Überqualifiziert - gibt es das überhaupt?
Hallo zusammen!
Ich würde gerne euere Meinung darüber wissen, ob man für eine Arbeit "zu qualifiziert" sein kann. Mir ist schon klar, dass manche Arbeiten vielleicht nicht dem Bildungsniveau entsprechen, aber deshalb eine Absage zu bekommen, mit der Begründung man sei überqualifiziert, finde ich Blödsinn.
Aber nun mal zu meiner Vorgeschichte. Nach der Pflichtschule habe ich an einer berufsbildenden höheren Schule die Matura (Abitur) abgelegt. Anschließend habe ich einige Jahre in einem Wirtschaftsprüfungsunternehmen gearbeitet, bis meine Kinder zur Welt kamen.
Für mich stand von Anfang an fest, dass ich neben den Kindern nicht voll berufstätig sein wollte und aus diesem Grund sah ich mich nach einem Halbtagsjob um. Da ich in einem kleinen Dorf, mit keiner größeren Stadt in der Nähe, wohne, ist es klar, dass die Möglichkeiten dort begrenzt sind. Außer im Handel oder im Gastgewerbe gibt es hier keine Teilzeitjobs!
Ich bewarb mich also bei zahlreichen Supermärkten, Reinigungsfirmen und ähnlichem - bekam aber immer wieder eine Absage, da ich überqualifiziert wäre. Ich finde diese Begründung totalen Unsinn - oder glauben die, man könne mit der Matura keine Regale einschlichten, Sachen über die Scannerkassen ziehen oder putzen?
Wie steht ihr dazu? Ich finde einfach, dass man nur unterqualifiziert sein kann und nicht überqualifiziert (sofern man die Arbeit machen möchte).
Das überqualifiziert sein kenne ich sehr gut von der Freundin eines sehr guten Freundes. Sie hat einen Realschulabschluss mit der Note 1 gemacht und eine Ausbildung zur Notarin ebenso. Letzendlich kriegt sie absagen mit der Begründung " Sie sind leider überqualifiziert". Solche Leute würden das Arbeitsklima schädigen.
Ich selbst denke einfach das ihr eure Arbeit zu gut machen würdet. Sicherlich hätten die "normalen" Mitarbeiter Probleme sich mit euch zu kommunizieren. Ihr redet einfach viel Niveauvoller und mit mehr Überlegung. Deshalb könnte es hier wohl während der Arbeit zu Problemen kommen.
Hallo Monni, es gibt diverse Gründe, warum Unternehmen überqualifizierte Bewerber ablehnen. Einige wurden hier schon genannt: die Störung des Betriebsklimas aber auch die Angst vor zu hohen Lohnforderungen könnten Gründe sein.
Aber willst Du wirklich nur wissen, ob es die sogenannte Überqualifikation gibt oder möchtest Du nicht lieber auch Tipps, wie Du trotzdem einen Job bekommen kannst
Monni hat geschrieben:Wie steht ihr dazu? Ich finde einfach, dass man nur unterqualifiziert sein kann und nicht überqualifiziert (sofern man die Arbeit machen möchte).
Sofern man sie wirklich machen möchte! Das ist doch der Punkt. Wenn Du eben eine solche Arbeitsstelle haben möchtest, musst Du Dich erst dahinter klemmen. Also nicht nur Bewerbung abschicken und warten, sondern schon mal im Vorfeld telefonieren oder persönlich vorsprechen und natürlich auch zwischendurch (wenn es länger dauert) telefonisch oder persönlich nach dem Stand der Bewerbung fragen. Außerdem solltest Du Deinem zukünftigen Arbeitgeber plausibel klar machen können, warum Du den Job wirklich willst und warum Du trotz höherer Qualifikation dafür ideal bist.
Ich spreche da aus Erfahrung, denn mir wurde auch ein Job fast nicht gegeben, weil ich eigentlich überqualifiziert war. Ich habe mich dann aber richtig stark gemacht und wurde zum Probe arbeiten eingeladen. Dort konnte ich mich dann nicht nur beweisen, sondern meinem zukünftigen Chef noch mal erklären, was mein Ziel ist - wieso ich bereit bin, mich für eine bestimmte Zeit unter Wert zu verkaufen. Das hat wohl so beeindruckt, dass ich nicht nur den Job bekommen habe, sondern relativ schnell schon mehr Verantwortung bekam.
Ich halte es für ein Gerücht, dass jemand "niveauvoller kommuniziert", nur weil er einen besseren Realschulabschluss hat als seine Mitschüler und ich denke auch, dass eventuell höhere Lohnforderungen des Mitarbeiters nicht unbedingt ein Problem sind. Wenn jemand bereit ist in einem unqualifizierten Job zu arbeiten ist er auch bereit für weniger Geld zu arbeiten.
Was ich aber ganz klar als Problem sehe ist, dass jemand mit höherer Qualifikation früher oder später einen Job haben möchte, der seinem Können entspricht. Dieser Mitarbeiter wird seinen Job dann erst mal als Übergangslösung sehen und sich nebenbei nach einen besseren Job umsehen und wenn er den bekommt ist er natürlich weg und der Chef kann sich wieder auf die Suche nach einem neuen Mitarbeiter machen. Bei einem Mitarbeiter, der nur die geringe Qualifikation hat, die für den Job nötig ist, ist diese Gefahr längst nicht so hoch.
Hallo!
Ich kann mir nicht vorstellen, dass gut ausgebildete Menschen das Betriebsklima "vergiften". Zum Glück habe ich eine Stelle als "Springerin" in einem Hotel bekommen und es gefällt mir dort sehr gut! Ich komme mit den anderen Mitarbeitern super klar und wir haben ein gutes Betriebsklima. Es war allerdings ein ganz schön harter Kampf, dort unterzukommen.
Ich glaube auch nicht, dass man prinzipiell sagen kann, dass sich "gebildete" Menschen besser ausdrücken - das hängt, glaube ich, eher von der Erziehung als von der Bildung ab. Einige Menschen aus meinem Bekanntenkreis haben eine hohe Bildung, aber wenn sie sprechen könnte man glauben, sie kommen frisch aus der Gosse!
Dass überqualifizierte eher den Arbeitsplatz wieder wechseln, könnte ich mir allerdings schon als Grund für einen Betrieb vorstellen, jemandem eine Absage zu erteilen - daran habe ich eigentlich noch gar nicht gedacht.
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