Abwrackprämie Nachteile

vom 14.04.2009, 17:29 Uhr

Hallo,

ich habe neulich einen Bericht in einer Zeitschrift gelesen, der sich mit den Verlierern der Abwrackprämie befasst.

Schrotthändler hatten sich Anfangs noch über die Abwrackprämie gefreut, nachdem aber jetzt doch viel mehr Autos als erwartet verschrottet wurden(auch wenn einige nicht verschrottet werden hätten müssen, da sie noch deutlich mehr Wert als 2.500 Euro hatten, was ich nebenbei gesagt auch nicht verstehen kann, also das man so etwas macht) ist der Stahlmarkt eingebrochen und es wird damit nur noch sehr wenig für gepresste Autos bezahlt. Außerdem sind auch die Preise für Ersatzteile in den Keller geschossen, da es natürlich jetzt viel mehr gibt als vorher.

Oftmals wird es auch als Wahlkampfmittel bezeichnet, da durch diese Prämie nur einer Branche geholfen wird und somit die anderen Branchen benachteiligt werden. Man könnte ja auch eine Abwrackprämie für Fernseher, Kleidung oder auch Möbel initiieren. Vor allem da die Abwrackprämie für andere Branchen zur Folge hat, dass 25 Milliarden Euro weniger zur Verfügung stehen die in z.B. Möbel oder Fernseher umgesetzt werden könnten.

Ein weiterer Nachteil sei, das nicht nur Arbeitsstellen gerettet werden, sondern gleichzeitig auch vernichtet werden. Viele KFZ-Werkstätten die nicht Marken gebunden sind(Freie Werkstatt) könnten große Verlierer werden, da wohl bis zu 20 Prozent der Kunden wegfallen werden. Im Durchschnitt wird ein Wagen erst nach 5 Jahren nicht mehr zum "Fachhändler" gebracht. Außerdem fallen durch die Verschrottung vieler Wagen keine Reparaturen an, die bei den älteren Wagen hätten durchgeführt werden müssen.

Außerdem frage ich mich, was ist wenn die Abwrackprämie eingestellt wird. Ich glaube dann kann sich ein Großteil der Autohändler auf Urlaub einstellen. Ich glaube nicht, dass in den Monaten nach der Abwrackprämie sich viele ein Auto kaufen werden, da jeder der Geld hatte, sich jetzt eins gekauft hat. Auch Menschen die nicht soviel Geld hatten, jetzt aber die Prämie nutzen wollten haben sich eins gekauft. Wer also soll dann noch Autos kaufen, wenn jeder schon das Auto hat was er will? (Mal abgesehen von sehr teuren Autos, wo die Käufer wohl den Kauf eines Neuwagens nicht wirklich von der Abwrackprämie abhängig machen werden/würden)

Was meint ihr dazu? Wiegen die Vorteile die Nachteile der Prämie aus? Ist es ein großer Fehler? Hätte etwas anders gemacht werden? Werden danach noch Autos gekauft?

» froce » Beiträge: 110 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hi,

ich habe die Abwrackprämie von Anfang an für einen großen Fehler gehalten. Nicht nur aus den Gründen, die du genannt hast, sondern vielmehr aus dem Grund, weil ich der festen Überzeugung bin, dass sich Unternehmen, die sich nicht alleine auf dem Markt halten können auch von eben diesem zu verabschieden haben. Was bringt es, wenn man eine Firma künstlich am Leben erhält? Gar nichts. Man sorgt nur dafür, dass vielleicht 20.000 Menschen ihre Arbeit behalten. Was sind aber 20.000 Menschen im Vergleich zu 35 Millionen erwerbstätigen Menschen?

Ich vertrete die Meinung das nichts und niemand subventioniert werden darf. (Vor allem keine Firmen). Wer sich aus eigener Kraft nicht halten kann verzögert mit Subventionen nur den Niedergang. Auch wenn eine Geschäftsidee gut sein mag, so nützt es nichts, wenn nur durch Subventionen dafür gesorgt wird, dass die Firma weiter lebt. Die Abwrackprämie ist im Prinzip eine Subvention für die Automobilindustrie. Dabei ist diese Krise die einmalige Gelegenheit eine knallharte Marktbereinigung durchzuführen. Die Spreu könnte vom Weizen getrennt werden. Stattdessen lassen die Staaten alles beisammen, erzeugen künstliche Nachfrage, die die komplette Autoindustrie erst nächstes Jahr richtig treffen wird und die Krise für diese Unternehmen exponentiell verschärfen wird.

Die Prämie ist ein einziges Wahlkampfgeschenk. 2 Mio. zufriedene Autofahrer bzw. Neuwagenfahrer ist doch ein großes Wählerpotential. Wie heißt es doch so schön: Jammert mir nächstes Jahr nichts vor, ich habe unsere jetzige Regierung nicht gewählt.

Ich bin und bleibe ein Freund von Eigenverantwortlichkeit. Solange diese in Deutschland (vor allem im Privaten Bereich) nicht möglich ist werden auch die Unternehmen nicht eigenverantwortlich und nachhaltig wirtschaften sondern sich darauf verlassen, dass ihnen im Extremfall geholfen wird. Der Staat sollte in allen Bereichen nur eine Kontrollfunktion einnehmen und nicht so offensiv in die Marktwirtschaft eingreifen, dann hätte die Wirtschaft und die Arbeitskraft auch in Zukunft wieder eine Bedeutung.

Gruß Jasper

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» jasper » Beiträge: 554 » Talkpoints: -0,26 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Naja in der Autoindustrie arbeiten schon mehr als 20 Tausend Arbeiter. Allerdings hast du schon recht. Viele Käufe wurden jetzt wahrscheinlich nur vorgezogen, die Jahre nach der Abwrackprämie werden dann wieder schlechter für die Autoindustrie. Alles in allem ist das nur eine sehr kurze Hilfe. Vielleicht ist die Wirtschaftskrise dann überstanden und die Autoindustrie hat dann wieder bessere Chancen, aber so richtig glaube ich nicht daran.

Außerdem hat die Abwrackprämie natürlich auch viel ausländischen Autoherstellern geholfen. Ich denke gerade die japanischen Kleinwagen, einige Franzosen und Skoda wurden auch sehr stark gekauft. Wobei bei Skoda wenigstens noch viele Teile aus Deutschland kommen, da es ja quasi VW-Teile sind.

Ich denke am meisten profitieren im Endeffekt die Autohändler. Wahrscheinlich werden viele Rabatte weggefallen sein, der Reingewinn der Autohändler ist so vermutlich höher. Außerdem mussten sie keine alten Autos annehmen, die möglicherweise mit leichtem Verlust verkauft wurden.

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