Austritt aus der SS - War es möglich?

vom 19.05.2009, 17:00 Uhr

Heyho,

gebt mir die Chance ein bischen weiter auszuholen. Wir lasen als Schullektüre "Der Vorleser". Da unsere Deutschlehrerin zu den innovativeren gehört, schlug sie eine etwas andere Methode der Bearbeitung vor. Und zwar die eines Gerichtverfahrens gegen Hannah Schmidt.

Wer das Buch nicht kennt und auch nicht vor hat es zu lesen darf gerne weiterlesen. Ich muss jetzt leider einen kleinen Punkt in dem Buch erzählen. Diese Hannah war in der SS als KZ Aufseherin in Auschwitz und steht deswegen vor Gericht. Ich bin ihr Verteidiger und versuche das Strafmaß von Lebenslang auf 5 Jahre, bzw auf keine Haft zu beschränken. Wie ich das mache steht schon ziemlich fest und nach dem ersten Prozesstag bin ich Zuversichtlich.

Jetzt habe ich allerdings eine Frage, welche das Ausbleiben einer Strafe Untermauern würde. Also, war ein Austritt aus der SS Straffrei möglich? Konnte man aus der SS austreten ohne massig Papiere auszufüllen? Und konnte man aus der SS als Aufseherin von Auschwitz welche auch für die Selektion zuständig war aussteigen ohne vor das Kriegsgericht gestellt zu werden?

Ich brauche da wirklich so viele Informationen zu wie möglich. Je schwerer es war aus solch einer Position auszutreten, desto besser für mich :).

mfg

» thumper » Beiträge: 819 » Talkpoints: 0,54 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Also ich war über deinen Beitrag im ersten Moment doch ein wenig schockiert. Irgendwie finde ich den Gedanken, als Rechstanwalt für Jemand aktiven beim Holocaust aufzutreten, doch ein wenig morbid.

Da ich nun aber das Buch nicht gelesen habe und auch die Handlung nicht kenne, habe ich mich mal ein wenig informiert. Wikipedia hat da einen recht guten Text zu drinne. Zumindest wird der komplette Roman erzählt und ich hoffe, der Text entspricht auch dem Inhalt des Buches. Eine wirkliche Meinung habe ich allerdings immer noch nicht gehabt. Vorallem finde ich es irgendwie nicht so toll, Schüler als Verteidiger des Holocaust auftreten zu lassen.

Am Ende von Wikipedia Texten, findet man ja meistens noch weitere Weblinks. In dem Text ging auch klar heraus, das Der Vorleser heute als Schullektüre gilt. Einer dieser Weblinks führt nun zu einer Seite, die sich mit der Ausarbeitung des Buches in einem Deutsch- Grundkurs beschäftigt. Die habe ich dann interessiertweise mal aufgesucht. Nun ist mir klar, das das Ganze nicht auf den Mist deiner Lehrerin gewachsen ist. Auch wenn du das für so hälst. Es ist wohl "Standard" das Schüler Plädoyers für Hanna Schmitz schreiben. Das solltest du dir auf alle Fälle mal ansehen.

Aus den dort aufgeführten Plädoyers geht hervor, das Hannah hätte mit dem Tod rechnen müssen, wenn sie den Dienst verweigert hätte. Es wird angeführt, das sie halt ihr eigenes Leben retten wollte. Wenn ich das richtig verstanden habe, hat Hannah wöchentlich 10 Frauen benennen müssen, die in die Gaskammer sollten. Ich für meinen Teil denke, der Gedankengang, was hätte ich den tun sollen, wenn ich das nicht gemacht hätte, wäre ich selbst gestorben, schwierig. Allerdings mit dem Wissen von Heute.

Und wärst du so nett und würdest deine Lehrerin mal fragen, welche Absichten hinter dieser Aufgabe stehen? Ich verstehe das nämlich gar nicht.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Danke LittleSister. Ja den Gedanken des Selbstschutzes werde ich auf jedenfall mit in mein Plädoye schreiben. Desweiteren werde ich aufführen das Hannah in der Situation mit der brennenden Kirche unter einer Akuten Belastung litt und dadurch nicht rational handeln konnte. Desweiteren werde ich durch die Zeugenbefragung herausfinden, das Hannah die Zeit nach dem KZ sehr Ordentlich war und dies werde ich wiederrum darauf führen, das sie jetzt unter einem Trauma leidet. Um die vermeindliche Kontrolle über ihren Alltag zurück zu bekommen versucht sie einen ordentliche Alltag zu erhalten.

Ich denke das ich durch die Argumentation und die zuvor unschädlich gemachten Zeugen durchaus ein wesentlich Niedrigeres Strafmaß erhandeln kann.

Um nochmal auf das Verfahren zurück zu kommen. Ich persönlich finde es garnicht schlimm für eine KZ Aufseherin ein Plädoyee zu schreiben und vorallem eine möglichst starke Verteidigung zu bieten. Immerhin ist es eine wirkliche Aufgabe, und zum anderen ist es mal was anderes und unglaublich Spannend.

Wir durften uns übrigens entscheiden ob wir eine normale Analyse machen wollen, also so mit Textstellen raussuchen und diese dann bearbeiten, oder ob wir was neues probieren wollen, sprich die Gerichtsverhandlung.
Aber ich kann sie gerne nochmal darauf ansprechen. Nach der Gerichtsverhandlung versteht sich :).

» thumper » Beiträge: 819 » Talkpoints: 0,54 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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