Ungerechtes Strafmaß?!
Folgendes ist vor kurzem in Deutschland passiert:
Eine 29 Jahre alte Frau hat versucht das Kind ihres Partner, sie ist nicht die Mutter, zu ersticken. Der kleine Junge ist zum Zeitpunkt der Tat neun Jahre alt. Sie hatte das Gefühl, daß das arme Kind ihrem Glück mit dem leiblichen Vater im Weg stehen würde. Eines abends schlug sie zuerst brutal auf den Jungen ein und nahm dann ein Kissen, welches sie dem Kind auf das Gesicht drückte. Als der Versuch scheiterte, quetschte sie ihm die Kehle dazu. Die Dame rutschte dabei aus und der junge Mann konnte fliehen.
Von dem Erlebnis traumatisiert, mußte das Kind im Gerichtssaal, unter Anwesenheit der Täterin, aussagen. Eigentlich müßte man glauben, daß diese Tatsache schon schlimm genug gewesen sei. Aber es kommt noch besser. Wer jetzt glaubt, daß die Frau mit einer Haftstrafe von 15 Jahren wegen Totschlages verurteilt wird, der irrt. Unsere Justiz befand eine "Strafe" von drei Monaten auf Bewährung, als ausreichend.
Übrigens, der Kindsvater ist weiterhin mit seiner netten Partnerin zusammen! Es fällt mir schwer nach derartigen Geschehnissen an Gerechtigkeit zu glauben. Was meint ihr dazu?
Hallo!
Mich wundert, dass die Frau überhaupt verurteilt wurde. Denn der Junge hat sich bei einem Intervies (mit dem Rücken zur Kamera) schon mehrmals wiedersprochen. Die Frau hat bis zum Schluß beteuert, dem Jungen nie was getan zu haben.
Ich bin sehr vorsichtig, indem, was ich glauben soll. Denn ich habe im Bekanntenkreis selber miterlebt, wie sich ein eifersüchtiges Kind verhalten kann und wie sehr ein Kind auch Lügen in die Welt setzen kann und damit ein Menschenleben zerstören kann. Bei mir im Bekanntenkreis war es ein 11 jähriges Mädchen, was behauptet hat, dass der Stiefvater sie anfasst. Zu ihrer Freundin hat sie aber lachend gesagt, dass sie es schon schafft, ihre Mama wieder für sich zu haben. Hätte die Freundin nicht ihren Eltern davon erzählt, hätte der Stiefvater sein Leben zerstört gehabt und der Stiefvater hat wirklich nichts getan, wie das Mädchen nachher auch zugegeben hat.
An dieser Stelle über (angeblich) mangelnde Gerechtigkeit zu lamentieren und dabei selbst einige entscheidende Tatumstände zu unterschlagen verträgt sich meines Erachtens nicht. Nur mal zur Information, die Täterin litt schon zum Tatzeitpunkt unter Depressionen und war alkoholkrank. Die Tat selbst beging sie unter erheblichem Alkoholeinfluss - etwa 3 Promille laut Berechnungen. Außerdem hält man ihr zugute, dass sie den Jungen trotz der starken Alkoholisierung leicht hätte ermorden können.
Das alles mag als Urteilsbegründung sehr zweifelhaft erscheinen, aber wäre in einem anderen Fall, die Akoholisierung nicht berücksichtigt worden, wäre die Empörung mindestens genau so groß gewesen. Wie denn nun?
Eine andere Frage ist die: wenn der Vater des Jungen an diesem Abend mal wieder übermäßig Alkohol konsumierte, kam das vielleicht öfter mal vor und hat die leibliche Mutter vielleicht in Kauf genommen, dass der Junge bei seinem alkoholabhängigen(? - Vermutung) Vater und dessen neuer Lebensgefährtin einiges erlebte, was ihm nicht gut tat?
Ich denke, ohne weitere Einzelheiten zu kennen, sollte man nicht gleich am Urteilsvermögen der deutschen Justiz zweifeln.
Das ist ja wirklich unglaublich, so was zu lesen. Noch unglaublicher, abgesehen von dem schwachen Urteil, finde ich aber die Tatsache, dass der Vater weiterhin mit der „fast“ Mörderin seines Sohnes zusammen bleiben will. Dementsprechend kann das Verhältnis von Vater und Sohn ja auch nicht so vorbildlich sein, wenn er seine Prioritäten so setzt.
Dennoch ist das Strafmaß in diesem Fall wieder eine Rüge für das Gewaltopfer und zweigt wiedermal, dass in Deutschland viele Opfer zum Schluss Täter sind, da sie stärker Bestraft werden, als die eigentlichen Täter. Mit den Folgen wird der Junge sein Leben lang zu kämpfen haben.
Unglaublich finde ich es vor allem, wie viele Menschen sich einbilden, dass sie eine Tat besser beurteilen könnten als studierte Juristen. Das ist ja fast so, als würde man mit seinem Arzt, der diagnostiziert, dass der Blinddarm entzündest ist diskutieren ob nicht besser der Meniskus raus sollte.
Ich finde manche Urteile auch unverständlich, aber das liegt in den meisten Fällen doch an mir und nicht am Urteil. Als Unbeteiligter bekommt man grob etwas über die Tat mit, vielleicht noch Ansatzweise etwas über den Prozessverlauf und das wars dann aber auch schon. Man bekommt weder Einsicht in Prozessakten noch in Gutachten und über den Inhalt der Zeugenaussagen liest man auch meistens nicht. Diese und andere Dinge sind aber in einem Prozess wichtig um ein Urteil zu fällen. Da braucht man sich doch nur eine von diesen unsäglichen Gerichtsshows anzuschauen - falls es die überhaupt noch gibt - um das zu wissen.
Und mal ganz davon abgesehen kann man nur zu einer Strafe wegen Totschlags verurteilt werden, wenn man diesen auch begangen hat, das Opfer also tot ist. Um das zu wissen muss man nicht mal eine Gerichtsshow anschauen.
Ich habe bei meinem Beitrag tatsächlich das Wort "versucht" vergessen vor Totschlag zu setzen. Dafür entschuldige ich mich. Aber ich finde es nicht gut beleidigt zu werden. Was soll das? Meine Meinung steht mir zu. Und meine Intelligenz braucht nicht bezweifelt zu werden, das stand außer Frage!
Cloudy: Du mußt ja wissen, was in den Gerichtsshows abläuft. Ich nicht, denn ich sehe diese Sendungen wirklich nie. Wenn du den kleinen Jungen im Fernsehen gesehen hast, muß dir doch klar sein, daß mir das Kind Leid tut. Dir nicht?
Fabienne3 hat geschrieben:Cloudy: Du mußt ja wissen, was in den Gerichtsshows abläuft. Ich nicht, denn ich sehe diese Sendungen wirklich nie. Wenn du den kleinen Jungen im Fernsehen gesehen hast, muß dir doch klar sein, daß mir das Kind Leid tut. Dir nicht?
Hallo!
Ich habe den Jungen auch im Fernsehen gesehen und klar tat er mir auch leid, wenn es wirklich stimmt, was er gesagt hat. Aber er hat sich oft wiedersprochen. Einmal hat die Stiefmutter ihn auch mit der Hand am Hals gewürgt und dann hat sie nur mit dem Kissen versucht ihn zu ersticken. Dann hat sie ihn auch geschlagen und dann hat er wieder gesagt, dass sie ihn nicht geschlagen hat, sondern "nur" ersticken wollte. Der Junge war vielleicht auch aufgeregt. Und er hat so getan, als wenn er tot war. Ich denke, dass ein 9 jähriger nicht soweit denkt "Ich stelle mich jetzt tot, damit sie nicht weitermacht".
Wie oben schon gesagt, habe ich schon erlebt, wie ein Kind einen Erwachsenen auch was "anhängen " kann und da vertraue ich in dieser Hinsicht schon den Gerichten. Und so hat die Frau eine Strafe bekommen.
Hallo,
schön, daß wenigstens ein wenig Mitleid für das Kind entstehen konnte. Das beruhigt mich. Zum Thema Vertrauen zum Gericht: Freut mich, daß ihr den Urteilen unkritisch gegenübersteht. Frage mich nur wie es sein kann, daß so viele Wiederholungstäter, die eine milde Strafe erhalten haben, auf den Straßen rumrennen. Ohne Kritik keine Verbesserung und Weiterentwicklung. Immerhin werden die Gesetze "nur" von "Menschen" gemacht. Und die machen bekanntlich auch mal Fehler.
Fabienne3 hat geschrieben:Wenn du den kleinen Jungen im Fernsehen gesehen hast, muß dir doch klar sein, daß mir das Kind Leid tut. Dir nicht?
Wenn ein Hund ein Tier brutal totbeißt habe ich auch mit diesem Mitleid und bin wütend auf den Hund - das ist aber völlig uninteressant bei der Wertung und Schuldfrage, denn Urteile sollen objektiv und nicht subjektiv (eben aus emotionalem Schock oder Betroffenheit) gefällt werden. Klar tut einem das Kind leid, das hat aber nichts mit der Strafbemessung zu tun, da man beide Seiten betrachten muss. Emotional geführte Debatten sind von Natur aus einseitig und daher im Grunde obsolet bei der Frage "Gerecht: ja / nein?".
Oder extremer und wunderbar OffTopic: Der Fall der Kaisers & Tengelmann Kassiererin - als Arbeitnehmer kann man sich hier nur über die bösen, faulen Bonzen aufregen, die die arme Frau wegen 1,30 Euro Diebstahlsverdacht entlassen haben, als Arbeitgeber darüber, dass das dreiste, klauende Arbeiterpack nicht härter dafür bestraft wird (z. B. Saudi-Arabien: Diebstahl = Hand / Kopf ab!)!
Fabienne3 hat geschrieben:Zum Thema Vertrauen zum Gericht: Freut mich, daß ihr den Urteilen unkritisch gegenübersteht. Frage mich nur wie es sein kann, daß so viele Wiederholungstäter, die eine milde Strafe erhalten haben, auf den Straßen rumrennen. Ohne Kritik keine Verbesserung und Weiterentwicklung. Immerhin werden die Gesetze "nur" von "Menschen" gemacht. Und die machen bekanntlich auch mal Fehler.
Wo bringst Du denn echte, ernstzunehmde Kritik ein? Kritik ist (bzw sollte) konstruktiv (sein) und unterscheidet sich vom bloßen Meckern durch konkrete Lösungsvorschläge, d. h. mehr als nur "Ist ungerecht, sollte man härter bestrafen / länger einbuchten...". Würdest Du Dich mit Strafrechtstheorie auskennen und wie Gesetze und Urteile gebildet werden wäre Dir das klar. Die Schaffung von gerechten Gesetzen sowie eine objektive Urteilsfindung sind in der Praxis mehr als nur Sekundenentscheidungen, nicht umsonst "reifen" diese meist über Jahr(zehnt)e...
Soviele Wiederholungstäter die auf der Straße herumrennen - aha. Wenn Du Dich so gut auskennst, dann hast Du ja sicher kein Problem damit, hier konkrete Zahlen beizubringen, wie hoch die Rückfallquote bei welchen Straftaten ist und wie hoch der Anteil der Wiederholungstäter ist sowie die durchschnittliche Strafhöhe bei diesen. Dir stehen hier wie mir bestimmt die aktuellen Zahlen zur Verfügung , lass Sie uns doch einmal vergleichen und dann weiterreden...
Und als Tipp: Richter machen keine Gesetze, sie handeln nach diesen - wär ja noch schöner, wenn die Legislative und die Judikative das gleiche wären.
Es geht doch überhaupt nicht darum ob mir der Junge leid tut oder nicht (ich habe das übrigens nicht im Fernsehen gesehen, weil ich kaum schaue). Dass mir fast jedes Opfer von Gewalt leid tut steht außer Frage und hat überhaupt nichts mit dem zu tun was ich in meinem Beitrag gesagt habe.
Urteile werden NICHT auf Mitleid basierend gesprochen. Und nur darum geht es in meinem Beitrag - um das Urteil, das als viel zu milde kritisiert wird, obwohl sicher keiner der Leute, die Kritik üben eine komplette Einsicht in den Fall hat.
Überlegt doch mal wo das hinführen würde. Es gibt doch auch wirklich unsympatische Menschen, die Opfer von Gewalt werden. Wenn ich zum Beispiel lese, dass ein Drogendealer abgestochen wurde empfinde ich nicht wirklich viel Mitleid und bin insgeheim vielleicht sogar froh, dass der von der Straße weg ist. Vielleicht denkt sich der Richter, der den Fall verhandelt, das gleiche - aber das bedeutet doch noch lange nicht, dass der Täter freigesprochen wird, nur weil das Opfer es nicht schafft Mitleid zu erregen. Und genauso muss eben auch der Fall dieser Frau objektiv verhandelt werden.
Fabienne3 hat geschrieben:Cloudy: Du mußt ja wissen, was in den Gerichtsshows abläuft.
Wieso muss ich das wissen? Ich ziehe Bücher und Gespräche vor um mir mein Wissen anzueignen und habe auch noch gar nicht so lange einen Fernseher. Aber damit bin ich wohl eine ziemliche Ausnahme heutzutage.
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