Zwischenzeugnis beim Arbeitgeber anfordern
Hallo Gemeinde,
ich bin nun seit 5 Jahren bei meinem jetzigen Arbeitgeber tätig und möchte mich anderweitig umschauen. In meinem Betrieb ist es stinklangweilig und die Bezahlung ist auch nicht die beste. Ich möchte mich aus der ungekündigten Stelle heraus bewerben. Nun dachte ich, dass ich ein Zwischenzeugnis bei meinem Chef anfordern könnte, damit ich auch eine aktuelle Beurteilung habe, die ich meinen Bewerbungsunterlagen beilegen könnte. So wie ich meinen Chef kenne, wird er sofort den Braten riechen und mich fragen wozu ich das Zeugnis brauche.
Nun brauche ich eine glaubwürdige Begründung und mir fällt einfach nichts ein. Kann mir jemand vielleicht mit einer plausiblen Begründung aushelfen. Ich kann meinem Chef doch nicht die Wahrheit sagen! Sonst bin ich gleich weg vom Fenster. Danke!
Nun, wenn es einen Wechsel in der Betriebsspitze gäbe, wäre das der perfekteste Grund für ein Zwischenzeugnis. So würde niemand Verdacht schöpfen. Wenn sich vielleicht herauskristallisiert, dass Stellen gestrichen werden könnten, kann das auch positiv sein. Ein Abteilungswechsel oder wenn du ein betriebsinternes Projekt beendet hast, sind auch gut. Diese könnten nach z.b. weiteren 5 Jahren ja nicht mehr so objektiv bewertet werden, wie direkt danach.
Sicherlich auch ein Weg wäre das Gespräch mit dem Chef zu suchen. Erkläre ihm, dass du dich unterfordert fühlst, nicht ausgelastet. Vielleicht wird dir so ein anderer Arbeitsbereich zugewiesen und die Arbeit macht dir wieder mehr Spaß? Es ist auf jeden Fall nicht so einfach, denn eigentlich könnte dein Chef das ausnutzen und eine Kündigung aussprechen. Allerdings bräuchte er dafür einen Grund, denn über die Probezeit bist du ja drüber hinaus.
Ich würde mich ganz einfach ohne ein Zwischenzeugnis bewerben.
Es gibt "klassische" Anlässe für die Ausstellung eines Zwischenzeugnisses. Das ist natürlich ein Vorgesetztenwechsel, ein unternehmensinterner Stellenwechsel oder Veränderungen der Abteilung oder des Unternehmens beispielsweise im Rahmen von Restrukturierungen oder Fusionen. Dann sollte man sich meiner Meinung nach immer ein Zwischenzeugnis "sichern", auch wenn man zu diesem Zeitpunkt gar nicht an einen Stellenwechsel denkt. Später sieht das vielleicht anders aus, und dann ist man nicht in der beschriebenen Situation. Außerdem schadet ein Zwischenzeugnis nie. Ist es gut, kann man es später beilegen, wenn beispielsweise das Abschlusszeugnis schlecht ist. Ist es schlecht, verschwindet es einfach.
Wenn ein typischer Anlass für ein Zwischenzeugnis im vorliegenden Fall nicht gegeben ist, führt in der Tat der Wunsch danach zu "Verdachtsmomenten". Aber das ist einem neuen Arbeitgeber, bei dem man sich bewerben will, genauso klar und kein Problem.
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