Bankberatung und ihre Folgen - das Beispiel Dresdner Bank
Meine Eltern waren über Jahrzehnte Kunden der Dresdner Bank. Vor zwei Jahren wollten sie das schwer ersparte Geld meiner Mutter anlegen. Beide betonten im Gespräch mit der Bankberaterin mehrfach, die Anlage solle unbedingt "sicher" und "ohne Risiko" sein. Die "Beraterin" überredete meine Mutter daraufhin, ein Zertifikat abzuschließen. Sie hat dabei betont, die Anlage sei sicher und ohne Risiko Über die tatsächliche Möglichkeit, auch das Geld völlig zu verlieren, wurden meine Eltern nicht hingewiesen.
Das Geld ist inzwischen vielleicht noch ein Viertel wert. - Der Rest ist durch die Finanzkrise futsch - zumindest zum jetztzigen Zeitpunkt. Das Zertifikat läuft noch bis Mai 2009. Meine Eltern könnten zwar die Verluste jetzt in Kauf nehmen - aber im Moment sind die Aktienkurse ja im allertiefsten Tal. Die Dresdner Bank stellt sich stur, die Beraterin war zwar am Telefon recht aufgelöst und den Tränen nah, übernimmt aber nicht die Verantwortung, der Ombudsmann der Dresdner Bank reagierte nur mit Standardschreiben - der Fall werde bearbeitet. Inzwischen haben wir eine Anwältin eingeschaltet. Doch auch die erhält keine Stellungnahme von der selbst ernannten "Beraterbank" Dresdner Bank.
Ich finde es einen Skandal, das Rentner von den Bankmitarbeitern ganz bewusst risikoreiche Papiere aufgeschwatzt bekommen und der Schaden alleine bei diesen älteren Leuten liegt. Die Dresdner Bank lässt - so unsere Erfahrungen in diesem Fall - die treuen Kunden am ausgestreckten Arm verhungern. Ich weiß, dass es viele Fälle wie diesen gibt. Auch die Verbraucherzentralen machen gegen die Sorg- und Rücksichtslosigkeit der Banken mobil - leider noch mit wenig Erfolg. Auch die zeitweise Hotline der Verbraucherschutzzentrale war wenig sachdienlich, sie verwies nur auf die Beratungsmöglichkeit durch die Verbraucherschutzzentrale - die ebenfalls wenig Substanz hatte, meine Eltern erhielten dort lediglich die Nummer der Anwältin.
Hier sollte die Bundesregierung einschreiten, die Banken zur Reaktion und - wie in diesem Fall - auch zum Schadenersatz verpflichten!
Den Fall, den du da schilderst gab es in den vergangenen Jahren leider zu Hauf. Interessant wäre es noch, zu wissen, ob das Zertifikat einen "Ablaufschutz" hat, also, dass am Ende der Laufzeit das eingesetzte Kapital zu 100% zur Verfügung steht, wie z.B. bei Inhaberschuldverschreibungen oder Garantiefonds? Sollte dies nicht der Fall sein, dann könnte ich noch die Vermutung anstellen, dass die Beraterin es nicht besser wusste und wirklich der Meinung war, dass die Anlage sicher war. (Ja ich weiß, das ist absolut unwahrscheinlich, aber dennoch eine Möglichkeit).
Wenn ich jetzt allerdings von dem offensichtlichen ausgehe, dann schreit es in meinem Kopf Falschberatung . Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob die neuen Regelungen der Beratungspflicht auch für Banken gelten, oder nur für Versicherungen, ich glaube allerdings, dass es nur für Versicherungen so ist. Trotz allem ist aber die DreBa deinen Eltern gegenüber zu Schadenersatz verpflichtet, wenn es nachweislich eine Falschberatung war. Wie das allerdings nachweisbar in dem konkreten Fall ist, kann ich nicht beurteilen.
Das ist der Grund, warum ich mich so über die Beratungsprotokolle freue, welche seit 2007 in der Versicherungsvermittlung pflicht sind. Denn wir etwas vermitteln, dann müssen wir z.B. (oder sollten zumindest) die Wünsche, die die Kunden haben auch dort verankern, also wie du gesagt hast, deine Eltern wollten vor allem Sicherheit, dann kommt das in das Protokoll. Wenn ich aber trotzdem Risiko verkauft habe, dann bin ich dafür persönlich haftbar, bzw. meine Vermögensschadenhaftpflicht übernimmt die Haftung. Wie bereits erwähnt gilt diese Protokollpflicht leider nicht für Finanzdienstleistungen, leider!
Das was du da schilderst, hat meine Oma auch bei der Sparkasse erlebt. Sie wurde von Ihrer Beraterin angerufen, sie solle doch mal zu einem Gespräch vorbeikommen, weil sie soviel Geld auf dem Girokonto hat, was man da machen kann. Nach dem zweiten Anruf hat meine Omi dann eingewilligt und einen Termin vereinbart.
Auch sie war ihr Leben lang ein sicherer Anleger und hatte ihr Geld nur auf Girokonten oder auch Sparkonten. Die Beraterin hat ihr gesagt dass die Zertifikate sicher sind und vom Dax abhängig. Es zählt der Stichtag, sie bekommt das zurück, was sie eingesetzt hat, und ebenfalls alles was drüber liegt.
Man sollte dazu sagen, dass es sich um Zertifikate der inzwischen insolventen Bank Lehman Brothers handelte. Das heißt, ihr Geld ist komplett weg. Alles was sie sich erspart hat wurde von der Beraterin von jeglichen Konten zusammengesucht und auf "eine Karte" gesetzt. Nie wurde erwähnt, dass das Geld komplett weg sein könnte, sonst hätte sie sich nie und nimmer darauf eingelassen.
In diesem Fall - im Fall meiner Eltern - handelte es sich um ein Zertifikat der Dresdner Bank Global Champion III, das sich aus mehreren Börsenindizes zusammen setzt. Leider gibt es keinen kompletten Bestandsschutz für die Einlagen sondern es gab ein Limit, dass die Börsenkurse bzw. einer von drei Indizes nicht unter 50 % senken dürfte. Das ist leider aber am 10.10.2008 geschehen. Die Bankberaterin hätte wahrscheinlich vorher zumindest den drastischen Kursverlust absehen und warnen können. Auch so etwas hat sie zu keinem Zeitpunkt getan.
Die himmelschreiende Ungerechtigkeit an Fällen wie diesem - und damit auch an den Lehmann-Fälle - ist ja auch noch, dass man reichlich Mut und leider auch ziemlich viel Geld braucht, um per Anwalt für sein Recht zu kämpfen. Auch dieser Weg müsste gerade für Leute, die auf ihr Erspartes angewiesen sind, dringend erleichtet werden.
Siebente hat geschrieben:Die himmelschreiende Ungerechtigkeit an Fällen wie diesem - und damit auch an den Lehmann-Fälle - ist ja auch noch, dass man reichlich Mut und leider auch ziemlich viel Geld braucht, um per Anwalt für sein Recht zu kämpfen.
Stimmt, sehr viel Geld, oder eine gute Rechtschutzversicherung, die diese Kosten (es handelt sich hier um Vertragsrecht) übernimmt. Das einzige, was wirklich hilft ist wohl leider der Gang vors Gericht, wo man ja leider erstmal alle Kosten vorstrecken muss. Erst wenn man den Sieg davon trägt übernimmt der Verlierer die Kosten bzw. das Gericht verdonnert ihn dazu...
Es ist schlimm, dass so viele Banken ihre Berater nur Abschlusszahlen trimmen, dass die wichtige, objektive Beratung und vor allem Bedarfsermittlung einfach weg gelassen wird und den Kunden Honig ums Maul geschmiert wird, von wegen "das ist gut, sicher usw. das musst du kaufen". Dass genau diese Masche schief geht haben wir doch eigentlich alle vor 7 Jahren gesehen, als schonmal so viele Menschen zwischen 50 und 70 % ihrer Einlagen verloren haben. Gelernt haben daraus weder die Banken, noch den deren Berater geschweigedenn die Kunden etwas.
jasper hat geschrieben:[ Das einzige, was wirklich hilft ist wohl leider der Gang vors Gericht, wo man ja leider erstmal alle Kosten vorstrecken muss. Erst wenn man den Sieg davon trägt übernimmt der Verlierer die Kosten bzw. das Gericht verdonnert ihn dazu...
Das ist genau das Problem. Der gesamte Gerichtsweg ist - speziell ohne Rechtsschutzversicherung - lang und steinig. Das Risiko ist hoch, vor allem, da es im Moment noch nicht genügend Grundsatzurteile gibt, die den Verbrauchern helfen und Rechtssicherheit geben (speziell den älteren Leuten).
Was echt dreist ist, dass die Banken - wie in unserem Fall die selbst ernannte Beraterbank "Dresdner Bank" - selbst dann nicht zurück schrecken, wenn man ankündigt, mit ihrem Versagen an die Öffentlichkeit zu gehen. Sie wollen die Sache einfach aussitzen - und das ist unglaublich dreist. Hier gäbe es von allen Seiten (Politik, Justiz und Medien) noch extrem viel zu tun, um die Verantwortlichen (wie eben Bankberater, die unverantwortlich Leuten völlig ungeeignete Produkte andrehen) zur Rechenschaft zu ziehen. Zertifikate sind Zockerpapiere. Das wissen den Mitarbeiter der Dresdner Bank sehr wohl, das wussten aber speziell noch vor einigen Monaten oder ein bis zwei Jahren viele ältere Leute nicht ...
Die Banken (inklusive der Mitarbeiterin, die meinen Eltern dieses Zertifikat angedreht hat), haben gut an solchen Geschäften verdient. Für die Verluste bluten dagegen alleine die Kunden.
Ganz ehrlich: Ich verstehe den Ärger - und auf der anderen Seite denke ich: selbst Schuld! Ich gehöre allerdings zu den (angeblich) wenigen, die nicht zu den Opfern der Krise gehören sondern bis jetzt immernoch mit ihren Anlagen einen guten Schnitt gemacht haben, was wohl daran liegt, dass ich eben nicht Berater 08/15 von Bank XYZ vertraut habe.
Denn: So wie sich das liest haben deine Eltern gegen 3 der grundlegenden Anlagegesetze verstoßen:
- Kaufe nur, was Du verstehst!
- Hole immer mindestens eine zweite Meinung ein!
- Vertraue keinem Berater / Verkäufer! (Warren Buffet umriss dass mal mit dem Gleichnis: "Wer sich nach den Tips von Brokern (Beratern) richtet, kann auch einen Friseur fragen, ob er einen neuen Haarschnitt empfiehlt.")
Gerade wenn es doch ein Beratungsprotokoll geben sollte und wenn deine Eltern hier das ein oder andere Dokument unterschrieben haben, welches Bankberater zu gern auf den Tisch legen ("Auf das Risiko ... wurde hingewiesen."): Viel Spaß! Die Chancen stehen hier sehr schlecht. Ich teile hier jaspers Meinung, dass auch Finanzdienstleister ein Beratungsprotokoll grundsätzlich anbieten müssen, sehe es aber auf der anderen Seite so, dass dies auch nichts bringt, da viele Kunden z. B. durch den Risikohinweis beim Wertpapierhandel den Sie unterschreiben müssen im Grunde auch über den Tisch gezogen werden da die wenigsten wirklich über die Risiken im Klaren sind und die "Aufklärung" links rein, rechts raus geht indem man erst mit den "großen, möglichen Gewinnen" geblendet wird um das dann zu übersehen, einfacher psychologischer Trick (auf den ich am Anfang auch mal reinfiel).
Mir ist klar, wie Berater beraten und wie das Risiko im Gegensatz zum "möglichen Gewinn" rhetorisch verschleiert und verharmlost wird und hier so manch einer in etwas reingequatscht wurde, was er weder verstand noch richtig nachvollziehen konnte. Das ist aber kein großes Geheimnis nur, ohne beleidigend zu sein, im Beratungsgespräch tritt zu oft das Phänomen "Gier frisst Hirn" an den Tag wenn die großen Zahlen und die toll aussehenden Diagramme über den Tisch & Monitor huschen!
Ganz offen gesagt: All jene, die das gleiche Problem wie deine Eltern haben haben mein Mitleid, aber nicht mein Mitgefühl da ich hier eine Mitschuld sehe, siehe oben! Was den Gerichtsweg angeht: Probiert es ruhig, viel zu verlieren gibt es ja nicht mehr, aber als Jurist sehe ich hier nur äußerst geringe Erfolgschancen. Aber hier ist es wie bei der Anlageberatung: Immer eine zweite Meinung einholen .
Subbotnik hat geschrieben:Ganz ehrlich: Ich verstehe den Ärger - und auf der anderen Seite denke ich: selbst Schuld! Ich gehöre allerdings zu den (angeblich) wenigen, die nicht zu den Opfern der Krise gehören sondern bis jetzt immernoch mit ihren Anlagen einen guten Schnitt gemacht haben, was wohl daran liegt, dass ich eben nicht Berater 08/15 von Bank XYZ vertraut habe..
Natürlich kann man "Selber Schuld" denken. Bei vielen "Opfern" dieser Krise sehe ich das ganz genau so. Denn es sind - ganz wie beschrieben - sicher so einige darunter, die auch in guten Zeiten prächtig verdient haben - und nun auch die Kehrseite kennen lernen. Das ist persönliches Risiko.
Leider sind bei den Rentner viele, die dieses Risiko aber nicht kannten. Sie haben den Berater als Berater verstanden und nicht als das, was er ist, als Verkäufer. Sie haben vertraut, weil sie meinten, als langjährige Kunden ihrer Banken ehrlich und fair behandelt zu werden. Das war auch im Fall meiner Eltern so. Meine Mutter ist keine Zockerin. Sie wollte nicht den großen Gewinn um jeden Preis - und auf jedes Risiko. Dafür hat sie viel zu viele Arbeit und Tränen verwandt, um sich ihre paar Euro über die Jahrzehnte zusammen zu sparen.
Ich habe selber in der Vergangenheit auch einmal einen Fonds angedreht bekommen - und bin ohne Gewinn und ohne Verlust aus der Sache ausgestiegen. Daraus habe ich meine Lehre gezogen und bin nun mit meinem Geld sehr konservativ: Ich lege es nur noch in Tagesgeld an, verdiene damit sicher weniger als viele andere, aber ich habe bislang (ich klopfe schwer auf Holz) einigermaßen sicheres Geld.
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