Sport = Mord?
Schön dass noch jemand genau wie ich diesen Sportwahn misstraut und die damit verbundenen Begleiterscheinungen kritisch sieht. Ich kann die Beobachtungen hinsichtlich der Anfälligkeit für bestimmte Sportunfälle auf Grund meines eigenen Bekannten- und Kollegenkreises nur bestätigen.
Auf Arbeit haben wir eine begeisterte Freizeitreiterin die nach ihrem letzten Abwurf schon seit September mit einem komplizierten Schlüsselbeinbruch zu Hause ist. Selbst jetzt Ende März ist noch nicht abzusehen wann sie wieder völlig gesund ist und arbeiten gehen kann, von den bleibenden Narben mal ganz zu schweigen.
Dann haben wir noch einen Jogger der schon unzählige Meniskusoperationen hinter sich gebracht hat und dem der Arzt jetzt jede Art von Laufen untersagt hat. Natürlich hat er sich einen Ausgleich gesucht und dafür ein Mountenbike gekauft. Es hat nicht lange gedauert bis es zum ersten Sturz kam und der Kiefer gebrochen war. Die zehn Wochen Flüssignahrung hat sein Gewicht um zehn Kilogramm reduziert so dass der schon schlanke Körper aussieht wie ein wandelndes Knochengerippe.
Wir haben auch einen Extremsportler der sich ständig auf irgendwelche Marathons vorbereitet und dann kann es schon mal vorkommen dass er die vierzig Kilometer bis zur Arbeit mit dem Fahrrad fährt und ansonsten richtig Kilometer frisst. Neulich war auf Trekkingtour im Himalaja. Er sagte von den zwölf Tagen hat er an zwei Tagen keinen Durchfall gehabt und das ist in Ordnung. An seinem Körper ist natürlich kein Gramm Fett aber so richtig gesund sieht er auch nicht aus.
Mein Sohn spielt aktiv Fußball, neulich ist er umgeknickt und kam humpelnd nach Hause. Zehn Wochen Sportbefreiung und für Papa zum Bezahlen eine teure Airlock Schiene für einhundertfünfundzwanzig Euro waren das Ergebnis.
Sport ist Mord, davon gehe ich absolut nicht ab. Sicherlich kann man durch gezieltes Training und richtige Technik vorbeugen aber gegen einen Tritt vor das Schienbein oder in ein Erdloch ist niemand gefeit. Gegen ein bischen Fitness ist sicherlich nichts einzuwenden, auch der Besuch der einschlägigen Muckibuden ist in Ordnung, wobei letzteres sicherlich mehr eine Alibifunktion hat. Schlimm wird es wenn es wie oben beschrieben ausartet und man vom Ehrgeiz zerfressen wird oder vielleicht noch mit ein paar Mittelchen nachhilft um seine Leistung zu verbessern.
Das ist sicherlich kein leichtes Thema. Sport kann sicherlich auch gefährlich sein. Gerade Dinge wie Fußballspielen und Snowboardfahren kann sehr gefährlich sein. Auch Mountainbikefahren ist nicht ungefährlich, wenn man ständig mit wahnsinniger Geschwindigkeit Downhill unterwegs ist. Im Prinzip hat jede Sportart ihre Gefahren. Dazu kommt es natürlich noch, dass man es bei jeder Sportart zum Übertraining bringen kann und sich damit auch mal für ein paar Tage völlig außer Gefecht setzen kann oder sich auch langfristige Schädigungen einholt.
Dabei gilt natürlich, dass die Sportart umso gefährlicher wird, wenn man sie sehr intensiv betreibt. Normales Joggen ist eigentlich ganz gesund, ein Marathon hingegen ist eigentlich schon schlecht für den Körper. Und mal ein bisschen kicken unter Freunden ist eigentlich auch okay, wenn man aber in einer höherklassigen Mannschaft spielt, sind Verletzungen sehr schnell möglich, eigentlich ja sogar schon fast an der Tagesordnung. Aber man kann sich natürlich auch einmal auf das Fahrrad setzen und dabei einen lebensgefährlichen Unfall bauen.
Trotzdem sollte das die Leute nicht von Sport abhalten. Eigentlich ist jede Tätigkeit (Hausarbeit, Autofahren beispielsweise) gefährlich und kann mit bösen Unfällen enden. Aber man lässt sich ja trotzdem nicht davon abhalten. Und absolute Unsportlichkeit kann zu ganz anderen gesundheitlichen Problemen (Herz, Übergewicht etc.) führen. Man muss halt irgendwo einen Mittelweg finden, um das Risiko zu minimieren.
Generell auf Sport zu verzichten ist auf jeden Fall der schlechteste weg. Man sollte aber immer darauf achten, welchen Sport man sich aussucht. So sind Fußball und Boxen natürlich gefährlicher als Joggen und Schwimmen, wobei alles dem Körper gut tut.
Wichtig ist vor allem kein Risiko einzugehen. Das heißt, man sollte sich gut erwärmen und dehnen, dann ist das Verletzungsrisiko sehr gering. Auch sollte man natürlich nicht gerade über den Feldweg joggen, wenn neben dran ein vernünftiger Radweg ist. Wenn man das beachtet, dann kann eigentlich nichts passieren.
Sport ist also definitiv kein Mord, mir ist zum Beispiel in drei Jahren Fußball und vier Jahren Tischtennis erst einmal etwas passiert und das, weil ich keine Schienbeinschoner (beim Fußballspielen) an hatte, also unvorsichtig war.
Wenn man Sport vernünftig ausübt und nicht übertreibt, ist es wirklich das Beste, was man seinem Körper antun kann. Im Übrigen stammt der Spruch ja wohl von Churchill, und dessen Figur sagt ja wohl alles?! Für mich ist Sport z.Zt. sogar sehr wichtig, weil ich vor drei Monaten ein neues Kniegelenk bekommen habe und jetzt wieder viel für den Muskelaufbau tun muss, um das Gelenk zu entlasten. Ich gehe halt dreimal die Woche ins Fitness-Studio und lasse mir dort ein Trainings-Programm ausarbeiten. Ich fühle mich sehr wohl dabei und kann das nur weiter empfehlen. In diesem Sinne - viel Spass beim Sport.
Also klar, man kann sich mit Zurechtlegen von Extrembeispielen schon die eigene Faulheit schön rechtfertigen. Sicherlich kann immer etwas passieren, wenn man Sport treibt, genau so aber auch beim Autofahren, in öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn man nur zu Hause bleibt und überhaupt. Die meisten tödlichen Unfälle passieren noch immer im Haushalt, wollt ihr den dann auch meiden, wie der Teufel das Weihwasser?
Arbeiten macht auch viele Leute krank (Burn out, ein der Volkskrankheiten!), lasst ihr das dann auch lieber bleiben? Im Bett liegen ist auch ganz schlecht, von wegen Milben und Staub, was man da nicht alles einatmet, besser sein lassen.
Es ist ja keiner dazu aufgerufen einen Marathon zu joggen, oder stundenlang mit dem Mountainbike durch die Berge zu heizen, empfohlen werden von Medizinern täglich etwa 30 Minuten Ausdauersport. Das heisst zum Beispiel Laufen oder Radeln mit moderaten Belastungen, sprich man treibt den Sport so, dass man sich dabei wohl fühlt und nicht keucht, wie eine alte Dampflok.
Ich habe da vor ein paar Wochen mit angefangen und ich muss sagen, es ist einfach grandios, wenn man bei den ersten Versuchen nach drei Minuten Laufen nicht mehr kann oder nach zwei Kilometern Radeln schon kaputt ist und dann nach ein paar Versuchen ohne Probleme eine halbe Stunde läuft oder mal eben über 20 Kilometer wegradelt. Da muss man auch keine besonderen Anstrengungen vollbringen, die 20 Kilometer schaffe ich am Trainingrad in etwas unter einer Stunde und auf der echten Strasse mit auf und ab so um die 90 Minuten, das ist also kein Kraftakt, sondern eine Fahrt durch die Örtchen mit Umschauen und Landschaft geniessen.
Es fühlt sich einfach gut an, wenn man nach und nach seine Leistung steigert. Man muss natürlich auch auf seinen Körper hören und eine schmerzende Stelle dann entsprechend schonen. Ein beliebter Fehler ist ja auch die Idee, dass man einen Muskelkater gleich "wegtrainieren" müsste, das geht aber nicht, denn ein Muskelkater sind feinste Risse in den Muskelfasern, welche dann einfach ein oder zwei Tage zeit brauchen zum heilen. Es werden also einfach viele Fehler gemacht, die dann dazu führen, dass es heisst "Sport ist Mord". Im Endeffekt wäre das so, als würde ich beim Kochen auf die heisse Herdplatte fassen und dann behaupten, dass Kochen total ungesund wäre.
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