Sohn plötzlich sensibel

vom 18.02.2009, 13:43 Uhr

Ich muss nun mal von gestern Abend erzählen. Mein Mann hatte eine kleine Dienstreise und konnte die Nacht nicht bei uns verbringen. Sonst ist es immer so gewesen, dass mein Sohn dann die Chef-Rolle von meinem Mann übertragen bekam. Mein Sohn muss dann die Haustür abschließen und in der Nacht bei mir schlafen, damit ich nicht so alleine bin. :lol:

Nun schrieb mein Mann mit unserem Sohn, bzw. es ist ja eigentlich sein Stiefsohn, einige SMS. Mein Sohn schrieb dann, wie sehr er seinen Papa vermisst und das er sein Schlaf-Shirt trägt, weil es so gut nach Papa schnuppert.

Kurz vorm einschlafen rief mein Mann dann noch an, und wollte meinem Sohn " Gute Nacht" sagen. Mein Sohn also das Handy mit unter die Bettdecke, kurz gesprochen, und dann fing er bitterlich an zu weinen. Er wollte das Papa kommt, Papa soll nicht mehr weg gehen, und überhaupt sei alles ganz schrecklich.

Wir hatten davor einen ganz schönen Abend mit Kerzenschein, Spiele spielen und schmusen. Es kam alles ganz plötzlich, und der Kleine ließ sich nicht beruhigen und schlief dann unter Tränen doch noch ein. So ein Verhalten kenne ich von meinem Sohn gar nicht, denn ich bin ja auch noch da gewesen. :shock: Meinem Mann tat es sehr leid, und am liebsten wäre er auch sofort nach Hause gekommen.

Kennt ihr auch solche Gefühlsausbrüche von euren Kindern, obwohl sie sonst immer wie Joe Cool sind? Vielleicht muss mein Mann dies Jahr noch eine längere Zeit ins Ausland und das beschäftigt meinen Sohn bestimmt innerlich auch schon.

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» Softeis » Beiträge: 2587 » Talkpoints: 5,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Es ist schön, wenn sich Stiefpapa und Stiefsohn so toll verstehen. Aber ich denke, dass dein Sohn überfordert ist, wenn er von seinem Papa die Chef-Rolle übertragen bekommt. Es ist zwar etwas tolles, dass Papa so ein Vertrauen hat, aber im Grunde ist dein Sohn mit dieser Situation völlig überfordert. Auch, wenn du nicht das Gefühl hast, aber du musst dir mal vorstellen, welche Bürde auf deinem Sohn lastet. Ich spreche da auch aus eigener Erfahrung.

Mein Sohn kam am Wochenende immer von den Besuchtstagen mit seinem Vater nach Hause und hat sich völlig anders verhalten, als vor dem Besuchstag. Ich bin schier verzweifelt. Der Junge weinte viel und an Schlafen war kaum zu denken. Ich bin mit ihm zu einem Kinderpsychologen gegangen. Dort wurde festgestellt, dass Papa ihm gesagt hat, dass er jetzt der Mann im Hause ist und auf die Mama aufpassen muss. Der Junge konnte das gar nicht verarbeiten. Er hat es zwar nicht selber zugegeben, war selber auch stolz darauf, dass ER der Mann im Hause war, aber sein Unterbewusstsein konnte das einfach nicht verarbeiten.

Es war sehr schwer, dem Jungen klar zu machen, dass er nicht auf mich aufpassen muss, sondern, dass die Erwachsenen auf die Kinder aufpassen. Nehmt eurem Kind die Bürde, dass er die Chef Position hat, wenn dein Mann nicht zu Hause ist. Auch wenn das Kind es nicht zeigt. Aber jedes Kind wird dadurch überfordert.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Also so schwankend kenne ich das nicht. Unser Sohn ist auch ein Papakind und es gibt auch Tage, wo er weint, wenn Papa weg geht. Aber das ist bei uns nichts ungewöhnliches, denn unser Sohn hat auch mit Papa manchmal Tage, wo er gar nicht kuscheln mag und uns gar nicht wahrnimmt und an anderem Tag kommt er ständig zu und und kuschelt oder verteilt mal einen Kuss.

Ich würde das jetzt auch nicht zu ernst nehmen. Manchmal lässt sich das von Berufswegen einfach nicht ändern. Und gerade Kinder können sich in die Sehnsucht auch so rein steigern, dass sie nicht wissen wohin mit dem Schmerz. An anderen Tagen, haben sie dann wieder den Trick raus, wie sie sich ablenken müssen, weil sie wissen, das so die Zeit schneller rum geht und Papa ist wieder da.

» Naffi » Beiträge: 948 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich glaube nicht, dass der Sohn von Yvonne weint, weil er seinen Papa vermisst. Sicherlich wird es eine Nebenrolle dabei spielen. Aber er ist ist meines Erachtens überfordert, Papas Stelle einzunehmen. Er würde das wahrscheinlich nicht zugeben. Aber im Grunde wünscht er sich, dass Papa da ist, damit er nicht die Rolle des Vaters übernehmen muss.

Jedes Kind reagiert anders. Und mein Sohn wollte einfach nicht schlafen, weil er im Schlaf ja nicht auf mich aufpassen konnte. Und der Sohn von Yvonne wünscht sich seinen Papa herbei, der ihm die Rolle des Vaters wieder abnimmt. Er fühlt sich zwar stolz, dass Papa ihm das zutraut, aber er ist noch ein Kind, was dem ganzen gar nicht gewachsen ist und das sollte man sogar sehr ernst nehmen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich kann mir auch vorstellen, dass dein Sohn sich etwas überforder fühlt. Die Stelle von Papa ist eben eine große Aufgabe, für so einen kleinen Kerl. Ich denke, dass er vielleicht Angst hat, dass er Papa nicht ausreichend "ersetzt".

Vielleicht vermisst dein Sohn seinen Papa aber auch einfach nur und hat bisher immer den Tapferen gespielt und es sich nicht anmerken lassen. Denn du schreibst ja, dass sein Papa früher auch schon mal öfter über Nacht weg war. Vielleicht hat sich dein Sohn da einfach nur zusammengerissen und nicht gezeigt, dass er seinen Papa vermisst. Es kann ja sein, dass er für Mama stark sein wollte.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Leider hast du nicht geschrieben, ob dein Sohnemann deine Trennung von seinem leiblichen Vater mit erlebt hat. Denn auch daher kann sein plötzlich sehr ängstliches Verhalten resultieren. Auch wenn der Kleine deinen jetzigen Mann als seinen Papa ansieht, kann es nämlich durchaus sein, dass er fürchtet, dass der Papa nicht einfach nur über Nacht oder für ein paar Tage weg bleibt, sondern vielleicht gar nicht wieder kommt, so wie sein Erzeuger. In diesem Fall würde ich empfehlen, dass der Stiefvater mit dem Jungen redet und ihm verspricht, dass er immer wieder kommt, auch wenn er zwischendurch mal weg fahren muss.

Ansonsten kann ich meinen Vorrednern nur Recht geben. Bürdet einem kleinen Jungen nicht so viel (gefühlte) Verantwortung auf, indem ihr ihn zum Mann im Haus erklärt. Auch Kinder brauchen Freiräume, um sich entfalten zu können. Wenn er aber z.B. mit bei dir im Bett schlafen "muss", wenn der Papa nicht daheim ist, nimmst du ihm einen Teil seines Freiraums. Er empfindet es vielleicht so, dass er den Schlaf der Mama überwachen muss und hat dann ein schlechtes Gewissen, wenn er doch einschläft.

Direkt darauf ansprechen würde ich den Kleinen aber nicht. Die Chancen, dass er tatsächlich äußert, überfordert zu sein, sind sehr gering. Stattdessen würde ich dem Jungen sagen, dass der Papa dir genau erklärt hat, auf was du achten musst, wenn er nicht da ist und dass du diesmal die Rolle des Aufpassers übernimmst. Natürlich kannst du ihn anfangs noch mit einbeziehen, indem du ihn z.B. nachschauen lässt, ob die Tür auch wirklich gut abgesperrt ist. Dann ist der Umschwung nicht ganz so extrem und er bekommt nicht das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, weil du jetzt die Verantwortung übernehmen willst.

» Sunny08 » Beiträge: 228 » Talkpoints: 0,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Mein Sohn ist auch sehr wechselhaft - mal Mr. SuperCool und dann bricht er aus mir unverständlichen Gründen in Tränen aus, weil ihn irgendetwas belastet. Allerdings ist mein Sohn drei oder vier Jahre jünger als Deiner.

Weißt Du worüber die beiden Männer gesprochen haben? Kannst Du so vielleicht nachvollziehen, was den Jungen so verängstigt hat? Hat er irgendetwas missverstanden?

Allerdings kann der Ausbruch Deines Sohnes auch nur bedingt mit dem Telefonat zusammenhängen. Hat er im Zusammenhang mit dem Beruf Deines Mannes irgendetwas gehört, was ihn so verstört? Mein Sohn wurde mit knapp 5 von einem etwas älteren Freund darüber aufgeklärt, dass ich (seine Mama) irgendwann mal sterben würde. Das hat ihn tagelang verstört und etliche Gespräche waren nötig um die Dinge wieder ins Lot zu bringen.

Ich denke, dass es Sinn macht, das Thema noch mal behutsam anzusprechen. Vielleicht besteht ja doch Klärungsbedarf.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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