Der leidige Umgang mit Massenmedien
Hallo und guten Abend!
Inspiriert durch ein Thema über Knoblauch und Hunde habe ich mir etwas Gedanken um den Umgang der Menschen mit Massenmedien gemacht. Jeder kann über das Internet nun Informationen abrufen und seinen so berühmten Senf zu allem abgeben. Doch dass die Qualität der Information lange lange nicht immer gegeben ist, wird nicht berücksichtigt. "Steht doch in den ganzen Foren und auf dieser, dieser und dieser seriösen Webseite!" ...kriegt man wohl dauernd zu hören. Aber niemand bedenkt, dass diese Seiten oftmals alle dieselbe Quelle haben oder voneinander abschreiben und sich so eine eventuelle Falschinformation quantitativ weiter verbreitet als die Richtige.
Dieses Phänomen gilt ja nicht nur für die private Informationsbesorgung sondern genauso für politische Propaganda, so zum Beispiel während der Eskalation des Konfliktes um den Gaza Streifen. Israel schickte Kamerateams mit durch verlassene Häuser um zu zeigen dass diese mit Sprengfallen bestückt oder Beleidigungen beschmiert waren; Palästinenser klagen über Blogs oder andere Kanäle Kriegsverbrechen der israelischen Armee an. Da können nichtmal mehr Medienprofis Wahr und Falsch souverän herausfiltern...
Wo führt uns diese Mediengesellschaft noch hin? Ich für meinen Teil rufe zu mehr Verantwortung mit dem Umgang mit Informationen auf. Nicht die Quantität darf zählen sondern immer die verlässliche, wissenschaftlich eindeutige Quelle!
Ich gebe Ihnen vollkommen Recht. Das Problem ist und wird allerdings immer sein, die Quelle und Stichhaltigkeit einer Information überprüfen zu können. Selbst renommierte Magazine wie der Spiegel sind auf Betrüger reingefallen.
Hinzu kommt, dass manche Medien bewusst die allgemeine Unwissenheit nutzen, um mit plakativen Schlagzeilen ihre Auflage zu steigern. Und wer macht sich schon die Mühe, eine Information auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen? Eigentlich doch nur Menschen, die beruflich mit dem Gut Information zu tun haben. Und da haben wir wieder den Salat...
Sicher besteht die Möglichkeit, dass sich Falschinformationen über das Internet sehr schnell verbreiten und diese sind ja zum Teil auch schon von den klassischen Medien aufgegriffen worden. Vor kurzem wurde ein Schauspieler via Twitter für tot erklärt und RTL hat diese Information auch brav wiederholt obwohl sie nicht gestimmt hat und obwohl mal als Journalist eigentlich gelernt haben sollte wie man Quellen überprüft.
Aber gerade bei politischer Propaganda war eine Gehirnwäsche früher doch wesentlich leichter als heute. Denn dadurch, dass jeder im Internet seine Meinung sagen kann und man sich austauschen kann ist die Wahrscheinlichkeit doch viel größer, dass jemand Propaganda in Frage stellt und Ungereimtheiten aufdeckt und so weiter. Ich habe einige Freunde, die in der Bush Ära ihre Information über das Internet aus dem Ausland bezogen haben, weil das Fernsehen in den USA Themen wie Folter von Gefangenen einfach nie so deutlich angesprochen hat oder gar total ignoriert hat.
Diesen Vorteil hat man eigentlich im gesamten Web 2.0 Bereich. Wenn etwas falsches in Wikipedia eingestellt wird, wird das meistens sehr schnell korrigiert, eben weil die Seite so viele Nutzer hat die aus ganz verschiedenen Bereichen kommen und ihr spezielles Wissen mitbringen. Wenn aber früher in einem klassischen Lexikon etwas falsches abgedruckt worden ist dann hatte das so erst mal Bestand bis die nächste Ausgabe dieses Lexikons veröffentlicht wurde und alle, die dieses Lexikon als Quelle für ihre Arbeit benutzt haben hatten dann auch was falsches drin stehen.
Außerdem denke ich, dass sich die Leute heute sehr viel bewusster sind, dass man Medien manipulieren kann als sie das früher waren. Es glaubt doch heute fast keiner mehr, dass die Mädels auf den Covers der Modemagazinen wirklich so aussehen und "photoshopped" ist doch inzwischen schon ein gebräuchliches Wort was in diesem Zusammenhang benutzt wird. Und auch wenn man sich die Kommentare zu spektakulären Videos auf Youtube und Co. anschaut findet man immer Leute, die sich fragen ob das ein Fake ist. Aus meiner (weitgehend Internet freien) Kindheit kann ich mich aber nicht an eine einzige Bemerkung erinnern in der sich jemand gefragt hätte ob ein Fernsehbeitrag echt ist oder ob ein Bild in der Zeitung vielleicht manipuliert ist.
Ich denke, der Umgang mit den Medien liegt bei jedem selbst. Ich habe zum Bespiel meinen Fernseher weggeschmissen, da ich total genervt davon war. Mir fällt jetzt erst auf, wie viel ich gesehen habe und wie viele Informationen ich bekommen habe, die mich absolut nicht interessieren. Mch interessiert zum Beispiel in keinster Weise, wer Germanys Next Topmodel geworden ist oder wer DSDS gewonnen hat.
Um auf den Laufenden zu bleiben, sehe ich mir die Nachrichten im Internet an. Themen, die mich nicht interessieren, werden von mir übersprungen.
Heutzutage ist es schwierig, die Wichtigkeit einer Information einzuorden und auch den Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Hier ist der gesunde Menschenverstand gefragt, den anscheinend nicht viele haben, wenn man sich die Sendungen im Fernsehen ansieht.
Hallo Cloudy, danke für die interessante Antwort!
Ich seh den Wandel der Information aber etwas anders. Richtig ist, dass heutzutage viel eher Gegeninformationen verbreitet werden können. Das Problem ist aber, diese glaubwürdiger zu gestalten als die Erstinformation UND sie dann NOCH BESSER zu verbreiten. Denn den Verbreitungsvorteil hat die erste (Falsch-)Information bereits, sie ist gewachsen und wächst eventuell noch weiter und die Gegeninformation muss diesen Vorsprung erst noch aufholen.
Das ist richtig, aber kein ausschließliches Problem der sogenannten neuen Medien. Wenn eine Zeitung zum Beispiel in großen Schlagzeilen Lügen über dich verbreitet hast du zwar das Recht auf eine Gegendarstellung aber die erscheint dann einige Tage oder gar Wochen später und natürlich nicht auf der ersten Seite und für jeden unübersehbar sondern irgendwo im Mittelteil.
Naja, das mit der Gegendarstellung ist nicht ganz richtig: Sie muss natürlich als solche gekennzeichnet, aber vor allem an der gleichen Stelle wie der beanstandete Artikel veröffentlicht werden.
Aber das nützt einer betroffenen Person wenig, denn die unwahre Behauptung war zuerst da und geistert in den Köpfen der Leute rum. Es ist schon wahr: Man muss seinen gesunden Menschverstand einschalten und darf nicht alles glauben.
Und Cloudy hat Recht: Durch das Internet haben wir heutzutage mehr Möglichkeiten, Informationen gegenzuchecken und sich weltweit auszutauschen. Das Beispiel USA fand ich sehr passend; habe selbst erlebt, wie amerikanische TV-Sender ihre eigene Version und Sicht der Dinge präsentiert haben. Da kommt man sich als "Ausländer" schon komisch vor, wenn man eine andere Perspektive kennt.
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