternal, einen Gastauftritt an der Gitarre im Song "Unnatural". Alle Informationen sind aus dem Booklet der mir vorliegenden und zur Vorlage dienenden deutschen Limited Edition entnommen.

Diese besteht aus einer "Hülle", welche ein Loch besitzt, das die Augen eines der Zombies des Covers sehen lässt. Die eigentliche CD-Box erinnert von der farblichen Gestaltung an den Vorgänger "Kill", welcher ebenfalls in dunkelrot und schwarz gehalten war. Das Cover zeigt eine Gruppe von Zombies, die aus der Dunkelheit hervortreten. Im Inneren der Box finden sich die CD mit den Liedern, die "Making Of"-DVD und das Booklet mit allen Texten. Die Farbwahl ist möglicherweise beabsichtigt, da der Sound ... aber lest selbst:

(man möge mir im folgenden bitte verzeihen und berücksichtigen, dass ich manchmal "man" schreibe, wenn ich selbst gemeint bin; alle wertenden Teile spiegeln lediglich meine eigene Meinung wieder; ich bitte dies zu entschuldigen)

1. Priests Of Sodom
Der erste Song der Platte beginnt mit einem, für den Corpsegrinder typischen, Schrei. Man fühlt sich als alter CC-Veteran direkt an "Devoured by Vermin" vom Album Vile erinnert. Aber nicht mehr lange, denn was jetzt kommt erfindet das Rad zwar nicht neu, aber macht beim Versuch einen verdammt guten Job. Den brutalen Growls ist stellenweise ein verzerrtes (?) High-Pitch-Gegrunze unterlegt. Der Effekt, den man damit erzielt, ist schockierend (gut).

Auch von den Instrumenten her fühlt man sich an Kill erinnert und das auf eine gute Art und Weise. Der Sound klingt ähnlich drückend, wenn nicht gar noch mehr, und weist (wenigstens von der Technik her) keinerlei Mängel auf. "Priests Of Sodom" soll nur der Anfangs sein und die Richtung für alles kommende weisen ... definitiv einer meiner Favoriten des Albums. Aber dazu später mehr.

2. Scalding Hail
Kurz, schnell, brutal. Möglicherweise gar der Song, der die eben genannten Adjektive auf diesem Album am extremsten in sich vereint. Wieder darf man sich mehrfach an Georges markerschütternden Schreien, seinen rasanten, aber dennoch präzisen, Growls, dem furiosen Gitarrenspiel und den, das Gesamtbild gnadenlos untermauernde, Blastbeats erfreuen. Äquivalent zu welchen anderen Songs der CC-Geschichte ? "Pounded into Dust" (Bloodthirst), "Cyanide Assassin" (The Wretched Spawn) oder "The Time To Kill Is Now (Kill).

3. To Decompose
Ein gutes Beispiel für eine charakteristische Sache des Cannibal Corpse'schen Stils: Unvermittelte Tempo- und Taktwechsel. Stellenweise ist "To Decompose" noch schneller als "Scalding Hail" aber dafür auch teils fast so schleppend und doomig wie "Festering In The Crypt" (The Wretched Spawn). Ein, in diesen Punkten, sehr buntes und gemischtes Lied, was darin nicht das einzige bleiben soll.

4. A Cauldron Of Hate
Der zweite der von mir am meisten favorisierten Songs des Albums und enthält, wie schon der vorhergehende, unvermittelte Stellen. Der Song lässt es im Vergleich zu den zwei vorherigen Krachern ein kleines wenig ruhiger angehen, aber nichts desto trotz hart und auf den Punkt gebracht. Schmankerl des Songs ist für mich (unter vielem anderen) der dreifache Schrei, der mittels Echo möglich gemacht wurde. Ähnlich wie auf dem Vorgängeralbum Kill (The Time To Kill Is Now, Necrosadistic Warning) enthalten die Gesangparts Fishers nun Passagen, in denen Growling und Screaming übereinander gelegt wurde. Der Eindruck ist ebenso gewaltig wie bei eben genannten Titeln.

5. Beheading and Burning
Die Besonderheit dieses Stücks liegt für mich in den Breaks und dem darauffolgenden, umso drastischeren, Geschwindkeitsschub. Man kann, selbst wenn man wollte, einfach nicht auf diesem Album zum Rasten kommen. Bis jetzt ist nämlich noch keine Ende der Raserei in Sicht.

6. Evidence In The Furnace
Auch hier sucht man nach ein wenig Ruhe vergebens. Die bisher genannten Features der CD finden sich hier ebenfalls fast alle wieder. Schreie, abwechselungsreiche Melodien, oh und fast hätte ich sie vergessen, Soli. Alle außer drei der dreizehn Songs enthalten nämlich mindestens eines, vornehmlich von O'Brien (seltern: von Rob) vollführt.

7. Carnivorous Swarm
Immer noch mit Speed, jedoch ein wenig melodischer, kommt "Carnivorous Swarm" daher und rettet einen damit zur Halbzeit von "Evisceration Plague" vor dem totalen Koller. Auch hier wird wieder von jener Technik, Screaming und Growling zu fusionieren, Gebrauch gemacht. An einigen Stellen fühlt man sich in Sachen Melodie an den Instrumentalsong "Infinite Misery" vom achten Studio-Album der Kannibalen erinnert.

8. Evisceration Plague
Der Titelsong des Albums lässt einen noch ein klein wenig weiter verschnaufen. Langsam, eingängig, unerbittlich sind wieder drei Wörter, die mir zu diesem Lied einfallen. Von den Texten (nein, ich hatte nicht vor sie unbesprochen zu lassen :D) aller Songs her, sagt mir dieser am meisten zu. Die Einfälle zum Aufbau sind einfach großartig, der Dank gebührt Alex Webster.

Übrigens: Es ist ein Video für dieses Lied geplant .; die Dreharbeiten sollen am 21. Januar in New Jersey beginnen. Als Regisseur hat man Dale "Rage" Resteghini verpflichten können, der vor allem für seine Arbeit mit großen Namen im Hip-Hop assoziiert wird. Klingt komisch ? Nicht unbedingt, denn auch All That Remains (This Darkened Heart) hat ihn schon Regie führen lassen.

9. Shatter Their Bones
So, genug Rücksicht auf den Hörer genommen, das Geknüppel setzt wieder erbarmungslos ein. "Shatter Their Bones" ist, wenn man so will, Rob Barretts persönliches Lied, da er hier sowohl für die Musik als auch den Text gesorgt hat. Zwar ist dieser nicht ganz so komplex und vielschichtig, wie die vorhergehenden (es gibt drei verschiedene Absätze und insgesamt sind es sechs), aber er ist trotzdem ganz ok, wenngleich ich persönlich ein wenig schmunzeln musste, da er so anders ist.

10. Carrion Sculpted Entity
Klar mit einer der abwechslungsreichsten Song des gesamten Albums. Wieder rundum gelungen, in jeglicher Hinsicht. Vom Tempo ist er eher im mittleren Bereich anzusiedeln (die Ruhe vor dem folgenden Sturm?).

11. Unnatural
Ein weiterer schneller, harter und zugleich vielgestaltiger Titel. Hier hat Produzent Rutan auch seinen Gastauftritt, so etwa das irre Solo am Ende des Lieds.

12. Skewered From Ear To Eye
Für diejenigen, die nicht im Besitz der Limited Edition sind, ist dies der Abschluss der Albums. Ein wirklich ausgezeichneter, muss man dazu sagen. Zwar überzeugt er anfangs noch nicht ganz, wird aber spätestens mit der Mitte des Songs absolut hörenswert. Auf jeden Fall ein exzellenter Ausklang, der sich dieses Mal hingegen mit mehr Kraft verabschiedet (vgl. "Infinite Misery").

13. Skewered From Ear To Eye
Der "Europe Exclusive Bonus Track", wie es im Booklet steht, stammte eigentlich aus der "The Wretched Spawn"-Session und wurde 2008 auch im gleichen alten Studio aufgenommen. Was gibt es zum Musikalischen zu sagen ? Nun, man hört den Stil von "The Wretched Spawn" auf jeden Fall gleich heraus, was Sinn macht, jedoch lassen sich auch Einflüsse des neuen Stils ausfindig machen und natürlich ist die Stimme des Corpsegrinders nicht ganz die selbe wie damals. Kurz vor Schluss des Stücks darf man einem deutlich hörbaren Bassspiel lauschen und wird dann abrupt unterbrochen. Als Bonus durchaus geeignet, aber nicht unbedingt als der perfekte Abschluss, den man im Gegensatz dazu mit "Skewered From Ear To Eye" so gut wie erreicht hat.


Fazit:
Da brauche ich mit niemandem zu diskutieren, für mich stellt "Evisceration Plague" einen, wenn nicht gar den, Höhepunkt und Meilenstein von Cannibal Corpse dar.

Ich habe mir das Album am Freitag bestellt und es samstags erhalten. Beim ersten durchhören mit einem Kumpel war ich bereits zufrieden, aber als ich es dann ein zweites und ein dritte Mal angehört habe, war ich einfach nur begeistert. Es reicht definitiv an "Kill" heran und inzwischen finde ich sogar, dass es noch geschickter, komplexer, raffinierter, technischer, genialer und besser ist. Ich hoffe sehr, dass sich diese großartige Band nicht hiermit verabschiedet (man weiß ja nie), denn es wäre wirklich schade, wenngleich der Abgang ein gelungener wäre. Ich kann eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für all die geben, die mit "Kill" etwas anfangen können.

Noch kurz ein paar Worte zur enthaltenen DVD der Limited Edition: Unterteilt ist sie in zwei Bereiche, nämlich "The Making of Evisceration Plague" und "Gear Obsessed". Die Namen sind ziemlich passend, da der erste Bereich aus viel Studio-Filmmaterial besteht und eine Menge an Gesprächen mit den Mitgliedern beinhaltet. Hier erfährt man einiges über die Ideen hinter dem ganzen Projekt und die Umsetzung des selbigen. Zumindest für Fans sehenswert und es dürfte niemand zu kurz kommen. Im zweiten Bereich reden (von George Fisher mal abgesehen) die Jungs von Cannibal Corpse über ihre Instrumente, wie sie sie bekommen haben und ein paar weitere nette Geschichten. Insgesamt lohnen sich die zwei Euro mehr für die Limited Edition mit Sicherheit.

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Hallo,
es tut mir wirklich Lied, aber ich kann mich dir überhaupt nicht anschliessen. Klar, alle Lieder sind technisch perfekt, aber trotzdem fehlt mir das gewisse Etwas, denn im Vergleich zu "Kill" fällt dieses Album gnadenlos durch. Denn Kill hatte diese Atmosphäre, welche durch einen ganz neuen Gitarrensound erzeugt wurde, der von der Band zuvor nicht benutzt wurde. Hier fehlt es mir, auch wenn mir ein zwei Lieder schon sehr ins Ohr gegangen sind. Auf jeden Fall das Titellied, denn der Riff ist neu und "anders", und Unnatural (das Ende des Solos klingt wie die T-Kom-Melodie).

Natürlich sind CC viel zu professionell um ein schlechtes Album herauszubringen, aber der oder einer der Höhepunkte ist dieses Album meiner Meinung nach mit Sicherheit nicht.

LG

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