Mein Ziehvater ist verstorben

Ich weiß nicht ob es hier her passt aber ich muss das mal los werden, weil es mich doch echt trifft.

Ich habe gerade erfahren, dass mein "Ziehvater" verstorben ist. Ich war immer bei ihm, seiner Frau und den Kindern wenn meine Eltern länger arbeiten mussten und auch oft so einfach nur zum Spielen. Sie haben mich quasi aufgezogen. Ich war in den Ferien auch oft bei ihnen im Garten. Er war mein Ziehvater, Ersatzopa was auch immer, auf jeden Fall war er immer da und in meiner Kindheit ein Teil meiner Familie.

Als ich älter wurde sind wir weggezogen und irgendwie schlief es ein. Ab und an mal Kontakt oder mal ein Telefonat. Das letzte Mal gesehen habe ich sie auf meiner Hochzeit vor 1,5 Jahren. Wir wohnen auch nicht in unmittelbarer Nähe, was mit Sicherheit keine Entschuldigung sein soll, aber irgendwie hatte man ja sein eigenes Leben.

Heute erfahre ich, dass er nach langer Krankheit verstorben ist und ehrlich es nimmt mich mit. Er war ja immer da für mich als ich klein war und dann schläft unser Verhältnis so ein, dass ich nebenbei erfahre, dass er verstorben ist. Ich fühle mich echt mies, weil ich ja lange nichts von mir hab hören lassen und auch nicht wirklich nachgefragt habe in letzter Zeit.

Ich werde selbstverständlich eine Karte schreiben, evtl. Auch zur Beerdigung gehen ich hoffe es lässt sich einrichten und ich hoffe die Familie hat nichts dagegen. Ich hoffe es ist o.k. wenn ich dahin gehen, nach so langer Zeit. Es ist als wäre mein Opa gestorben, komisch oder so lange kein Kontakt und dann haut es einen doch so um.

Musste nur mal drüber reden. Das ist echt Mist, muss jetzt erst mal darüber grübeln gehen. Das mich das so trifft hätte ich nicht gedacht.

Fühl dich mal ganz doll gedrückt. Das ist immer sehr tragisch wenn ein guter Bekannter bzw. ein naher Bekannter stirbt, egal wie lange man sich nicht mehr gesehen oder gehört habt.

Er war ein wichtiger Bestandteil deiner Kindheit und klar irgendwann schläft sowas halt ein, besonders wenn man weg zieht. Selbst zu meinen Tanten und Onkeln hab ich nicht sooo richtigen Kontakt, halt vorwiegend an Geburtstagfeiern, trotzdem würde es weh tun wenn einer von denen sterben würde.

Ich denke nicht das die Familie was gegen deine Anwesenheit hat bei der Beerdigung, wahrscheinlich freuen sie sich auch dich zu sehen und eventuell baut ihr wieder ein wenig Kontakt auf, immerhin habt ihr einiges miteinander erlebt und ihr seit nicht im Bösen auseinander gegangen.

Bestimmt ist es für deine Trauerarbeit auch nicht schlecht zur Beerdigung zu gehen, denn dann kannst du richtig Abschied nehmen.

Hallo Stance,


auch von mir einen dicken Knuddler für dich. Ich kann mir gut vorstellen, das es dir so nahe geht, da du ja, wie du sagst, fast von ihnen erzogen wurdest. Man baut zu gewissen Menschen einfach eine feste und innige Beziehung auf und das ändert sich dann auch nicht, wenn man weiter weg wohnt und der private Kontakt abschwächt.

Ich denke mal das die Familie auch nichts dagegen haben wird, wenn du zur Beerdigung gehst, denn du bist ja, auch wenn du länger nicht mehr persönlich dort warst, bestimmt noch ein Teil der Familie. Ich würde an deiner Stelle vorher mal dort anrufen, aber das wirst du ja sicherlich eh machen um dein Beileid auszusprechen. Was ich persönlich gut finden würde, wären, wenn du zur Beerdigung gehst, das du vieleicht ein kleines Gesteck oder so besogst. Das fände ich schön und angebracht, da du ihn ja wie deinen Ziehvater gesehen hast und so drückst du noch mal dein inniges Verhältnis zu dem Verstorbenen aus. Vieleicht bekommst du ja auch eine Einladung von der Familie zugesandt.

Auf jedenfall finde ich es mutig, das du hier darüber schreibst. Ich habe vor kurzem meine Oma verloren und auch darüber geschrieben. Es ist für mich einfach leichter gewesen, es Fremden zu schreiben, als mit Bekannten darüber zu reden. Es macht den trauernden Schmerz ein wenig leichter.