Gelbsucht bei Neugeborenen

vom 28.05.2009, 12:00 Uhr

Hallo!

Viele Kinder bekommen kurz nach der Geburt eine Gelbsucht und müssen dann unter eine bestimmte Lampe. Meine Kinder hatten das nicht. Aber damals im krankenhaus waren sehr viele Kinder, die mehr oder weniger eine gelbe Hautfarbe hatten und unter diese Lampe mussten.

wie kommt diese Gelbsucht zustande und was passiert, wenn man das Baby nicht unter diese Lampe legt? Was verursacht diese Gelbsucht und kann diese auch gefährlich sein? Die Ärzte damals haben das als ganz normal abgetan und meinten, dass es ganz harmlos ist. Aber eine Gelbsucht hat doch immer was mit der Leber zu tun und ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich so harmlos ist. Könnten die Kinder, die als Neugeborene eine Gelbsucht hatten auch im späteren Leben Schwierigkeiten bekommen? Hatte euer Kind eine Gelbsucht?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Hallo Diamante,

in der tat ist ein Neugeborenenikterus nichts ungewöhnliches. Ich versuche das, was dort passiert einmal etwas zu beschreiben. Das was man hinlänglich als Ikterus bezeichnet (Gelbsucht), erklärt sich durch eine Störung des sogenannten Bilirubinstoffwechsels.

Bei jedem von uns werden täglich Erythrozyten (rote Blutkörperchen) abgebaut und Neue gebildet. Erthyrozyten sind ja bekanntlich die Sauerstofftaxis im Körper. Hauptbestandteil der Erythrozyten ist das sogenannte Häm, welches aus verschiedenen Aminosäuren hergestellt wird. Wenn nun der Erythozyt zu Grunde geht muss dieses Häm abgebaut werden, beziehungsweise aus dem Körper ausgeschleust werden. Soweit es dem Körper möglich ist, werden Aminosäuren aus diesem Häm wiederverwertet. Allerdings kann das sogenannte Porhphyringrundgerüst, welches in der Mitte das Eisen koordiniert und damit essentiell für die Sauerstoffbindung ist nicht wiederverwendet werden. Es muss ausgeschieden werden. Dafür wandelt der Körper es zunächst in Biliverdin, dann in Bilirubin um. Dieses ist schlecht wasserlöslich und wird an Albumin gebunden und zur Leber transportiert. Dort glucuronidiert ein Enzym das Bilirubin. Anschließend gelangt es mit der Galle in den Darm. Im Dickdarm wird es von Bakterien weiter zum Stercobilin umgewandelt, welches mit dem Faeces ausgeschieden wird und für die Farbegebung dessen mitverantwortlich ist.

Bei einem Ikterus kommt es nun aus verschiedenen Gründen zum Anstieg des Bilirubingehalts (Hyperbilirubinämie). Da dieses lipophil ist, tritt es ins Gewebe über und lagert sich in die Haut ein, was zu der charakteristischen Gelbfärbung der Haut und Skleren führt.

Neugeborene haben meist immer eine Hyperbilirubinämie. Statistiken sagen, dass ca. 50% der Neugeborenen innerhalb der ersten 5 Tage ikterisch sind. Grund für diesen physiologischen Ikterus ist zum einen der Abbau des fetalen Hämoglobins. Zum anderen ist meist das Enzym welches Bilirubin in der Leber glucuronidiert noch nicht voll funktionsfähig ist, so dass auch hierdurch der Bilirubin-Spiegel steigt.

Durch Bestrahlung mit blauem Licht wird das Bilirubin in der Haut isomerisiert. Dadurch wird es polarer die Affinität zum Hautgewebe sinkt und es kann ohne glucuronidierung über die Galle ausgeschieden werden. Allerdings kommt es nur bei sehr hohen Billirubin-Spiegeln vor, dass dieses die Blut-Hirn-Schranke übertritt und sich dort an Nerven anlagert, was zu dauerhaften Schäden führen kann. Dies bezeichnet man dann als Kernikterus.

» menja » Beiträge: 152 » Talkpoints: -0,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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