Jenufa, dörflicher Realismus

vom 22.03.2009, 20:28 Uhr

Hallo,

Neben Smetana und Dvorak war auch Leos Janacek ein wichtiger Vertreter der tschechischen Musik. Er wurde 1854 in einem Dorf bei Pribor im Osten Tschechiens geboren. Diesen Landesteil nannte man Mähren. Er war von Kindheit an auf sich selbst gestellt denn er hatte noch 13 Geschwister. Sein Vater erkannte seine musikalische Begabung und brachte ihn im Augustinerkloster der mährischen Hauptstadt Brno unter. Er wurde Mitglied des Kirchenchores und erhielt seinen ersten Musikunterricht. Ab 1874 konzentrierte er sich immer mehr auf die Musik und schloss mit Erfolg die Ausbildung an der Prager Orgelschule ab. Aus dieser Zeit stammen auch seine ersten Kompositionen. Nebenbei beschäftigte er sich auch intensiv mit der Musik seinen Volkes und ihrem Leben. Auch war er ein Kämpfer für die nationale Unabhänigkeit seines Volkes. Janacek war ein vielseitiger Künstler, er schuf sowohl Opern, Sinfonien als auch Liederzyklen. Während bei Smetana das Dorfleben eher in heiteren Tönen geschildert wurde, ist Janacek realistischer, hart und krompromisslos. Janacek starb 1924 in Ostrava.

Die berühmtesten Opern sind „Jenufa“ und „Katja Kabanowa“. In „Jenufa“ schildert er das Leben der Bauern in seiner mährischen Heimat. Die literarische Grundlage hierfür stammt von der tschechischen Schriftstellerin Gabriela Preissova. Janacek arbeitete über neun Jahre an diesem Werk und schuf damit ein neues Meisterwerk der Opernliteratur. Die Uraufführung fand 1904 in Brno statt. Aber Janacek brauchte über zehn Jahren, bis er das Prager Nationaltheater überzeugt hatte „Jenufa“ dort aufzuführen. Von dort aus trat sie dann ihren Siegeszug über die Bühnen der Welt an. „Jenufa“ ist neben der „Verkauften Braut“ die im Ausland am meisten gespielte tschechische Oper.

Die Handlung spielt um 1900 in einem Dorf in Mähren und im Mittelpunkt stehen Jenufa die Ziehtochter der Küsterin und Laca und Steva, diese sind Stiefbrüder und arbeiten in der Mühle, welche ihrer Großmutter gehört. Jenufa liebt Steva und hofft das er nicht zum Militär eingezogen wird, denn sie will ihn so bald wie möglich heiraten. Sie erwartet ein Kind und hat große Angst ihrer Pflegemutter zu gestehen , dass dieses vielleicht unehelich geboren wird. Aber auch Laca liebt Jenufa und wünscht sich im stillen das sein Stiefbruder nicht wieder kommt. Doch der Vorarbeiter der Mühle verkündet, dass Steva nicht zum Militär muss und schon auf dem Heimweg ist. Dieser erscheint auch sogleich, er hat die freudige Nachricht gleich ausgiebig gefeiert und ist nun ziemlich betrunken. Die Küsterin ist sehr wütend über sein, in ihren Augen, zügelloses Verhalten. Zur Strafe müsse er in einem Probejahr beweisen, das sich seine Lebensweise gebessert habe, erst dann dürfe er Jenufa heiraten. Jenufa wird nach der Ankündigung ihrer Pflegemutter von Ängsten und bösen Vorahnungen gequält und bittet Steva sie niemals zu verlassen. Er verspricht es ihr und geht dann in die Mühle. Nun erscheint Laca wieder, er liebt Jenufa über alles und glaubt das sein Stiefbruder nur das schöne Äußere von ihr liebt. Jenufa aber sagt das er nur eifersüchtig auf seinen Stiefbruder sei. Da stürzt sich Laca in einem Anflug von wilder Eifersucht auf Jenufa und verletzt sie mit einem Messer im Gesicht. Zutiefst erschrocken über seine Tat läuft er davon.

Ein halbes Jahr später hat Jenufa inzwischen einen Jungen bekommen. Damit ihre „Schande“, ein uneheliches Kind bekommen zu haben, im Dorf nicht bekannt wird, hat die Küsterin überall erzählt sie sei zu Besuch in Wien und Jenufa steht unter strengem Hausarrest. Sie ruft Steva und will ihn nun zur Heirat mit Jenufa zwingen. Jetzt zeigt sich der wahre Charakter von Steva, oberflächlich und feige. Er redet sich mit der Ausrede heraus, er habe inzwischen Karolka der Tochter des Dorfrichters sein Jawort gegeben, außerdem könne er die entstellte Jenufa nun nicht mehr lieben. Er würde vielleicht für das Kind zahlen, wenn niemand etwas davon erfahre und man ihn damit in Ruhe lasse und verschwindet. Als Laca erfährt das Steva Jenufa nicht mehr heiraten will, bittet er die Küsterin um die Hand Jenufas, ihm ist egal von wem das Kind ist. Aus Angst er könne seine Zusage zurückziehen erzählt sie ihm das Kind sei kurz nach der Geburt gestorben dann schickt sie ihn zum Haus des Dorfrichters um Näheres über die angebliche Hochzeit von Steva und der Tochter des Richters zu erfahren. Allein geblieben entschließt sich die Küsterin zu einer schrecklichen Tat, sie will das der Kind der „Schande“ im Dorfteich ertränken. Als Jenufa wieder aufwacht erzählt sie ihr das Kind sei gestorben während sie im Fieber lag,von Steva Verlobung und Lacas Werbung um sie. Als Laca wieder da ist und ihr seine Liebe erklärt, spürt sie das er ihr helfen kann über die Schicksalschläge hinweg zu kommen.

Zwei Monate später ist in der Hütte alles für die Hochzeit von Jenufa und Laca geschmückt. Als Beide erscheinen um den Segen der Dorfältesten zu bitten, sind von draußen plötzlich Schreie zu hören, unter der Eisdecke des Teiches wurde ein Neugeborenes gefunden. An den Wickelband erkennt Jenufa das es ihr Baby ist. Die wütenden Dorfbewohner wollen Jenufa sofort steinigen glauben sie doch, das sie ihr Kind getötet hat. Doch Laca stellt sich schützend vor sie. Die Küsterin hält ihre Schuldgefühle nicht länger aus, sie erzählt die ganze Geschichte und gesteht ihre grausame Tat. Karolka erkennt was für ein Egoist Steva ist und löst die Verlobung.. Jenufa glaubt nach den Ereignissen Lacas Liebe nicht mehr verdienen. Er beweist ihr aber ganz Gegenteil und beide gehen einer neuen und gemeinsamen Zukunft entgegen.

Ich hoffe doch stark in einem anderen Dorf. :wink:

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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