Hoffmann Erzählungen - der Ausflug von Offenbach in die Oper

vom 22.02.2009, 20:14 Uhr

Hallo,

Auch Jacques Offenbach der als der Vater der Operette gilt versuchte sich als Opernkomponist. Seine einzige Oper nannte er „Hoffmanns Erzählungen“. Er komponierte sie in seinen letzten Lebensjahren und konnte leider die Uraufführung seines Werkes nicht mehr miterleben. Die literarische Grundlage bildet das Drama „Les contes de Hoffmann“ von Jules Barbier welches auch das Libretto verfasste. Er verarbeitete in seinem Textbuch die damals in Frankreich sehr populären Erzählungen von E.T.A Hoffmann.

In den nächsten Jahren wurde an der Oper viel herum gedoktert, es wurde gestrichen und umgestellt. Erst die Neufassung von Walter Felsenstein 1958 stellte die eigentliche Idee des Stückes wieder in den Mittelpunkt. Hoffmann ist ein Dichter , der am Ende seine künstlerische Begabung erkennt und seine Liebschaften hinter sich lässt. Musikalisch besitzt sie viele Züge der französischen Spieloper, aber Offenbach schafft es auch seine Gestalten treffend zu charakterisieren, um sie so realistischer und tiefgründiger erscheinen zu lassen.

Die Oper besteht aus drei Akten , einem Vorspiel und Nachspiel. Das Vor- und Nachspiel handeln in Lutters Weinkellerund die drei Bilder, in Spalanzinis physikalischem Kabinett, in Giulettas Palast in Venedig und im Hause Crespels in Wien, Anfang des 19. Jahrhunderts. Es ist Pause in der Vorstellung des „Don Juan“ mit der Sängerin Stella als gefeiertem Star. Studenten strömen in Lutters Weinkeller und die Zeit mit Essen und Trinken zu verbringen. Der Stadtrat Lindorf kauft dem Boten Stellas einen an Hoffmann gerichteten Brief ab. Dieser enthält den Schlüssel zu ihrem Boudoir, wo sie Hoffmann nach der Vorstellung erwartet. Der Stadtrat möchte selbst die Sängerin gewinnen und plant Hoffmann so betrunken zu machen , das sich Stella angewidert von ihm abwendet. Da erscheint Hoffmann angetrunken und depressiv. Beim Trinkgelage mit den Studenten soll Hoffmann was zur Unterhaltung beitragen. Hoffmann singt darauf die Ballade des kleinen verkrüppelten Zwerges „Klein Zack“ die aber mittendrin beim Anblick des Porträts von Stella in melancholische Schwärmerei umschlägt. Neugierig geworden wollen seine Zechkumpanen nun mehr wissen über seine Liebesabenteuer und Hoffmann fängt an zu erzählen.

Wir befinden uns im Hause von Spalanzini einen bekannten Fabrikanten von Spielzeug und Automaten. Er betrachtet gerade seine neuestes Meisterwerk, was er zusammen mit seinem Freund Coppelius gebaut hat. Die Puppe Olympia ist ein Automat der wie ein Mensch aussieht, sprechen, singen und tanzen kann. Deshalb lebt Hoffmann auch in dem Irrglauben, Olympia sei die Tochter Spalanzinis. Niklaus, Hoffmanns ständiger Begleiter versucht ihm durch die Blume zu sagen, das es halt nur eine Puppe ist, aber Hoffmann will nichts hören. Da erscheint der Optiker Coppelius und schwatzt Hoffmann eine magische Brille auf, durch die er alles so sieht wie er es gerne hätte.

Da erscheint Spalanzini mit seinen Gästen, sie wollen alle sein neues Kunstwerk in Aktion sehen. Olympia erscheint und begeistert die Gäste mit ihrem Gesang. Das Fest geht weiter und Hoffmann ist überglücklich mit Olympia den Tanz eröffnen zu dürfen. Während des Tanzes dreht sie sich immer schneller bis Hoffmann erschöpft zusammensinkt und dann seine magische Brille zerbricht. Jetzt erscheint Coppelius wieder, er tobt vor Wut weil ihn Spalanzini um seinen Anteil am Projekt Olympia betrogen hat und beginnt nun die Puppe in ihre Einzelteile zu erleben. Hoffmann muss mit Schrecken erkennen, das er seine Liebe einem leblosen Automaten geschenkt hat.

In Venedig hat die Kurtisane Giulietta ihre zahlreiche Verehrer in ihrem Palast versammelt. Auch Hoffmann ist seit kurzem leidenschaftlich in die schöne Giulietta verliebt. Sein Freund Niklaus warnt ihn wieder vor der zerstörerischen Macht dieser Frau. Da erscheint der dämonische Dapertutto, er sammelt die Spiegelbilder der Liebhaber Giulietta, diese geben ihm gleichzeitig Macht über das Herz und die Seele. Bei einem romantischen Zusammensein mit Giulietta verliert auch Hoffmann seins. Da erscheint Schlemihl der letzte Liebhaber Giuliettas, als diese ihm ins Ohr flüstert, er besitze den Schlüssel zu ihrem Zimmer ist Hoffmann nicht mehr zu halten. Doch zuvor hält Dapertutto ihm den Spiegel vor die Nase und Hoffmann er kennt das er kein Spiegelbild mehr besitzt. Niklaus drängt ihn zur Flucht aber die Macht Giuletta ist stärker, er will unbedingt diesen Schlüsselund so kommt es zum Duell der beiden. Hoffmann sticht mit dem Degen von Dapertutto Schlemihl nieder, entreißt ihm den Schlüssel und will zu Giulietta eilen. Doch die lacht ihn nur aus und fährt mit einem anderen Geliebten davon. Jetzt wird ihm klar das er für diese Liebe sein Spiegelbild geopfert hat und auch noch zum Mörder wurde.

Das dritte Bild handelt ihn Wien im Hause des Musikers Crespel. Hoffmann hat sich diesmal in die Tochter Crespels Antonia verliebt. Diese sitzt zu Hause am Klavier und singt vor sich hin, was ihren dazu kommenden Vater in Schrecken versetzt. Denn Antonia hat nicht nur die wundervolle Stimme ihrer Mutter geerbt sondern auch die Schwindsucht an der ihre Mutter ziemlich früh starb. Um ihren Vater zu beruhigen verspricht sie nicht mehr zu singen. Da erscheint Hoffmann und beide beteuern ihre Liebe zu einander, bis Antonia von Schmerzen in der Brust geplagt aufhören muss, Jetzt erscheint auch noch der dämonische Doktor Mirakel, der mit seinen geheimnisvollen Tränken helfen will. Aber Crespel will das auf gar keinen Fall, weil er ihm die Schuld gibt am Tode von seiner Frau. Es gelingt ihm nach einiger Zeit den Doktor vor die Tür zu setzen. Hoffmann der alles heimlich mit anhörte bittet Antonia nun auch darum nicht mehr zu singen und eilt fort um ihre Flucht vorzubereiten. Da steht plötzlich Doktor Mirakel wieder im Raum und malt ihr das Leben einer gefeierten Sängerin in glühenden Farben aus. Als nächstens hört Antonia die Stimme ihrer Mutter die sie auffordert zu singen und Antonia singt mit ihrer Mutter im Duett bis sie tot zusammenbricht . Ihr Vater und Hoffmann kommen zu spät. Hoffmann ist verzweifelt,auch diese Liebe war unglücklich.

Der Epilog spielt wieder in Lutter Weinkeller Hoffmann erschöpft vom Erzählen und betrunken, schläft am Tisch ein , als Stella im Weinkeller erscheint sieht sie den betrunkenen Hoffmann und läßt sich dann von dem Stadtrat Lindorf nach Hause begleiten. Hoffmann erscheint im Traum die Muse, die ihm sagt er solle sein Talent lieber der Dichtung als den Frauen weihen .

Wer sich diese Oper auf Dvd angucken möchte, dem empfehle ich eine Aufführung aus der Covent Garden Opera in London mit Placido Domingo als Hoffmann, in der Regie von John Schlesinger.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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