Windows: keine Abwärtskompabilität = bessere Performance?

vom 29.03.2009, 10:04 Uhr

Bei meinen Recherchen zu diesem Thema Memory Remapping und Vista - 2 GB statt 4 GB! bin ich auf einem Informatiker Board über einen interessanten Diskussionsansatz gestolpert. Und zwar: Könnte man die Performance unter Windows deutlich steigern, wenn man seitens Microsoft auf die lang gehegte Abwärtskompabilität komplett verzichten würde?

Dort wurde damit argumentiert, dass die Abwärtskompabilität zu den bisherigen Versionen und der ganze hierfür benötigte Code im Grunde nur das System aufbläht, so die Performance nach unten drückt und unnötige Probleme und Konflikte schafft, die es ohne sie nicht geben würde. "Optimisten" rechneten vor, dass sich angeblich die Leistung / Performance des Systems so um das 3fache steigern lassen würde, weniger Ressourcen bei weitaus mehr Möglichkeiten (Adressierung usw.) benötigt werden würden und selbst Apple mit seinen "Konsolensystemen" hier endgültig verlieren würde, da der Apple Code aktuellen Entwicklungen seit Jahren hinterher zu hinken scheint (und die Performance nur durch rigide Einschränkungen des Users noch so hoch wäre, daher der Vorwurf: "PC Konsole").

Natürlich wurde dem auch gegenübergestellt, dass Microsoft aus marketingtechnischer Sicht wohl kaum alle Brücken zu 16 und 32 Bit System komplett abreißen würde da das schon bei Vista bei vielen 08/15 Usern für einen GAU sorgte, da sie ihre alte Software nicht mehr weiterverwenden konnten. Auch wurde dort immer wieder Commodore als Argument ins Spiel gebracht, die in der Vergangenheit Systeme entwickelten, die ihrer Zeit weit voraus waren, aber für die es damals noch keinen echten Bedarf gab und dass es bei einem schlanken, modernen System ohne "Backward Features" sich wohl ähnlich verhalten würde - also ein Betriebssystem, welches technisch führend ist, aber es keiner nutzen würde.

Meine Meinung dazu: Auf der einen Seite, gerade wenn man an Gamer denkt, will man ja immer mehr Leistung haben und ein "rund" laufendes Windows mit einer hohen Performance - auf der anderen Seite sehe ich an mir selber, dass ich mich damals bewusst gegen Vista 64 entschieden haben aus Angst, dass es hierfür kaum Produkte und Support seitens der Hersteller geben wird, gerade wenn es etwas spezieller wird obwohl es natürlich aus "Performancesicht" die bessere Entscheidung gewesen wäre. Wär das anders gewesen, wäre meine Wahl auch anders ausgefallen. Aber bremst soetwas nicht den Fortschritt - oder brauchen wir den gar nicht?

Was meinen die Experten dazu hier im Forum?

» SambaBoy » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 02.01.2012, 07:57, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Es ist schon wahr, dass Windows schlanker wird, wenn man auf Abwärtskompatibilität verzichtet. Dessen ist sich sicher auch Microsoft bewußt.

In der Praxis würde das aber zu vielen Problemen führen. Wie du schon erwähnt hast, laufen dann viele ältere Programme nicht mehr. Das würde viele User verärgern. Bereits bei Windows Vista waren viele Anwender sauer, dass alte Programme nicht mehr laufen, obwohl Windows Vista noch Altlasten mit sich trägt und durchaus noch abwärtskompatibel zu älteren Betriebssystemen ist. Nach wie vor gibt es auch bei Vista einen Kompatibilitätsmodus, welcher bis Windows 95 zurück reicht.

Auch viele Softwareentwickler würden vor einem Problem stehen, wenn Microsoft die Abwärtskompabilität von Windows nicht mehr unterstützen würde. Viele Programme sind aus technischer Sicht veraltet. Um diese Programme auf den aktuellen Stand zu bringen, müsste man diese in manchen Fällen komplett neuprogrammieren. Genau das wird bei vielen Programmen aus Kostengründen nicht gemacht. Wenn Windows nicht mehr abwärtskompatibel wäre, dann wäre die Auswahl an Programmen mit einem Schlag viel kleiner.

Die Abwärtkompabilität könnte eventuell schleichend, also Schritt für Schritt, abgebaut werden. Auf jedenfall braucht man viel Zeit dazu, damit sich die Kunden und die Softwareentwickler darauf einstellen können.

Ich denke dass auch Windows 7 abwärtkompatibel sein wird und viele Altlasten mit sich herumschleppen wird. Etwas anderes könnte sich Microsoft wohl kaum leisten, vor allem nicht jetzt, nachdem Windows Vista gefloppt ist.

Es wäre sinnvoller Windows mit weniger Programmen auszuliefern, also so eine Art "Windows light" anzubieten. Das könnte eine Windowsversion sein, die auf jeglichen Schnick Schnack verzichte (kein Internetexplorer, kein Mediaplayer, keine vorinstallierten Spiele usw.). Dann wäre Windows schon um einiges schlanker.

» kengi » Beiträge: 886 » Talkpoints: 17,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Klar benötigt ein System, welches den Anspruch einer größtmöglichen Kompabilität gewährleisten möchte, deutlich mehr Programmzeilen als ein System, was nur auf den aktuellsten Stand der Technik setzen würde. Das man sich damit aber keine Freunde schaffen würde und zeitgleich auch die Kunden und weitere Hersteller vergraulen würde, sollte ebenso klar sein.

Letztendlich wird das System seit den Tagen von Windows 3.1 immer wieder erweitert, der Kernel würde für Windows 95 eingesetzt, dann überarbeitet auf Windows 98 und Windows ME (der schlimmste Alptraum, seit es Software gibt), der Kernel von NT4 wurde für Windows 2000 eingesetzt, eine Kombination von Windows 98 und 2000 würde als Basis für Windows XP genommen, um die größtmögliche Kompabilität mit der größtmöglichen Stabilität zu vereinen. Das hat auch recht gut geklappt, das aber sehr viel an Altlasten mit durch die Programmzeilen geschleppt wird, ist leider ein notwendiges Übel, auch wenn bei Windows XP die ersten Altlasten aus Windows 95 Zeiten aussortiert worden sind, für Windows Vista (Weiterentwicklung von Windows XP) wurden diese dann radikal entfernt, was teilweise zu Problemen geführt hat (weswegen einige Programmneuerungen auch niemals umgesetzt werden konnten).

Windows seven wird letzlich nur eine Weiterentwicklung von Windows Vista, aber die Altlasten werden vermutlich weiter abgebaut, sofern möglich, es ist ja im Gespräch, das die Windows Version, die darauf folgt, endlich den 32 Bit Kernel (und damit die Windows 98 Kernelunterstützung) komplett wegfallen läßt, was das Sytem auch wieder schlanker werden läßt (so wie jetzt der Umstieg von Windows Vista nach Windows seven).

Eine komplette Neuauflage ist also aufgrund der Verpflechtungen gar nicht möglich, denn welcher Kunde würde sich nur wegen einem komplett neuen Betriebssystem einen komplett neuen Rechner mit aktuellster Hardware zulegen, nur um die Altlasten von vor 10 Jahren loszuwerden und vielleicht ein schlankeres System zu haben? Ich kenne niemanden, interessant wäre es zwar, aber diese Studie würde niemals umgesetzt werden.

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