Psychologische Ratgeber - Erfahrungen und Empfehlungen
Im Buchladen gibt es ein Regal, an dem ich mich viele Jahre vorbeigeschlichen habe und dem ich absolut keine Aufmerksamkeit schenken wollte - das Regal mit den Selbsthilferatgebern. Es fängt an mit der "Glyx-Diät", "Wie werde ich endlich schlank", geht weiter bei "In 10 Jahren zur ersten Million" und endet bei "Ab heute kränkt mich keiner mehr." und Bestsellern wie "Ich mach dich schlank!"
Habt ihr bereits Erfahrung mit diesen Büchern, in denen psychologische Probleme, Verhaltensweisen und Lebenseinstellungen untersucht und hinterfragt werden und die dazu anleiten sollen, sich das Leben besser, einfacher, erfüllter und glücklicher zu machen?
Ich leide seit geraumer Zeit an einer ausgeprägten, aber nicht lebensbedrohlichen Essstörung und habe auch sonst ein paar Verhaltensweisen, die ich gerne bearbeiten würde. Dafür wurden mir von Freunden und in Foren Bücher empfohlen. Ich habe nun zwei dieser Bücher begonnen zu lesen und muss sagen, dass ich mich sehr stark mit dem identifizieren kann, was dort geschrieben steht. Dabei kann ich bis jetzt noch nicht sagen, ob mir die Bücher auch helfen können, den so weit bin ich noch nicht gekommen mit dem Lesen.
Jetzt meine Frage: Habt ihr schon mal Psycho-Bücher gelesen und was waren eure Erfahrungen damit? Haltet ihr es für realistisch, aus einem Buch für sich persönlich starke Veränderungen ziehen zu können?
Hallo Glaswandlerin,
ich denke, solche Bücher können sehr sinnvoll sein, wenn sich der Leser wirklich etwas davon verspricht und die im Buch angegebenen Ratschläge auch befolgt. Natürlich kann das alleinige Lesen der Bücher nicht wirklich weiterhelfen, man kann sie meiner Meinung nach aber sehr gut als Hilfe zum gewissen "Weiterentwickeln" verwenden. Außerdem denke ich, dass sie nur bei selbst zu bewältigenden Problemen helfen. Für schwerwiegendere Probleme braucht man sicher individuellere Hilfe. Die Ratgeber sind ja nicht auf die einzelne Person zugeschnitten.
Das Versagen solcher Ratgeber habe ich bei mir selbst mit diversen Diätbüchern erlebt. Ich habe einige gelesen, aber nie durchgehalten. Da lag die Schuld natürlich bei mir. Eine Bekannte von mir hatte Depressionen und die Lektüre von zahlreichen "Wege aus der Depression" & Co allein hat nicht geholfen. Sie hat sich schließlich doch Hilfe bei einem Psychologen gesucht.
Außerdem kommt es natürlich darauf an, inwiefern man die Ratschläge für sinnvoll hält und sie überhaupt umsetzen kann. Ich habe mit Hilfe von Psychobüchern mein leichtes Messi-Sein abgelegt. Also bin ich den Ratgebern gegenüber eher positiv eingestellt. Man kann ja immer noch abwägen, welche der Sachen man macht und welche nicht.
Ich würde das Ganze eher in zwei Bereiche unterteilen. Einmal die eher wissenschaftlichen Bücher, die in der Regel von Fachleuten geschrieben sind und dann in den Bereich Lebensratgeber. Das sind für mich dann eher so Sachen wie, Ich habe mein Leben erleichtert, durch das und das und das. An letzteren stört mich eher, das der Autor nur seinen Weg beschreibt und das Ganz so darlegt, als wenn sein Weg, der einzig richtige Weg ist. Wenn man dann mehrere Bücher, zum selben Thema, von unterschiedlichen Autoren, gelesen hat, hat man eine Vielzahl unterschiedlicher Meinungen und Vorgehensweisen. Erinnert mich ein wenig an die Ratgeberseiten in diversen Frauenmagazinen. Einfachstes Bespiel dürften da so Themen wie: Wie verhalte ich mich an meinem neuen Arbeitsplatz richtig? oder: Wie weit darf man auf einer betrieblichen Weihnachtsfeier gehen? sein. Lies drei Artikel zu dem selben Thema und man hat drei verschiedene Verhaltensmuster. Im Endeffekt kann man selbst dann nur versuchen, sich die besten Tipps rauszusuchen. Ob es was bringt, bleibt dahin gestellt.
Eher wissenschaftliche Ratgeber sind in der Regel teilweise sicherlich recht trocken. Und da sollte man auch auf die Aktualität achten. Was nutzt einem ein Buch über zum Beispiel halt Essstärungen, wenn es schon 10 Jahre alt ist. Die meisten enthaltenen Hinweise dürften veraltet sein.
Ich selbst habe eine Borderline- Persönlichkeitsstörung. In dem Breich gibt es auch Bücher aus beiden Bereichen. Halt einmal die Erfahrungsberichte und dann halt eher die wissenschaftlichen Bücher. Von Erfahrungsberichten habe ich mich weitgehenst fern gehalten. Mich belastet sowas eher. Vielleicht ist auch ein wenig Neid dabei. So nach dem Motto, die ( die Autorin) hat es ja auch geschafft.
Im eher wissenschaftlichen Bereich gibt es ein Werk, das man, wenn man Anderen glaubt, unbedingt gelesen haben sollte. Ich habe mir das Buch dann mal ausgeliehen. Inhaltlich sicherlich nicht schlecht. Was mich allerdings störte, das es ein Werk aus Amerika war, das eben ins Deutsche übersetzt wurde. Klar ist das Krankheitsbild weltweit dasselbe, aber in der Behandlung gibt es da unheimliche Abweichungen. Ich konnte mich zwar mit dem Geschrieben identifizieren, aber an der Umsetzung haperte es halt an den regionalen Unterschieden.
Trotzdem habe ich mir die "Fortsetzung" gekauft. Wieder das selbe Problem. Es bezog sich halt auf amerikanische Verhältnisse. Das schreckte mich aber erstmal weniger ab. Bis ich zu dem Kapitel kam, in dem es um die "Heilungschancen" ging. Ich muss dazu sagen, ich hatte die Diagnose zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich lange. War auch schon recht alt als die Diagnose gestellt wurde. Von den genannten "Heilungschancen" war ich dann eher geschockt. Konnte damit gar nicht umgehen. Hatte auch niemand, mit dem ich mich darüber austauschen konnte. Das Buch legte ich weg und machte erstmal einen grossen Bogen um Bücher zu dem Thema. Irgendwann hatte ich dann mal in einer Klinik eine recht gute Therapeutin. Die empfahl mir das Buch. Worauf hin ich das erstmal ablehnte. Ich suchte es dann aber doch wieder heraus. Konnte dann auch besser mit dem Inhalt umgehen. Was mir besonders gut gefiel war, das zu jedem Kapitel zum Schluss ein Anhang war, wie Angehörige, Freunde etc. damit umgehen können. Das hat mir zeitweise sehr geholfen. Auch wenn es keine Angehörigen und Freunde gab, die damit wirklich umgehen mussten. Leider habe ich das Buch dann verliehen und nicht mehr zurück bekommen.
Was ich damit sagen will, man muss auch selbst stabil genug sein, um mit dem Inhalt verschiedener Ratgeber umgehen zu können. Und gerade bei psychischen Problemen, zu denen ich auch durchaus eine Essstörung zähle, sollte auch ein Austausch nach aussen stattfinden. Und man muss im Endeffekt seinen eigenen Weg finden. Was bringt es einem, wenn jemand schreibt, mir hat das und das geholfen und das ist in meinem Leben gar nicht umsetzbar. Ich für mich selbst, zweifle da dann schon gelegentlich an mir. So nach dem Motto, die kann das doch auch, warum klappt das bei mir nicht.
Hallo!
Ich habe auch schon solche Pyscho- Ratgeber gelesen. Darin ging es um Ängste besiegen und darum, wie man mehr Selbstbewusstsein aufbauen kann. Ich muss sagen, dass in den Büchern nicht viel mehr stand, als ich nichts schon wusste. Und gebracht haben sie gar nichts.
Ich bin nur froh, dass sie mir geliehen und nicht gekauft hatte. Ich finde, dass sie ihr Geld nicht wert waren. Vielleicht helfen sie, wenn man wirklich fest daran glaubt und oder nur leichte Probleme hat. Aber ich bei mir haben sie nichts gebracht. Ich würde mir solche Ratgeber nicht kaufen und auch nicht mehr ausleihen.
Hallo,
ich habe den Ratgeber Endlich nicht Raucher gelesen. Ein bekannter hat mir das Buch ausgeliehen. Ich habe mir am Anfang nichts davon erhofft, aber habe das Buch offen gelesen und die Sachen die darinnen stehen angenommen. Und es hat funktioniert, ich bin nun Nichtraucher.
Ich denke wenn man so ein Buch liest muss man offen dafür sein und nicht von Anfang an denken, dass das doch alles Blödsinn ist. Ich spiele oft mit den Gedanken mir so ein Buch das mehr Zufriedenheit, Glück oder Selbstbewusstsein verspricht zu kaufen. Aber die, die mir optisch und vom Inhalt her gefallen kosten um die 20 Euro und das ist mir zuviel.
Weinlachgummi hat geschrieben:Ich denke wenn man so ein Buch liest muss man offen dafür sein und nicht von Anfang an denken, dass das doch alles Blödsinn ist.
Ich denke auch, dass das ein sehr wichtiger Punkt ist. Man muss sich aber nicht nur überzeugen lassen, sondern auch vorhaben, sich an die Regeln zu halten, die drinstehen. Viele von den Dingen, die in solchen Bücher zu lesen sind, weiß man schon. "Wer abnehmen will, sollte sich gesund ernähren und Sport treiben."(Was man nun unter gesund versteht, varriiert sicher von Buch zu Buch, aber, dass zuviel Fett und Süßigkeiten nicht helfen, da sind sich alle einig.) Beides ist mir klar, aber ich verspüre weder zum Verzicht noch nur Bewegung die geringste Lust, also wird es mir nicht helfen, mir ein solches Buch zu kaufen, denn ich würde mich niemals an die Regeln halten, die empfohlen werden.
Das mit der Diät ist eines der Beispiele, wo ein solcher Ratgeber sicherlich hilft, wenn man die Vorschläge annimmt und umsetzt. Auch dabei das Rauchen aufzugeben, seinen Tagesablauf besser zu strukturieren, mit Geld besser umzugehen oder auch bei Gesprächsführung(Nicht nur wie werde ich nicht gekränkt, sondern auch wie kränke ich nicht, wie erreiche ich was ich will, etc..) kann ein solches Buch sicher helfen. Das sind ja auch alles Situationen, die man mit ein wenig Willenskraft und/oder ein paar Tipps, wie man solche Sachen anfängt in den Griff kriegen kann.
Bei ernsthafteren Problemen, wie die von meinen Vorrednern genannten Depressionen oder Borderline-Erkrankungen bezweifle ich stark, dass man da nur mit Hilfe eines Buches wieder herauskommt. Da ist dann schon eher psychologische Betreuung angezeigt. Auch bei Esstörungen bin ich da eher kritisch, dass so ein Ratgeber wirklich weiterhilft, einfach weil bei essgestörten Menschen die Selbstwahrnehmung verändert ist und die spielt sicher eine wesentliche Rolle dabei, damit fertig zu werden.
Die Seriösität solcher Werke wurde ja auch bereits angesprochen. Auch bei den kleineren Problemchen würde ich zu einem wissenschaftlichen Buch raten und nicht zu einem Bestseller von irgendeinem Möchtegern-Experten. Ich habe mir durch mein Lehramtsstudium ein gewisses, sehr rudimentäres Wissen über bestimmte Erkrankungen, die vor allem bei Jugendlichen vorkommen, erworben. Damit könnte ich theoretisch auch so ein Buch schreiben, wenn ich in der Lage bin es so zu formulieren, dass es sich gut verkauft. Von welcher Qualität meine Empfehlungen zu diesen Themen allerdings wären, steht auf einem anderen Blatt. Und ich fürchte, es gibt eine Menge Bücher solcher "Scharlatane" auf dem Markt, so dass man in jedem Fall sorgsam prüfen sollte, welches Buch man sich denn nun kauft und liest. Denn im schlimmsten Fall verschlechtert man seine Lage nur, wenn man sich auf die falschen Ratschläge verlässt.
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