Tipps für Kurzreise nach Bremen
Ich fahre in nächster Zeit mit meiner Familie für ein paar Tage nach Bremen. Da wir dort ungefähr vier Tage bleiben wollen und der Besuch eines Fußballspiels der eigentliche Anlass unseres Urlaubes ist bleibt noch viel Zeit übrig um die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Wir sind fast alle geschichtlich und an Pflanzen sehr interessiert und besuchen deshalb gerne Museen oder Parks, sind aber auch offen für alles andere.
Was könnt ihr mir und meiner Familie empfehlen? Gibt es Geheimtipps die in keinem Reiseführer stehen? Ich hatte in einem uralten Buch einmal von einem Denkmal in der Nähe des Bahnhofes zu Ehren der kolonialen Schutztruppe gelesen, gibt es das noch oder zumindest Fragmente davon? Um das Budget ein bischen zu schonen habe ich auch Interesse an kostenlosen Angeboten oder Eintritten. Weiß zufällig auch jemand ob am 4. oder 5. April irgendwo ein Trödelmarkt stattfindet?
Wir sind auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, gibt es da die Möglichkeit einer Mehrtageskarte oder Familienkarte (unser Sohn ist sechzehn) beziehungsweise lohnt es sich oder ist alles bequem zu Fuß zu erreichen? Noch eine Frage an die Werderfans, kann ich mit meiner Eintrittskarte auch den öffentlichen Nahverkehr nutzen?
Schon einmal vielen Dank für eure Antworten
Ein paar Tipps gebe ich gerne, habe immerhin knapp 4 Jahre dort gewohnt und das sogar fast gegenüber dem Weserstadion. Dort werdet ihr sehen gibt es sehr viele wunderschöne Häuser mit echt netten Loggien und Vorgärten. In dem Stadtteil zwischen Weserstadion und Innenstadt, dem sogenannten "Viertel" lohnt es sich einfach mal in den Seitengässchen spazieren zu gehen, die Altbremer Häuser sind einfach schön.
Einen echten Blumenpark hats auch: den Rhododendronpark, in einem anderen Stadtteil und die Botanica, ein Gewächshaus mit wunderschön gestalteten Anlagen und je nach Jahreszeit toll blühenden Pflanzen.
Bitte erspart euch das Überseemuseum direkt neben dem Bahnhof. Ausser der imposanten Fassade ist die Ausstellung völlig lieblos und unzusammenhängend.
Absolut empfehlenswert ist ein Besuch im "Universum", ein Erlebnismuseum, bei dem nicht nur die Architektur - wie ein Raumschiff - sehenswert ist, sondern man kann in den einzelnen Themengebieten auch noch in überaus interessanter und schön aufgemachter Weise viel erfahren über die Erde, das Weltall und den Menschen. Leider nicht ohne Eintritt, dafür sollte man sich allerdings mehrere Stunden Zeit nehmen.
Wenn ihr offen seid für wirklich gute und moderne Kunst, dann schaut in das "Neue Museum Weserburg", auch die dortigen Wohnanlagen auf der Weserinsel sind sehenswert.
Ohnehin hat Bremen architektonisch auch viel zu bieten. Der nicht mehr in Betrieb befindliche Überseehafen zeugt von einer umfassenden Handelsgeschichte und dort herumzulaufen, vielleicht Fotos zu machen - oder gar die brachliegende Anlage des nur ein paar Wochen in Betrieb gewesenen Space Parks zu besuchen ist sehenswert!
Ein Must-see ist in jedem Fall die absolut süsse Innenstadt, der sogenannte "Schnoor", winzige Häuser, sehr enge Gässchen, fast fühlt man sich wie in einer Puppenhauslandschaft. Statt ins wirklich überteuerte Katzenkaffee zu gehen lieber in die Teestube. Unten ist der Verkaufsraum und im zwieten und dritten Stock stehen je zwei drei Tische, es wird also eng und gemütlich.
In einer der Seitengässchen gibt es das Paula-Modersohn-Becker-Museum, die berühmteste Frau der Stadt (neben Geesche Gottfried, die es als Mörderin zu zweifelhaftem Ruhm brachte) und dort in einem etwas versteckten Seiteneingang zu einem Hotel ein echtes Kleinod: der Himmelssaal. Einfach mal an der Hotelrezeption fragen, ob man hochgehen darf - das darf man, wenn gerade da keine Veranstaltung ist bzw. sie sagen einem dann, wann man das darf, denn offiziell ist der Saal nicht zugänglich. Aber wenn man ein Pfand hinterlegt, dann bekam man zumindest noch vor einem halben Jahr den Schlüssel und durfte rein. So sieht es da aus und wenn man drinnen ist wirkt das alles noch viel wahnsinniger. Nicht vergessen die Wendeltreppe hoch zu gehen und oben in der kappellenartigen Kuppel mal ein bischen singen oder die besondere Akkustik des Raumes ausprobieren. Ein tolles Raumerlebnis!
In vielen Cafés, Kinos und Kneipen liegt ein kostenloses Monatsmagazin aus, der "Mix", dort steht auch meistens drin, ob Sonntags Flohmarkt ist - meistens auf der sogenannten "Bürgerweise" hinter dem bahnhof vor den Messehallen - oder in der Nähe des Weserstadions unter einem überdachten Parkplatz.
Hinter den Messehallen beginnt einer der größten und schönsten Parkanlagen Deutschlands: der Bürgerpark, dort kann man zum Teil sogar mit schmalen Booten auf den Torfkanälen herumschippern.
Bremen ist auf jeden Fall für Architektur- und Kunstinteressierte eine Reise wert und wird wie ich finde häufig unterschätzt. Lediglich überschätzt wird, wie ich finde, das Stadtmusikanten Denkmal. Nicht enttäuscht sein, es ist sehr klein und steht in einer dunklen Ecke. Alles in allem: gute Reise!
Vielen Dank für deine sehr ausführlichen Tipps. Ich habe mir die Antwort ausgedruckt und werde sie mit nach Bremen nehmen. Das habe ich schon gehört dass das Überseemuseum nur ein Sammelsurium an Trödel ohne erkennbare Linie und damit ein Reinfall ist. Das Foto von dem Himmelssaal hat mich sehr beeindruckt, ich werde auf jeden Fall versuchen dort hineinzukommen. Ich werde dort auch mal einen Jodler starten um die Akustik zu testen Auf jeden Fall hast du mich sehr neugierig gemacht und ich freue mich jetzt, wo ich weiß dass es so schöne Ziele gibt, noch mehr auf meinen Kurzurlaub.
Ich bin wieder zurück aus Bremen und ich muss sagen dass es mir sehr gefallen hat. Die Tipps waren alle super, auch wenn wir nicht alles geschafft haben. Ich denke mal dass wir nicht zum letzten Mal dort Urlaub gemacht haben. Ich war doch sehr überrascht dass es dort nicht so hektisch wie in anderen Großstädten zugeht und das die sogenannte hanseatische Gemütlichkeit keine Erfindung ist.
Für Nachahmer würde ich noch den geführten Stadtrundgang empfehlen. Der kostet sechs Euro und geht über zwei Stunden. Dort bekommt man viel Wissenswertes was man sonst nie erfahren würde und gibt auch Anregungen für die weitere Gestaltung des Urlaubes. Wir haben gleich im Anschluss noch einen Rathausrundgang für fünf Euro gemacht. Von dem Zerberus am Eingang sollte man sich nicht abschrecken lassen, die Führung machen sehr nette Leute. Besonders der große Saal mit seinen Gemälden, Schnitzereien und den alten Koggen ist eine Augenweide. Das „Schnoor“ mit seinen engen Gässchen ist auch ganz toll, besonders abends. Die Preise sind in Ordnung und nicht überzogen. Die Himmelstreppe sollte man auch nicht auslassen, wir waren am Montag zur offiziellen Öffnungszeit dort.
Wer Interesse hat und wenn es zeitlich passt sollte man sich auch ein Fußballspiel von Werder Bremen anschauen. Berührungsängste brauch man dort nicht haben, es läuft alles sehr geordnet ab und mit Krawall ist nur selten zu rechnen. Ich habe gesehen wie Heim- und Gästefans friedlich nebeneinander nach Hause getrottet sind ohne sich zu provozieren. Da habe ich wirklich schon andere Dinge erlebt. Wir waren auch am Folgetag noch einmal am Weserstadion und haben beim Training zugeschaut. Wer ein Autogramm oder ein Foto mit seinem Bundesligastar haben möchte ist dort dann gut aufgehoben.
Die meisten Sehenswürdigkeiten kann man bequem zu Fuß erreichen, wenn man erst einmal im Zentrum ist. Wir wollten uns erst drei Tageskarten beziehungsweise eine Tageskarte und eine Familientageskarte für drei Personen kaufen aber es hätte sich nicht gelohnt, auch die Tageskarte Plus mit einigen doch sehr knickrigen Ermäßigungen war keine Alternative. Wir sind also jeden Tag mit dem Auto reingefahren und haben eigentlich immer einen Gratisparkplatz in einigermaßen Zentrumnähe ohne langes Suchen erwischt. Da konnten wir bei drei Tagen schon eine Menge Geld sparen. Bremen hat ja leider auch die Umweltzonen eingeführt und da ich keine Plakette hatte habe ich die direkte Zentrumdurchfahrt gemieden, auch einige Parkplätze sind dadurch nicht nutzbar. Ich bin aber nicht so ganz durchgestiegen wie die Zonen festgelegt sind und wie restriktiv diese Verbote kontrolliert werden. Ich habe jede Menge Autos mitten im Zentrum ohne Plakette gesehen und die Politessen haben auch keine Knöllchen dafür verteilt.
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