Die Familie besuchen obwohl man gar nicht will

Hallo,

ich habe am Wochenende einen Verwandtenbesuch ansetehen, den ich quasi schon mehr als ein Jahr vor mir herschiebe und mich nun endlich dazu durchgerungen habe. Aber eigentlich ist mir das absolut nicht recht! Es ist nicht so, dass ich meine Verwandten nicht mag, im Gegenteil, ich hab sie sehr lieb (trotz ihrer Ecken udn Kanten, die ja jeder hat). Es ist nur einfach so, dass ich "besseres" zu tun hätte, als meine Zeit bei einem Besuch zu "vertrödeln".

Ich habe sehr viel Arbeit im Moment und es ist mir nicht wirklich lieb, dass diese jetzt über das gesamte Wochenende liegenbleiben wird - natürlich, aufgeschoben ist nicht aufgehoben, aber ich gerate quasi in Verzug. Außerdem weiß ich jetzt schon, dass ich mich - neben schönen Momenten, die es bestimmt auch geben wird - langweilen werde, mich nach meinem Bett und meiner Wohung sehne, einfach nach hause will.

Wenn es nicht die liebe Familie wäre, würde mich nichts aus dem Haus bringen, und im Grunde hab ich wegen meines jammerns auch irgendwo ein schlechtes Gewissen, aber was soll ich machen, ich empfinde das Ganze mehr als eine Art Belastung. Geht es euch auch so? Gebt ihr dann dem inneren Schwinehund nach und sagt den Besuch ab bzw. sagt euren Besuch gar nicht erst zu? Oder ringt ihr euch auch dazu durch, die lieben Verwandten zu besuchen, obwohl ihr keine richtige Lust habt?

Hallo!

Wie oft siehst du deine Verwandten denn? Wenn es nicht so oft ist, dann denke ich, dass du die Zeit schon dafür opfern solltest. Musst du denn unbedingt das ganze Wochenenden bleiben? Vielleicht tut es ja auch nur ein Besuch über ein paar Stunden.

Ich fahre eigentlich gerne mal zu meinen Eltern und Großeltern. Ich wohne aber auch ca. 186 km von ihnen entfernt, so dass man sich nicht zu oft sieht. Da freue ich mich dann schon, wenn ich sie mal besuchen kann. Und ich meine, dass es ja auch ganz schön ist, mal unter seinen Verwandten zu sein. Sicher hat man nicht immer Lust dazu. Mir geht es auch so, dass ich oft mal keine Lust habe. Aber ich gehe dann trotzdem und meistens wird es dann ja doch ganz gut, eben gerade wenn man vorher keine Lust dazu hatte. An deiner Stelle, würde ich meinen inneren Schweinehund überwinden.

Nein, du musst deswegen kein schlechtes Gewissen haben, es geht wirklich vielen genau so wie dir. Man hat einfach viel Arbeit, deshalb bleibt den meisten Menschen keine Zeit für Familie und Freunde und man hat eben immer ein schlechtes Gewissen, ist man bei Familie und Freunden, denkt man sich: Das muss ich noch machen und dies...". Macht man seine Arbeit denkt man: "Oh mann, die sollte ich schon lange einmal besuchen gehen."

Schaff dem Abhilfe. Kauf dir so einen Terminkalender in Buchform! Stell dir einen Plan auf, indem du eine Tageseinteilung machst, bei dem mindestens zwei Stunden für Freunde und Verwandte und eine Stunde für dich selber übrig bleiben (oder umgekehrt). So teilst du deine Arbeit auf eine ganze Woche ein, bist nicht an einem Tag völlig arbeitslos und am anderen ausgelastet und hast trotzdem Zeit für deine Verwandten. Du wirst sehen, wenn du dir deine Arbeit besser einteilst, macht es dir auch mehr Spaß, deine Freunde und Verwandten zu besuchen!

Für mich hörst du dich ein bisschen nach einem Workaholic an, denn es ist recht widersprüchlich zu behaupten, man hätte seine Familie lieb, würde sie aber trotzdem der eigenen Arbeit vorziehen. Ich denke wenn du deine Familie schon ein ganzes Jahr lang nicht gesehen hast, dann dürfte es doch wohl keine allzu großen Umstände bereiten, sie einmal an einem Wochenende zu besuchen. Ich denke, dass es im Grunde auch gar nicht so ist, dass du das nicht willst, du hast dich nur eben schon so sehr daran gewöhnt, den ganzen Tag nur im Haus zu sitzen und zu arbeiten, dass du dich nicht mit dem Gedanken anfreunden kannst, mal wieder unter Menschen zukommen.

Ich denke, wenn du die Sache ruhig angehst und dich versuchst darauf zu freuen und das einfach als eine kurze Auszeit ansiehst, dann wird das ganze halb so schlimm sein. Du darfst nur eben nicht wie besessen die ganze Zeit an deine Arbeit denken, wenn du bei deinen Verwandten bist, du solltest nicht da sitzen und dir Gedanken darüber machen, wie viel Arbeit du nun schon hättest erledigt haben können, wenn du zu Hause wärst, versuch dich einfach mal wieder mit deiner Familie zu unterhalten und ihr näher zu kommen. Selbst wenn es langweilig ist.

Ich selbst bin manchmal auch ein recht rastloser Mensch. In der Schule ist das bei mir beispielsweise so, dass ich niemals in der Freistunde da bleiben will, weil ich es nicht in Ordnung finde, wenn ich da nutzlos herum sitze. Klar könnte man Hausaufgaben machen oder so, aber dafür würde man dann eh doppelt so lange brauchen wie zu Hause und in gleichaltriger Gesellschaft langweile ich mich dann doch meistens, wenn nicht auch die richtigen Leute frei haben, mich denen ich mich sinnvoll unterhalten könnte, dann gehe ich nach Hause und erledige Aufgaben, die mir sinnvoll erscheinen. Selbst wenn ich so 20 Minuten für den nach Hause weg vergeude, erscheint mir diese Zeit trotzdem deutlich sinnvoller genutzt, als die Zeit die ich während der Freistunde in der Schule genutzt hätte.

In arbeitsreichen Phasen geht es mir dann auch häufiger so, dass ich dazu neige bestimmte Termine und Verabredungen abzusagen, weil ich die Zeit nicht genießen kann und nur an meine Arbeit denke und mir vorstelle, wie viel ich jetzt nachholen muss und wie viel ich ansonsten schon hätte gemacht haben können. Aber wenn man so lebt, dann ist das nun mal kein besonders schönes Leben und daher sollte man auch lernen, die Arbeit loszulassen und wenigstens versuchen, sich zu amüsieren. Ich kann das inzwischen jetzt auch ganz gut und habe meistens auch das Gefühl, dass ich nach einer solchen Abwechslung wieder besser und effektiver arbeiten kann. Und du willst doch wohl nicht wegen der ganzen Arbeit den Kontakt zu deiner Familie und zu Freunden verlieren oder? Daher würde ich mir das an deiner Stelle mal zu Herzen nehmen und trotzdem hingehen und auch versuchen, mich zu amüsieren, so gut es geht.

Ich denke, es kommt ganz darauf an, was man mit den Verwandten für ein Verhältnis hat. Mir geht es nämlich genauso wie Dir. Ich hasse Familienfeiern und Weihnachten bedeutet für mich immer nur eins: Pflichtbesuche, die mich extrem langweilen. Leider kann ich mich an Weihnachten nicht darum drücken, aber sonst klappt es eigentlich ganz gut.

Wenn mein Freund mal seine Eltern zwischendurch besucht, fahre ich nicht mit. Zum einen habe ich keine Lust, weil ich auch immer viel am PC zu tun habe, zum anderen würde ich mich nach kurzer Zeit langweilen. Und das tue ich mir dann nicht an. Ich habe mir sogar mal einen Zahnarzttermin geben lassen, als mein Schwiegervater in spe Geburtstag hatte. Ich habe nämlich keine Lust, nach der Arbeit noch zum Kaffeekränzchen zu fahren. Aber wie gesagt, wenn es Verwandte sind, die Du magst und mit denen Du gerne zusammen bist, solltest Du Dir vielleicht einmal den Ruck geben, denke ich. Und vielleicht wird es ja dann doch ganz nett!

So wie Dir ging es mir einige Zeit mit den Pflichtbesuchen bei meinen Eltern. Ich wusste, dass es sie geben muss und hatte gleichzeitig wirklich keine Lust darauf, weil schon die Anfahrt sehr lang dauert und ich dort auch nicht sonderlich viel Spaß hatte. Irgendwann hat mich das richtig gestört, dass ich so ungern bei meinen Eltern bin und ich wollte gern etwas daran ändern, damit mir diese Besuche leichter fallen und ich mich bestenfalls auch darauf freuen kann, aber ich wusste erstmal gar nicht, was ich daran ändern könnte.

Eines Tages im letzten Jahr feierte dann mein Vater seinen runden Geburtstag und lud uns ein. Für den Tag hatte er sich einen Ablaufplan mit verschiedenen Highlights ausgedacht, die wir allesamt nicht kannten. Ich war erst eher skeptisch, weil ich weiß, dass meine Eltern und ich nicht immer denselben Geschmack haben, wenn es um Unternehmungen geht und befürchtete schon, dass ich würde wandern müssen, aber das blieb mir glücklicherweise erspart und es war eigentlich ein netter Tag, auch wenn ich die einzelnen Punkte gar nicht so wahnsinnig spannend oder toll fand.

Der ausschlaggebende Grund dafür, dass mir dieser Besuch gefallen hat, war wohl eher, dass etwas geplant war, auf das man sich einfach mal einlassen musste, dass jeder sich irgendwie darauf gefreut hat und dass wir vor allem verschiedenste Unternehmungen gemacht haben, über die wir uns abends beim Italiener noch austauschen konnten. Das hat uns wirklich verbunden und ich habe meinen Eltern deshalb vorgeschlagen, in Zukunft in regelmäßigen solche Treffen zu veranstalten, bei denen jeder etwas für die jeweils andere Partei plant und wir am Ende immer zusammen im Restaurant essen. Anfangs dachten wir, dass sich das zweimal im Jahr realisieren lassen kann, jetzt haben wir aber doch auf viermal erhöht und so hat jede Seite einmal eine Winteraktion und einmal einen Sommertag zu verplanen.

Seit wir unsere gegenseitigen Besuche auf diese Weise handhaben und regelrecht organisieren, macht mir das richtig Spaß und ich freue mich auch jedes Mal sehr. Ich glaube, es liegt wirklich daran, dass man im Vorfeld weiß und am Besuchstag auch merkt, dass der andere sich eingehend mit einem selbst beschäftigt hat und versucht, einen schönen Tag zu arrangieren. Mir selbst macht es auch großen Spaß, mir für den Besuch meiner Eltern etwas einfallen zu lassen, und wenn ich sehe, dass sie auch tatsächlich Spaß haben, dann freue ich mich umso mehr.

Vielleicht wäre das für Deine Verwandtenbesuche mal eine Alternative – wie ausgedehnt man solche geplanten aktiven Tage auslegt, kann man ja selbst entscheiden, denke ich.

Bei mir käme es wirklich darauf an, wie oft ich meine Familie sonst sehe. Bei uns gibt es so circa alle drei Monate eine Familienfeier, die ich als sehr langweilig empfinde, aber da man sich eben nur so selten "komplett" sieht, raffe ich mich trotzdem immer dazu auf und gehe dort hin, auch wenn ich eigentlich keine Lust habe. Dann verschwende ich den Abend quasi, aber mit den paar Stunden kann ich leben.

An deiner Stelle würde ich es einfach so machen, dass ich nur für einen Tag hinfahre. Dann könnte deine Familie nicht böse sein und du schaffst trotzdem noch etwas von deiner Arbeit. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich die Arbeit eher zweitrangig als Grund bei dir sehe. Denn ein Jahr lang so viel Arbeit haben, dass du nicht einmal ein Wochenende frei nehmen kannst, halte ich für ziemlich unrealistisch. Da du ja anscheinend keine wirkliche Lust hast, wäre der eine Tag ein guter Kompromiss und du müsstest dich nicht allzu lange quälen und könntest dann abends wieder nach Hause fahren. Aber hinfahren würde ich schon, denn so schrecklich kann ein einzelnes Wochenende bei der Familie meiner Meinung nach nicht werden, vor allem da du sie ja auch gerne magst.

Ich verstehe dich, so ging es mir, wenn meine Mama gesagt hatte, wir besuchen die Oma oder wenn sie uns besucht hat, aber wir sehen sie ja nur 3-mal im Jahr, wenn überhaupt. Ich habe auch immer gemeckert und war genervt und sah es als Pflicht, leider musste ich lernen, dass man die Zeit, die man mit einem Menschen hat, nutzen muss, denn man weiß nie, ob es nicht die letzte Möglichkeit ist. Genies die Zeit die du mit ihnen hast, ich denke es geht auch den meisten so, dass es dann auch recht langweilig wird, aber dass gehört dazu. Wenn du sie nicht eh wöchentlich siehst, dann würde ich das Meckern aufhören und mich drauf freuen. Übrigens finde ich es immer blöd, wenn man zusagt und dann so rummeckert deswegen, denn wenn man es auf keinen Fall machen will, dann sollte man halt erst gar nicht zusagen. Zumindest sehe ich dass so. Du machst es ja schließlich freiwillig.