Die Jugend und der Punk

vom 01.10.2008, 22:13 Uhr

Also mich würde da mal was sehr interessieren, und zwar betrifft es die Subkultur des Punks. Punks sind ja eigentlich, ich meine die wirklichen, Menschen, die sich früher aufgrund der Arbeitslosigkeit etc. in England entwickelt haben. Aber heute rennt fast jeder Dritte als Punk herum und viele hören auch diese Musik wenn ich sie so nennen darf.

Aber es geht ihnen gut, sie haben oft intakte Familien, ein Dach über dem Kopf, besuchen die Schule, genießen sonst eine Ausbildung und haben auch Geld zur Verfügung. Warum geben sie sich also als Punks aus, warum identifizieren sie sich damit? Was könnte die Erklärung für dieses Phänomen sein?

» RoterOktober » Beiträge: 10 » Talkpoints: 0,00 »



Ich denke Hauptgrund wird die Abgrenzung sein. Als Jugendlicher ist man ja gern Rebell. Und wie kann man besser gegen das rebellieren, was die Eltern repräsentieren, als deren Werte umzukehren? JA vielleicht sind Mutti oder Vati Ärzte. Dann ist es für viele beinahe Erfüllung gegen den Materialismus zu kämpfen.

Viele heutige Punks sind auch... ich nenns mal Edelpunks. Tragen Markenklamotten, die vom Designer verschlissen wurden. Oder Shirts und Hosen die der Drummer der Lieblingsband designt hat. Das ist bei der Punk-Szene genau wie woanders auch. Punk ist nicht gleich Punk. Die einen Leben das Punksein, die anderen finden es einfach cool. Einige vertreten deren Auffassungen, andere hören nur deren Musik. Es passt halt nicht, wenn jemand Ärzte, Tote Hosen oder Wizo hört und da zum Konzert geht, wenn man sich nicht entsprechend kleidet. Mit nem Anzug udn am besten noch Krawatte wird man da eher unfreiwillig zum Mittelpunkt des Missmutes der Anderen Konzertbesucher.

Punk ist für viele Jugendliche einfach nur eine Szene, in der sie sich rumtreiben können. Genau wie die Hip-Hopper, Goths oder auch einige Nazis. Als Jugendlicher der sich vom Elternhaus abgrenzt sucht man den Rückhalt, den früher die Eltern gaben woanders. Das ist meist der Freundeskreis. Durch Musik, oder auffälliges wird man aufmerksam und wem die Richtung gefällt, der wird sich in dem Bereich umsehen und wohlfühlen lernen.

Zumal der Punk längst Salonfähig geworden ist. Der Anzugträger hört auf seinem mp3 Player evtl gerade die neueste Ärzte Single, die genau dem Widerspricht, was er eigentlich die ganze Zeit macht: schön brav arbeiten und Geld verdienen. Er ist es villeicht, der sich für das Konzert die Haare färbt und mit einem Kasten Bier und guten Freunden einen vorglüht um sich anzuheizen. Dann steht der Bankangestellte in der 1. Reihe ohne sich zu schämen. Weil es gerade nichts schlechtes ist auch mal anders zu denken.

Jugend sucht Extreme und ein Extrem, das so extrem gar nicht sein muss ist der Punk. Punk mal Lebenseinstellung sein. Das Reizvolle liegt aber auch daran, dass oft Anarchistische Parolen hinter der Punk-Szene stehen. Wenn wir uns schon gegen die Regeln der Eltern auflehnen, warum dann nicht auch gleich gegen die der gesamten Gesellschaft? Mit Unterdrückung erreicht man gar nichts. Antiautoritär ist die gesamte Pubertät.

Punkmusik ist auch einzuteilen. Es gibt die Punkbands die sich Kommerzialisieren lassen und diese die lieber im Underground bestehen bleiben. Wenn man jedem Menschen den Musikgeschmack ansehen könnte, wäre man sooooooo überrascht. Der Lehrer hört dann gern Hardrock oder extremen Punkrock während Schüler Klassik, oder Oldies mögen. Frag mal ein paar verschiedene Leute in deiner Umgebung, die du sonst nie nach Musikgeschamck gefragt hättest und gleich die Antworten mal mit den Erwartungen ab. Das wir ne große Überraschung werden.

Ich selber finde an Punks nichts verwerfliches wenn das ganze nicht ins komplette Extremum rutscht. Anarchie bringt genauso wenig wie Diktatur und ist vom Grunde her noch viel zerstörerischer. Aber das ist ne andere politische Frage.

» danasy » Beiträge: 82 » Talkpoints: 0,72 »


Zunächst ist dazu festzustellen, das einer Subkultur per Definition nie ein Klassenbewusstsein beziehungsweise eine bestimme Klassenzugehörigkeit zu Grunde liegt. Subkulturen sind grundsätzlich offen für jede Klasse, da sich Subkulturen immer über bestimme klassenunabhängige Werte wie zum Beispiel Kleidung oder Musik definieren.

Das ist auch der Grund für die Identifikation: Grade weil sich Subkultur nie über politische oder ähnliche Inhalte definiert, kann sich jeder, der die Kleidung, Musik etc. gut findet mit der jeweiligen Subkultur identifizieren. Punk ist jedoch ein Sonderfall, weil Punk in seinen Ursprüngen keine Subkultur, also eine Unterkultur der bürgerlichen Kultur, war, sondern eine Antikultur. Punk setzte gegen alle bürgerlichen Kulturnomen wie Ästhetizismus, Strebsamkeit etc. das genaue Negativum.

Punk wurde erst du seine Entpolitisierung zu einer Subkultur. Diese Entpolitisierung geht einher mit der Modernisierung der kapitalistischen Gesellschaft im Allgemeinen. Das Kapital hat erkannt, das es ertragreich sein kann, Kontrapunkte zu vereinnahmen, und sie so verwertbar im Sinne kapitalistischer Vergesellschaftung zu machen.

» vivakoepi » Beiträge: 109 » Talkpoints: 2,96 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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