Ausnutzen von Arbeitnehmern an der Tagesordnung
Seitdem nun die wirtschaftliche Krise ist und viele große Firmen pleite machen und demnach Konkurs anmelden, ist bei mir im Betrieb die pure "Ausnutzerei" ausgebrochen. Es war ja schon immer so, das gesagt wurde : Wir sind ein Team und da hilft man sich gegenseitig, sodass es ein Geben und ein Nehmen ist, doch momentan ist es in meinen Augen einfach zuviel.
Anfangs habe ich es noch nicht so wirklich wahrgenommen, doch nun fängt auch die Bezirksleiterin an mit Worten wie : "Wir sollen froh sein, überhaupt einen Arbeitsplatz zu haben bei dieser momentanen wirtschaftlichen Lage" oder "Nächste Woche ist Inventur-Schulung. Wer bei diesen unbezahlten 1,5 Stunden nicht dabei ist, der kann gleich gehen" oder "Andere sind froh, sie hätten so einen guten Arbeitsplatz, wie man hier haben kann". Ausnutzerei ist irgendwie momentan an der Tagesordnung, sowohl bei uns Festangestellten als auch bei den Aushilfen. Bevor diese schlimme Wirtschaftskrise ausgebrochen ist, war es nicht so schlimm wie momentan.
Ich komme auf dieses Thema, denn ich wurde gestern von meiner Filialleiterin angerufen, für diese ich letzte Woche Vertretung gemacht habe, da sie krank war. Sie fragte mich, ob ich denn heute schon 1 Stunde früher kommen könnte, natürlich bezahlt. Ich bin auch eine Stunde früher gekommen und durfte mir gleich anhören, das ich nicht 100% gegeben hätte letzte Woche und sie Kleinigkeiten entdeckt hätte, die ich nun abarbeiten solle "unbezahlt". Die Bezirksleiterin hätte herumgemeckert und ich soll diese nun "unbezahlt" abarbeiten. Wenn ich dies nicht machen würde, würde ich gleich morgen meine Abmahnung abholen können. Ich war geschockt und konnte nicht wirklich etwas darauf sagen, denn ich habe mir Mühe ohne Ende gegeben und war am Tag anstatt 9 Stunden, die ich bezahlt bekomme, desöfteren länger da. Naja, letzendlich habe ich meine Arbeiten abgearbeitet, die wirklich nur Kleinigkeiten waren, denn man ist ja keine Maschine und ist auch nur menschlich und macht Fehler.
Ich bin wirklich sehr gerne arbeiten gegangen und bin desöfteren überpünktlich auf der Arbeit erschienen um einen guten Eindruck zu hinterlassen, der jedoch nun schamlos ausgenutzt wird. Durch die wirtschaftliche Krise haben die Chefs bei uns im Betrieb nun einen Grund mehr, das "Ausnutzen und kostenlose Arbeiten" an die Tagesordnung zu setzen. So kommt es mir jedenfalls vor. Die Angestellten so wie ich, die das Geld Monat für Monat dringend zum Leben benötigen, sind sozusagen auf den Arbeitsplatz angewiesen und das wird erkannt.
Wollte meinem Ärger einfach nur mal Luft machen und Eure Meinung hören!
Ich möchte auch mal die Sicht aus der anderen Perspektive versuchen zu verstehen: Meinst du, deine Vorgesetzten haben nicht auch Stress und ebenfalls erhöhten Druck von oben? Klar, wenn es um Kleinigkeiten geht ist das vielleicht nicht so relevant, aber letztendlich muss sich deine Vorgesetzten vor ihrem Vorgesetzten ebenso rechtfertigen. Für sie kommt halt dazu, dass sie Dinge delegieren muss und so nicht die Komplette Kontrolle über alles haben kann. Also nimmt sie ihre Untergebenen etwas härter ran, damit alles halbwegs reibungslos funktioniert.
So bricht sich eben eine Finanzkrise auf alle Hierarchieebenen runter. Irgendwann merkt man es, wenn der Druck immer weitergegeben wird. Und in einem vernünftig geführten Unternehmen wird das erkannt und den Mitarbeitern auch so kommuniziert, die Mitarbeiter werden also auf erhöhten Arbeitseinsatz vorbereitet. Trifft es sie unvorbereitet, kann solcher Ungemach wie bei dir entstehen, das ist dann fürs Betriebsklima und das Vertrauensverhältnis natürlich nicht gut.
Das war jetzt ne relativ oberflächliche Analyse, ich kenne ja weder die Branche noch deine Tätigkeit, die Struktur der Unternehmenshierarchie oder die Bedingungen im Wettbewerb. Das sind da alles so Einflussfaktoren, aber vielleicht konnte ich einen kleinen Einblick auf "das Ganze" Phänomen geben?
Hallöchen,
ich muss dazu sagen, das ich absolut niemand bin, der wirklich auf die Uhr schaut. Ich bin jeden Tag minimum eine Stunde umsonst da und bin wohl einer der wenigen, die damit so umgehen. Bei den Aushilfen dagegen sieht dies schon komplett anders aus. Momentan wechseln die Aushilfen wieder ohne Ende, eben weil sie sich ausgenutzt vorkommen.
Man merkt es total, wenn die Bezirksleiterin wieder Ärger abbekam, dann bekommen wir den ganzen Ärger doppelt und dreifach ab. Am nächsten Tag ist sie wieder freundlich wie immer. Ich verstehe es voll und ganz, das sie diesen Druck weitergeben muss, jedoch ist es in letzter Zeit wirklich schlimm geworden und andauernd bekommt man dann diese Sätze zu hören, das man froh sein soll hier einen Arbeitsplatz zu haben etc.
Ich hoffe, das es in nächster Zeit wieder etwas besser wird, denn hier wird alles mögliche versucht, damit nichts übersehen wird an Fehlern.
lieben Gruß,
SybeX
Hallo!
Ich finde, dass was du schreibst, SybeX wirklich unmöglich. Man kann doch nicht mehr arbeiten als man kann. Und unter dem ständigen Druck, dass man etwas falsch machen könnte, was zur Abmahnung führen kann, wird die Arbeit auch nicht besser.
Irgendwie liesst sich das so, als wenn von "Oben" Druck kam, dass Stellen abgebaut werden sollen und so schon mal angetastet wird, wer vielleicht selber das Handtuch wirft. Die Finanzkrise ist wirklich schlimm. Selbst einige Praktiker Filialen machen schon Kurzarbeit. Dass die Finanzkrise aber selbst die Lebensmittelbranche so sehr betrifft hätte ich nicht gedacht.
Klar, ist es schon Glück und man sollte froh sein, wenn man in der heutigen Zeit überhaupt Arbeit hat. Aber ich finde es schlimm, wenn man immer und immer wieder dermaßen unter Druck gesetzt wird. So macht man automatisch Fehler.
Tja, da fällt mir dann nur eins ein: Und zwar, dass man seinen Unmut kundtun muss. Allerdings sollte solche Kritik sachlich und behutsam angebracht werden. Das muss nichtmal in einem Vier Augen Gespräch sein, sondern vielleicht bei einer Mitarbeiterversammlung, wenn ihr sowas habt? Das Problem dann ist nur, dass sich nicht eine "einer gegen alle" Gruppendynamik einstellt und alle auf der Vorgesetzten rumtrampeln, weil sie sich als Ganzes stärker fühlen. Deshalb eventuell den Großteil der Mitarbeiter vor so einer Versammlung schonmal ansprechen und vorwarnen, dass sowas verhindert wird. Dann sollte man halt sachlich und emotionsfrei (!) die Kritik anbringen. Immer relativ vorsichtig sein bei sowas, aber ich denke das ist klar. Vielleicht auch schonmal eigene Lösungsvorschläge überlegen und einbringen. Sagen, dass ihr gern über Gründe und Auswirkungen der Krise informiert werden würdet, oder irgendwo gern bei der Bewältigung helfen würdet, aber dabei nicht ausgenutzt werden wollt (ausBEUTEN hört sich da so systematisch und geplant an, kein gutes Wort in dem Zusammenhang!).
Was auch eine Alternative wäre, falls diese Aussprache im kleinen Kreis nicht fruchtet oder aus deiner Einschätzung heraus eher nichts bringt ist, eine Hierarchieebene zu überspringen und dort zu kommunizieren. Eigentlich sollte jedes Unternehmen so eine Möglichkeit der Ebenenübergreifenden Kommunikation bieten. Vielleicht, wenn diese Möglichkeit offiziell nicht geschaffen ist, einen guten, alten Brief an einen Vorgesetzten? Behutsam formuliert und dann von euch, also allen Betroffenen untershrieben? Das könnte sogar ein sehr allgemein gehaltener Brief sein, in dem Tenor "Wir spüren die angespannte Lage des Unternehmens sehr deutlich in den Filialen und würden gerne helfen. Die jetzige Situation, dass die Belegschaft stark unter Druck gesetzt wird, kann der Fehlervermeidung und Effizienz der Arbeit unserer Meinung nach aber nicht dienen."
Wäre jetzt so eine Möglichkeit die mir noch einfällt!
Gruß Herr Lehmann
Solche "Arbeitgeber" muss man mit ihren eigenen Waffen schlagen. Wenn die einem mit einem solchen Quatsch kommen, dann gleich kontern. Droht man mit einer Abmahnung, kontert man eben mit einer Anzeige wegen sexueller Belästigung. Geht auch bei weiblichen Vorgesetzten wunderbar. Anstelle erfundener "Unregelmäßigkeiten" sind es dann eben "Anzügliche Bemerkungen, körperliche Berührungen, Gefälligkeitsforderungen unter Schilderung der Wirtschaftskrise".
Wie schon gesagt, wir sind alle Menschen. Und wenn mir ein Mensch unlauter und schäbig gegenübertritt, dann spiegel ich das und der- oder diejenige bekommt das direkt zurück. Eine/r Abteilungsleiterin mit mehreren solchen Vorfällen ist untragbar und kann sich eine Karriere bei anderen Unternehmen abschminken. Genau wie sich ein Arbeitnehmer mit mehreren Abmahnung ein weiteres Berufsleben abschminken kann.
Es geht hier also um die reale Existenz, die hier bedroht wird. Wessen Existenz euch wichtiger ist, die eigene oder die der vermeintlich "da oben", dass muss jeder für sich selbst entscheiden. Gerade in Zeiten wie diesen. Vor der Wirtschaftskrise wurde den Arbeitnehmer nichts geschenkt, sondern in der Regel nur abverlangt. Und in der Wirtschaftskrise scheint mancher "Arbeitgeber" völlig entfesselt. Dem muss man entschieden entgegentreten. Belohnungen für Duckmäusertum hat es noch nie gegeben.
Hallo Rockefeller,
schonmal von dem allseits bekannten metaphorischen "Hebel" und dessen kurzem und längerem Ende gehört? Der Schaden den EIN Mitarbeiter dem Unternehmen anrichten kann ist relativ gesehen ganz schön klein gegenüber dem Schaden den der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer anrichten kann, es sei denn er hat wirklich sehr viel kriminelle Energie.
Und auf genau die appelierst du. Eine leere Drohung aussprechen, was bringt denn das? Wie soll denn so eine Behauptung Druck erzeugen? Vor Gericht würde man diese Aussage wohl kaum tätigen, denn dann macht man sich einer wirklichen Straftat, nämlich der falschen Anschuldigung strafbar. Mag zwar schwer nachzuweisen sein, aber die Strafe dafür sollte doch vor so einem Vorgehen abschrecken.
Genau so entsteht doch eine Art Spirale der Gewalt, auch wenn es hier psychischer Einfluss ist, ist Erpressung eindeutig als Gewalt zu bezeichnen. So schaukelt sich ein Konflikt doch nur weiter hoch, was soll das dann bringen? Eine Lösung? Würde mich stark wundern.
Ich denke, dass in Deutschland die Arbeitgeber die Leute schon seid Jahren ausbeuten und seid der Wirtschaftskrise noch ein Druckmittel mehr gefunden haben ihre Frechheiten zu begründen. Wir arbeiten hier wie die Sklaven vom Dienst. Klar geht man gerne arbeiten, aber wehe man will man als Gegenleistung für die unbezahlten Zusatzarbeiten mal eine halbe Stunde früher gehen, weil man einen Termin hat etc., dann kommen die einem so Doof.
Ich für mich muss sagen, dass ich leider zu den Menschen gehöre, die immer buckelt wie ne Beklopte und es mir schwer fällt, mal runter zu kommen. Seid aber mein Sohn da ist und wir nun so viele schlechte Erfahrungen gemacht haben mit dieser Sklaverei, habe ich mir geschworen, dass diese Zeiten vorbei sind. Ich mach keinen Handschlag mehr für lau. Dann soll er mich doch kündigen und eine Abfindung zahlen.
Und auch wenn der Chef von oben Druck bekommt, dann muss er den Mund aufmachen. Wenn er meint, dass er seinen Unmut an mir auslassen kann, dann ist er nicht kompetent genug um in einer Führungsposition zu arbeiten. Mein Mann war selbst jahrelang Vorgesetzter und hatte in seiner Schicht den niedrigsten Krankheitsstand und war sehr beliebt. Und warum, weil er die Leute nicht wie Dreck behandelt hat, sondern sich auch mal gegen seinen Vorgesetzten durchgesetzt hat, wenn der mit einer seiner glorreichen Ideen kam. Und wenn er ihm das nicht gesagt hat, dann hat er ihn einfach ins offene Messer laufen lassen, indem er bewusst seine Anweisungen ausgeführt hat, mit dem Wissen, dass es gegen den Baum geht.
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