Kinder Erziehung - wenn Eltern scheitern

Hallo,

die Nachrichten sind zur Zeit ja immer wieder voll mit Skandalen im Sinne von "Mutter lässt Kind verhungern", "total verwarlostes Kind aus Wohnung gerettet" usw. Mir stellt sich hier die Frage, wie Eltern dermaßen versagen können? Allerdings muss man nicht mal soweit und von solchen Extrembeispielen ausgehen - wie oft und auf welche Weise Eltern versagen, sieht man eigentlich an jeder Ecke und an jedem Ende. EInige Beispiele:

- Eltern rauchen in der Wohnung, das Kind inhaliert den Dunst mit ein - unverantwortlich!
- das Kind erfährt keinerlei Aufmerksamkeit, verbringt die nachmittage allein und unbeachtet
- das Kind ernährt sich falsch, zu viel Zucker, zu viel Fett, zu viele Fertigprodukte - die Eltern leben ihm diese Ernährungsweise vor
- das Kind strengt sich nicht in der Schule an, schwänzt, macht keine Hausaufgaben - die Eltern bemerken das in vielen Situationen nicht mal, oder aber leben dem Kind vor, dass man es eh im Leben zu nichts bringen wird
- das Kind sieht viel zu viel fern und ist kaum an der frischen Luft - auch hier wieder: Vorbildfunktion Elternhaus

Man könnte ewig so weitermachen, und ich könnte mich ewig darüber aufregen. Viele Eltern sagen, sie haben ja gar keinen Einfluss auf ihre Kinder, die Kinder sind frech, hören nicht zu, lassen sich nichts befehlen, haben keinen Respekt. Tja, ich hätte als Kind auch keinen Respekt vor Eltern, die mir nie zugehört haben, die das abendliche Fernsehen stets für wichtiger gehalten haben, als mit mir zu spielen, zu lesen, etwas zu unternehmen, die immer nur erwarten, dass ich funktioniere, ohne mir Liebe und Zuneigung zu schenken.

Ich fände es toll, wenn in Deutschland ein Elternpass eingeführt werden würde bzw. eine Art "Elternführerschein", den man auch regelmäßig wiederholen muss und der feststellt, inwiefern man überhaupt geeignt ist, Kinder zu erziehen. Dass das eine Wunschvoirstellung ist, die sich mit dem Grundgesetz nicht wirklich vereinbaren lässt, weiß ich - aber ein bisschen träumen darf man ja mal.

Hallo!

Ich kenne auch so einen Fall, wie du teils oben beschreibst. Eine Mutter die dauernd klagt, dass sie mit ihrem Kind nicht klar kommt. Es sei so recht,würde andere Kinder in der Schule schlagen, macht die Hausaufgaben nicht richtig, tut nie was man ihm sagt und noch einiges mehr. Aber man merkt recht genau, dass es an der Mutter liegt. Sie hört ihrem Kind nie ruhig zu und spricht normal mit ihm, wenn etwas nicht gleich klappt, dann wird das Kind angeschrien. Sie brüllt eigentlich den ganzen Tag nur das Kind an. Das ging morgens früh um 6 Uhr los und bis abends spät immer noch.

Ich muss sagen, dass ich das Kind ganz umgänglich fand, wenn man eben in Ruhe mit ihm geredet hat. Ich habe einmal zusammen mit ihm Hausaufgaben gemacht und ich muss sagen, dass ich das gar nicht anstrengend fand. Denn als ich ihm einmal richtig erklärt hatte, was er tun muss, hatte er es auch verstanden. Das Kind war eben schwerer ruhig zu bekommen und das es sich auf eine bestimmte Sache oder Aufgabe länger konzentrieren sollte, war schwierig.

Die Mutter hat auch bei ihm immer den Fehler gesucht und nie bei sich selbst. Dabei habe ich oft gehört, wie sie das Kind an-schrie. Einmal warf sie ihm sogar vor, dass es Schuld sei, wenn der Vater eines Tages nicht mehr nach Hause käme. Ich habe vieles mitbekommen, weil wir gleich nebenan wohnten und die Wände sehr dünn waren. Ich sagte ihr dann, dass ich das gehört habe und sie so etwas doch niemals zu ihrem Kind sagen darf. Sie sagte auch oft, dass sie noch ein zweites Kind möchte. Ich dachte mir nur, dass sie lieber erstmal mit ihrem ersten Kind zu Recht kommen sollte. Manchmal dachte ich auch, dass das Kind in einer anderen Familie besser aufgehoben wäre.

Da gab es so viele Vorkommnisse, dass ich auch gedacht habe, dass solche Leute keine Kinder bekommen sollten. Ich weiß, dass ich mich für Kinder noch nicht bereit fühle und so lange auch keine bekommen werde. Aber leider denken nicht alle so.

Meistens ist der Fehler durchaus bei den Eltern zu suchen. Wenn bei meinem Kind etwas falsch läuft, suche ich auch immer den Fehler zuerst bei mir. Es gibt aber durchaus Familien, wo weder Eltern noch Kinder etwas dafür können, weil einfach die entsprechenden Rahmenbedingungen fehlen.

Dazu gehört zum Beispiel ein Leben unter dem Existenzminimum. Somit ist gesunde Ernährung oder ausreichende Körperhygiene unmöglich. Es können bestimmte Krankheiten von Mutter und Kind eine Rolle spielen, wie z. B. ADHS, Behinderung, Depressionen, Burn- out. Man muss also immer beide Seiten sehen, in die Familien hineinsehen, sich alle Meinungen anhören und nicht von vorn herein den Eltern die Schuld geben.

Ich bin auch oft schokiert, welche Aussagen ich manchmal über Erziehung höre, wo ich mir denke, ich habe selber ein Kind und man kann einfach nicht immer 24 Stunden am Tag mit dem Kind Ruhe bewahren. In dem von dir geschilderten Fall, wenn es dann so ausartet, ist es natürlich klar. Vielleicht leidet die Frau auch unter Schlafmangel, das macht ebenfalls agressiv. Schlag ihr doch einmal eine Familienhelferin vor, die ihr ein wenig unter die Arme greift und ihr ein paar Tricks verrät.

Ich finde zwar, dass du in gewisser Art und Weise recht hast, denke aber, dass wohl teilweise nicht einmal die Eltern Schuld daran sind, was sie ihren eigenen Kindern vorleben. Denn beispielsweise eine falsche Ernährung haben viele ja selbst von zu Hause so mitbekommen und wissen oftmals gar nicht, was sie ihrem eigenen Kind damit antun. Das Gleiche gilt natürlich auch für das viele Fernsehen, die wenige Aufmerksamkeit der Eltern und noch vieles mehr.

Auch denke ich, dass sich durch einen Elternführerschein wohl leider nicht viel ändern würde. Viele Leute würden den Kurs besuchen und den "Führerschein" dort bestehen und würden zu Hause dann doch wieder alles anders machen. Ich denke eher, dass das Umfeld sehr darauf achten muss und dass man durchaus auch im Verdachtsfall das Jugendamt einschalten sollte. Denn nur so kann dem Kind und auch den Eltern wirklich geholfen werden!