Die deutsch-französische Freundschaft
Seit Charles de Gaulle wurde die lange deutsch-französische Erbfeindschaft ja mehr und mehr ad acta gelegt und dafür im Gegenzug die Brüderlichkeit zwischen den beiden Nationen beschworen was ja so gesehen gut klappt - Deutschland und Frankreich wurden ja nicht umsonst als Old Europe beschimpft, da sie sich meist einig sind solang es gegen andere geht. Man streitet zwar noch gern miteinander wenn es um Interessen zwischen den Staaten geht, aber allgemein hält man zusammen.
Aber ist das auch bei den Bürgern angekommen? Sieht man die Franzosen als Brüder im Geiste an oder ist das den meisten im Grunde egal?
Ganz ehrlich: Mir ist es scheißegal ob die Franzosen da drüben wohnen oder am anderen Ende der Galaxis. Sie sind Franzosen, waren es und bleiben es. Es gibt doch kein Volk in Europa, was so blöd gewesen wäre, einen Tunnel zu den Engländern zu bauen, außer den Franzosen. OK, Spaß beiseite.
Die Feindschaft zwischen Franzosen und „Deutschen“ ist doch historisch gewachsen. Die lässt sich nicht einfach mal so wieder aus den Köpfen heraus bekommen. Die Region Elsass-Lothringen war in früheren Zeiten immer hart umkämpft. Mal war es eine Deutsche Region, mal französisch usw.
Auch wenn die Politiker nach außen hin Einigkeit demonstrieren, so ist es in den Köpfen der Bürger und sicher auch in den Köpfen einiger Politiker keine Einigkeit, sondern eher ein Notbündnis, nach dem Motto: „Der Feind meines Feindes ist mein Verbündeter“. Auch wenn der Ausspruch etwas übertrieben ist, so zeigt er doch die Richtung.
Ich persönlich würde nie auf den Gedanken kommen, in Frankreich arbeiten zu wollen, oder dort sogar wohnen zu wollen. Dafür sind die mir alle zu französisch.
So wie ich denken sicher viele Deutsche oder ähnlich. Von den Franzmännern her wird es nicht sehr viel anders aussehen. Wieso sollten auch so viele Kinder dort in den Schulen es verweigern, Deutsch als zweite Fremdsprache zu wählen?
Das halte ich für Unsinn, dass die meisten Deutschen Franzosen auf Grund einer Erbfeindschaft nicht leiden können. Das ist doch Quatsch. Ich war auf einer französischen Schule in Berlin, die übrigens unter der Berliner Bevölkerung seit Jahrhunderten einen sehr guten Ruf hat, und mir gegenüber hat nie jemand ernsthaft angedeutet, dass die Franzosen ja irgendwie der Feind wären.
Klar gibt es Vorurteile gegenüber Franzosen, genau wie gegenüber Russen, Spaniern oder Amis, aber es wurde nie ernsthaft von Frankreich als konkretem Feindbild gesprochen. Vielleicht ist das anders, wenn man an der französischen Grenze wohnt, weil man ja sozusagen eher direkt historisch betroffen ist, aber ich kenne auch einige Leute aus der Gegend, die es eben gerade besonders schätzen, dass sie mal eben für einen Nachmittag nach Straßburg fahren können (in Berlin kann mal dann halt nach Polen - da wäre mir Frankreich ehrlich gesagt lieber).
Auch unter Franzosen (auf meiner Schule gab es etwa die gleiche Anzahl französischer Schüler wie deutscher, außerdem hatten wir auch oft die Gelegenheit, bei Klassenfahrten oder Schüleraustauschen französische Jugendliche kennenzulernen) ist mir nie besonders aufgefallen, dass sie eine besondere Abneigung gegen Deutschland oder Deutsche hätten (zumindest nicht mehr als der Rest der Welt). Und vor allem in den Regionen an der Grenze habe ich immer wieder Leute getroffen, deren Eltern eben noch Deutsch sprachen und die sich deshalb Deutschland eher noch verbunden fühlten.
Es gibt sicherlich auf beiden Seiten Leute, die auch heute noch an alten Konflikten festhalten, aber ich denke, dass sich das mit der jüngeren Generation fast vollständig erledigt hat - Charles de Gaulle ist ja jetzt auch schon eine ganze Weile her.
Gerade im grenznahen Saarland, wo ich herkomme, ist diese Freundschaft auch aufgrund der Grenzgänger in beide Richtungen Realität. In Baden- Württemberg und dem Rheinland dürfte dies in Grenznähe ebenso zutreffen. Sonntags kann man bequem in Frankreich einkaufen oder sich von dort diverse Spezialitäten holen und es gibt sehr schöne Ausflugsziele wie z. B. Straßburg mit seinen Kanälen.
Wenn man sich noch alte Berichte von vor hundert Jahren ansieht, merkt man schnell das feindliche Verhältnis zwischen beiden Völkern in Erwartung des nächsten Krieges. Inzwischen ist dieses Verhältnis völlig unverkrampft und man betrachtet die Franzosen als Partner.
Von der politischen Kultur her bzw. des ideologischen Grundkonsenses gibt es sicherlich mehr Grund zum Antagonismus denn zur innigen Freundschaft (und das sage ich als jemand, der sich durchaus als frankophil begreift), das sieht man ja auch daran, wie Frankreich sich permanent an Deutschland als Reibebaum abarbeitet, um die Verantwortung für seine ökonomische Malaise auf den Nachbarn überzuwälzen. Nicht, dass Deutschland ein besonders marktliberales Land wäre, aber im Vergleich zum dirigistischen Wirtschaftsverständnis, das in Frankreich quer durch alle Parteien hindurch verläuft, muss man doch konstatieren, dass wir eher bereit sind, nicht den Staat als einzige Quelle der Prosperität zu begreifen.
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