Schwere Krawalle in Strasbourg: Ausdruck einer Systemkrise?
Nachdem es bereits in Griechenland, England und Frankreich (da anlässlich eines Streiks) zu militanten Protesten gegen die Regierungen kam, und nun, während der Aktivitäten gegen den Natogipfel, es erneut zu schweren Strassenschlachten zwischen linken Demonstranten und der Polizei kam, stellt sich für mich die Frage, ob das aufkommen einer neuen, militanten Protestbewegung, Ausdruck einer Systemkrise ist, oder ob es sich bloss um eine zufällige Aneinanderreihung von gewaltätig verlaufenden Demonstrationen handelt?
Meine These ist: Die Wirtschaftskrise war Katalysator einer sich bereits konsituierten Antiglobalisierungsbewegung, die nun zu einer Beteiligung breiterer Bevölkerungskreise (insbesondere die der Arbeiterklasse) geführt hat.
Was sagt ihr dazu? Glaubt ihr uns steht eine Revolution ins Haus?
karmation hat geschrieben:Was sagt ihr dazu? Glaubt ihr uns steht eine Revolution ins Haus?
Geht`s vielleicht eine Nummer kleiner?
karmation hat geschrieben:Meine These ist: Die Wirtschaftskrise war Katalysator einer sich bereits konsituierten Antiglobalisierungsbewegung, die nun zu einer Beteiligung breiterer Bevölkerungskreise (insbesondere die der Arbeiterklasse) geführt hat.
Klar, wenn man alle Fakten ordentlich verdreht und die Realität ignoriert kann das in der Summe stimmen.
Mal zur Richtigstellung: Die "Antiglobalisierungsbewegung" hat überhaupt nichts mit der Wirtschaftskrise zu tun. Mit Sitzstreiks und Kaffekränzchen im Gemeindehaus kann man keine Finanzmärkte einstürzen lassen (was der Grund war) - und nur die wenigsten der Globalisierungsgegner sind militant, die meisten trinken halt nur Tee und philosophieren. Die "Antiglobalisierungsbewegungen" und ihre verschiedenen Hauptvertreter wenden sich sogar strikt gegen diese Spinner.
Und die sich beteiligende Arbeiterklasse: Meinst Du die Arbeiter, die in Strasbourg, Griechenland, London usw. selber die Polizei gerufen haben um sich über die Krawallmacher aufzuregen oder die, die sich das zuhause im Fernsehen angesehen und am Stammtisch darüber aufgeregt haben? Die "Arbeiterklasse" (die es so überhaupt nicht mehr gibt, Definitionen mal bitte aktualisieren) ist so unpolitisch wie schon lange nicht mehr.
Die die da randalieren sind komischerweise (zumindest in London & Strasbourg, Heiligendamm usw.) die immer gleichen Randalierer die wie Hooligans zu Fußballspielen einfach von Treffen zu Treffen reisen und dort so tun, als ob sie etwas von dem verstehen würden, wofür sie demonstrieren. Im Grunde wie eine moderne SA / Rotfront, halt eine politische, weitgehend ahnungslose Haudrauftruppe, die keine echte Ahnung hat (weswegen sich der andere Teil der Globalisierungsgegner auch von ihnen distanziert). Abgesehen davon hat die NATO nur wenig mit den G20 zu tun (Militärbündnis <-> Wirtschaftsrat).
Die Proteste in Griechenland sind völlig anderer Natur und haben nichts damit zu tun, sondern fußen in der inneren Krise, die dort seit langem schwelt und die sich vor allem gegen die neue Regierungspartei und deren radikalen Kurswechsel richten. In Griechenland gibt es seit langem dutzende innenpolitische Probleme die nicht gelöst wurden und nur immer auf morgen vertagt wurden - die Wirtschaftskrise ist dort nur eine neue von vielen anderen (z. B. die Minderheitenproblematik, Kriminalität, Korruption, Einfluss der Orthodoxen auf die Politik usw.).
Zu deinen Definitionen und Begründungen zum Thema Wirtschaftskrise und Globalisierung hat sich Subbtonik ja schon ausreichend und richtig geäußert. Was die Demonstranten angeht meine ich auch, dass die militanten Proteste nur noch wenig mit tatsächlichen Überzeugungen zu tun haben. Natürlich gibt es immer Extremisten, die zu radikalen Methoden greifen, um ihre Meinung kund zu tun und durchzusetzen, aber die Mehrheit der politisch engagierten Leute beschränkt sich auf friedliche Demonstrationen und sucht das Gespräch anstatt Steine zu werfen und unbeteiligen Anwohnern die Vorgärten kaputt zu schlagen.
Die Leute, die derartige Mittel wählen und die augenblicklich in Straßbourg und anderswo von sich reden machen, sind zum größten Teil streitsuchende, gewaltbereite Krawallmacher, die mit sich und ihrem Leben nichts anzufangen wissen und sich ihren Kick über Gepöbel, Zerstörungswut und Prügeleien suchen. Vielleicht sind diese Personen wegen der Wirtschaftskrise momentan noch aggressiver und streitlustiger, als sie es ohnehin schon sind, aber im Wesentlichen sind das alles nur willkommene Ausreden dafür, ordentlich die Sau rauszulassen und das zu haben, was diese Menschen aus irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Gründen als Spaß definieren!
Mich würde interessieren, wie du zu diesem psychologischen Bild eines "Autonomen" kommst. Kennst du welche persönlich?
Ansonsten solltet ihr euch mal die theoretischen Texte von linksradikalen (Extremismus ist ein Begriff aus der wissenschaftlich sehr umstrittenen Totalitarismustheorie und ein antikommunistischer Kampfbegriff) Gruppen durch, die sehr wohl die Fähigkeit haben den kritisierten Gegenstand zu erfassen. (Insbesondere sei hier das umsGanze-Bündnis genannt)
Sie begründen ihre Militanz nämlich aus einer Kritik heraus, die, so sagen sie, destruktiv zu sein habe, weil das ganze System angegriffen werden soll, und deshalb grade nicht der Dialog gesucht wird. Militanz wird hier also als die radikale, antireformistische Systemkritik verstanden.
Wenn du sagst der G20-Gipfel und der Nato-Gipfel hätten nichts miteinander zu tun, zeugt das nur von deiner Unkenntnis des Kapitalismus. Die Nato ist nämlich ein Mittel zur Durchsetzung der Interessen der kapitalistischen Weltmächte, und diese Interessen haben selbstverständlich auch was mit der globalen Wirtschaftskrise zu tun. Kriege können nämlich ein Mittel zur Lösung der Wirtschaftskrise sein.
Ich stimme euch zu, wenn ihr sagt das die Arbeiterklasse (die strukturell selbstverständlich immer existiert) in Deutschland weitgehend entpolitisiert sei. Dies trifft aber eben nur auf Deutschland zu. Man schaue sich nur den wiederholten Generalstreik in Griechenland und die Massenproteste in Frankreich (300.000 gegen die Krise) und Italien (3 Milionen gegen die Regierung an.
karmation hat geschrieben:Sie begründen ihre Militanz nämlich aus einer Kritik heraus, die, so sagen sie, destruktiv zu sein habe, weil das ganze System angegriffen werden soll, und deshalb grade nicht der Dialog gesucht wird.
Klar, und am besten zerstört man das System in dem man die angreift die am meisten dafür können, z. B. 08/15 Bürger. An die Nase, die alles entscheiden kommen diese Chaoten dummerweise nicht ran, dann drischt man halt lieber Vorgärten zusammen. So zerstört man das System, indem man gegen Geranien und Gartenzwerge vorgeht oder mal eine Bankfiliale zerstört und die Bank sich eins ins Fäustchen lacht und es der Versicherung meldet!
Sorry, aber genau solche plumpen "Argumente" zeigen wie kurzfristig hier gedacht wird, mit Krawallaktionen ändert man gar nichts, man schießt sich nur weiter ins Abseits und die eigenen Positionen, da diese dann nur mit solchen Spinnern gleichgesetzt werden nach dem Motto: "Das kann ja nicht gut sein, denen geht es ja nur um Randale (ohne Aussage)!".
karmation hat geschrieben:Wenn du sagst der G20-Gipfel und der Nato-Gipfel hätten nichts miteinander zu tun, zeugt das nur von deiner Unkenntnis des Kapitalismus. Die Nato ist nämlich ein Mittel zur Durchsetzung der Interessen der kapitalistischen Weltmächte, und diese Interessen haben selbstverständlich auch was mit der globalen Wirtschaftskrise zu tun. Kriege können nämlich ein Mittel zur Lösung der Wirtschaftskrise sein.
Ja, jetzt kommt der plumpe Populismus - deine massive Unkenntnis der Verhältnisse gepaart mit einer Argumentation auf BILD Niveau (ich sag nur Griechenland und Co. was ich oben bereits erläutert habe) setzt sich hier nur fort. Steck doch gleich alle in einen Sack (die UNO fehlt z. B. noch oder die Illuminaten) und hau kräftig drauf, mit solchen Verschwörungstheorien machst Du Dich im Grunde nur lächerlich.
Die NATO ist ein Militärbündnis welches nur am Rande mit der Globalisierung zu tun hat, die G20 sind ein Wirtschaftsrat der sich direkt damit befasst bzw. im Zentrum steht. Dass man durch Kriege die Wirtschaftskrise löst ist genauso ein Humbug! Sicher werden mit Kriegen wirtschaftliche Interessen durchgesetzt, nur steht hier völlig außer Frage, dass die NATO hier eine Rolle spielt. Wen soll man denn angreifen? Die USA und EU sich selber?
Alle anderen Staaten hängen mehr denn je am Tropf der westlichen Staaten nachdem diese das Wirtschaftsgefüge durcheinander gebracht haben, es wurden mittlerweile mehr Staaten in massive Krisen und damit erhöhte Abhängigkeit von den westlichen Staaten gestürzt als durch dutzende Kriege in Jahrzehnten! Was manch ein Krieg nicht geschafft hat, geschah hier binnen Monaten, der Zusammenbruch ganzer Volkswirtschaften die nur auf Pump existieren konnten und deren Exporte komplett zusammenbrachen - während man hier über die drohende Opel Pleite jammert stehen dutzende Staaten vor dem nahem Bankrott (nicht nur in Europa) - Afrika und andere Entwicklungsländer trifft es z. B. mal wieder am härtesten, obwohl die wenigsten dort ihr Vermögen in Aktien gesteckt haben dürften!
karmation hat geschrieben:Ich stimme euch zu, wenn ihr sagt das die Arbeiterklasse (die strukturell selbstverständlich immer existiert) in Deutschland weitgehend entpolitisiert sei. Dies trifft aber eben nur auf Deutschland zu. Man schaue sich nur den wiederholten Generalstreik in Griechenland und die Massenproteste in Frankreich (300.000 gegen die Krise) und Italien (3 Milionen gegen die Regierung an.
Auch hier mal wieder ein krasses Fehlurteil, ich schieb es mal wieder auf mangelndes Wissen.
1. Die Arbeiterklasse hat sich in Deutschland mehr und mehr zur "Angestelltenklasse" umgebildet (=> Bourgeosie, als Tipp), da man Arbeit immer mehr exportiert.
2. Gleiches gilt für Frankreich, Griechenland usw.. Die meisten die dort protestieren sind in der Mehrheiht ebenfalls keine Arbeiter sondern Studenten und Angestellte, eben weil die Arbeiterklasse in den meisten Industriestaaten "abgebaut" wurde.
Les Dir erst einmal ein paar Hintergründe an - wenn man Probleme erkennen will fängt man zuerst mit einer genauen Analyse an und nicht mit einer Schwarzweißmalerei.
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