Kredit jetzt aufnehmen oder warten?
Mein Mann und ich haben im Sommer endlich ein Grundstück gefunden und gekauft, das uns vollkommen zusagt. Nun machen wir uns natürlich auch schon jede Menge Gedanken darüber wie, wann und mit wem wir bauen. Auch die Frage über die Finanzierung taucht dabei immer wieder auf. Auf der einen Seite wollen wir erst noch ein wenig sparen um dann erstens weniger Kredit aufnehmen zu müssen und zweitens auch eine geringere monatliche Belastung zu haben. Auf der anderen Seite fragen wir uns aber auch, ob es nicht gerade jetzt sinnvoll ist einen Kredit aufzunehmen und die Zinsen einzufrieren.
Wie groß sollte der Spielraum sein, der uns trotz Kreditrate bleibt? Laufende Kosten berechnen wir ohnehin großzügig, aber wie viel sollte übrig bleiben, damit beispielsweise eine Autoreparatur oder etwas Ähnliches nicht zum großen Problem werden?
Weiters sind wir uns unsicher ob ein endfälliger Kredit oder ein „normaler“ Kredit, bei dem man Zinsen und Betrag gleichzeitig zurückzahlt, sinnvoller ist. Kann uns jemand ein wenig weiterhelfen?
Nipfi hat geschrieben:Auf der anderen Seite fragen wir uns aber auch, ob es nicht gerade jetzt sinnvoll ist einen Kredit aufzunehmen und die Zinsen einzufrieren.
Zinsen einfrieren? Bei welcher Bank soll dass denn über die ganze Zeit bei einem Immobilienkredit möglich sein, soweit ich weiß geht das nur mittels eines Forward Darlehens - und hier bezahlt man den festen Zins mit einem Zinsaufschlag. Das lohnt sich wirklich nur, wenn man auf Zinssicherheit sehr viel Wert legt und die Kalkulation auf Jahre eng ist, damit man nicht wie die US Häuslebauer auf einmal deutlich anziehenden Zinsen begegnet.
Der feste Zins aus der Zinsbindung bei einem Immobiliendarlehen ist meist nur auf eine kurze Zeit gesichert, je nach Verhandlungsgeschick auch länger, aber nicht über die ganze Zeit
Nipfi hat geschrieben:Wie groß sollte der Spielraum sein, der uns trotz Kreditrate bleibt? Laufende Kosten berechnen wir ohnehin großzügig, aber wie viel sollte übrig bleiben, damit beispielsweise eine Autoreparatur oder etwas Ähnliches nicht zum großen Problem werden?
Keine Ahnung, kommt darauf an wieviel ihr verdient und wie stark beispielsweise euch eine 500 oder 1.500 Euro Reparatur aus der Bahn wirft - für manche Häuslebauer heißt das vielleicht 6 Monate sparen, andere zahlen es aus der Portokasse.
Grundsätzlich: Je mehr Spielraum, desto weniger Risiko - im Grunde kommt das auf euch an, da manche knapp an der Grenze kalkulieren und das noch als mittleres Risiko einstufen, andere wollen soviel Luft haben, dass sie auch locker die Arbeitslosigkeit eines Partners mittragen können.
Nipfi hat geschrieben:Weiters sind wir uns unsicher ob ein endfälliger Kredit oder ein „normaler“ Kredit, bei dem man Zinsen und Betrag gleichzeitig zurückzahlt, sinnvoller ist. Kann uns jemand ein wenig weiterhelfen?
Hier müsste man im Detail gründlich nachrechnen, Pi mal Daumen kann ich Dir dazu nur sagen, dass ein endfälliges Darlehen deutlich billiger, aber auch deutlich in die Hose gehen kann - ein endfälliges Darlehen ist allgemein etwas riskanter als ein "normales", da die meisten hier auf günstige Kreditzinsen und hohe Anlagezinsen setzen um dann unter`m Strich mit Gewinn rauszugehen. Nur kann Dir keine Glaskugel der Welt diesen Verlauf garantieren und in der Regel gehen niedrige Kreditzinsen und niedrige Anlagezinsen Hand in Hand.
Auch verliert man bei einem endfälligen Darlehen verschiedene Steuervorteile, außer wenn ihr eine Immobilie vermietet. Dazu kommen noch andere Steuervorteile, beispielsweise wenn man selbstständig ist usw., die man entweder mitnehmen kann oder nicht.
Meiner Erfahrung nach sehen endfällige Darlehen auf dem Papier immer gut aus, aber viele werden oft am Ende der Darlehenslaufzeit von der sich bis dato aufgebauten Darlehensschuld erschlagen. Endfällige Darlehen würde ich dann zu 100 % bevorzugen, wenn ich ein Anleger wäre, der sich ein wenig in gewinnbringenden Anlagen sicher auskennt und so mit hoher Sicherheit eine Rendite erwirtschaften kann, die über dem Darlehenszins liegt.
Hallo Nipfi,
schwierige Fragen stellst du da, aber ich will mal versuchen, dir eine adäquate Antwort zu liefern.
Zum Thema jetzt oder später finanzieren:
Die Zinsen sind aktuell so günstig, wie selten zuvor. Laut aktueller Zinsmitteilung, die ich gestern bekommen habe, werden Kredite für Baufinanzierungen zur Zeit ab 3,6 % nominal (3,66% effektiv) ausgereicht. Billiger habe ich es bis jetzt noch nicht gesehen. Bei den meisten Instituten kannst du auch eine Finanzierung für bis zu 24 Monate im Voraus abschließen, wodurch der Zinssatz zwar etwas steigt, du dir aber die günstigen Zinsen sicherst. Die Frage, die ich mir gerade stelle ist, wie lange wolltet ihr ursprünglich noch warten? Wenn es sich bei euch um 1 Jahr oder einen ähnlich kurzen Zeitraum handelt, dann empfehle ich euch, dieses Jahr noch los zu legen, da ihr im Moment auch eine gute Auswahl bei den Baufirmen habt, sie freuen sich über Aufträge und können sicher auch preislich das ein oder andere machen, was in guten wirtschaftlichen Zeiten schwieriger wäre. Aus den Informationen, die ich bis jetzt von dir habe, würde ich auf jeden Fall zum sofort zuschlagen raten.
Wieviel sollte übrig bleiben: Diese Frage kann dir keiner wirklich auf den Cent genau beantworten. Wichtig ist, dass ihr euch nicht bis ans Limit finanziert. Das heißt, dass ihr auf keinen Fall eine monatliche Belastung eingehen solltet, mit der ihr am Ende nur noch 200 Euro oder so übrig habt. Das ist gefährlich.
Man sagt, bei einem 2 Personen Haushalt muss man mit laufenden Kosten von ca. 1000 € rechnen. Dazu kommen eventuell bestehende Kredit- oder Leasingraten für Autos, Untrerhaltszahlungen usw. Ich komme gleich nochmal darauf zurück, wenn ich dir einige Berechnungsbeispiele für eine Wohnhausfinanzierung gebe.
Endfällig oder Tilgung?
Ich tendiere hier am liebsten zur goldenen Mitte. Ein sogenanntes Vorausdarlehen. Es ist etwas teurer in der Endfinanzierung, wie ein Tilgungsdarlehen, aber günstiger als ein Endfälliges Darlehen. Die Funktionsweise hierbei sieht wie folgt aus. Du nimmst z.B. ein Darlehen in Höhe von 100.000 € zum 1.3.2009 auf. Die Zinsbindung beträgt 10 Jahre. Der Zins ist hier z.B. 4,5%. Zu der Finanzierung, schließt du einen Bausparvertrag ab.
Du bekommst nun 100.000 € ausgezahlt und zahlst in den folgenden 10 Jahren eine monatliche Zinsrate und einen Sparbetrag in den Bausparvertrag in Höhe von 698,17 €. In den Bausparvertrag kannst du jederzeit Sonderzahlungen leisten, die du bei einem Tilgungsdarlehen immer gesondert vereinbaren musst und die immer Zinsaufschlag bedeuten. Nach der Zuteilung des Bausparvertrages in 2019 löst dieser den ursprünglichen Kredit ab und an diese Stelle tritt ein Bauspardarlehen. Dieses macht Sinn, weil du dir damit schon jetzt den günstigen Zinssatz von im Schnitt 3,9% sicherst, den du dann von 2019 bis zum Ende sicher hast. von 2019 bis zum Ende (in diesem Beispiel bis 2029) zahlst du nun noch eine Rate von monatlich 588,48€.
Vorteile bei dieser Variante sind ganz klar, dass du jederzeit Sonderzahlungen leisten kannst und das du dir von Anfang an Zinssicherheit einkaufst. Dir kann es egal sein, wie die Zinsen in 10 Jahren stehen, selbst wenn sie dann bei 8 % sind, du hast die 3,9% sicher. Außerdem kannst du unter Umständen (vorausgesetzt euer Einkommen ist nicht zu Hoch) hierbei noch staatliche Förderung in Form der Wohnungsbauprämie abgreifen (8,8% auf maximal 1024 € pro Jahr, wenn ihr verheiratet seid). Ich persönliche halte diese Variante für die Beste. Euer finanzieller Spielraum sollte gewährleisten, dass ihr zwischen 250 und 500 € im Monat nach der Kapitaldienstberechnung der Bank über habt. Das minimiert das Risiko, dass ihr im Extremfall euer Haus versteigern dürft.
Ich hoffe, dass meine Erklärungen nicht allzu schwierig bzw, unübersichtlich geworden sind.
Das kommt darauf an, wie viel ihr aus dem laufenden Einkommen in den Hausbau stecken wollt. Meine Eltern hatten einen niedrigeren Kredit genommen, was aber auch hieß, dass sie monatlich locker 1500 Euro noch selbst rein steckten. Allein schon Werkzeug (obwohl wir viel hatten) läppert sich dann schnell mal auf ein stolzes Sümmchen zusammen.
Sie hatten damals keinen großen Spielraum mehr, was aber auch hieß, dass sie das 11 Jahre alte Auto selbst irgendwie reparieren mussten und das auch nach dem Bau noch einige Jahre fuhren. Also ich denke, es bringt mehr, wenn man einen niedrigeren Kredit aufnimmt und selbst monatlich noch was dazulegt, als zu hoch zu gehen. Sollte wirklich mal eine unerwartete Rechnung kommen, dann muss der Bau halt mal etwas stoppen, weil man nur noch das machen kann, wo man das Material schon hat. So ein Baustop kostet euch aber weniger, als wenn ihr die Zinsen für einen höheren Kredit gegenrechnet.
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